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Das kleine Vögelchen

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  • Das kleine Vögelchen

    Es war einmal... so beginnen alle Märchen. Ähnlich wie ein Märchen wird sich auch die Geschichte vom kleinen Vögelchen anhören.

    Es war also einmal ein kleines Vögelchen. Dieses Vögelchen bildete sich ein, schöner und klüger als all die anderen vergleichbaren Vögel zu sein.
    Es bildete sich ein, lauter zu singen, schneller mit den Flügelchen zu schlagen und mit dem Schnäbelchen zu klappern. Der Schnabel des Tieres war ungewöhnlich groß und gebogen, fast mutete er auf den ersten, flüchtigen Blick ein wenig unangenehm an, aber im Laufe der Zeit achteten alle anderen immer weniger darauf. Er existierte nun einmal so und nicht anders, und das war auch gar nicht weiter schlimm.
    Bald begann man das ungewöhnliche Plapperinstrument sogar zu mögen. Im gesamten Tierreich wurde davon gesprochen, wie so ein kleiner Vogel zu so einem großen Schnabel kommen könnte. Von der Größe abgesehen, war es ein außerordentlich schöner Schnabel, das kann und muss man ihm zugestehen. Er war von großer Festigkeit und der Farbton war dem Gefieder des kleinen Vögelchens angepasst.

    Allerdings stellte sich immer mehr heraus, dass das kleine Vögelchen nicht wusste, wie es den Schnabel sinnvoll einsetzen sollte. Manchmal war es die Langeweile, manchmal allerdings auch gewisse Stimmungsschwankungen, von denen es heimgesucht wurde. Und so klapperte und plapperte und schnatterte und schnäbelte es und bemerkte oft gar nicht, dass es zuviel schnäbelte und klapperte. Alle anderen beachteten das Vögelchen nicht mehr und es traf ein, was in solchen Fällen immer eintritt. Das Vögelchen begann zornig zu werden. Es hüpfte von einem Bein auf das andere, bewegte ganz aufgeregt die Flügelchen und konnte nicht aufhören, wütend das kleine Köpfchen zu schütteln. Die hastigen Bewegungen lockten sämtliche Katzen aus der Nachbarschaft an, doch auch sie schlichen nur um den Vogel und mochten dieses aufgeregte Tier nicht fressen.
    Vielleicht befürchteten sie, dass der große, spitze Schnabel des kleinen Vögelchen ihnen die Augen aushacken würde.

    Eines schönen Tages plapperte das kleine Vögelchen wieder einmal laut und heftig, um auf sich aufmerksam zu machen. Die anderen Vögel reagierten wie üblich und beachteten die Bemühungen des Vögelchens nicht. Und so schrie der kleine Schreihals immer weiter und weiter und fühlte sich außerordentlich einsam. Der arme kleine Vogel wusste schon gar nicht mehr, was er von sich gab und selbst wenn er gewollt hätte, blieb sein gut ausgeprägter Schnabel nicht still stehen.
    Der Lärm wurde unerträglich. Die Katzen hielten sich mit den Pfoten die Ohren zu, Hunde schlichen mit eingezogenem Schwanz von dannen und flehten wem auch immer an, dass dieser Lärm doch endlich aufhören solle.

    Nur einer, ein anderer, größer Vogel, der sich zuvor bereits durch Gelassenheit und einer selbstverständlichen Selbstverständlichkeit ausgezeichnet hatte, näherte sich dem kleinen Vögelchen.
    Er schaute das flatternde Tier nur kurz an, hob dann einen starken Flügel und gab ihm einen Klaps.
    Das Unfassbare geschah.
    Aufgeregt plappernd verschluckte sich der Vogel, fiel kopfüber in die zuvor ausgeschrieenen Buchstaben und brach sich den Schnabel.
    Die plötzliche Stille war unheimlich. Katzen, Hunde, Mäuse, Meerschweinchen, Spinnen und andere Tiere eilten herbei und gruppierten sich um das gefallene Vögelchen.
    Schließlich brachte der große Vogel, der doch für den Sturz verantwortlich gewesen war, ein dünnes Tuch herbei.
    Mit vereinten Kräften banden die Tiere dem kleinen Vögelchen den Schnabel zu, verknoteten es zwei dreimal und liefen davon.
    Fortan hüpfte das Vögelchen mit verbundenem Schnabel durch die Gegend.

    Und wenn es nicht gestorben ist, so schweigt das Vögelchen noch immer.





  • RE: Das kleine Vögelchen


    Traurige Geschichte, wenn man zu solchen drastischen Mitteln greift, bzw. meint, es gibt keine andere Möglichkeit, um Ruhe einkehren zu lassen.

