Eine Frau greift sich an die schmerzende rechte Brust.
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Brustdrüsenentzündung (Mastitis)

Von: Onmeda-Redaktion
Letzte Aktualisierung: 12.11.2020

Eine Mastitis tritt überwiegend bei stillenden Frauen im Wochenbett auf, etwa bei einem Milchstau, und heilt dann meist folgenlos ab. Seltener entwickelt sich eine Mastitis außerhalb der Stillzeit sowie bei Männern. Dann aber wird sie häufig chronisch und muss mit Medikamenten oder einer Operation behandelt werden.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Mastitis (Brustdrüsenentzündung)

Was ist eine Brustdrüsenentzündung (Mastitis)?

Eine Mastitis ist eine Entzündung der Brustdrüse, die vor allem Frauen betrifft, besonders als Mastitis puerperalis (Brustentzündung während dem Wochenbett und der Stillzeit).

Seltener entzündet sich die Brustdrüse außerhalb von Wochenbett und Stillzeit (Mastitis non-puerperalis) oder bei Neugeborenen (Mastitis neonatorum oder Neugeborenenmastitis) sowie bei Männern.

Umgangssprachlich wird die Mastitis auch als Brustentzündung bezeichnet.

Neugeborenenmastitis

Eine Neugeborenenmastitis (Mastitis neonatorum) kann sich sowohl bei Jungen als auch bei Mädchen vier bis sechs Tage nach der Geburt entwickeln. Die Neugeborenenmastitis ist aber keine klassische Brustdrüsenentzündung sondern eher eine Brustdrüsenschwellung. Sie entsteht durch mütterliche Hormone, die sich noch im Blutkreislauf des Säuglings befinden.

Die Neugeborenenmastitis ist unbedenklich und muss nicht behandelt werden. Die Schwellung bereitet keine Beschwerden und geht selbstständig zurück.

Während der Brustdrüsenschwellung kann ein Sekret austreten, die sogenannte Hexenmilch. Auch diese ist auf verbliebene mütterliche Hormone zurückzuführen und ist unbedenklich.

Mastitis: Symptome

Eine Mastitis verursacht typische Symptome, aufgrund derer man landläufig auch von einer Brustentzündung spricht: Die Entzündung geht zwar von der Brustdrüse aus, weitet sich aber meist auf die ganze Brust aus und bereitet ausgedehnte Beschwerden.

Die Brust:

  • schmerz stark und spannt,
  • ist verhärtet und gerötet,
  • ist angeschwollen und
  • fühlt sich sehr warm an.

In etwa der Hälfte der Fälle sind die benachbarten Lymphknoten angeschwollen.

Bei einer Mastitis puerperalis, also einer Brustentzündung in der Stillzeit, entwickelt sich außerdem plötzliches hohesFieber.

In manchen Fällen bilden während einer Mastitis eitrige abgekapselte Entzündungen (Abszesse). Bei chronischen Brustentzündungen können zudem sogenannte Fisteln entstehen – also Gänge, die von den Milchgängen ausgehend nach außen führen.

Mastitis: Therapie

Eine Mastitis sollte grundsätzlich ärztlich untersucht und behandelt werden, um zu verhindern, dass sich Abszesse bilden oder die Brustdrüsenentzündung chronisch wird.

Das können Sie selber tun:

  • Kühle Auflagen (nicht aus dem Eisfach!),
  • Quarkwickel oder
  • Umschläge mit essigsaurer Tonerde

kühlen die Brust und lindern so die Beschwerden. Außerdem sollten Sie einen BH tragen, der die Brust gut stützt, aber nicht einengt.

Je nach Ursache der Brustdrüsenentzündung können bestimmte Medikamente eingesetzt werden:

Eine Operation ist nötig bei:

  • einem Abszess
  • chronischen Entzündungsherden
  • Restgeschwüren nach abgeheilter Brustenzündung
  • Fisteln

Mastitis: Ursachen

Eine Mastitis non-puerperalis, also eine Brustdrüsenentzündung, die nichts mit Wochenbett und Stillzeit zu tun hat, kann durch verschiedene Faktoren begünstigt werden (sowohl bei Frauen als auch bei Männern):

  • Verletzungen der Brustdrüse (Mamma)
  • bestimmte Psychopharmaka (Tranquilizer)
  • Depotpräparate mit Sexualsteroiden (werden z.B. als Hormonersatztherapie eingesetzt, bei Frauen etwa bei Beschwerden in den Wechseljahren)
  • starkes Rauchen

Aufgrund ihrer Ursache kann eine Brustdrüsenentzündung außerdem in bakterielle und nicht-bakterielle Mastitis unterschieden werden:

Bakterielle Mastitis

Hauptverursacher einer bakteriellen Mastitis sind Staphylokokken, insbesondere Staphylococcus aureus (40% bei Mastitis non-puerperalis, 95% bei Mastitis puerperalis). Daneben können auch Streptokokken, Escherichia coli und Fusobakterien eine Entzündung der Brustdrüse hervorrufen. Die Erreger gelangen meist über kleine Risse in der Haut der Brustwarze – sogenannte Schrunden oder Rhagaden – in den Körper.

