Emla Creme

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 21.03.2013
Hersteller: AstraZeneca GmbH
Wirkstoffkombination: Lidocain + Prilocain
Darreichnungsform: Creme
Rezeptfrei

Wirkung

Emla Creme enthält die Wirkstoffkombination Lidocain + Prilocain. Zu beachten ist außerdem die besondere Wirkung von Emla Creme.

Die Kombination dient der Erzeugung einer starken örtlichen Schmerzunempfindlichkeit. Sie wird immer dann eingesetzt, wenn die Haut beispielsweise bei der Einführung von Kathetern in Venen, bei der Blutentnahme und chirurgischen Eingriffen an der Hautoberfläche verletzt wird.

Des Weiteren schützt die Kombination vor Schmerzen, wenn bei der Wundreinigung von Beingeschwüren (Ulcus cruris) abgestorbenes Gewebe abgetragen werden muss.

Bei kleineren chirurgischen Eingriffen an der Schleimhautoberfläche der Geschlechtsteile sorgt die Kombination für Schmerzunempfindlichkeit und sie wird dort auch eingesetzt, um Einstiche für tiefere Gewebe-Betäubungen erträglich zu machen.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Lidocain + Prilocain sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Mittel zur örtlichen Betäubung, zu welcher die Wirkstoffkombination Lidocain + Prilocain gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • örtliche Betäubung der Haut vor der Einführung von Venen-Kathetern, vor Blutentnahme und chirurgischen Eingriffen an der Hautoberfläche
  • örtliche Schmerzstillung vor der Entfernung abgestorbenen Gewebes bei Geschwüren der Beine (Ulcus cruris)
  • örtliche Betäubung der Schleimhaut im Schambereich bei kleineren chirurgischen Eingriffen an der Schleimhautoberfläche
  • Schmerzunterdrückung bei tiefer Injektion örtlicher Betäubungsmittel in die Schleimhäute der Schamgegend

Dosierung

Eine dicke Cremeschicht wird unter luftdichten Pflastern auf die zu behandelnden Hautbereiche aufgetragen. Die minimale Einwirkdauer beträgt eine Stunde; die längstmögliche fünf Stunden. Anschließend lässt die betäubende Wirkung nach. Vor der Entfernung von Dellwarzen bei Kindern mit Neurodermitis wird eine Einwirkdauer von 30 Minuten empfohlen.

Bei Säuglingen zwischen drei und elf Monaten sollte die Creme nicht länger als vier Stunden, bei Neugeborenen und Säuglingen bis zwei Monate nicht länger als eine Stunde auf der Haut verbleiben. Wurde einmal die Höchstdosierung bei Neugeborenen und Säuglingen bis zu drei Monaten angewendet, sollte eine weitere Behandlung erst in einem zeitlichen Abstand von mindestens acht Stunden erfolgen.

Vor dem Eingriff an der betäubten Stelle sind die üblichen Desinfektionsmaßnahmen zu beachten und der Verband und die Creme von der Haut zu entfernen. Nach Entfernen des Verbandes und der Creme beträgt die örtliche Betäubung mindestens noch eine Stunde.

Zur Hautbetäubung, auch zum Anstechen einer Vene, tragen Jugendliche ab 12 Jahre und Erwachsene etwa 1,5 Gramm Creme auf 10 Quadratzentimeter Haut auf. Bei Kindern von einem bis elf Jahre liegt die Dosierung bei einem Gramm pro 10 Quadratzentimeter Haut. Säuglinge im Alter von bis zu zwölf Monaten erhalten etwa 0,5 Gramm auf 5 Quadratzentimeter Haut.

Bei großflächigeren chirurgischen Eingriffen an der Hautoberfläche im Rahmen eines Klinikaufenthaltes, beispielsweise bei Hautverpflanzungen, werden etwa 1,5 bis 2 Gramm Creme auf 10 Quadratzentimeter Haut aufgetragen.

Zur Wundreinigung eines Beingeschwürs wird beim Erwachsenen eine dicke Schicht Creme auf die zu reinigende Fläche aufgetragen und mit einem
luftdichten Pflaster geeigneter Größe bedeckt. Dabei werden etwa 1 bis 2 Gramm Creme/10 Quadratzentimeter Haut und bis zu maximal 10 Gramm Creme verwendet. Die Einwirkdauer beträgt 30 bis 60 Minuten.

