Aliskiren

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 01.03.2012

Allgemeines

Aliskiren wird zur Behandlung der essenziellen Hypertonie eingesetzt, also des Bluthochdrucks ohne erkennbare körperliche Ursachen.

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Blutdrucksteigerung unterdrücken
  • Aktivität von Renin hemmen
  • Produktion blutdrucksteigernder Hormone blockieren

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Aliskiren im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Aliskiren nicht verwendet werden?

Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff sowie schwerem und anhaltendem Durchfall darf Aliskiren nicht angewendet werden.

Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Bewertung durch den Arzt und unter seiner Kontrolle darf Aliskiren eingesetzt werden bei
  • Verwendung weiterer Wirkstoffe, die das Renin-Angiotensin-System hemmen, einer eingeschränkten Nierenfunktion und/oder bei Patienten mit Zuckerkrankheit weil es zu einem Kalium-Überschuss im Blut kommen kann
  • Patienten mit schwerer Herzmuskelschwäche (NYHA-Klasse III bis IV)
  • Natrium-Mangel im Blut oder einer verminderten Blutmenge (beispielsweise bei Behandlung mit hochdosierten Entwässerungsmitteln), da es zu einem starken Blutdruckabfall kommen kann
  • schwer eingeschränkter Nierenfunktion (Serum-Kreatinin unter 150 Mikromol/Liter oder 1,70 Milligramm/Deziliter bei Frauen und unter 177 Mikromol/Liter oder 2,00 Milligramm/Deziliter bei Männern und/oder geschätzte glomeruläre Filtrationsrate unter 30 Milliliter/Minute), bei Blutwäsche (Dialyse), nephrotischem Syndrom oder nierenbedingtem Bluthochdruck
  • einseitig oder beidseitig verengter Nierenarterie, beziehungsweise Verengung bei einer Einzelniere.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Bisher wurde Aliskiren nicht in Studien bei Schwangeren eingesetzt. Zwar haben Tierversuche kein Risiko für das Ungeborene ergeben, aber andere Substanzen mit direkter Wirkung auf das Hormonsystem der Nebenniere wurden mit schweren Missbildungen der Kinder und Todesfällen bei Neugeborenen in Verbindung gebracht. Daher darf Aliskiren nicht während der Schwangerschaft angewendet werden. Auch Frauen, die eine Schwangerschaft planen, sollten nicht mit dem Wirkstoff behandelt werden. Wird während der Behandlung mit Aliskiren eine Schwangerschaft festgestellt, ist die Therapie abzubrechen.

Weil nicht bekannt ist, ob Aliskiren wie bei Ratten auch beim Menschen in die Muttermilch ausgeschieden wird, sollte der Wirkstoff bei stillenden Frauen nicht angewendet werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Weil mit Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren keine Studien zur Sicherheit und Wirkung von Aliskiren unternommen wurden, darf der Wirkstoff nicht bei dieser Altersgruppe angewendet werden.

Welche Nebenwirkungen kann Aliskiren haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Aliskiren. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Häufige Nebenwirkungen:
Durchfall.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Hautausschlag.

Seltene Nebenwirkungen:
Allergische Gesichtsschwellungen (Angioödeme), Blutwerte-Veränderungen (Fettstoffwechsel, Harnsäure, Blutzucker), Blut-Kaliumkonzentrationserhöhung.

Nebenwirkungen ohne Angabe der Häufigkeit:
Blut-Hämoglobin-Konzentrationsabnahme (geringgradig), Blutzellendichte-Abfall (geringgradig).

Besonderheiten:
Falls Anzeichen auftreten, die auf eine allergische Reaktion hinweisen (insbesondere Schwierigkeiten beim Atmen oder Schlucken, Schwellungen des Gesichts, der Extremitäten, Augen, Lippen und/oder Zunge), sollte die Behandlung abgebrochen und ein Arzt aufgesucht werden.

Zuckerkranke, Patienten mit Nierenerkrankungen und solche mit Herzmuskelschwäche sollten bei der Anwendung von Aliskiren regelmäßig vom Arzt hinsichtlich ihrer Blut-Mineralwerte und der Nierenfunktion kontrolliert werden.

Welche Wechselwirkungen zeigt Aliskiren?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Aliskiren darf bei Diabetikern und Patienten mit Nierenfunktionsstörungen nicht zusammen mit anderen Blutdrucksenkern aus den Wirkstoffgruppen der ACE-Hemmer und AT1-Rezeptor-Antagonisten (Sartanen) angewendet werden. Auch bei allen anderen Patienten sollte eine solche Kombination nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko Abwägung durch den Arzt und unter seiner Kontrolle erfolgen. Es kann zu Kaliumüberschuss im Blut mit der Gefahr von Herzrhythmusstörungen, zu Blutdruckabfall, Nierenkomplikationen und Schlaganfall kommen.