Äußerst selten entwickelt sich eine bakterielle Mastitis non-puerperalis im Rahmen einer Grunderkrankung, wie beispielsweise:

Nicht-bakterielle Mastitis

Es kann passieren, dass die Brustdrüse durch eine erhöhte Konzentraion des Hormons Prolaktin vermehrt Sekret bildet (Hyperprolaktinämie), z.B. durch

  • Stress
  • hormonelle Veränderungen
  • Medikamente

Kann das Sekret nicht richtig abfließen (Milchstau), weiten sich die Milchgänge und die Flüssigkeit dringt in das umliegende Bindegewebe ein. Dort wird es als Fremdkörper wahrgenommen und löst so eine Entzündungsreaktion und damit eine nicht-bakterielle Mastitis aus.

In der Folge können sich an den geschädigten Milchgängen und im Gewebe leicht Bakterien ansiedeln, sodass aus der nicht-bakteriellen eine bakterielle Mastitis wird.

Auch eine sogenannte Mastopathie, eine gutartige Veränderung der Brust, kann einen Sekretstau auslösen.

Mastitis: Diagnose

Die typischen Beschwerden legen die Diagnose einer Mastitis nahe. Durch Abtasten (Tastbefund) und eine anschließende Ultraschalluntersuchung kann der Arzt die Brustentzündung genauer beurteilen.

Wenn die Brustwarze auffällig aussieht oder Flüssigkeit absondert, können mögliche Erreger mithilfe eines Abstrichs ermittelt werden. Anhand eines Bluttests kann zudem die Konzentration des Hormons Prolaktin überprüft werden. Ist das Prolaktin erhöht, muss die Ursache hierfür gefunden werden: zum Beispiel eine Schilddrüsenstörung oder bestimmte Medikamente.

Wenn eine medikamentöse Therapie nicht anschlägt, kann eine Mammographie durchgeführt werden, um einen entzündlichen Brustkrebs (Mammakarzinom) auszuschließen. Eine Gewebeprobe (Biopsie) kann das Ergebnis sichern und auch andere Erkrankungen nachweisen oder ausschließen.

Mastitis: Verlauf

Eine Mastitis – besonders eine Mastitis puerperalis – bildet sich oft von selbst zurück oder heilt unter der Behandlung rasch ab, besonders wenn sie zum ersten Mal auftritt.

Komplikationen

Manchmal bildet sich ein mit Eiter gefüllter Abszess. Liegt dieser nahe hinter der Brustwarze oder direkt unter der Haut, kann er sich selber über das Gangsystem oder die Haut nach außen entleeren. Größere und tiefer liegende Abszesse muss der Arzt operativ öffnen und reinigen, da sich sonst Fisteln bilden können. Fisteln sind Verbindungen zur Haut oder zum Milchgangsystem, über die wiederum Bakterien in das Brustgewebe eindringen können.

Tritt die Brustdrüsenentzündung außerhalb der Stillzeit auf (Mastitis non-puerperalis) und wird nicht rechtzeitig oder nicht lange genug behandelt, kann sie sich zu einer chronischen Mastitis entwickeln. Daher ist es wichtig, dass Sie sich frühzeitig an einen Arzt wenden, wenn Sie bei sich Anzeichen einer Mastitis beobachten.

Häufigkeit

Etwa 1 bis 2 unter 100 Frauen entwickeln beim Stillen im Wochenbett eine Mastitis puerperalis, meistens in der 2. bis 4. Woche nach der Geburt.

Außerhalb der Stillzeit kommt es selten zu einer Brustdrüsenentzündung. Eine Mastitis non-puerperalis tritt bei 1-2 von 10.000 Frauen zwischen 20 und 40 Jahren auf. Äußerst selten entwickeln Frauen in oder nach der Menopause eine Brustdrüsenentzündung.

Mastitis: Vorbeugen

Einer Brustdrüsenentzündung können Sie nicht sicher vorbeugen. Im Wochenbett können Sie das Risiko, an einer Mastitis puerperalis zu erkranken, jedoch durch eine gute Stilltechnik senken:

  • Sorgen Sie dafür, dass Sie und Ihr Kind es beim Stillen bequem haben.
  • Reinigen Sie Ihre Brustwarzen und deren Umgebung mit Wasser, bevor Sie Ihrem Kind die Brust geben.
  • Achten Sie darauf, dass Ihr Kind den ganzen Warzenhof mit seinem Mund umschließt – fasst es nur die Brustwarze, ist das schmerzhaft und irritiert das Gewebe.
  • Lassen Sie Ihr Kind in den ersten drei Tagen des Wochenbetts nicht länger als fünf Minuten an jeder Brust saugen, um sich langsam auf das Stillen einzustellen. Später können Sie die Anlegezeiten verlängern.
  • Lassen Sie Ihre Brustwarzen nach dem Stillen an der Luft trocknen. Dadurch können Sie verhindern, dass sich kleine Risse in der Haut – sogenannte Schrunden oder Rhagaden – bilden, durch die Keime in den Körper eindringen können.

Bildet Ihre Brust nach dem Abstillen noch über längere Zeit Sekret, sollten Sie dies von Ihrem Frauenarzt abklären lassen.

Eine Brustdrüsenentzündung außerhalb der Stillzeit (Mastitis non-puerperalis) ist zwar selten, neigt aber dazu, immer wieder aufzutauchen (rezidivierend). Darum ist es bei dieser Art der Brustentzündung wichtig, dass:

  • ... die Mastitis gut austherapiert wird (bei bakterieller Ursache Antibiotika über zwei bis drei Wochen).
  • ... eine Schilddrüsenfehlfunktion ausgeschlossen wird.
  • ... Sie auf Rauchen verzichten.
  • ... eine Hyperprolaktinanämie ausgeschlossen bzw. behandelt wird.