Bei Anwendung auf der Schleimhaut des Schambereichs werden bei Jugendlichen ab zwölf Jahren und Erwachsenen zur chirurgischen Entfernung von Genitalwarzen und vor Injektion von örtlichen Betäubungsmitteln etwa 5 bis 10 Gramm Creme auf das betroffene Schleimhautareal aufgetragen. Die Einwirkdauer beträgt 5 bis 10 Minuten.

Bei Abschabungen vom Muttermund (Zervikalkürettage) trägt man 10 Gramm Creme auf das seitliche Scheidengewölbe auf. Die Einwirkdauer beträgt 10 Minuten.

Für die örtliche Betäubung vor der Injektion von Betäubungsmitteln in die Haut der Schamgegend wird bei Männern eine dicke Schicht Creme auf den zu behandelnden Hautbereich aufgetragen (etwa 1 Gramm Creme/10 Quadratzentimeter) und luftdicht verschlossen. Die Einwirkdauer beträgt 15 Minuten unter einem luftdichten Verband. Bei Frauen verwendet man dazu 1 bis 2 Gramm Creme/10 Quadratzentimeter und die Einwirkdauer unter einem luftdichten Verband beträgt 60 Minuten.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • Carbomer 974P
  • gereinigtes Wasser
  • Natriumhydroxid
  • Poly(oxyethylen)-54-hydriertes-Rizinusöl

Nebenwirkungen

Je nach Ort der Anwendung ergeben sich Unterschiede in Art und Häufigkeit der Nebenwirkungen:

Anwendung auf unverletzter Haut
Häufige Nebenwirkungen:
vorübergehende örtliche Reaktionen in dem behandelten Hautgebiet, wie beispielsweise Blässe, Rötung und Schwellung.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Hautreaktionen (anfängliches leichtes Brennen, Jucken oder Wärmegefühl in dem behandelten Hautbereich).

Seltene Nebenwirkungen:
einzelne örtliche blaue Flecken oder Unterhautblutungen in dem behandelten Hautbereich (besonders nach längerer Behandlung von Kindern mit Neurodermitis oder mit Dellwarzen), Methämoglobinämie, Hornhautreizungen nach versehentlichem Augenkontakt, allergische Reaktionen (in schwersten Fällen bis zum Schock).

Anwendung auf der Schleimhaut des Schambereichs
Häufige Nebenwirkungen:
vorübergehende örtliche Reaktionen (beispielsweise Blässe, Rötungen und Schwellungen), Hautreaktionen (anfängliches normalerweise leichtes Brennen,
Jucken oder Wärmegefühl in dem behandelten Hautbereich).

Gelegentliche Nebenwirkungen:
örtliche Missempfindungen(Kribbeln)

Seltene Nebenwirkungen:
allergische Reaktionen (in schwersten Fällen bis zum Schock).

Anwendung vor der Wundreinigung bei Unterschenkelgeschwüren
Häufige Nebenwirkungen:
vorübergehende örtliche Reaktionen (Blässe, Rötungen oder Schwellungen), Hautreaktionen (anfängliches normalerweise leichtes Brennen, Jucken oder Wärmegefühl in dem behandelten Hautbereich).

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Hautreizungen am Anwendungsort.

Seltene Nebenwirkungen:
allergische Reaktionen (in schwersten Fällen bis zum Schock).

Wechselwirkungen

Zusammen mit der Kombination bilden Sulfonamide (Antibiotika-Gruppe), Nitroglyzerin (gegen Angina pectoris), das Magenmittel Metoclopramid, das AntiepileptikumPhenytoin sowie das Lepra-Mittel Dapson verstärkt eine veränderte Form des roten Blutfarbstoffs (Methämoglobin). Methämoglobin kann keinen Sauerstoff mehr binden, daher sollte eine gleichzeitige Anwendung vermieden werden. Dies gilt insbesondere für Säuglinge bis zu zwölf Monaten.

Weil auch manche Lebensmittel Methämoglobin bilden (beispielsweise die Nitrite und Nitrate in Pökelsalz), sollten sie ebenfalls nicht zusammen mit der Kombination verwendet werden.

