Dichtes Brustgewebe bei Frauen: Erhöhtes Risiko für Brustkrebs?
Ob eine Frau ein erhöhtes Risiko für Brustkrebs hat, hängt von vielen Faktoren ab. Die wichtigsten Risikofaktoren sind erbliche Veranlagung und höheres Alter. Einen kleinen Einfluss hat aber auch die Brustdichte. Was hat es damit auf sich? Die wichtigsten Fragen & Antworten.

Inhaltsverzeichnis
Was heißt hohe Brustdichte?
Die weibliche Brust besteht aus 15 bis 20 Einzeldrüsen sowie umgebendem Fett- und Bindegewebe. Das Brustgewebe gilt dann als dicht, wenn
- der Anteil an Drüsen- und Bindegewebe hoch und
- der Anteil an Fettgewebe niedrig ist.
Ist dichtes Brustgewebe normal?
Ja, ungefähr jede zweite Frau über 40 Jahre hat eine hohe Brustdichte.
Bleibt die Brustdichte immer gleich?
Nein, der Anteil von Drüsen-, Fett- und Bindegewebe in der weiblichen Brust kann sich sowohl kurzzeitig als auch langfristig verändern.
Was beeinflusst die Brustdichte?
Einen großen Einfluss auf das Brustgewebe haben die Geschlechtshormone. Darum kann die Brustdichte während des Menstruationszyklus zu- und wieder abnehmen. Auch wenn eine Frau Östrogenpräparate einnimmt, kann sich ihre Brustdichte erhöhen.
In den Wechseljahren bildet sich das Drüsengewebe der weiblichen Brust oft zurück – dafür bildet sich mehr Fettgewebe. Entsprechend nimmt dann normalerweise auch die Brustdichte ab.
Zudem kann das Körpergewicht die Brustdichte beeinflussen. So haben Frauen mit Übergewicht eher ein weniger dichtes Brustgewebe.
Wie lässt sich die Dichte der Brust bestimmen?
Die Brustdichte ist mithilfe von bildgebenden Untersuchungsmethoden feststellbar, zum Beispiel mit einer Röntgenuntersuchung der Brust (Mammographie).
Wie sieht dichtes Brustgewebe im Röntgenbild aus?
Dichtes Brustgewebe ist im Röntgenbild an den vielen weißen Bereichen zu erkennen, die dem Drüsen- oder Bindegewebe entsprechen. Dunkle Bereiche bedeuten viel Fettgewebe und damit eine geringere Brustdichte.
Wie teilen Mediziner die Brustdichte ein?
Meist unterscheidet man bei der Brustdichte vier Kategorien:
- Kategorie 1: Die Brust besteht überwiegend aus Fettgewebe. Die Brustdichte ist sehr niedrig.
- Kategorie 2: Die Brust enthält einen großen Anteil Fettgewebe und vereinzelte Bereiche mit dichtem Drüsen- und Bindegewebe.
- Kategorie 3: Die Brust enthält mehr Drüsen- und Bindegewebe als Fettgewebe.
- Kategorie 4: Die Brust besteht fast vollständig aus Drüsen- und Bindegewebe. Die Brustdichte ist sehr hoch.
Ist die Beurteilung der Brustdichte zuverlässig?
Nein, die Beurteilung ist eher ungenau. Denn das Untersuchungsergebnis kann – je nach Untersuchungsverfahren, verwendetem Gerät und Zeitpunkt der Messung – unterschiedlich ausfallen. Zudem ist die Beurteilung der Brustdichte subjektiv. Das heißt: Verschiedene Ärzte können ein und dasselbe Bild unterschiedlich bewerten. Insgesamt werden bis zu 18,7 Prozent der schon beurteilten Röntgenbilder bei einer erneuten Bewertung einer anderen Brustdichte-Kategorie zugeordnet.
Hat die Brustdichte Einfluss auf das Brustkrebsrisiko?
Ja, Frauen mit einem dichten Brustgewebe haben ein höheres Risiko für Brustkrebs als Frauen mit geringerer Brustdichte. In Zahlen ausgedrückt heißt das zum Beispiel für 50-jährige Frauen:
Brustdichte | Risiko einer Brustkrebs-Erkrankung in den nächsten 10 Jahren |
---|---|
Kategorie 1 | 1 % (d.h. 10 von 1.000 Frauen werden erkranken) |
Kategorie 2 | 1,8 % (d.h. 18 von 1.000 Frauen werden erkranken) |
Kategorie 3 | 2,7 % (d.h. 27 von 1.000 Frauen werden erkranken) |
Kategorie 4 | 3,2 % (d.h. 32 von 1.000 Frauen werden erkranken) |
Zudem ist der Brustkrebs bei Frauen mit dichtem Brustgewebe zum Zeitpunkt der Diagnose durchschnittlich weiter fortgeschritten als bei Frauen mit geringer Brustdichte.
