Eine ältere Frau hält eine Hantel auf Schulterhöhe, blickt in die Kamera und lächelt
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Osteoporose: Ursachen und Therapie von Knochenschwund

Von: Lydia Klöckner (Medizinredakteurin), Jasmin Krsteski (Biologin und Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 20.11.2023 - 14:00 Uhr

Bei Osteoporose nimmt die Knochenmasse so stark ab, dass das Skelett instabil werden kann. Symptome bemerken die meisten Menschen erst, wenn es dadurch zu Knochenbrüchen kommt. Lesen Sie alles über Ursachen und Therapie bei Osteoporose und erfahren Sie, ob Knochenschwund heilbar ist.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zur Osteoporose

Eine Osteoporose ruft zunächst keine Symptome hervor. Erst, wenn es zu Knochenbrüchen kommt, treten Schmerzen auf. Außerdem kann es hierdurch zum Größenverlust und zum Rundrücken kommen.

Häufig sind zunächst die Wirbelkörper im Bereich der Brust- und Lendenwirbelsäule von Frakturen betroffen. Die Folge sind Rückenschmerzen, die akut und stechend sein können oder sich schleichend entwickeln und dann chronisch und dumpf sind.

Zwar lässt sich die Osteoporose selbst nicht heilen. Es ist jedoch möglich, den Knochenabbau zu verzögern und die Knochensubstanz zu stärken, beispielsweise mit Sport.

Definition: Was ist Osteoporose?

Bei gesunden Menschen ist das Knochengewebe feinporig wie bei einem sehr dichten, festen Schwamm. Bei Menschen mit Osteoporose hingegen bilden sich im Knocheninneren immer größere Hohlräume und die äußere Knochenwand (Kortikalis) wird dünner. Dadurch wird der Knochen weniger belastbar und instabiler.

Alle Menschen verlieren mit zunehmendem Lebensalter an Knochenmasse. Dieser Abbau ist ein natürlicher Prozess, der etwa ab dem 40. Lebensjahr beginnt und sich normalerweise allmählich vollzieht. Menschen mit Osteoporose verlieren jedoch viel mehr Knochenmasse als gesunde Menschen, sodass sich der natürliche Knochenschwund verstärkt.

Häufigkeit

Insgesamt sind in Deutschland etwa fünf Millionen Frauen und eine Million Männer an Osteoporose erkrankt. Etwa 50 Prozent der Frauen und 20 Prozent der Männer erleiden in ihrem Leben einen Knochenbruch, der auf Knochenschwund zurückzuführen ist. 

Osteoporose-Therapie: Ist Knochenschwund heilbar?

Die Erkrankung selbst ist derzeit nicht heilbar. In erster Linie zielt die Therapie der Osteoporose darauf ab, Knochenbrüche und ein Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern sowie die Lebensqualität zu verbessern. Die Art der Behandlung richtet sich dabei grundsätzlich nach der Ursache der Osteoporose, nach den Beschwerden der betroffenen Person sowie nach deren allgemeinem körperlichen Zustand.

In der Regel besteht die Therapie aus einer Kombination der folgenden Maßnahmen:

  • Medikamente
  • Umstellung der Ernährung
  • Bewegung und physikalische Therapie
  • Rauchstopp und Alkoholverzicht
  • Hilfsmittel wie Gehstützen

Osteoporose mit Medikamenten behandeln

Es gibt einige Medikamente, die bei Osteoporose die Symptome lindern oder ihr entgegenwirken:

  • Schmerzmittel: Wenn als Folge der Knochenbrüche Schmerzen auftreten, können Schmerzmittel wie Paracetamol oder nicht steroidale Antirheumatika, kurz NSAR (z. B. Ibuprofen), helfen.

  • Medikamente, die dem Knochenabbau entgegenwirken: Dazu zählen vor allem Wirkstoffe aus der Gruppe der Bisphosphonate (z. B. Alendronat oder Risedronat): Die Mittel ähneln chemisch jenen körpereigenen Stoffen, die die innere Knochenstruktur bilden. Sie sorgen dafür, dass die Knochendichte zunimmt, was das Risiko für Knochenbrüche verringert. Auch Antiköper, wie Denosumab, können eingesetzt werden, um die knochenabbauenden Zellen zu blockieren.

  • Medikamente, die den Östrogenmangel ausgleichen: Eine Therapie mit dem Wirkstoff Raloxifen kann den Folgen eines Östrogenmangels entgegenwirken. Produziert der Körper etwa nach den Wechseljahren zu wenig des weiblichen Sexualhormons, reduziert sich die Knochendichte. Raloxifen hat eine ähnlich schützende Wirkung auf die Knochen wie Östrogen, geht jedoch auch mit Nebenwirkungen einher. Unter anderem erhöht Raloxifen das Risiko für Thromboembolien und Thrombosen.

Ernährung und Nahrungsergänzung bei Osteoporose

Bei Osteoporose spielt die richtige Ernährung eine wichtige Rolle.

  • Untergewicht vermeiden: Es ist wichtig, täglich ausreichend Kalorien zu sich zu nehmen, da Untergewicht (Body-Mass-Index unter 20) die Osteoporose verstärken kann. Andererseits sollte Übergewicht vermieden werden, um die Beweglichkeit zu erhalten.

