Zu sehen ist das Knie eines Kindes mit Pflaster, auf dem ein lächelnder Smiley aufgemalt ist
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Wundheilung beschleunigen: Geht das?

Von: Dr. rer. nat. Geraldine Nagel (Medizinredakteurin), Jasmin Krsteski (Biologin und Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 04.12.2023

Die Wundheilung sorgt dafür, dass sich eine Wunde wieder schließt. Dabei bildet der Körper neues Gewebe und neue Blutgefäße. Ob sich die Wundheilung fördern lässt, was eine primäre und sekundäre Wundheilung ist und wie lange die Wundheilungsphasen dauern, erfahren Sie hier.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zur Wundheilung

Wie lange die Heilung dauert, ist abhängig von Größe und Tiefe der Wunde. Bei kleineren Wunden ist die Heilung nach sieben bis zehn Tagen abgeschlossen, bei größeren kann es Wochen bis sogar Monate dauern. 

Ja, Speichel fördert sehr wahrscheinlich die Wundheilung. Allerdings kann er Keime enthalten, die die Wunde infizieren können. Daher sollte man eine Wunde besser nicht ablecken.

Die betreffende Stelle und das Umfeld sollten möglichst am Tag der OP gründlich gewaschen werden, um auf der Haut sitzende Keime zu entfernen. Die Hautstellen sollten nicht rasiert werden. Nach der Operation die Wunde möglichst nicht berühren. Auch wenn es juckt, ist Kratzen kontraproduktiv. Ansonsten ist es wichtig, den ärztlichen Anweisungen zu folgen und etwa in der ersten Zeit keinen Sport zu machen oder Schweres zu heben und den Verband regelmäßig mit sauberen Händen zu wechseln bzw. wechseln zu lassen.

Auch wenn sich der Mythos hält, dass Wunden an der frischen Luft besser heilen: Eine Wundauflage verhindert, dass Schmutz und Keime in die Wunde gelangen. Solange eine Wunde offen ist, sollte daher ein Pflaster getragen werden.

Lässt sich die Wundheilung beschleunigen?

Beschleunigen lässt sich der Wundheilungsprozess nur bedingt. Es ist jedoch möglich, ideale Voraussetzungen zu schaffen, damit die Wunde so schnell wie möglich abheilt. Folgende Punkte sind bei der Wundversorgung wichtig:

  • Wunden sauber halten: Besonders bei Schürfwunden befinden sich häufig Schmutz oder Fremdkörper in der Wunde. Die Wunde sollte daher mit klarem, am besten sterilem, Wasser gespült werden.

  • Pflaster oder Verband benutzen: Während sich der Mythos hartnäckig hält, dass Wunden am besten an der Luft abheilen, ist es tatsächlich besser, eine Wundauflage zu benutzen. Zwar benötigt eine optimale Wundheilung auch Sauerstoff. Wunden heilen jedoch am besten ab, wenn sie feucht bleiben. Gleichzeitig schützt die Auflage vor Keimen. Pflaster und Verbände sollten bis zum Wundverschluss regelmäßig erneuert werden.

  • Feuchte Wundheilung: Heutzutage weiß man, dass die feuchte Wundbehandlung die natürliche Wundheilung unterstützt und beschleunigt. Dazu stehen verschiedene Substanzen zur Verfügung. Zum Einsatz kommen beispielsweise Hydrogele aus der Apotheke.

  • Ausreichende Nährstoffversorgung: Damit Wunden gut verheilen können, ist eine ausreichende Versorgung mit Nährstoffen wie Eiweißen, Vitaminen und Zink nötig. Deshalb ist es sinnvoll, grundsätzlich auf eine abwechslungsreiche und ausgewogene Ernährung zu achten.

Folgende Fehler sollte man bei der Wundversorgung vermeiden:

  • Wunden ablecken: Speichel enthält Proteine, die die Wundheilung zwar fördern können, jedoch auch Bakterien und kann frische Wunden infizieren. 

  • Sprays und Puder auf frische Wunden auftragen: Diese Mittel können die Wundheilung stören. Auch Sprühpflaster sind für blutende und nässende Wunden nicht zu empfehlen. Wenn nötig, dann Wunddesinfektionsmittel benutzen – etwa bei Biss- und Kratzwunden.

  • Zink- oder Wundsalben auf frische Wunden geben: Zinkoxid wirkt auf geschlossenen Wunden positiv auf die Hautregeneration. Auf frische, offene Wunden sollte Zinksalbe dennoch nicht aufgetragen werden, da sie austrocknet und so die Wundheilung stört.

  • Größere Fremdkörper selbst entfernen: Befinden sich beispielsweise Glasscherben in der Wunde, sollten diese keinesfalls selbst herausgezogen werden, da sonst weitere Verletzungen und Blutungen drohen.

Zahn gezogen: So lässt sich die Wundheilung beschleunigen

Nach einer Zahn-Operation gibt es einige Dinge zu beachten, um die Wundheilung nicht zu stören:

  • Um die Blutgerinnung zu fördern, wird in der zahnärztlichen Praxis ein Tupfer in die Wunde gelegt. Mindestens 15 Minuten lang soll darauf gebissen werden, bei Nachblutungen auch länger.
  • Um Schwellungen zu vermeiden, helfen feucht-kalte Umschläge von außen. Außerdem nur erhöht mit dem Kopf auf einem Kissen liegen, nicht flach.
  • Kauen auf der entsprechenden Seite vermeiden und weiche und nicht krümelnde Nahrung wie Suppen bevorzugen.
  • Keine sehr heißen oder kalten Speisen zu sich nehmen.
  • Kaffee, Cola und Milch sowie Milchprodukte sollten in den ersten 24 Stunden vermieden werden.
  • Auf gute Mundhygiene achten und die Zähne putzen, jedoch die Wunde aussparen.
  • Nichts Schweres heben und auf Sport verzichten (je nach ärztlicher Anweisung).

Wie funktioniert die Wundheilung?

Um eine Wunde zu verschließen, kann der Körper zwei verschiedene Mechanismen der Wundheilung nutzen – die Regeneration oder die Reparation:

  • Regeneration: Bei der Regeneration heilt die Wunde in der Regel ohne Narbenbildung aus, da das verletzte Gewebe ganz spezifisch ersetzt wird. Manche Gewebe regenerieren sich besonders gut, so z. B. Haut und Schleimhäute.
  • Reparation: Bei der Reparation von Gewebeschäden bleiben meist Narben zurück, denn das verletzte Gewebe wird nicht spezifisch ersetzt. Vielmehr dient unspezifisches Binde- und Stützgewebe dazu, die Wunde zu verschließen.

Wundheilungsphasen: Wie läuft die Wundheilung ab?

Die Wundheilung läuft in verschiedenen Phasen ab, die in der Regel fließend ineinander übergehen. In der Fachliteratur finden sich unterschiedliche Angaben zu Anzahl und Bezeichnung der verschiedenen Phasen. Wie lang eine Phase genau dauert, kann sich individuell unterscheiden. Bei Menschen mit einer Wundheilungsstörung, etwa aufgrund einer mangelhaften Durchblutung, kann sie deutlich länger dauern.

Hämostase

In den ersten Minuten bis Stunden nach der Verletzung ist der Körper vor allem damit beschäftigt, den durch die Verletzung entstandenen Schaden zu begrenzen. Wenn Gefäße verletzt wurden, entstehen Blutungen. Um den Blutverlust zu minimieren, versucht der Körper deshalb als Erstes, die Blutung zu stoppen.

Reinigungsphase

Die Reinigungsphase leitet den Heilungsprozess ein. Sie unterteilt sich wiederum in zwei Phasen:

  • Exsudationsphase: Wundwasser tritt aus und reinigt die Wunde von Fremdkörpern und Schmutz. Möglicherweise schwillt der Wundbereich etwas an.

  • Resorptive Phase: Etwa ab dem ersten bis dritten Tag beginnen Fresszellen (Makrophagen) damit, das geronnene Blut und Zelltrümmer zu entfernen sowie etwaige Keime zu bekämpfen.

Granulationsphase (proliferative Phase)

Etwa ab Tag vier bis Tag sieben entstehen in der Wunde neue Hautzellen, Blutgefäße entstehen neu und Kollagenfasern und Bindegewebe bilden sich nach. 

Regenerationsphase (reparative Phase)

Etwa ab dem achten Tag beginnt die Haut damit, den Wundbereich endgültig mit neuen Hautzellen zu verschließen – die Wunde wird nach und nach kleiner. 

 

Wasserstoffperoxid bei Wunden

Früher kam Wasserstoffperoxid (H2O2) häufiger zur Desinfektion von Wunden zum Einsatz. Es hat auch tatsächlich desinfizierende Wirkung. Allerdings hemmt es die Wundheilung, weshalb heute nicht mehr zur Anwendung geraten wird. 

Formen der Wundheilung

Fachleute unterscheiden außerdem zwei verschiedene Formen der Wundheilung, die primäre und die sekundäre Wundheilung.

Primäre Wundheilung

 Von einer primären Wundheilung spricht man, wenn die Wundränder glatt sind und dicht beieinander liegen. Ist die Wunde keimfrei, heilt diese Art der Wunde in der Regel sehr schnell und hinterlässt keine oder eine kaum sichtbare Narbe. Primäre Wundheilung findet man meist bei kleinen Schnittwunden, chirurgischen Operationswunden, aber auch bei Schürfwunden.

