Mädchen malt eine Glasscheibe bunt an
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Kinderentwicklung - das vierte Lebensjahr

Von: Onmeda-Redaktion
Letzte Aktualisierung: 29.12.2021 - 16:52 Uhr

Das Kind wird mit jedem Monat mehr und mehr selbstständig. Es baut im 4. Lebensjahr, also zwischen 3. und 4. Geburtstag, zunehmend Beziehungen zu anderen Personen als Vater oder Mutter auf.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Entwicklung Allgemein

Kinder im 4. Lebensjahr sehr unterschiedlich entwickelt. Während einige Dreijährige schon allein – ohne Anwesenheit eines Elternteils – eine Spielgruppe besuchen, fällt es anderen Kindern sehr schwer, sich von den Bezugspersonen ein Stück zu lösen. Oft werden daher gerade die ersten Kindergartentage zum Problem.

Während das Fremdeln im 2. und 3. Lebensjahr noch besonders ausgeprägt ist, schwächt dieses Verhalten im Laufe der Zeit immer weiter ab. Je selbstständiger und emotional unabhängiger das Kind wird, desto eher nimmt es auch Kontakt zu anderen Personen auf und kann für eine gewisse Zeit ohne Vater und Mutter spielen.

Körperliche Entwicklung

Kleinkinder entwickeln sich unterschiedlich schnell. Während viele von ihnen im 4. Lebensjahr nicht mehr Einnässen, brauchen andere etwas länger. Im Allgemeinen verläuft die Entwicklung bei Mädchen etwas schneller als bei Jungen.

Einnässen mit Vier ist o.k.

Einnässen gehört zu den häufigsten Störungen im Kindesalter. Gut zehn Prozent aller Siebenjährigen haben noch damit zu kämpfen, Jungen etwa doppelt so häufig wie Mädchen. Kinderärzte raten dazu, bis zum 6. Lebensjahr der Kinder Ruhe zu bewahren und vor allem keinen Druck aufzubauen. Sollte Ihr Kind mit vier Jahren noch nicht trocken sein, brauchen Sie sich im Allgemeinen keine Sorgen zu machen.

Meist lernen Kinder spätestens nach dem 3. Geburtstag von alleine, ihre Blase allmählich zu kontrollieren. Erst tagsüber, dann auch mit der Zeit nachts. Eine besondere „Sauberkeitserziehung“ ist dabei in etwa so wirksam wie ein Schnupfenmittel: Ohne Medikament dauert der Schnupfen eine Woche, mit sieben Tage. Von Einnässen (Enuresis) spricht man erst, wenn Kinder sich auch nach dem 5. Geburtstag mehrmals im Monat nachts oder tagsüber nass machen.

Mediziner unterscheiden die sogenannte primäre von der sekundären Enuresis. Bei der primären Enuresis waren die Kinder noch nie über einen längeren Zeitraum trocken. Oftmals ist der Grund eine verzögerte körperliche Entwicklung, die sich bald von selbst einstellt. Bei der sekundären Enuresis nässen Kinder plötzlich wieder ein, obwohl sie bereits mehrere Monate lang „trocken“ waren. Hintergrund sind oft einschneidende seelische Erlebnisse wie die Geburt eines Geschwisterkinds, die Trennung der Eltern oder Ähnliches. Manchmal ist die Ursache auch ein unentdeckter Harnwegsdefekt.

Drängen Sie Ihr Kind nicht zum „Sauberwerden“. Dadurch kann die Entwicklung zu einer selbstständigen Blasen- und Darmkontrolle nicht beschleunigt werden.

Geistige Entwicklung, Emotionen und Lernen

Im 4. Lebensjahr beginnen Kinder unter anderem, sich für Zahlen zu interessieren. Meist ganz nebenbei und durchaus im ureigenen Interesse, wenn es beispielsweise darum geht, beim Verteilen von Bonbons gegenüber anderen Kindern nicht in Nachteil zu geraten. Oft lernen sie in dieser Zeit als erstes, ihre fünf Finger an der Hand abzuzählen. Bald halten sie auf Nachfrage vier Finger in die Höhe, um bekannt zu geben, wie alt sie demnächst werden.

Zählen

Überhaupt eignen sich Zahlen hervorragend dazu, spielerisch erlernt zu werden: Kinder lieben es, kleine Mengen (bis fünf) zu bestimmen: Die Anzahl der Familienmitglieder, der Stühle am Tisch, der Apfelstückchen auf dem Teller. Gibt es einen Aufzug im Haus, lernen Kinder schnell die Bezeichnungen der Stockwerke und damit auch die Grundzahlen kennen. Auch die eigene Hausnummer sowie die der besten Freundinnen und Freunde sind von lehrreichem Interesse.

Erzeugen Sie aber keinen Leistungsdruck. Knapp Vierjährige sind noch weit davon entfernt, einen echten Mengenbegriff zu haben. Ebenso wenig, wie sie bereits den Unterschied zwischen einer Woche und einem Monat begreifen, haben sie eine Vorstellung davon, dass zwanzig doppelt so viel ist wie zehn. Im Grunde reicht es fürs Erste, wenn sie ganz im archaischen Sinn den Unterschied zwischen viel und wenig verstehen. Der Rest kommt – wie so vieles – von selbst.

Erste Zeichnungen

Zwischen dem 36. und dem 48. Lebensmonat können Sie erste menschliche Gestalten auf den Zeichnungen Ihres Sprösslings erkennen. Während Kinder vor dem 30. Lebensmonat in der Regel nur eckige und ab dem 30. Lebensmonat auch runde Formen aufs Papier bringen, sind sie nun in der Lage, sogenannte Kopffüßler zu zeichnen.