Ketamin-ratiopharm 50mg O.K. Injektionslösung

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)

Hersteller: ratiopharm GmbH
Wirkstoff: Ketamin
Darreichnungsform: Injektionslösung

Rezeptpflichtig

Wirkung

Ketamin-ratiopharm 50mg O.K. Injektionslösung enthält den Wirkstoff Ketamin. Zu beachten ist außerdem die besondere Wirkung von Ketamin-ratiopharm 50mg O.K. Injektionslösung.

 

Ketamin dient der Einleitung und Durchführung einer allgemeinen Narkose. In diesem Zusammenhang kommt Ketamin in der Notfallmedizin und auf der Intensivstation auch bei künstlich beatmeten Patienten zum Einsatz. In der Kinderchirurgie sowie in der Notfallmedizin wird meist nur Ketamin allein verwendet; ansonsten ist die Kombination mit anderen Narkosemitteln gebräuchlich. Ein weiteres Anwendungsgebiet ist die Verwendung zusätzlich zu einer örtlichen Betäubung.

Ketamin erweitert die Bronchien. Aufgrund dieser Eigenschaft kann es auch zur Behandlung langanhaltender Asthma-Anfälle (Status asthmaticus) eingesetzt werden, wenn nichts anderes hilft. Dazu sind allerdings so hohe Dosen notwendig, dass künstlich beatmet werden muss. Im Notfall kann Ketamin auch in die Nase gegeben werden, wenn auch die zur Unterbrechung eines starken Anfalls notwendige Blutkonzentration so nicht leicht zu erreichen ist. Daher bleibt diese Möglichkeit leichteren Anfällen vorbehalten und Situationen, in denen der Betroffene alleine ist.

Wird Ketamin eingespritzt, sollte dies nur durch einen in der Narkose oder Notfallmedizin erfahrenen Arzt geschehen. Trotz weitgehend erhaltener Schutzreflexe kann ein Einatmen von Mageninhalt (Aspiration) nicht mit Sicherheit ausgeschlossen werden. Deshalb und wegen einer möglichen Unterdrückung der Atemfunktion bei hohen Dosen oder rascher Injektion in die Vene muss die Möglichkeit zur künstlichen Beatmung gegeben sein.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Ketamin sind vertiefende Informationen verfügbar:

    Dosierung

    Narkoseeinleitung
    Zur Einleitung einer allgemeinen Narkose gibt der Arzt 1 bis 2 Milligramm Ketamin/Kilogramm Körpergewicht in die Vene oder 4 bis 8 Milligramm/Kilogramm Körpergewicht in einen Muskel. Zur Aufrechterhaltung der Narkose wird die halbe Dosis bei Bedarf nachinjiziert, im Allgemeinen alle 10 bis 15 Minuten. Bei Notfällen ist die Dosierung wesentlich geringer: 0,25 bis 0,5 Milligramm Ketamin/Kilogramm Körpergewicht in die Vene oder 0,5 bis ein Milligramm/Kilogramm Körpergewicht in einen Muskel.

    Ketamin kann aber auch als Dauerinfusion in einer Dosierung von 1 bis 6 Milligramm Ketamin/Kilogramm Körpergewicht und Stunde verabreicht werden. Vielfach Verletzte und Patienten in schlechtem Allgemeinzustand erhalten geringere Dosierungen.

    Einsatz zusätzlich zu einer örtlichen Betäubung
    Nach Bedarf gibt der Arzt 0,25 bis 0,5 Milligramm Ketamin/Kilogramm Körpergewicht.

    Behandlung langanhaltender Asthma-Anfälle
    Der Arzt spritzt 1 bis 2, bei Bedarf bis 5 Milligramm Ketamin/Kilogramm Körpergewicht in die Vene.

    Schmerzstillung bei bewusstlosen, beatmeten Patienten
    Hier verabreicht der Arzt im Allgemeinen zunächst sehr schnell 0,5 Milligramm Ketamin/Kilogramm Körpergewicht und legt dann eine Dauerinfusion von 0,4 bis 1 (oder bis 3) Milligramm Ketamin/Kilogramm Körpergewicht und Stunde an. Dazu wird gleichzeitig ein Benzodiazepin gegeben. Eine Behandlungsdauer von vier bis sechs Wochen sollte mit dieser Therapie nicht überschritten werden.

    Sonstige Bestandteile

    Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

    Nebenwirkungen

     

    Sehr häufige Nebenwirkungen:
    Aufwachreaktionen (wie lebhafte Träume und Albträume, Übelkeit und Erbrechen, erhöhter Speichelfluss, Sehstörungen, Schwindel, Unruhe), Blutdruckanstieg, schneller Herzschlag.

    Häufige Nebenwirkungen:
    Reflexsteigerung, Stimmritzenkrampf, zeitweiliges Herzrasen, Schleimfluss in den Bronchien, Atemfunktionsstörung.

    Gelegentliche Nebenwirkungen:
    Muskelkrämpfe, Augapfelzittern, Doppeltsehen, Zunahme des Augeninnendrucks, masernartige Hautrötung, Hautausschlag, Schmerzen und Rötung an der Injektionsstelle.

    Seltene Nebenwirkungen:
    allergische Reaktion, Herzrhythmusstörungen, verlangsamter Herzschlag, niedriger Blutdruck (insbesondere in Verbindung mit Kreislauf-Schock).

    Sehr seltene Nebenwirkungen:
    Überempfindlichkeitsreaktionen, weitere Blutdrucksenkung (bei Patienten im Schockzustand).

    Besonderheiten:
    Zu Reflexsteigerung und Stimmritzenkrampf kommt es bei diagnostischen und therapeutischen Eingriffen im Bereich der oberen Atemwege insbesondere bei Kindern. Bei Eingriffen am Rachen und in den Bronchien können daher muskelerschlaffende Mittel (Muskelrelaxantien) mit entsprechender Beatmung erforderlich sein. Wird nicht richtig beatmet, kommt es häufig zur Zunahme des Hirndrucks und zur Zunahme des Augeninnendrucks und zu erhöhter Muskelspannung.

    Ein verstärkter Schleimfluss und Atemfunktionsstörungen bedrohen besonders bei Patienten mit schlechter Durchblutung der Herzkranzgefäße. Dabei kann es auch zu Wasseransammlungen in der Lunge (Lungenödem) kommen.

    Wechselwirkungen

    In Kombination mit Schlafmitteln, speziell Benzodiazepinen oder Neuroleptika, kommt es bei der Anwendung von Ketamin zu einer Verlängerung der Wirkdauer, aber auch zu einer Abschwächung der Nebenwirkungen.

    Die Kombination mit dem Antiasthmatikum Aminophyllin erhöht möglicherweise das Risiko von Krampfanfällen.

    Die Einnahme von Schilddrüsenhormonen und direkt oder indirekt wirkenden Alpha-Sympathomimetika kann in Zusammenhang mit der Anwendung von Ketamin zum Auftreten von Bluthochdruck und Herzrasen führen.

    Die Wirkung bestimmter Muskelrelaxantien wie beispielsweise Atracurium, Pancuronium und Vecuronium kann durch Ketamin verlängert werden.

    Die Narkose-Wirkung von Halothan wird durch die Anwendung von Ketamin verstärkt, so dass niedrigere Halothan-Dosierungen ausreichend sein können. Bei gleichzeitiger Anwendung von Ketamin und Halothan kann sich das Risiko von Herzrhythmusstörungen erhöhen, wenn noch zusätzlich Epinephrin gegeben wird.

    Gegenanzeigen

    Ketamin darf nicht eingesetzt werden bei:

    • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
    • schlecht eingestelltem oder nicht behandeltem Bluthochdruck über 180/100 mmHg in Ruhe
    • leichter bis schwerer Schwangerschaftsvergiftung (Präeklampsie und Eklampsie; EPH-Gestose)
    • nicht oder ungenügend behandelter Schilddrüsenüberfunktion
    • Situationen, die eine muskelentspannte Gebärmutter erfordern wie beispielsweise ein drohender Gebärmutterriss oder Nabelschnurvorfall.

    Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko Abwägung durch den Arzt und unter seiner Kontrolle darf Ketamin angewendet werden bei

    • schlecht behandelbarer Angina pectoris
    • Herzinfarkt in den letzten sechs Monaten
    • gesteigertem Hirndruck, außer unter künstlicher Beatmung
    • Grünem Star oder Augenverletzungen mit Durchlöcherung des Augapfels
    • Eingriffen im Bereich der oberen Atemwege.

    Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

    Über eine Anwendung von Ketamin in der Schwangerschaft und Stillzeit liegen bisher keine ausreichenden Studien vor. Ketamin sollte daher in den ersten drei Monaten der Schwangerschaft und in der Stillzeit nicht angewendet werden.

    Da Ketamin den Mutterkuchen durchdringt, muss bei Dosen von mehr als zwei Milligramm/Kilogramm Körpergewicht bei Gabe in die Vene mit Atemfunktionsstörungen des Neugeborenen gerechnet werden.

     

    Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

    Prinzipiell können Kinder mit dem Wirkstoff behandelt werden, er muss jedoch nach Körpergewicht und Alter dosiert werden.

    Warnhinweise

    • Nach einer Narkose mit dem Medikament darf der Patient mindestens zwölf Stunden nicht Autofahren, eine Maschine bedienen oder ohne sicheren Halt arbeiten.
    • Nach einer Narkose mit dem Medikament darf sich der Patient nur in Begleitung nach Hause begeben und keinen Alkohol zu sich nehmen.
    • Das Medikament darf nur von erfahrenen (Narkose-)Ärzten gespritzt werden und nur, wenn die Möglichkeit zur künstlichen Beatmung besteht.
    • Das Medikament darf zur Injektion oder Infusion nicht mit Barbituraten oder Diazepam gemischt werden, da es zu Ausfällungen und Trübungen kommt.

    Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

    Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.

     

    Packungsgrößen

    Packungsgröße und Darreichungsform
    Wirkstoffgehalt (Dosierung pro Ampulle Injektionslösung)
    10 Ampulle Injektionslösung
    50 Milligramm Ketamin

     

    Vergleichbare Medikamente

     

    Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Ketamin-ratiopharm 50mg O.K. Injektionslösung sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Ketamin (ggf. auch Generika).

     
    Medikament
    Darreichungsform
    Ketamin-hameln 50mg/ml Injektionslösung
    Injektionslösung

     

    Disclaimer:
    Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.