Die Aufnahme des HerzglykosidsDigoxin und damit dessen Wirkung kann durch Aliskiren leicht verringert werden. Die gleichzeitige Gabe von Aliskiren mit dem Entwässerungsmittel Furosemid lässt Furisemid weniger wirksam werden. Daher sollte der Arzt vor allem zu Beginn oder bei Umstellungen der Behandlung die Blutmenge sorgfältig überwachen.

Möglicherweise wird die Wirkung von Aliskiren durch den Blutdrucksenker Irbesartan, durch Johanniskraut (gegen Depression) und das Tuberkulose-MittelRifampicin leicht verringert. Auch sehr fettreiche Nahrung macht Aliskiren weniger wirksam, da sie die Aufnahme des Wirkstoffs in den Körper deutlich verringert.

Das Pilzmittel Ketoconazol hingegen kann die Wirkung von Aliskiren praktisch verdoppeln, da es die Aufnahme desselben in den Körper fördert, seine Ausscheidung aber behindert.

Aufgrund der Erfahrungen bei der Anwendung anderer Substanzen, die auf das Hormonsystem der Nebenniere wirken, könnte die gleichzeitige Verabreichung von kaliumsparenden Entwässerungsmitteln, Kaliumpräparaten und kaliumhaltigen Salzersatzmitteln oder anderen Stoffen, die eine Erhöhung der Blut-Kaliumkonzentration bewirken können (beispielsweise Heparin), zu einem Kaliumüberschuss im Blut führen. In solchen Fällen muss der Arzt die Kaliumwerte regelmäßig kontrollieren.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Das Medikament sollte nicht zusammen mit einer fettreichen Mahlzeit eingenommen werden.
  • Bei Anzeichen einer allergischen Reaktion ist die Behandlung sofort zu unterbrechen und ein Arzt aufzusuchen.
  • Diabetiker, Nierenkranke und Patienten mit Herzmuskelschwäche müssen vom Arzt regelmäßig auf ihren Mineralhaushalt und die Nierenfunktion untersucht werden.
  • Das Medikament darf bei Diabetikern und Patienten mit Nierenfunktionsstörungen nicht zusammen mit ACE-Hemmern oder AT1-Rezeptor-Antagonisten angewendet werden.
  • Möglicherweise verändert das Medikament einige Blutwerte (Fettstoffwechsel, Zucker, Harnsäure).

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Aliskiren?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Aliskiren enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

Medikament
Darreichungsform

So wirkt Aliskiren

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Aliskiren. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen , zu welcher der Wirkstoff Aliskiren gehört.

Anwendungsgebiet des Wirkstoffs Aliskiren

Aliskiren wird zur Behandlung der essenziellen Hypertonie eingesetzt, also des Bluthochdrucks ohne erkennbare körperliche Ursachen.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Aliskiren sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Aliskiren

Zur Blutdrucksteigerung schüttet die Nebenniere zunächst das Hormon Renin aus. Renin veranlasst die Bildung von Angiotensin I aus dessen Vorstufe, dem Angiotensinogen. Angiotensin I und das danach daraus gebildete Angiotensin II sind die eigentlichen Blutdrucksteigerer. Beide Hormone führen zu einer starken Verengung der Blutgefäße, was den Druck darin ansteigen lässt.

Aliskiren unterscheidet sich von anderen Wirkstoffgruppen, die zur Blutdrucksenkung am System der Nebennierenhormone ansetzen. Von diesen blockieren die ACE-Hemmer die Tätigkeit des Enzyms, welches Angiotensin I in Angiotensin II umwandelt. Angiotensin-II-Rezeptorblocker besetzen hingegen die Bindungsstelle für Angiotensin II in den Blutgefäßen. Bei beiden Wirkstoffgruppen kommt es als Reaktion auf ihre Wirkung zu einer gesteigerten Renin-Ausschüttung, da der Körper dessen Unwirksamkeit ausgleichen will.

Aliskiren ist ein direkter Hemmstoff des Hormons Renin und beeinflusst damit den Ausgangspunkt der Blutdrucksteuerung im Körper. Es kann zu keinem ausgleichenden Renin-Anstieg mehr kommen, was von Vorteil ist. In Studien haben sich nämlich erhöhte Renin-Werte im Blut von Bluthochdruck-Patienten, aber auch bei Personen mit normalem Blutdruck als Risikofaktor für vermehrte Schäden im Herz-Kreislauf-System erwiesen.

Aliskiren selbst ist kein Eiweiß wie Renin und kann daher auch eingenommen werden.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.