  • Calcium: Die tägliche Nahrung sollte ausreichend Calcium (zwischen 1.000 und 1.500 Milligramm) enthalten, da das Mineral wichtig für den Aufbau und die Stabilität der Knochen ist. Nach ärztlicher Absprache können unter Umständen Calciumpräparate sinnvoll sein. Für Menschen mit Beschwerden wie beispielsweise Nierensteinen gilt das nicht. 

  • Vitamin D:  Vitamin D trägt dazu bei, Calcium in die Knochen einzulagern, und wirkt so dem Knochenschwund entgegen. Der Bedarf lässt sich nicht allein über die Nahrung decken. Der Körper bildet das Vitamin zu 90 Prozent selbst, sobald er Sonnenlicht ausgesetzt ist. Da diese Menge bei Osteoporose meist nicht reicht, sind nach ärztlicher Absprache häufig Vitamin-D-haltige Präparate nötig.

Wie kann Sport bei Osteoporose helfen?

Körperliches Training spielt eine bedeutende Rolle für den Aufbau und Erhalt der Knochenmasse und Knochenqualität. Der Grund: Bewegung reizt den Knochen mechanisch. Das regt den Knochenstoffwechsel an, neue Knochenzellen bilden sich. In Untersuchungen hat sich gezeigt, dass Frauen, die Sport treiben, eine höhere Knochendichte haben.

Bewegung dient aber nicht nur der Vorbeugung, sondern kann auch Bestandteil der Therapie sein. Indem Patient*innen ihre Muskelkraft, Beweglichkeit und Koordination verbessern, beugen sie Stürzen und somit  (weiteren) Knochenbrüchen vor. Deshalb kann eine Physiotherapie bei Osteoporose sinnvoll sein.

Sportarten, die die Knochen stärken, sind beispielsweise Joggen, Wandern und Krafttraining. Wer Osteoporose hat, sollte darauf achten, Sportarten zu betreiben, bei denen die Sturzgefahr gering ist, also lieber Walken statt Joggen.

Osteoporose: Mögliche Ursachen

Für den übermäßigen Knochenabbau gibt es verschiedene Auslöser. Je nach Ursache unterscheidet man verschiedene Formen der Osteoporose:

  • Postmenopausale Osteoporose: Die häufigste Form von Osteoporose ist Folge eines Östrogenmangels.
  • Altersosteoporose: Die zweithäufigste Form ist im Wesentlichen das Ergebnis des jahrzehntelangen, alterungsbedingten Knochenabbaus. Sie macht sich etwa ab dem 70. Lebensjahr bemerkbar.
  • Sekundäre Osteoporose: Sehr selten entsteht eine Osteoporose infolge anderer Erkrankungen oder einer Langzeitbehandlung mit bestimmten Medikamenten.

Risikofaktoren von Knochenschwund

Neben diesen Hauptursachen gibt es eine Reihe von Risikofaktoren, die die Entstehung einer Osteoporose – egal welcher Form – begünstigen, zum Beispiel

So entsteht die Osteoporose nach den Wechseljahren

Die postmenopausale Osteoporose betrifft Frauen jenseits der Wechseljahre, wenn der Körper weniger Östrogen bildet. Östrogen ist ein körpereigener Botenstoff, der an der Steuerung des weiblichen Zyklus beteiligt ist und in der Schwangerschaft eine wichtige Rolle spielt. Er hat jedoch auch die Aufgabe, die Knochen zu schützen und deren Abbau zu verhindern.

Dadurch verlieren Frauen in den zehn Jahren nach den Wechseljahren mehr Knochenmasse als Männer. Bei etwa 30 von 100 Frauen jenseits der Wechseljahre führt dies dazu, dass sie an Osteoporose erkranken.

Allerdings entwickeln nicht alle Frauen während der Wechseljahre eine Osteoporose. Das Risiko für die Entstehung einer postmenopausalen Osteoporose ist zum einen von der erblichen Veranlagung abhängig. Zum anderen lässt es sich durch Bewegung und eine calciumreiche Ernährung senken.

Mögliche Ursachen einer sekundären Osteoporose

Zu den Erkrankungen, die mit einem erhöhten Osteoporose-Risiko verbunden sind, gehören etwa

Zu den Medikamenten, die die Knochengesundheit beeinträchtigen können, zählen zum Beispiel

Osteoporose: Diese Symptome sind möglich

Zu Beginn ruft eine Osteoporose zunächst keine Symptome hervor. Schreitet der Knochenschwund fort, kann er zu Knochenbrüchen führen, die sich oft ohne erkennbare Ursache ereignen. Diese sogenannten Spontanfrakturen verursachen Schmerzen und besonders im Bereich der Wirbelsäule zu Deformitäten. 

Welche Schmerzen ruft Osteoporose hervor?

