Frau hat Schmerzen in den Beinen wegen Venenschwäche.
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Venenschwäche – Venenleiden mit Folgen

Von: Anna Besson (Medizinautorin und Biologin)
Letzte Aktualisierung: 17.01.2023

Sind die Venenklappen defekt, dichten sie die Beinvenen in den verschiedenen Abschnitten nicht mehr vollständig ab. In der Folge ist der Bluttransport zum Herzen gestört. Typisch sind dann Krampfadern, Hautverfärbungen, geschwollene Füße und Beine. Weitere Symptome und was Sie tun können, erfahren Sie hier.

Was ist eine Venenschwäche?

Die Venen transportieren das sauerstoffarme Blut von den Organen und Muskeln zurück zum Herzen. Bei einer Venenschwäche (Veneninsuffizienz) ist die Funktion der Venenklappen in den Beinen gestört. Dort befindet sich ein Netz aus oberflächlichen und tiefen Venen, die miteinander querverbunden sind. Auf dem Weg zum Herzen fließt das Blut aus den oberflächlichen Venen in die tiefen Beinvenen. Diese sind durch Venenklappen, die normalerweise dicht schließen, in Abschnitte unterteilt. So ist im gesunden Venensystem der Beine sichergestellt, dass das Blut auf dem Weg zum Herzen zwischen den Herzschlägen nicht mit der Schwerkraft zurück in die Füße fließt und der Druck in den Venen niedrig bleibt. Unterstützt wird die Arbeit der Venenklappen durch die Muskelpumpe in den Beinen, die beispielsweise beim Gehen aktiviert wird.

Defekte Venenklappen oder Bewegungsmangel schwächen die Venen auf Dauer und rufen dann verschiedene Symptome hervor, zum Beispiel Krampfadern (Varikosen). Diese entstehen, weil sich durch den erhöhten Venendruck die Venen weiten und die Venenklappen so nicht mehr richtig schließen können. Schreitet die Venenschwäche voran, entwickelt sich eine chronisch venöse Insuffizienz (CVI).

Von der chronisch venösen Insuffizienz sind etwa fünf Prozent der Bevölkerung betroffen, bei älteren Menschen sind es zehn. Damit stellt dieses Venenleiden eine der häufigsten Gefäßerkrankung dar, von der Frauen häufiger als Männer betroffen sind.

Welche Symptome treten bei einer Venenschwäche auf?

Typische Symptome einer Venenschwäche sind:

  • das Gefühl müder, schwerer, spannender, pulsierender oder schmerzender Beine
  • Kribbeln, Brennen, Juckreiz
  • nächtliche Wadenkrämpfe
  • abendlich geschwollene Beine/Knöchel

Diese Symptome können erste Anzeichen einer Venenschwäche darstellen, allerdings treten sie auch bei anderen Erkrankungen auf. Folgende Auffälligkeiten bestätigen jedoch den Verdacht auf ein Venenleiden:

  • Verschlechterung der Symptome im Laufe des Tages
  • Symptome treten in erster Linie beim Laufen oder Stehen auf
  • Die Haut an den Beinen ist überhitzt oder verfärbt
  • Beschwerden klingen in Ruhe oder wenn die Beine hochgelagert werden ab

Die Beschwerden können im Laufe der Zeit zunehmen oder dauerhaft bestehen bleiben – dann ist die Venenerkrankung chronisch geworden. Die chronisch venöse Insuffizienz lässt sich in drei Stadien unterteilen.

Erstes Stadium der chronisch venösen Insuffizienz

Charakteristisch für das erste Stadium der chronischen Veneninsuffizienz sind abklingende Ödeme, die sich durch Schwellungen im Unterschenkel oder auf Höhe der Knöchel bemerkbar machen. Treten zusätzlich feine, rötlich-blaue Venenzeichnungen an der Innenseite des Fußes, am Fußrand und Knöchel auf, gelten diese Besenreiser als Frühzeichen einer chronisch venösen Insuffizienz.

Zweites Stadium der chronisch venösen Insuffizienz

Im zweiten Stadium kommt es dazu, dass sich im Blut die Eisenkonzentration erhöht und sich das Eisen vermehrt im Bein ablagert (Hämosiderose). Dies führt zu einer rötlich-braunen Verfärbung der Beinhaut. Besenreiser entwickeln sich zu Krampfadern, zudem produziert der Körper durch die verminderte Sauerstoffversorgung im Gewebe mehr Kollagen: Die Haut und Unterhaut am Unterschenkel verdicken und verhärten sich schmerzhaft. Dieses Symptom wird als Dermatoliposklerose oder Hypodermatitis bezeichnet. Typisch für diese Erkrankung ist, dass sich die Unterhaut entzündet und die Haut sich überwärmt. Dadurch, dass sich die kleinsten Hautgefäße verschließen, entstehen zusätzlich auf Fußrücken und Knöchel kleine, weißlich hervorstechende Narben. In diesem Stadium bleiben die Schwellungen an Beinen und Knöcheln bestehen, auch wenn die Beine entlastet werden.

Drittes Stadium der chronisch venösen Insuffizienz

Dauerhafte Schwellungen in den Beinen begünstigen in diesem Stadium eine juckende Stauungsdermatitis und damit auch schmerzhafte Hautgeschwüre (Ulcus) im unteren Drittel auf der Beininnenseite über dem Knöchel. Diese sprechen nur schwer auf eine Behandlung an, da die Blutversorgung der Haut durch die Stauung beeinträchtigt ist. Die Wunde nässt und ist häufig flach und möglicherweise mit einer gelblich-weißen Kruste bedeckt.

