Etomidat- Lipuro 2mg/ml Emulsion zur Injektion

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 14.05.2013
Hersteller: Braun (B. Braun Melsungen AG)
Wirkstoff: Etomidat
Darreichnungsform: Injektions­suspension
Rezeptpflichtig

Wirkung

Etomidat- Lipuro 2mg/ml Emulsion zur Injektion enthält den Wirkstoff Etomidat.

Etomidat dient zur Einleitung einer Narkose und darf nur zusammen mit weiteren Narkosemitteln verwendet werden. Bei einer Kurznarkose ist die Kombination mit einem Schmerzmittel vorgeschrieben.

Etomidat darf nur von einem Arzt angewendet werden, der das Anlegen einer künstlichen Beatmung beherrscht, und wenn die Möglichkeit zur künstlichen Beatmung besteht.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Etomidat sind vertiefende Informationen verfügbar:

    Dosierung

    Die Dosierung richtet sich nach der individuellen Empfindlichkeit und der Wirkung.

    Für Erwachsene und Kinder gelten folgende Dosierungsrichtlinien:
    Im Allgemeinen liegt die zum sicheren Einschlafen benötigte Dosis zwischen 0,15 und 0,3 Milligramm Etomidat/Kilogramm Körpergewicht, entsprechend 0,075 bis 0,15 Milliliter Etomidat-Lipuro/Kilogramm Körpergewicht. Falls bei Kindern mit dieser Dosis keine ausreichende Schlaftiefe zu erzielen ist, kann der Arzt nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung die Dosis um bis zu 30 Prozent erhöhen, das heißt auf bis zu 0,4 Milligramm Etomidat/Kilogramm Körpergewicht.

    Ältere Patienten erhalten als Einzeldosis 0,15 bis 0,2 Milligramm Etomidat/Kilogramm Körpergewicht, entsprechend 0,075 bis 0,1 Milliliter Etomidat-Lipuro/Kilogramm Körpergewicht. Bei Patienten mit Leberzirrhose und bei vorangegangener Behandlung mit Neuroleptika, opioiden Schmerzmitteln oder Beruhigungsmitteln muss der Arzt die Dosis verringern.

    Das Medikament wird ausschließlich in die Vene und im Allgemeinen langsam (Einzeldosis in etwa 30 Sekunden) oder in mehreren kleinen Gaben injiziert.
    Bei Patienten mit Neigung zu epileptischen Anfällen ist das Medikament rasch, das heißt in wenigen Sekunden, einzuspritzen, um ein zu langsames Eindringen ins Gehirn zu vermeiden. So wird eine Aktivierung der Anfälle vermieden. Die schnelle Injektion wird auch genutzt, um einen Krampfanfall wie den Status epilepticus zu unterbrechen.

    Sonstige Bestandteile

    Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

    • Glycerol
    • Eilecithin
    • mittelkettige Triglyceride
    • Natriumoleat
    • Sojabohnenöl
    • Wasser für Injektionszwecke

    Nebenwirkungen

    Sehr häufige Nebenwirkungen:
    Hemmung der Ausschüttung von Stresshormonen (für vier bis sechs Stunden nach einmaliger Anwendung), unwillkürliche Muskelbewegungen (insbesondere bei nicht vorbehandelten Patienten).

    Häufige Nebenwirkungen:
    leichter vorübergehender Blutdruckabfall, Atembeschwerden, Atemstillstand, Übelkeit oder Erbrechen (meist durch begleitende opioide Schmerzmittel verursacht), örtliche Schmerzen während der Injektion.

    Gelegentliche Nebenwirkungen:
    Schüttelfrost.

    Seltene Nebenwirkungen:
    Herzrhythmusstörungen, Husten, Kehlkopfkrampf, Schluckauf.

    Sehr seltene Nebenwirkungen:
    Krampfanfälle.

    Besonderheiten:
    Unwillkürliche Muskelbewegungen können durch Vorbehandlung mit opioiden Schmerzmitteln oder Benzodiazepinen verhindert werden.