Sekundäre Wundheilung

Die sekundäre Wundheilung setzt dagegen bei infizierten Wunden oder bei Wunden ein, deren Wundränder sehr ungleichmäßig sind und weiter auseinander liegen (klaffende Wunden). Die Wunde wird dann nicht verschlossen, sondern heilt von unten her. Granulationsgewebe füllt die Wunde von unten her auf und es bleibt in der Regel eine sichtbare Narbe zurück. Im Vergleich zur primären Wundheilung benötigt die sekundäre Wundheilung mehr Zeit.

Wundarten erkennen 

Offene mechanische Wunden

VerletzungEntstehung
SchnittwundeVerletzung der Haut durch Schnitt; je nach Verlauf des Schnitts mehr oder weniger stark klaffende Hautränder; Sonderform: Operationswunde
StichwundeKleine Eintrittsstelle durch spitzen Gegenstand; häufig verklebte Wundränder, wodurch sich in der Tiefe eingeschlossene Keime leicht vermehren und zu einer Infektion führen können
PlatzwundeEinwirkung stumpfer Scherkräfte auf Hautteile über einem festen Untergrund, wenn also verschiedene Gewebe gegeneinander geschoben werden; häufig unregelmäßige und schlecht durchblutete Wundränder
RisswundeÜberbeanspruchung der Gewebeelastizität durch Dehnung oder Zerrung; häufig unregelmäßig gezackte Wundränder
SchürfwundeSchädigung der Oberhaut (Epidermis) durch Scherkräfte
HautablösungAblösung unverletzter Oberhaut von der Unterhaut; bei großflächiger Ablösung häufig Absterben des abgetrennten Oberhautbereichs, da die Blutversorgung unterbrochen ist
 BisswundeKombination von Quetsch- und Stichwunde durch einwirkenden Biss; hohes Risiko für Infektionen durch eingebrachte Keime
SchusswundeKombination von Quetsch- und Risswunde durch Gewebezerreißung und Druckschädigung; hohes Risiko für Infektionen durch eingebrachten Fremdkörper
AmputationAbtrennung von Körperteilen infolge massiver Gewalteinwirkung; schwerste Form der offenen mechanischen Wunden; bei Verletzung großer Blutgefäße und Nerven kann eine akute lebensbedrohliche Situation entstehen

Infizierte Wunden erkennen

Hat sich eine Wunde entzündet, ist sie rot, schwillt möglicherweise an, fühlt sich warm an und schmerzt. Bei einer fortgeschrittenen Infektion tritt Eiter aus. Halten diese Symptome an oder kommen Schüttelfrost und Fieber hinzu, sollte ein*e Arzt*Ärztin aufgesucht werden.

Geschlossene mechanische Wunden

VerletzungEntstehung
PrellungEinwirkung stumpfer Gewalt, die mit Blutergüssen (Hämatomen) und Schwellungen (Ödemen) einhergeht
QuetschungZangenartige Einwirkung stumpfer Gewalt ohne Verletzung der Haut; häufig sehr tief reichende Wunde
Zerrung, VerrenkungDurch Drehung bedingte geschlossene Gelenkverletzung, die mit Überdehnung oder Zerreißung der Gelenkbänder einhergeht

Thermische Wunden

VerletzungEntstehung
VerbrennungÖrtlich begrenzte Schädigung des Gewebes durch starke Wärmeeinwirkung; je nach Ausprägung Symptome wie Hautrötung, Blasenbildung oder Absterben des Gewebes (Nekrose); bei großflächigen Verbrennungen und Schädigung tiefer gelegener Gewebestrukturen können lebensbedrohliche Komplikationen auftreten
ErfrierungÖrtlich begrenzte Schädigung des Gewebes durch starke Kälteeinwirkung; je nach Ausprägung Symptome wie Hautrötung, Blasenbildung oder Absterben des Gewebes (Nekrosen)

Chemische und strahlungsbedingte Wunden

UrsacheEntstehung
SäurenVerätzung des Gewebes durch die Einwirkung von Säure; je nach Ausprägung Symptome wie Hautrötung, Blasenbildung oder Gerinnungsnekrose (trockener, fester, eher oberflächlicher Schorf)
LaugenVerätzung des Gewebes durch die Einwirkung von Lauge; je nach Ausprägung Symptome wie Hautrötung, Blasenbildung oder Erweichungsnekrose (weicher, weißlicher, tief reichender Schorf)
StrahlungEinwirkung ionisierender Strahlung (z. B. Röntgenstrahlung, Strahlentherapie, nukleare Strahlung); Ausmaß der Schädigung abhängig von Dosis und Art der Strahlung