Wird die Kombination in hoher Dosierung (gleichzeitige Behandlung mehrerer Hautgebiete) zusammen mit Lidocain und/oder Prilocain in einer anderen Anwendungsform verwendet, kann deren Giftwirkung im Körper verstärkt werden. Gleiches gilt für andere Mittel zur örtlichen Betäubung oder chemisch verwandte Substanzen wie beispielsweise die AntiarrhythmikaTocainid und Mexiletin.

Spezielle Studien über Wechselwirkungen von Lidocain mit Antiarrhythmika der Klasse III (beispielsweise Amiodaron) wurden nicht durchgeführt, dennoch ist dabei ärztliche Vorsicht geboten.

Substanzen, die die Ausscheidung von Lidocain erschweren (wie beispielsweise das Magenmittel Cimetidin oder Betablocker), führen möglicherweise zu giftigen Konzentrationen des Wirkstoffs. Dies insbesondere, wenn Lidocain wiederholt in hoher Dosierung über einen längeren Zeitraum angewendet wird. Weil die Anwendung auf der Haut aber nur gering dosiert und kurzfristig ist, werden solche Wechselwirkungen kaum auftreten.

Gegenanzeigen

Die Kombination darf bei Überempfindlichkeit gegen Lidocain und Prilocain nicht angewendet werden.

Außerdem ist die Anwendung im Gehörgang oder Innenohr verboten, da eine Schädigung des Innenohres nicht mit Sicherheit ausgeschlossen werden kann.

Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und unter seiner Kontrolle darf die Kombination eingesetzt werden bei
  • offenen Wunden außer zur Vorbereitung der Reinigung eines Unterschenkelgeschwürs, weil man noch zu wenig über die Aufnahme der Wirkstoffe in den Körper weiß
  • Patienten mit angeborener oder später entstandener Fehlbildung des roten Farbstoffs im Blut (Methämoglobinämie) oder bei Patienten mit Mangel an dem Enzym Glukose-6-Phosphat-Dehydrogenase, da hier durch die Anwendung der Kombination eine erhöhte Gefahr der Methämoglobin-Bildung besteht
  • schwerer Leberfunktionsstörung, weil sie die Ausscheidung des Wirkstoffs verzögert
  • Patienten mit atopischer Dermatitis (Neurodermitis), da aufgrund der vorgeschädigten Haut eine kürzere Einwirkdauer ausreichend sein kann
  • Anwendung in der Umgebung des Auges, da es zu Augenreizungen kommen und das Fehlen schützender Lidreflexe die Hornhaut schädigen kann
  • Verabreichung von Lebendimpfstoffen, da die Kombination deren Wirkung mindern kann.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Obwohl es bei dem Einsatz der Kombination auf der Haut nur in sehr geringem Maß zur Aufnahme in den Körper kommt, sollte man bei der Anwendung bei Schwangeren vorsichtig sein.

Lidocain und höchstwahrscheinlich auch Prilocain gehen in die Muttermilch über. Bei der normalen Anwendung auf der Haut erfolgt dies aber in so kleinen Mengen, dass das Risiko von Nebenwirkungen beim gestillten Kind als sehr gering erachtet wird. Ein Kontakt des Säuglings mit den behandelten Hautstellen sollte allerdings vermieden werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

In entsprechender Dosierung kann die Kombination auch auf der Haut von Neugeborenen und Kleinkindern angewendet werden. Allerdings darf ein Einsatz auf der Haut oder Schleimhaut der Schamregion bei Kindern erst ab zwölf Jahren erfolgen.

Warnhinweise

  • Das Medikament kann, vor Impfungen mit Lebensimpfstoffen auf die Impfstelle aufgebracht, den Impferfolg gefährden.
  • Bei einem Kontakt der Augen mit dem Medikament muss das Auge sofort mit viel lauwarmem Wasser oder isotonischer Kochsalzlösung gespült und es dann geschützt werden, bis das Empfindungs- oder Sehvermögen wiederhergestellt ist.
  • Das Medikament darf nicht eingefroren werden.
  • Der im Medikament enthaltene Hilfsstoff Poly(oxyethylen)-54-hydriertes-Rizinusöl kann Hautreizungen hervorrufen.

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.

Packungsgrößen

Packungsgröße und Darreichungsform
25 Gramm Creme
30 Gramm Creme
5 Gramm Creme

Vergleichbare Medikamente

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Emla Creme sowie weitere Medikamente mit der Wirkstoffkombination Lidocain + Prilocain (ggf. auch Generika).


Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.