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Sehschwäche meiner Tochter

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  • Sehschwäche meiner Tochter

    Hallo,

    bei meiner Tochter wurde leider erst mit fünf Jahren eine Weitsichtigkeit (+7) und damit verbundene Sehschwäche auf dem rechten Auge festgestellt, das linke Auge ist 100%. Nach zweijähriger Abklebetherapie (ca. 4-5 Std. täglich) ist die Sehleistung laut Uniklinik nur bei 10 %; unsere Augenärztin behauptet allerdings, sie sei bei 32 % nach anfänglichen unter 10%. Die Uniklinik sagt, wir sollen nun zwei Monate lang ganztags abkleben und wenn dies zu keinem Erfolg führe die Abklebetherapie abbrechen, denn dann sei kein Erfolg mehr zu erwarten. Unsere Augenärztin meint, wir sollen trotzdem weitermachen wie bisher. Wir sind völlig ratlos. Was meinen Sie dazu und ist es u.U. gefährlich (Unfälle?) ein Kind mit dieser Sehleistung ganztägig abzukleben, zumal sie sich sehr dagegen wehrt.
    Danke für Ihre Antwort.


  • Re: Sehschwäche meiner Tochter


    Hallo, wenn ich Ihre Anfrage richtig verstehe, müsste Ihre Tochter jetzt etwa 7 Jahre alt sein. In diesem Alter ist es äusserst schwierig, mittels Okklusionstherapie noch eine signifikante Verbesserung der Sehschärfe zu erhalten, insbesondere dann, wenn man damit erst mit 5 Jahren begonnen hat. Jedoch: es ist nicht gänzlich unmöglich! Es gibt immer wieder Fälle (wenn auch sehr selten), bei denen auch bei sehr spätem Therapiebeginn ein deutlicher Anstieg der Sehschärfe erreicht worden ist. Je älter der Patient wird, desto unwahrscheinlicher ist aber auch ein Erfolg. Insofern haben sowohl die Uni-Klinik, als auch Ihre Augenärztin durchaus nachvollziehbare Argumente für den jeweiligen Therapievorschlag, was Ihre Verwirrung allerdings vermutlich auch nicht mindert. Vielleicht hilft Ihnen eine Gegenüberstellung etwas, die Situation selbst besser zu beurteilen und eine eigene Entscheidung zu treffen.

    Also, FÜR eine weitere Okklusion sprechen folgende Aspekte:

    - die Möglichkeit einer weiteren Visusverbesserung ist nicht gänzlich ausgeschlossen
    - sollte die Sehschärfe tatsächlich etwa 30% betragen und war sie vorher schlechter, dann könnte ein Absetzen der Okklusionsbehandlung dazu führen, dass die Sehschärfe wieder sinkt. Um dem zu begegnen und die Sehschärfe wenigstens dort zu halten, wo sie jetzt ist, wäre jedoch ein Zukleben von 1-2 Stunden am Tag unter engmaschiger Kontrolle vermutlich ausreichend.

    GEGEN eine weitere Okklusion sprechen folgende Gesichtspunkte:

    - eine Okklusion "halbiert" quasi das Gesichtsfeld zur Seite des abgeklebten Auges hin. Das kann im Strassenverkehr ernsthafte Risiken mitsichbringen
    - je älter Kinder werden, desto mehr "leiden" sie unter der Pflasterbehandlung, sehen nur sehr schlecht, werden unsicher, ziehen sich zurück und finden sich selbst ziemlich "grässlich" - was selbst enge Freundschaften unter Kindern manchmal auf die Probe stellen kann
    - die Chance, dass sich noch eine Verbesserung der Sehschärfe einstellt, ist sehr gering
    - eine intensive Okklusionsbehandlung hat massive Auswirkungen auf das beidäugige Sehen und kann unter Umständen ein latentes Schielen manifestieren und so im ungünstigsten Falle zu einer Schiel-Operation führen

    Der Vorschlag der Uni-Klinik ist durchaus vernünftig, ebenso der Ihrer Augenärztin. Als unverbindlichen Rat - und in Unkenntnis aller Befunde - würde ich zu Folgendem tendieren (können Sie ja mit Ihrer Augenärztin diskutieren):

