Eine schwangere Frau hat ihre Beine auf einem Bett hochgelegt.
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Ödem (Wassersucht)

Von: Onmeda-Redaktion, Brit Weirich (Medizinautorin, M.A. Mehrsprachige Kommunikation)
Letzte Aktualisierung: 21.01.2022

Ein Ödem (Wassersucht) kann harmlos sein und nur vorübergehend auftreten – zum Beispiel infolge hormoneller Veränderungen vor der Regelblutung. Hinter solchen Wassereinlagerungen können jedoch auch zahlreiche Erkrankungen und Stoffwechselstörungen stecken.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Ödem (Wassersucht)

Was ist ein Ödem?

Ein Ödem ist eine übermäßige Ansammlung von Flüssigkeit im Raum außerhalb der Körperzellen, die eine nicht gerötete Schwellung verursacht. Eine solche Wassersucht entsteht, wenn Wasser aus den Gefäßen heraustritt und sich im Gewebe oder in bestimmten Körperräumen wie der Bauchhöhle einlagert.

Ein Ödem kann überall im Körper vorkommen. Bilden sich beispielsweise Wassereinlagerungen im Bauch (genauer: in der Bauchhöhle), spricht man in medizinischen Kreisen von einem Aszites (bzw. Bauchwassersucht). Doch meistens sammelt sich Wasser in den Beinen oder Armen an (sog. periphere Ödeme: peripher = in den äußeren Zonen des Körpers liegend). Typische Anzeichen für Arm- oder Beinödeme sind:

  • dicke, schwere Beine oder Arme (v. a. am Abend)
  • warme, gespannte Haut im Bereich des Ödems
  • eingeschränkte Beweglichkeit der betroffenen Gelenke
  • evtl. Schmerzen
  • Gewichtszunahme

Ödematös geschwollene Arme oder Beine können auch dazu führen, dass die eigenen Kleidungsstücke, Schuhe, Ringe oder Armbanduhr zu eng sitzen und sich unbequem anfühlen. Charakteristisch für ein Ödem ist zudem, dass in der Regel für kurze Zeit eine sichtbare Delle zurückbleibt, wenn man mit dem Finger auf den angeschwollenen Bereich drückt.

Ödem: Ursachen

Wie entsteht ein Ödem?

Ein Ödem (Wassersucht) kann auf unterschiedliche Weise entstehen. So kann sich das Wasser im Körper dadurch ansammeln, dass …

  • … ein erhöhter Schweredruck von Flüssigkeit auf die umgebenden Wände (z. B. infolge eines Gefäßverschlusses durch ein Blutgerinnsel) die Flüssigkeit aus den Gefäßen hinausdrückt.
  • ... ein erhöhter osmotischen Druck in einem Blut- oder Lymphgefäß (z. B. infolge einer verminderten Wasserausscheidung) die Flüssigkeit aus dem Gefäß hinausdrückt.
  • ... der Eiweißgehalt im Blutplasma vermindert ist (Hypoproteinämie), wodurch Flüssigkeit einfacher aus den Gefäßen ins Gewebe gelangen kann (z. B. bei Mangelernährung).
  • ... die Kapillarwände durchlässiger sind als normalerweise (z. B. bei Entzündungen oder Allergien).
  • ... der Lymphabfluss gestört ist.

Dabei kann das Ödem harmlos oder Symptom einer Krankheit sein

Ein harmloses Ödem kann sich zum Beispiel bilden, wenn man zu lange steht oder sitzt: Dann verschwindet die Wassersucht von selbst wieder.

Bei Frauen kann ein harmloses Ödem auch Anzeichen für ein prämenstruelles Syndrom (PMS) sein oder in der Schwangerschaft auftreten. Eine Wassereinlagerung in der Schwangerschaft kann allerdings auch krankhafte Ursachen haben – zum Beispiel einen zu hohen Blutdruck.

In manchen Fällen entsteht ein Ödem als Nebenwirkung von Medikamenten. So können beispielsweise Kortison, gefäßerweiternde Mittel und NSAR-Schmerzmittel (wie Acetylsalicylsäure) eine Wassersucht verursachen.

Wenn ein Ödem ein Anzeichen für eine ernsthaftere gesundheitliche Störung ist, kann zum Beispiel Folgendes dahinterstecken:

Darüber hinaus unterscheidet man beim Ödem – je nach Ursache und Lage – spezielle Sonderformen, zum Beispiel:

Quincke-Ödem (Angioödem)

Das Quincke-Ödem führt zu Schwellungen der Haut und Schleimhäute im Kopf- und Halsbereich. Mediziner und Medizinerinnen bezeichnen es auch als Angioödem. Die veraltete Bezeichnung angioneurotisches Ödem ist ebenfalls noch geläufig.

Das Quincke-Ödem kann mehrere Tage anhalten und verursacht an den betroffenen Stellen häufig Schmerzen oder ein Spannungsgefühl. Meistens tritt es an folgenden Körperstellen auf:

  • Lippen
  • Augenlider
  • Zunge
  • Rachen

Es gibt zwei Arten von Quincke-Ödem mit jeweils unterschiedlichen Ursachen:

  • Histamin-vermitteltes Angioödem bei Nesselsucht (Urtikaria): Diese Form macht etwa die Hälfte aller Quincke-Ödem aus und stellt eine Art allergische Reaktion dar.
  • Angioödem durch einen Enzymmangel (C1-Esterase-Inhibitor-Mangel): Der hierfür verantwortliche Enzymmangel kann erblich bedingt sein. Aber auch verschiedene Erkrankungen oder Medikamente können dahinterstecken.