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    • RE: Das kleine Vögelchen


      :-))
      hi ...

      traurig schon.....aber wahr.
      kommt davon, wenn man nicht mit den anderen auf den strich geht.;-)
      ........dann legt man dem die schlinge um den hals..........selbstverständlich mit selbstverständlicher gelassenheit.

      sayonara

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      • RE: Das kleine Vögelchen


        Stimmt, nicht umsonst heißt es: Immer auf die Kleinen, oder gemeinsam sind wir stark. ;-))
        Welchen Schaden man damit anrichten kann, das bedenken kaum irgendjemand.

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        • RE: Das kleine Vögelchen


          :-))
          ....und immer dieser fromme wunsch am ende der geschichten.................möge er doch gefälligst schweigen, bis ihn der teufel holt.........i like it.

          Kommentar


          • kopf hoch, vögelchen!


            wow, eine hommage von der märchentante..... mensch, dass du so viel zeit für mich aufwendest - ich bin beeindruckt und fühle mich virtuell geehrt. würde ich nicht tun an deiner stelle.... aber du hast talent!

            weil deine geschichte so gut geschrieben war, möchte ich dich an dieser stelle auch beruhigen:
            der große abendvogel ist nicht so böse wie du denkst - nein, er lässt die kleinen großschnäbeligen vögelchen leben und schnattern, so viel sie wollen. höchstens gibt er ihnen und den anderen tieren etwas von seiner gelassenheit und besonders von seiner "selbstverständlichen selbstverständlichkeit" ab - denn da ist ja eh irgendwas zu viel, und dann ist das auch stilistisch schöner, nicht wahr?
            also kopf hoch, du lernst das schon ohne schläge! von mir kriegst du jedenfalls keine.

            viele grüße und allen ein schönes wochendende

            Abendvogel

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            • tot


              Wie soll das Vögelchen denn nun noch Nahrung zu sich nehmen? Ein qualvoller Tot.

              Alte, Kranke und schwache Tiere.....leidvolle Geschichte....

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              • terror


                seufz. gibt es diese selbstjustiz, die meuchelnde masse und vergehen gegen die menschlichkeit (tierischkeit?) also auch im tierreich. und dazu noch folter. ist es nicht ein drama? wenn die geschichte verfilmt wird, sollte sie für mein verständnis frühestens ab 16 jahren freigegeben werden! und auch dann würde ich dafür plädieren, wegen eines happ-ends wenigsten die verantwortlichen ins tierheim zu verbringen.

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                • "Perlen vor die Säue"


                  Für den Beitrag spricht eindeutig, dass er
                  --- nicht weltverbesserisch ist
                  --- uns nicht belehrt
                  --- erheitert
                  --- frei von selbstdarstellung ist

                  Gehaben Sie sich wohl.

                  Kommentar


                  • RE: Das kleine Vögelchen


                    Da stellt sich doch glatt die Frage: Ist es besser der Mensch lernt von den Tieren, oder umgekehrt?

                    Kommentar



                    • RE: \\


                      mal schaun..

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                      • RE: Märchen


                        Ein wunderbares Märchen...
                        Man kann darin soviel verschiedenes sehen...
                        Ich sehe einen Vogel, der als er fliegen lernte, in eine Freiheit flog, die sich sich als Selbstverleugnung herausstellte. Er flog und flog, bis sien Übermut durch andere Vögel gebrochen wurde. Sie waren ein Spiegel seiner selbst. Der Vogel verlor an Pracht und wurde seiner Flügel müde. Sein Schnabel und auch sein Ego waren gebrochen.
                        Ich wünsche diesem Wesen, die Erdlandug als Chance zu sehen, sich auf Entdeckungsreise zu begeben- diesemal zu sich selbst und im Stillen, um dann Schritt für Schritt sich schließlich wie ein Phönix aus der Asche zu erheben...

                        Alles Liebe, flieg Vogel, flieg..

                        Lanala

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                        • RE: Märchen


                          Wenn man zu hoch hinaus will, neigt man öfters zu Übermut. Und irgendwann wird man wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Ob man dem kleinen Vogel allerdings einen Gefallen getan hat, wenn man ihn komplett ruhiggestellt hat? Der kleine Vogel war vielleicht noch zu idealistisch eingestellt, der Rest zu abgeklärt.

                          Als man ihm Sympathien entgegenbrachte, hat das Vögelchen noch eins draufgesetzt. Eventuell dachte er, damit bekommt er noch mehr Aufmerksamkeit, die er vorher vermisste. Dass man aber nichts im Leben auf Dauer übertreiben darf, hat er wohl in seiner Unbekümmertheit übersehen.
                          Nun muss er mit den Konsequenzen leben, sofern sich nicht noch jemand seiner erbarmt und seinen Schnabel "befreit". Hin und wieder ein paar kleine übermütige Höhenfluge sollte jedem "Vogel" erlaubt sein. :-)

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