    lassen Sie den Visus bei Ihrer Augenärztin kontrollieren. Führen Sie dann 2 Wochen lang (am besten in den Sommerferien, wenn Ihre Tochter nicht zur Schule muss) eine ganztägige (!) Okklusionsbehandlung durch im Rhytmus 6:1 (also 6 Tage Okklusion, 1 Tag frei) und lassen Sie danach umgehend den Visus wieder bei Ihrer Augenärztin kontrollieren. Wenn sich nichts verändert hat, kann man ziemlich sicher davon ausgehen, dass sich eine Verbesserung auch künftig nicht mehr einstellt. Die Okklusion sollte dann auf 1-2 Stunden pro Tag (z. B. zum Fernsehen, PC oder Lesen) reduziert werden, bis Ihre Tochter etwa 12 Jahre alt ist. Diese Maßnahme soll dafür sorgen, dass sich der Visus nicht wieder verschlechtert und ist eigentlich in der Regel auch für die Kinder tolerierbar.
    Sollte sich jedoch der Visus erkennbar verbessert haben, hängt es tatsächlich an dem Willen zur Mitarbeit und den Grenzen des für Ihre Tochter Zumutbaren ab, die Okklusionsbehandlung deutlich zu intensivieren (ganztags 5:2 oder sogar 6:1), um hier noch zu einem besseren Ergebnis zu gelangen. Auch wenn die Zahlen verwirrend klingen, so wäre doch der Unterschied von 30% zu bspw. 50% ganz enorm und sicherlich vieler Mühen und Anstrengungen wert, auch unter dem Gesichtspunkt, dass dem gesunden Auge vielleicht durch Krankheit oder Unfall irgendwann einmal etwas zustossen könnte. Dies ist jedoch, wie bereits erwähnt, nur im Gesamtzusammenhang und der Relation zu betrachten, wie Ihre Tochter mit dieser doch extremen Therapie zurecht kommt. Bei vielen Kindern funktioniert so etwas überhaupt nicht, und man tut besser daran, die Behandlung dann abzubrechen oder zumindest auf ein Minimum zu beschränken.

    Ich bitte jedoch nochmals zu bedenken: diese Betrachtungen sind in Unkenntnis des gesamten Befundbildes getätigt und schon deshalb mit Vorsicht zu interpretieren. Vielleicht sprechen Sie sie einmal mit Ihrer Augenärztin durch. Beste Grüße und viel Erfolg!

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    • Danke! Das hilft uns weiter!


      Vielen Dank.
      Wir haben uns dafür entschieden, die zwei Monate durchzuziehen und 8 Std. abzukleben. Falls dies nichts bringt, werden wir aufhören, bzw. täglich eine halbe Stunde abkleben (Rat der Uniklinik). Das Schlimmste sind die Vorwürfe, die man sich macht, dass niemand etwas gemerkt hat, das macht mich wirklich fertig, und die vielen verschiedenen Aussagen der Ärzte.

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      • Re: Danke! Das hilft uns weiter!


        Der Rat der Augenklinik ist sehr gut - auch im Falle einer ausbleibenden Verbesserung wenigstens für 1/2 - 1 Stunde täglich zuzukleben. Das ist wichtig! Ein Tip für die Zeit der 8-Stunden-Okklusion: visuelle Belastung ist ein gutes Training. Ihre Tochter sollte viel Lesen, Fernsehen, Gameboy spielen oder Computer-Spiele machen - alles Dinge, die jeden Pädagogen auf die Palme bringen würden, aber es ist sehr zweckdienlich. Das wichtigste ist, dass die Behandlung über den gesamten Zeitraum mit aller Konsequenz durchgezogen wird.

        Ich drücke Ihrer Tochter die Daumen!!

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        • Re: Danke! Das hilft uns weiter!


          Danke nochmal und ich habe noch eine Frage:
          unsere Augenärztin hatte uns ja zu der Klinik überwiesen, um abzuklären, ob das Schielen zu operieren wäre (sie schielt ohne Brille extrem, mit Brille aber auch ziemlich). Man sagte uns, das Schielen soll erst operiert werden, wenn das Auge ausgewachsen sei (15Jahre ca.). Ich verstehe dies nicht, da doch viele kleine Kinder schon operiert werden und eine Gleichstellung der Augen doch auf jeden Fall gut wäre, oder nicht?
          Danke für Ihre Antwort.

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          • Re: Danke! Das hilft uns weiter!


            Schiel-OP 's werden in Abhängigkeit vom Krankheitsild und den Befunden durchgeführt - bei frühkindlichem Schielen in der Regel vor der Einschulung. Mit "ausgewachsen" hat dies nichts zu tun. Eine Schiel-OP hat primär das Ziel einer funktionellen Verbesserung. Dadurch wird natürlich nicht die Sehschärfe ansteigen, eine OP kann aber positiven Einfluss auf die Entwicklung des beidäugigen Sehens haben. Und je früher dies geschieht, desto besser ist die Prognose. Sicherlich gibt es jedoch auch Situationen, wo man davon ausgehen kann, dass sich hinsichtlich des Binokularsehens keine Verbesserung mehr einstellt. Vielleicht diskutieren Sie dies nochmals mit der Klinik und erkundigen sich im Detail, was gegen und was für eine baldige OP spräche.

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