    Insbesondere bei Anwendung höherer Dosen und in Kombination mit anderen gehirnwirksamen Beruhigungsmitteln kann es gelegentlich zu kurzfristigem Atemstillstand kommen.

    Bei längerer und fortgesetzter Anwendung des Wirkstoffs besteht die Gefahr einer vorübergehenden Störung der Nebennierenrindenfunktion.

    Wechselwirkungen

    Die bewusstseinshemmende Wirkung von Etomidat wird durch Neuroleptika, opioide Schmerzmittel oder die Einnahme von Beruhigungsmitteln einschließlich Alkohol verstärkt.

    Die Narkoseeinleitung mit Etomidat kann mit einem leichten und vorübergehenden Blutdruckabfall einhergehen, weil sich die Blutgefäßwände weiten. Dies kann die Wirkung anderer möglicherweise blutdrucksenkend wirkender Substanzen verstärken.

    Bei gleichzeitiger Gabe von Etomidat und dem Narkosemittel Alfentanil ist nach nur 29 Minuten nur noch die Hälfte der Etomidat-Konzentration vorhanden. Wenn beide Wirkstoffe zusammen verabreicht werden, ist Vorsicht geboten, da die Bewusstlosigkeit des Patienten viel kürzer dauert.

    Das opioide Schmerzmittel Fentanyl, in die Vene gegeben, behindert den Abbau von Etomidat im Körper, sodass es nötig sein kann, dass der Arzt die Etomidat-Dosis vermindert.

    Gegenanzeigen

    Etomidat hat sich im Tierexperiment als fördernd für die Bluterkrankung Porphyrie erwiesen. Daher darf der Wirkstoff nur nach sorgfältiger ärztlicher Nutzen-Risiko-Abwägung an Patienten mit erblich gestörter Bildung des roten Blutfarbstoffs verabreicht werden.

    Bei Patienten mit eingeschränkter Funktion der Nebennierenrinde und während lang dauernder Eingriffe kann eine vorbeugende Gabe von Cortison, beispielsweise 50 bis 100 Milligramm Hydrocortison, erforderlich sein.

    Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

    In der Schwangerschaft wird der Arzt Etomidat nur in Ausnahmefällen bei zwingender Notwendigkeit einsetzen, da über die Sicherheit einer Anwendung bei Schwangeren keine Studien vorliegen.

    Etomidat tritt in die Muttermilch über. Wenn eine Anwendung während der Stillzeit erforderlich wird, sollte das Stillen erst nach 24 Stunden wieder aufgenommen und die Milch in der Zwischenzeit vernichtet werden.

    Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

    Neugeborene und Säuglinge bis zum Alter von sechs Monaten dürfen nicht mit Etomidat behandelt werden. Ausnahmen sind unumgängliche Therapien im Krankenhaus.

    Warnhinweise

    • Auch bei bestimmungsgemäßem Gebrauch des Medikaments darf für 24 Stunden nach der Anwendung nicht Auto gefahren oder eine Maschine bedient werden.
    • Das Medikament darf nur von einem Arzt angewendet werden, der das Anlegen einer künstlichen Beatmung beherrscht, und wenn die Möglichkeit zur künstlichen Beatmung besteht.
    • Sojabohnenöl kann in seltenen Fällen schwere allergische Reaktionen hervorrufen.
    • Um das Risiko örtlicher Schmerzen so weit wie möglich auszuschalten, wird der Arzt größere Venen zur Injektion wählen oder mit einem Schmerzmittel vorbehandeln.

    Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

    Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.

    Packungsgrößen

    Packungsgröße und Darreichungsform
    Wirkstoffgehalt (Dosierung pro Milliliter Injektions­suspension)
    10 Milliliter Injektions­suspension
    2 Milligramm Etomidat

    Vergleichbare Medikamente

    Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Etomidat- Lipuro 2mg/ml Emulsion zur Injektion sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Etomidat (ggf. auch Generika).

    Medikament
    Darreichungsform

    Disclaimer:
    Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.