Colistin 500000 I.E. Tabletten

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 06.11.2014
Hersteller: GRÜNENTHAL GMBH
Wirkstoff: Colistin
Darreichnungsform: Tablette
Rezeptpflichtig

Hinweis

Der Artikel wurde vom Anbieter vom Markt genommen. Sollte dies aus wirtschaftlichen Gründen geschehen sein, ist das Präparat meist noch eine Weile aus Restbeständen erhältlich.

Wirkung

Colistin 500000 I.E. Tabletten enthalten den Wirkstoff Colistin. Zu beachten ist außerdem die besondere Wirkung von Colistin 500000 I.E. Tabletten.

Colistin ist ein Antibiotikum, das in vielfältiger Form genutzt werden kann.

In Lösung wird es zur Infusion in die Vene verwendet. Die Anwendung soll auf schwere Infektionen mit gram-negativen Keimen bei Patienten beschränkt bleiben, für die es wenig andere Behandlungsmöglichkeiten gibt. Meist wird der Wirkstoff in Kombination mit einem weiteren Antibiotikum eingesetzt.

Wird die Lösung in einen Vernebler gegeben oder der Wirkstoff als Pulver in Form eines Aerosols eingeatmet, dient er der Ausrottung des Keimes Pseudomonas aeruginosa in den Atemwegen. Die Anwendung ist auf Patienten mit der Lungenerkrankung zystische Fibrose beschränkt, die schon mit dem Keim infiziert sind. Allerdings darf der Wirkstoff nicht als alleinige Therapie zur Behandlung wieder aufgeflammter chronischer Infektionen mit Pseudomonas aeruginosa verwendet werden.

Des weiteren wird Colistin in Tablettenform zur gezielten Beseitigung schädlicher Darmkeime genutzt.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Colistin sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Antibiotika, zu welcher der Wirkstoff Colistin gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • gezielte Sanierung der Darmflora

Dosierung

Als Tagesdosis erhalten Kinder bis zum sechsten Lebensjahr viermal 1½ Tabletten (entsprechend 3 Millionen I.E. Colistin), Schulkinder viermal zwei Tabletten (entsprechend 4 Millionen I.E.), Jugendliche viermal drei Tabletten (entsprechend 6 Millionen I.E.) und Erwachsene viermal vier Tabletten (entsprechend 8 Millionen I.E.).

Nehmen Sie die Tabletten mit ausreichend Flüssigkeit ein. Über die Dauer der Behandlung entscheidet der Arzt nach dem Ergebnis der Bakterien-Untersuchung.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • Magnesiumstearat
  • Maisstärke
  • Alginsäure
  • Kartoffelstärke
  • Lactose-Monohydrat
  • Natriumcarbonat-Monohydrat

Nebenwirkungen

Die Nebenwirkungen von Colistin unterscheiden sich in Art und Häufigkeit bei der Anwendung als Infusion, Aerosol oder Tablette.

Anwendung zur Infusion
Sehr häufige Nebenwirkungen:
Nervenstörungen (Missempfindungen im Bereich von Gesicht und Mundregion), Kopfschmerzen, Muskelschwäche, Juckreiz, Nierenfunktionsstörung (erkennbar an verschlechterten Nierenwerten).

Seltene Nebenwirkungen:
Nierenversagen.

Nebenwirkungen unbekannter Häufigkeit:
Überempfindlichkeitsreaktionen (Hautausschlag, Gesichtsschwellungen), Psychosen, Benommenheit, Gangunsicherheit, Schwindel, undeutliche Sprache, Blutdruckschwankung, Verwirrtheit, Krampfanfälle, Sehstörungen, Atemstillstand, Reaktionen an der Injektionsstelle.

Anwendung als Aerosol
Sehr häufige Nebenwirkungen:
Schmerzen im Mund- und Rachenbereich, Entzündungen im Mund- und Rachenbereich (durch Hefepilze), Bronchialkrämpfe, vermehrter Husten, vermehrt Schleimproduktion, Atembeschwerden, Pfeifatmung, Kurzatmigkeit, Atemstillstand.

Nebenwirkungen unbekannter Häufigkeit:
Überempfindlichkeitsreaktionen (wie Hautausschlag, Juckreiz, Gesichtsschwellung), Schwindel, nervliche Missempfindungen, Übelkeit, Zungenbrennen, schlechter Geschmack, akutes Nierenversagen.

Anwendung als Tabletten
Gelegentliche Nebenwirkungen:
Übelkeit und Erbrechen, Magenschmerzen, dünner Stuhl.

Sehr seltene Nebenwirkungen:
Hautausschlag, Nesselsucht, Juckreiz.

Wechselwirkungen

Colistin darf nur mit großer Vorsicht gespritzt werden, wenn gleichzeitig andere nieren- oder nervenschädliche Wirkstoffe zur Anwendung kommen. Hierzu zählen Aminoglykosid-Antibiotika wie Gentamicin, Amikacin, Netilmicin und Tobramycin, aber auch mit Cephalotin und Vancomycin, Ciclosporin (gegen Organabstoßungsreaktionen) und bestimmte Muskelrelaxantien. Im letzten Fall können die Wirkungen derselben verlängert sein.

Ebenfalls ist Vorsicht geboten, wenn Colistin zusammen mit Substanzen verwendet wird, die einen nur engen Dosisbereich haben wie beispielsweise Herzglykoside.