Was verursacht eine Venenschwäche?

In gesunden Beinvenen verhindern die Venenklappen, dass das Blut, das in Richtung Herz transportiert wird, zurückfließt. Schließen sie jedoch nicht mehr vollständig, versackt das Blut mit der Schwerkraft in Beinen und Füßen.

Eine Venenschwäche hat verschiedene Ursachen. Defekte Venenklappen sind häufig entweder angeboren oder entwickeln sich in vorangeschrittenem Alter. Darüber hinaus begünstigen folgende Risikofaktoren ihre Entstehung:

  • Adipositas
  • Schwangerschaft
  • Ein ungesunder Lebensstil, zum Beispiel Bewegungsmangel, lange sitzende und stehende Tätigkeit, Ernährung, Rauchen
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen, zum Beispiel Bluthochdruck
  • Immobilisierung, zum Beispiel Bettlägerigkeit oder vorübergehende Ruhigstellung von Körperteilen mit Lagerungsschienen oder Gipsverbänden nach Operation oder Verletzung
  • Gefäßverstopfung, zum Beispiel durch einen thrombotischen Venenverschluss (Thrombose)
  • Dauerhaft erhöhter Druck in den körperfernen (peripheren) Venen, zum Beispiel, wenn sie verengt sind oder die Venenklappen fehlerhaft sind
  • Störung in der Mikrozirkulation, das heißt, ein gestörter Austausch von Stoffen, Ionen und Wärme in den kleinsten Körpergefäßen (Arteriolen, Kapillaren und Venolen)
  • Krampfadern
  • Geschwächte Muskelpumpe

Wie erfolgt bei einer Venenschwäche die Diagnose?

Die Diagnose einer Venenschwäche wird in der Regel in einer fachärztlichen Praxis für Phlebologie gestellt. Zunächst erkundigt sich der Arzt oder die Ärztin nach der Krankengeschichte (Anamnese), ob zum Beispiel bei Familienmitgliedern oder bei der betroffenen Person selbst in der Vergangenheit bereits Venenerkrankungen wie eine Veneninsuffizienz oder eine Thrombose aufgetreten sind.

Die körperliche Untersuchung erfolgt in der Regel im Stehen. Dabei betrachtet der Arzt oder die Ärztin die Beine und untersucht diese auf Besenreiser, Krampfadern, typische Hautverfärbungen und Schwellungen. Letztere stärken dabei den Verdacht auf eine chronische Veneninsuffizienz hin. Dieser lässt sich mittels eines Ultraschallgerätes bestätigen, das den Zustand der Venenklappen und die Strömungsrichtung des Blutes in den Venen darstellt. Unter Umständen lässt sich auf diese Weise oder mit einer Computertomographie auch eine der Venenschwäche zugrundeliegende Thrombose in den tiefen Beinvenen erkennen.

Wie sieht die Behandlung bei einer Venenschwäche aus?

Die Therapie der Venenschwäche richtet sich nach ihrem Schweregrad. Das Ziel ist es jedoch immer, den Bluttransport in den Venen zu verbessern, Beschwerden zu lindern und die Spätfolgen der Venenschwäche zu verhindern.

Bei leichten Beschwerden hilft es unter Umständen bereits, sich regelmäßig zu bewegen, zum Beispiel spazieren zu gehen, um die Funktion der Muskelpumpe zu stärken und aufrechtzuerhalten. Der Blutfluss lässt sich zudem durch eine Kompressionstherapie unterstützen. Betroffenen wird empfohlen, Kompressionsstrümpfe zu tragen. Diese drücken die Venen zusammen, wodurch die Venenklappen wieder besser schließen und ein Rückstau verhindert wird. Die gleiche Wirkung entfalten Kompressionsverbände, die betroffene Menschen mit Ödemen nach einer Lymphdrainage erhalten.

Starke Ödeme werden zusätzlich mit harntreibenden und damit entwässernden Medikamenten (Diuretika) behandelt. Die Schwellung strapaziert die Haut, die nun weniger mit Nährstoffen versorgt und damit auch anfälliger für Entzündungen ist. Um Ekzemen vorzubeugen, ist eine konsequente Hautpflege mit feuchtigkeitsspendenden oder gegebenenfalls entzündungshemmenden Cremes oder Salben wichtig. Während Besenreiser nicht behandlungsbedürftig sind, ist es wichtig, größere Krampfadern operativ zu entfernen.

Wie verläuft eine Venenschwäche und lässt sich ihr vorbeugen?

Eine Venenschwäche schreitet in der Regel voran, jedoch lässt sie sich verlangsamen und die Spätfolgen abmildern, wenn sie früh erkannt wird. Sind bereits Krampfadern vorhanden, erhöht sich im Verlauf das Risiko für Komplikationen, zum Beispiel eine Venenthrombose.

Liegt eine genetische Veranlagung vor, lässt sich die Venenschwäche nicht vermeiden. Jedoch ist es jedem Menschen möglich, durch einfache Maßnahmen die Venengesundheit zu stärken, zum Beispiel durch:

  • Viel Bewegung: Das heißt Treppensteigen, statt Aufzug zu fahren, mehrmals die Woche Fahrrad fahren, schwimmen oder anderen Sport treiben.
  • Vermeidung von Übergewicht: Eine gesunde und ausgewogene Ernährung mit viel Gemüse, wenig Zucker und Fett ist dabei sehr hilfreich.
  • Fuß- und Beingymnastik: Verschiedene Übungen helfen dabei, die Muskelpumpe zu stärken. Das ist besonders wichtig für Menschen, die aus beruflichen Gründen viel sitzen oder stehen.