Bei Frauen, die nach den Wechseljahren an Osteoporose erkranken, betreffen die Brüche vor allem die Wirbelkörper. Ereignen sich diese Wirbelkörperfrakturen nach einer starken Belastung oder Bagatelltrauma des Rückens, rufen sie meist starke, plötzlich einsetzende Rückenschmerzen hervor. Wirbelbrüche können sich jedoch auch schleichend entwickeln und chronische Rückenschmerzen verursachen.

Die Rückenschmerzen treten insbesondere im Bereich der Brust- und Lendenwirbelsäule auf. Die Betroffenen beschreiben die Schmerzen oft als diffus und können nicht genau orten, wo die Beschwerden herkommen.

Bei Frauen und Männern mit Altersosteoporose ereignen sich häufig Oberschenkelhalsbrüche, die Schmerzen in der Hüfte, im Oberschenkel und in der Leistengegend hervorrufen.

Weitere Anzeichen einer Osteoporose

Neben Schmerzen können Wirbelkörperbrüche folgende Symptome hervorrufen:

  • Größenverlust von mehreren Zentimetern
  • Rundrücken ("Witwenbuckel")
  • eine verstärkte Krümmung der Lendenwirbelsäule nach vorn ("Hohlkreuz")

Der Größenverlust aufgrund des Knochenschwunds kann bis zu 20 Zentimeter betragen. Diese osteoporotischen Veränderungen können so weit fortschreiten, dass die untersten Rippen in direkten Kontakt mit dem Beckenkamm kommen – was weitere Schmerzen zur Folge haben kann. 

Um die mit der Osteoporose verbundenen Symptome zu lindern, bewegen sich viele Betroffene immer weniger. Zudem führen deformierte Wirbel zu einer andauernden Belastung der Rückenmuskulatur, was wiederum oft schmerzhafte Muskelverspannungen verursacht. Häufig sind Menschen mit fortgeschrittenem Knochenschwund auf Hilfe angewiesen, was die Lebensqualität erheblich einschränken kann.

Tannenbaumphänomen

Der für eine Osteoporose typische starke Größenverlust macht sich häufig durch das sogenannte Tannenbaumphänomen bemerkbar: Am Rücken entsteht ein Hautüberschuss, der sich durch Querfalten äußert. Diese verlaufen von der Rückenmitte nach außen hin abwärts und erinnern somit an einen Tannenbaum.

Osteoporose-Bäuchlein: Was ist das?

Durch die Verkrümmung der Wirbelsäule werden das Weichteilgewebe und damit der Bauch zusammengedrückt und nach vorne hinausgeschoben. Ein sogenanntes Osteoporose-Bäuchlein entsteht.

Osteoporose: Test zur Diagnose

Das wichtigste und gängigste Verfahren zur Diagnose einer Osteoporose ist die Knochendichtemessung. Meist kommt dabei die sogenannte DXA-Osteodensitometrie zum Einsatz: Mithilfe von Röntgenstrahlen wird die Dichte der Lendenwirbel und des Oberschenkelknochens bestimmt.

Die ermittelten Werte werden mit denen gesunder Menschen im Alter von 30 Jahren verglichen. Aus der Abweichung lässt sich der sogenannte T-Score berechnen. Je größer die Abweichung, umso niedriger der T-Score:

  • T-Score von 0 bis -1: Die Knochendichte ist normal.
  • T-Score ist niedriger als -1: Die Knochendichte liegt deutlich unter der eines gesunden Menschen.
  • T-Score ist gleich oder niedriger als -2,5: Eine Osteoporose liegt vor.

Bestehende Wirbel- und Knochenbrüche lassen sich auf Röntgenbildern erkennen. Um die Gefahr für Knochenbrüche abzuschätzen, müssen Ärzt*innen das Sturzrisiko ermitteln. Dabei können verschiedene körperliche Untersuchungen eine Rolle spielen. Wichtige Parameter sind beispielsweise 

  • Größe und Gewicht,
  • Beweglichkeit und Kraft sowie
  • Gleichgewicht.

Verlauf: Ab wann ist Osteoporose gefährlich?

Unbehandelt führt eine Osteoporose dazu, dass die Knochendichte immer weiter abnimmt. Je geringer sie ist, desto leichter können die Knochen brechen. Solche Frakturen können weitere Komplikationen und Behinderungen nach sich ziehen. 

Bei den meisten Menschen mit Osteoporose ist das Risiko für Knochenbrüche dauerhaft erhöht. Sind bestimmte Medikamente der Grund für die Osteoporose, kann die Gefahr für Knochenbrüche allerdings etwa ein bis zwei Jahre nach Beendigung der Einnahme wieder zurückgehen.

Eine medikamentöse Behandlung bei Osteoporose kann das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen und das Risiko für Knochenbrüche um etwa 50 bis 60 Prozent mindern. Patient*innen können mit der richtigen Ernährung und ausreichend Bewegung auch selbst viel dazu beitragen, den Knochenaufbau zu fördern.

Lässt sich einer Osteoporose vorbeugen?

Das Risiko für eine Osteoporose lässt sich senken mit

  • einer calciumreichen und eiweißreichen Ernährung,
  • einer ausreichenden Versorgung mit Vitamin D,
  • ausreichend Bewegung und
  • dem Meiden von Risikofaktoren wie Alkohol und Rauchen.