Bei Patienten mit der Muskelerkrankung Myasthenia gravis muss eine gleichzeitige Behandlung mit Colistin und Makrolidantibiotika wie Azithromycin, Clarithromycin und Erythromycin oder mit Gyrasehemmern wie Ofloxacin, Norfloxacin und Ciprofloxacin mit ärztlicher Vorsicht erfolgen.

Werden inhalierte Narkosenmittel wie Äther oder Halothan zusammen mit Muskelrelaxantien und Aminoglykosid-Antibiotika und Colistin angewendet, können die Narkosemittel länger wirksam und damit nervenschädlicher sein.

Wird Colistin als Aerosol angewendet, ist einer Verstärkung des Risikos für Nierenschäden zu rechnen, wenn Aminoglykosid-Antibiotika, Cephalosporine und Ciclosporin (gegen Organabstoßungsreaktionen) gleichzeitig eingesetzt werden. Bei gleichzeitiger Gabe von Inhalations-Narkosemitteln wie Äther oder Halothan, Muskelrelaxantien wie Tubocurarin oder Succinylcholin oder auch Aminoglykosid-Antibiotika kann es zu Lähmungen kommen. Bei vorheriger Inhalation des Schleimlösers Dornase alfa sollte die Inhalation von Colistin zeitlich versetzt erfolgen.

Bei Einnahme wird Colistin kaum in den Körper aufgenommen. Daher sind Wechselwirkungen mit anderen Wirkstoffen bei richtiger Dosierung nicht zu erwarten. Allerdings besteht bei geschädigter Darmschleimhaut und dadurch erhöhten Colistin-Konzentrationen im Blut die Gefahr von Nierenschäden durch Aminogykosid-Antibiotika und Lähmungen durch Muskelrelaxantien.

Gegenanzeigen

Colistin darf nicht bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder das verwandte Polymyxin B angewendet werden. In Tablettenform verbietet sich der Einsatz bei Patienten mit geschädigter Darmschleimhaut, wie sie bei Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn vorliegt. Als Aerosol darf der Wirkstoff nicht bei Myasthenia gravis angewendet werden.

Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und unter seiner Kontrolle darf Colistin eingesetzt werden bei stark eingeschränkter Nierenfunktion oder bei Patienten, die gleichzeitig nierenschädliche oder nervenschädliche Wirkstoffe erhalten.

Die Inhalation von Colistin kann einen Hustenreflex auslösen. Deshalb sollte der Einsatz dieser Arzneiform bei Patienten mit Blutauswurf nur unter ärztlicher Abwägung des Nutzen-Risiko Verhältnisses erfolgen.

Colistin kann bei Patienten mit der Stoffwechselerkrankung Porphyrie bei Inhalation zu Beschwerden führen. Daher sollte die Behandlung mit Colistin bei Patienten mit Porphyrie mit ärztlicher Vorsicht durchgeführt werden.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Colistin dringt in den Mutterkuchen vor, wenn es eingeatmet wird. In Tierexperimenten zeigten sich dadurch Schäden an den Nachkommen. Aufgrund der möglichen Aufnahme des Wirkstoffs in den Körper und des dadurch vorhandenen Risikos für Nerven- oder Nierenschäden beim Ungeborenen wird der Arzt Aerosole mit Colistin während der Schwangerschaft nur einsetzen, wenn es unbedingt erforderlich ist. Da Colistin bei gesunder Darmschleimhaut nicht oder kaum in den Körper aufgenommen wird, kann der Wirkstoff in Tablettenform in der Schwangerschaft eingenommen werden.

Colistin in eingeatmeter Form geht auch in die Muttermilch über. Beim gestillten Säugling kann die natürliche Darmflora so verändert werden, dass es zu Durchfall oder Sprosspilzbesiedelung kommt. Falls die Mutter während der Stillzeit mit Colistin behandelt werden muss, darf sie nicht stillen. Keine Gefahr für die Aufnahme in den Körper besteht allerdings bei Einnahme des Wirkstoffs. So kann Colistin in Tablettenform in der Stillzeit eingenommen werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Colistin ist nicht zur Behandlung von Früh- und Neugeborenen geeignet.

Während Colistin-Tabletten schon Kindern unter sechs Jahren gegeben werden können, ist der Wirkstoff in Form eines Dosieraerosols erst für Kinder ab sechs Jahren geeignet.

Warnhinweise

  • Das Medikament sollte nur unter mikrobiologischer Kontrolle des Behandlungserfolges durch den Arzt eingesetzt werden.
  • Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion müssen vom Arzt sorgfältig auf die Nieren- und Nervenfunktion hin kontrolliert werden.
  • Wird das Medikament über die Vene gegeben, darf es nur mit großer Vorsicht mit anderen Arzneimitteln kombiniert werden, die möglicherweise die Niere oder Nervenfunktion schädigen.
  • Das Medikament enthält Laktose (Milchzucker), die manche Patienten schlecht vertragen.

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.

Packungsgrößen

Packungsgröße und Darreichungsform
Wirkstoffgehalt (Dosierung pro Stück Tabletten)
20 Stück Tabletten
500000 Internationale Einheiten Colistin

Vergleichbare Medikamente

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Colistin 500000 I.E. Tabletten sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Colistin (ggf. auch Generika).

Medikament
Darreichungsform
Pulver zur Herstellung einer Injektionslösung

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.