Bezogen auf das Risiko der Normalbevölkerung ist das Brustkrebsrisiko bei hoher Brustdichte mit einem Faktor von ca. 1,3 aber nur leicht erhöht.
Brustkrebs
Erschwert dichtes Brustgewebe die Krebsdiagnose?
Ja. Zwar können Ärzte mithilfe der Mammographie auch bei hoher Brustdichte viele Fälle von Brustkrebs diagnostizieren. Denn die Geräte lassen sich so einstellen, dass sie auch bei dichtem Brustgewebe möglichst gute Bilder liefern.
Doch grundsätzlich ist Brustkrebs bei hoher Brustdichte – vor allem der Kategorie 4 – im Röntgenbild schwerer zu erkennen. Denn nicht nur dichtes Brustgewebe sieht im Röntgenbild weiß aus, sondern auch Tumoren. Darum kann es passieren, dass das Brustgewebe einen Tumor verdeckt.
Brustdichte | Durch Mammographie erkannte Tumoren |
---|---|
Kategorie 1 | fast 100 % |
Kategorie 2 | ca. 83 % |
Kategorie 3 | ca. 80 % |
Kategorie 4 | ca. 50 % |
Was bringen zusätzliche Untersuchungen?
Bei Frauen mit hoher Brustdichte kann womöglich eine ergänzende Ultraschalluntersuchung (Sonographie) oder Magnetresonanztomographie (MRT) der Brust helfen, Tumoren zu erkennen, die in der Mammographie unentdeckt bleiben. Welchen Nutzen solche Zusatzuntersuchungen haben, ist aber wissenschaftlich noch nicht ausreichend belegt.
Bekannt ist jedoch, dass zusätzliche Untersuchungen in der Brustkrebs-Früherkennung auch Nachteile haben können. Denn verglichen mit dem normalen Mammographie-Screening führen sie häufiger zu:
- Testergebnissen, die fälschlicherweise auf Brustkrebs hindeuten (sog. Falsch-positiv-Ergebnisse),
- seelisch belastenden Kontrolluntersuchungen und Entnahmen von Gewebeproben sowie
- Überdiagnosen, also Diagnosen und Behandlungen von Tumoren, die ohne die Zusatzuntersuchung nie aufgefallen wären – zum Beispiel, weil sie nicht weiter gewachsen wären.
Zudem ist noch nicht erwiesen, ob solche Zusatzuntersuchungen dazu beitragen können, das Sterberisiko durch Brustkrebs zu senken.
Trotz dieser Problematik empfehlen manche Fachleute, dichtes Brustgewebe ergänzend per Ultraschall zu untersuchen. Dabei sollten die Frauen in die Entscheidung über die Zusatzdiagnostik mit einbezogen sowie über deren Nutzen und Risiko informiert werden.
Moshina, N., et al.: Automated Volumetric Analysis of Mammographic Density in a Screening Setting: Worse Outcomes for Women with Dense Breasts. Radiology, Vol. 288, Iss. 2, pp. 343-352 (August 2018)
Mamma. Online-Informationen des Pschyrembel: www.pschyrembel.de (Stand: August 2018)
Höhere Krebsrate bei Frauen mit dichtem Brustgewebe. Online-News des Deutschen Ärzteblatts: www.aerzteblatt.de (26.6.2018)
Leitlinie der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) und der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG): Früherkennung, Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms. AWMF-Leitlinien-Register Nr. 032-045OL (Stand: 1.12.2017)
Brustkrebs: Welche Rolle spielt die Brustdichte? Online-Informationen des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): www.gesundheitsinformation.de (Stand: 22.2.2017)
Weitere Informationen
Onmeda-Lesetipps:
- Vorsorgeplaner: Wann stehen welche Vorsorgeuntersuchungen an?
- Selbstuntersuchung der Brust: Am besten einmal pro Monat
- Brustkrebs: Symptome, Therapie & Früherkennung
- Forum Brustkrebs: Tauschen Sie sich mit anderen Betroffenen aus!
Letzte Änderung: 26.01.2021