Eine Frau hält die Hand eines Babys.
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Schwangerschaft verändert das Gehirn der Mutter

Von: Onmeda-Redaktion, Till von Bracht (Medizinredakteur, M.A. Sportwissenschaften)
Letzte Aktualisierung: 23.07.2020

Im Laufe einer Schwangerschaft verändert sich der Körper der werdenden Mutter. Daneben passen sich jedoch auch bestimmte Hirnbereiche an. Und zwar lange über die eigentliche Schwangerschaft hinaus, wie eine Studie in Nature Neuroscience zeigt. Als Folge der Veränderungen kann sich die Mutter wahrscheinlich besser um das Kind kümmern und fürsorglicher mit ihm umgehen.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Schwangerschaft verändert das Gehirn der Mutter

Während einer Schwangerschaft sorgen Hormone dafür, dass der weibliche Körper sich der neuen Situation anpasst. Dass sich auch das Gehirn verändert, konnten Forscher in einer Studie nachweisen. Sie verglichen die Gehirnstrukturen von Frauen vor der ersten Schwangerschaft und nach der Geburt über einen Zeitraum von etwa fünf Jahren. Und stellten fest, dass es durch die Schwangerschaft zu Veränderungen im Gehirn kommt, die auch mindestens zwei Jahre nach der Geburt des Kindes noch vorhanden sind.

Bei einem Vergleich von MRT-Aufnahmen des Gehirns vor und nach der Schwangerschaft fiel den Wissenschaftlern etwas auf: Die graue Substanz nahm in einem Hirnbereich, der vor allem mit sozialen kognitiven Fähigkeiten zusammenhängt, deutlich ab – das Gehirn schrumpfte leicht. Die Forscher vermuten, dass diese Abnahme Teil eines Anpassungsprozesses sind, der die Frau auf ihre Mutterrolle vorbereitet und sie später befähigt, die Bedürfnisse und Gefühle ihres Kindes besser wahrzunehmen.

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In Folge der Volumenabnahme traten jedoch keine Gedächtnisprobleme auf. Die Abnahme der grauen Substanz bedeutet auch nicht, dass Hirnzellen verloren gehen oder die kogniten Fähigkeiten abnehmen. Den Wissenschaftlern zufolge liegen hier wahrscheinlich vielmehr Vorgänge zugrunde, die einem Prozess ähneln, der auch währen der Pubertät auftritt: dem sogenannten „Synaptic Pruning“ (= etwa „synaptisches Stutzen“). Hierbei werden im Gehirn nur starke Verbindungen zwischen Nervenzellen (Synapsen) aufrechterhalten, schwache Verbindungen dagegen aufgelöst. Auf diese Weise wird Platz geschaffen für ein abgewandeltes neuronales Netz, das effizienter und spezialisierter ist.

Für diese Theorie spricht, dass vor allem Hirnareale von der Abnahme betroffen waren, die mit Funktionen zusammenhängen, die dabei helfen, die Herausforderungen einer Mutterschaft zu meistern. Die MRT-Aufnahmen zeigten zudem, dass die Hirnbereiche, in denen die graue Substanz abnahm, auch genau jene waren, die aktiv wurden, wenn die Mütter Bilder ihrer eigenen Babys betrachteten.

Eine australische Studie zeigte jedoch, dass Frauen besonders im letzten Drittel der Schwangerschaft sehr wohl leicht nachlassende kognitive Leistungen und vor allem Gedächtsnisproblem hatten. Das würde die vielzitierte "Schwangerschaftsdemenz" erklären. Den Alltag beeinträchtigt diese den Forschern zufolge allerdings nicht. Vermutlich haben die Konzentrationsschwierigkeiten vor allem damit zu tun, dass die Gedanken der werdenden Mütter in dieser Zeit vor allem um das Wesentliche kreisen: Das Baby.