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Angst vor Burnout

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  • Angst vor Burnout

    Liebes Forum,

    ich bin zurzeit in einer schwierigen beruflichen Situation. Ich bin Sozialarbeiterin und arbeite weitgehend eigenständig, jedoch eingebunden in ein Team. Die Arbeitsbereiche sind nach regionalen Zuständigkeiten aufgeteilt, es gibt eine klare Regelung für Vertretungen bei Urlaub und Krankheit.
    Meine Arbeit mache ich total gern, liebe das eigenverantwortliche Arbeiten, mag die Menschen, mit denen ich arbeite. Ich habe vor vier Jahren in dieses Arbeitsfeld gewechselt, weil mein früherer Arbeitgeber mich zu sehr belastet hat (meine damalige Stelle ist nach meinem Weggang mit zwei vollen Stellen nachbesetzt worden). In den letzten Jahren habe ich hier eine gute Balance für mich gefunden: engagierte Arbeit, aber auch genug Zeit und Energie für mein Privatleben.
    Nun ist folgendes: Auch hier ist die Arbeitsbelastung sehr unterschiedlich verteilt. Der Kollege, mit dem ich Vertretungszeiten abstimmen muss, hat nur ungefähr 50% meiner Fallzahlen. Im normalen Alltag ist mir das egal, ich komme gut damit klar und schiebe nur selten Überstunden. Jetzt ist aber zum wiederholten Mal eine Langzeitvertretung nötig für eine Kollegin, die in Rente gegangen ist. Die Stelle ist jetzt ausgeschrieben, aber erfahrungsgemäß wird es bestimmt 3-4 Monate dauern, bis diese wieder besetzt ist. Jetzt soll ich in dieser Zeit zusammen mit meinem Kollegen vertreten. Das macht mir riesige Sorge. Ich befürchte, dass durch die Vertretung aus meiner Auslastung eine Überlastung wird. Da ich zum vierten Mal innerhalb von drei Jahren eine Langzeitvertretung mache, weiß ich, was das auch für meine eigentliche Zuständigkeit bedeutet, nämlich Terminverzögerungen, viele Absagen, Unzuverlässigkeit für meine Klienten und für andere Institutionen, gleichzeitig eine Zunahme von kurzfristigen Einsätzen. Beim letzten Mal hat es Monate gedauert, bis bei mir wieder Normalbetrieb war.
    Hinzu kommen zwei Ungerechtigkeiten: Zum Einen bin ich die Einzige, die in den letzten Jahren in diesem hohen Maß in Langzeitvertretungen eingebunden war, alle anderen waren aufgrund der Zuständigkeiten viel weniger involviert. Die zusätzliche Belastung ist also sehr ungleichmäßig verteilt. Zum Anderen ist der Kollege, der mit mir die Vertretung machen soll, extrem unzuverlässig. Er ist selbst vor zwei Jahren wegen Burnout ausgefallen, hat sich daher den Arbeitsalltag so eingerichtet, dass er sehr viel weniger Fälle hat als ich und ist dennoch schon beim "Normalbetrieb" überdurchschnittlich häufig krank. Mein Chef hat Angst (berechtigt), dass er sich sehr schnell wieder krank meldet, deswegen will er, dass ich gleichermaßen in die Vertretung eingebunden werde.
    Ich habe meinem Chef meine Sorge vor Überlastung mitgeteilt und auch gut begründet. Nicht nur das, ich habe einen alternativen Lösungsvorschlag gemacht, nämlich, dass zwei weitere Kollegen in die Vertretung mit eingebunden werden. Diese würden das auf jeden Fall mittragen, haben mir ihre Unterstützung zugesichert. Der Chef will jedoch nicht darauf zugehen, meint, dass zu viele Köche den Brei verderben. Ich habe mehrere, teilweise auch persönlich unerfreuliche Gespräche mit ihm geführt. Letztlich habe ich mich auch an den Vorgesetzten meines Chefs gewandt und ihm berichtet. Der will jetzt noch mal mit meinem Chef sprechen, wirkte jedoch nur mäßig engagiert.

    Ich mag meine Arbeit und engagiere mich gern darin, Wie mein Kollege könnte ich niemals arbeiten, weniger aus Pflichtgefühl, vielmehr aus dem Gefühl, dann selbst von meiner Arbeit gelangweilt zu sein. Allerdings habe ich hohe Fallzahlen und eine zunehmende Anzahl von kurzfristigen Einsätzen (Kriseninterventionen), die ich zwar so im normalen Rahmen packe, aber mit einer weiteren Langzeitvertretung wird das schwierig.

    Es war für mich ein langer Weg wegzukommen von meinem ausgeprägten Perfektionismus und übermäßigem Ehrgeiz. Ich habe bei meinem letzten Job schon einmal kurz vor dem Burnout gestanden. Ich will da nie wieder hin! Mir ist mein Privatleben, mein Mann, meine Familie, meine Freunde, meine Hobbies zu wichtig, ich will Zeit und Energie genug dafür übrig haben und habe nun den Eindruck, dass mein Lebensentwurf niedergetrampelt wird.

    Natürlich könnte ich die Mitarbeitervertretung einschalten. Was mir dabei aber Sorge bereitet ist die Tatsache, dass das ja schon für die Unfähigkeit meines Chefs steht, mich vor Überlastung zu schützen (viel deutlicher als ich das angesprochen habe, geht es eigentlich nicht). Der ist gerade selbst ganz schön belastet durch eine schwierige private Situation, viele der Kolleginnen leiden darunter. Auch selbst eine AU nehmen, ist natürlich ein Gedanke, aber auch keine Dauerlösung.

    Heute habe ich Bewerbungsfotos machen lassen, will am Wochenende eine Initiativbewerbung schreiben.

    Aber habt ihr vielleicht noch Ideen, Gedanken, Impulse, was ich machen kann, wie ich mich verhalten kann?

    Lieben Dank an alle!


  • Re: Angst vor Burnout

    "Heute habe ich Bewerbungsfotos machen lassen, will am Wochenende eine Initiativbewerbung schreiben."

    Es hat den Anschein, dass Sie bereits alles getan haben, um der Überbelastung zu entgehen.
    Auch die Befürchtungen, dass der "unzuverlässige" Kollege wieder über längere A.U. aussteigt, sind sicher begründet.

    Um Ihrem Chef klar zu machen, dass er Ihre Vorschläge nicht einfach beiseite schieben sollte, könnten Sie doch eine Beurteilung/Arbeitseinschätzung von ihm fordern. Damit müsste ihm klar werden, dass Sie woanders vielleicht besser beschäftigt werden können, ohne dass Sie direkt mit einer Kündigung drohen.

    Kommentar


    • Re: Angst vor Burnout

      "Heute habe ich Bewerbungsfotos machen lassen, will am Wochenende eine Initiativbewerbung schreiben."

      Es hat den Anschein, dass Sie bereits alles getan haben, um der Überbelastung zu entgehen.
      Auch die Befürchtungen, dass der "unzuverlässige" Kollege wieder über längere A.U. aussteigt, sind sicher begründet.

      Um Ihrem Chef klar zu machen, dass er Ihre Vorschläge nicht einfach beiseite schieben sollte, könnten Sie doch eine Beurteilung/Arbeitseinschätzung von ihm fordern. Damit müsste ihm klar werden, dass Sie woanders vielleicht besser beschäftigt werden können, ohne dass Sie direkt mit einer Kündigung drohen.
      Guten Morgen, Herr Dr. Riecke,

      das ist wirklich noch mal ein sehr guter Vorschlag - werde ich umsetzen!
      Laut Aussage des Chefs soll ich all das nicht persönlich nehmen (nun ja - es betrifft mich aber nun mal persönlich, und das zum wiederholten Mal). In jedem Mitarbeitergespräch hat er nur gelobt, ich habe überdurchschnittliche Bewertungen, könne mir seiner Wertschätzung gewiss sein. All das nützt mir aber nichts, wenn ich nicht vor Überlastung geschützt werde.

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