Reinke-Ödem

Beim Reinke-Ödem handelt es sich um Wassereinlagerungen an den Stimmlippen. Es tritt meist an beiden Seiten auf und kommt bei Frauen häufiger vor als bei Männern. Es verursacht Stimmstörungen. Die Stimme klingt häufig heiser oder versagt ganz.

Häufige Ursache für das Reinke-Ödem ist eine starke Stimmbelastung. So sind oft Menschen betroffen, die in ihrem Beruf viel reden müssen, zum Beispiel Lehrer. Auch schädliche Umweltreize wie Zigarettenrauch können die Stimmlippen reizen und so zur Wassersucht an den Stimmlippen führen.

Ödem: Diagnose

Wenn ein Ödem (Wassersucht) nicht bald von selbst wieder verschwindet, ist es ratsam, die Ursache für die Wassereinlagerungen ärztlich abklären zu lassen. Der erste Schritt zur Diagnose besteht in der Anamnese. Dabei erfasst der Arzt oder die Ärztin die Krankengeschichte und die vorliegenden Beschwerden – zum Beispiel mithilfe der folgenden Fragen:

  • Wann genau haben Sie die Wassereinlagerungen zum ersten Mal bemerkt?
  • Werden die Ödeme unter bestimmten Bedingungen stärker (z. B. dicke Beine am Abend)?
  • Haben Sie Vorerkrankungen – zum Beispiel am Herzen, an der Leber oder an den Nieren?
  • Nehmen Sie derzeit Medikamente ein? Wenn ja, welche?

Es folgt eine gründliche körperliche Untersuchung: Hierbei achtet der Arzt oder die Ärztin zum Beispiel auf bereits vorhandene Venenveränderungen wie Krampfadern, die für das Ödem verantwortlich sein können. Durch Blut- und Urinuntersuchungen werden unter anderem die Werte der Eiweiße und Elektrolyte (wie Natrium und Kalium) überprüft. Je nach vermuteter Ursache der Wassersucht sind weitere Untersuchungen sinnvoll – zum Beispiel:

Ödem: Behandlung

Wie ein Ödem (Wassersucht) zu behandeln ist, hängt vor allem von seiner Ursache ab. Mit einer angemessenen Behandlung der Grunderkrankung können Sie die Wassereinlagerungen im Körper leichter loswerden.

Daneben ist es sinnvoll, Ödeme symptomatisch zu behandeln – also direkt gegen die Wassereinlagerungen vorzugehen. Wenn eine Erkrankung von Herz, Niere oder Leber hinter der Wassersucht steckt und der ganze Körper betroffen ist (sog. generalisiertes Ödem), sind dazu unter anderem entwässernde Medikamente (sog. Diuretika) geeignet: Sie schwemmen das Wasser aus dem Körper aus.

  • Meist kommen die Entwässerungsmittel in Tablettenform zum Einsatz.
  • In akuten Fällen kann der Arzt oder die Ärztin die Wirkstoffe aber auch direkt in die Vene spritzen.

Ist ein Eiweißmangel an der Entstehung der Wassersucht beteiligt, kann zudem die Zufuhr von Eiweiß helfen. Wenn das Ödem infolge einer Allergie entstanden ist, empfiehlt es sich hingegen, die Symptome mit einem Antiallergikum und Kortison zu behandeln.

Bei einem örtlichen Ödem an Bein oder Arm ist es ratsam, die geschwollene Gliedmaße hochzulagern: Das erleichtert das Abschwellen. Bei Wasser in den Beinen kann zudem eine Kompressionstherapie (Kompressionsverband, Kompressionsstrümpfe) – also eine Behandlung mit Druckausübung – sinnvoll sein. Besonders bei einem Lymphödem kann auch eine spezielle Streichmassage – die manuelle Lymphdrainage – den Abtransport des Gewebewassers beschleunigen.

Hat eine leichte Venenschwäche zu dem Ödem geführt, können Sie ergänzend Venenmittel mit bestimmten pflanzlichen Wirkstoffen einnehmen: So sollen beispielsweise standardisierte Extrakte aus rotem Weinlaub sowie die Wirkstoffe Oxerutin und Aescin Wassereinlagerungen im Gewebe leicht verringern.

Langfristig stehen bei einem Ödem Bewegung und Physiotherapie an erster Stelle – vor allem, wenn venöse Durchblutungsstörungen in den Beinen für die Wassersucht verantwortlich sind. Bewegung aktiviert die Venenpumpe und fördert den Rücktransport des Bluts zum Herzen: Das verhindert, dass sich das Blut in den Beinen staut und das Wasser unter dem Druck ins Gewebe ausweicht. Auch eine schon vorhandene Wasseransammlung im Körper wird so besser abtransportiert. Das Gleiche lässt sich mit spezieller Venengymnastik erreichen. Besonders geeignete Sportarten sind zum Beispiel: