Tetracyclin Wolff 250

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 02.12.2007
Hersteller: Wolff (Dr. August Wolff Arzneimittel GmbH & Co.)
Wirkstoff: Tetracyclin
Darreichnungsform: Hartkapsel
Rezeptpflichtig

Wirkung

Tetracyclin Wolff 250 enthalten den Wirkstoff Tetracyclin. Zu beachten ist außerdem die besondere Wirkung von Tetracyclin Wolff 250.

Der Wirkstoff Tetracyclin wird als Einzelwirkstoff oder in Kombination mit anderen Antibiotika bei verschiedenen infektionsbedingten bakteriellen Erkrankungen und zur Linderung von Entzündungen eingesetzt, wenn diese durch Tetracyclin-empfindliche Erreger hervorgerufen sind.
Solche bakteriellen Infektionen sind:
  • Infektionen der Atemwege wie Lungenentzündungen oder akute Schübe chronischer Bronchialschleimhaut-Entzündungen (chronische Bronchitis)
  • Entzündungen der Nieren
  • Infektionen des Urogenitaltrakts (Harn- und Geschlechtsorgane) wie Harnwegsinfektionen, Schleimhautentzündungen der Harnröhre (nicht gonorrhoische Urethritis) und Geschlechtskrankheiten wie Gonorrhöe (Tripper) oder Syphilis (bei Penicillin-Unverträglichkeit)
  • Infektionen der weiblichen Geschlechtsorgane
  • Infektionen und andere Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts wie Cholera, Yersinien- und Campylobacter-Infektionen, Shigellen-Ruhr
  • Andere Infektionskrankheiten wie Rickettsiosen (Fleckfieber), die durch Zecken übertragene Hirnhautentzündung Borreliose, Brucellosen (übertragen durch infizierte Tiere oder verunreinigte Lebensmittel), Listeriose (übertragen durch verunreinigte Lebensmittel), Melioidose (übertragen durch verunreinigte Lebensmittel oder verunreinigtes Wasser), Pest, Bartonellose (Vorkommen nur in hoch gelegenen Andentälern), Tularämie (Hasenpest)
  • Augeninfektionen durch Bakterien wie Bindehautentzündungen durch Chlamydien (Chlamydienkonjunktivitis) oder Trachom (bakterielle Infektion der Binde- und Hornhaut).
  • Infektionen der Haut wie schwere Formen der Acne vulgaris oder Rosacea (verbreitete chronische Hauterkrankung, die hauptsächlich im Gesicht auftritt).
Äußerlich als Salbe angewendet dient Tetracyclin zur Behandlung von infizierten Wunden, bakterienbedingten Ekzemen, Hautinfektionen (Dermatosen), blasenbildenden Hautflechten (Impetigo contagiosa) und eitrigen Hautausschlägen (Pyodermien), Furunkulose, Unterschenkelgeschwüren (Ulcus cruris) und zur Vorbeugung von Oberflächeninfektionen nach Verletzungen der Haut und Hautabschürfungen.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Tetracyclin sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Tetracycline, zu welcher der Wirkstoff Tetracyclin gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • Atemwegsinfektionen wie nicht-bakterielle Lungenentzündung durch bestimmte Erreger (Mykoplasmen, Rickettsien und Chlamydien) sowie akute Schübe chronischer Bronchitis
  • Infektionen der Harnwege und Geschlechtsorgane wie Harnwegsinfektionen, nichtgonorrhöische Harnröhrenentzündung durch die Erreger Chlamydia trachomatis oder Ureaplasma urealyticum
  • Granuloma inguinale (in den Tropen und Subtropen auftretende sexuell übertragene, chronische Erkrankung mit knötchenartigen Veränderungen der Genitalregion)
  • unkomplizierter Tripper oder unkomplizierte Syphillis, wenn Gegenanzeigen gegen eine Penicillinbehandlung bestehen
  • Infektionen der weiblichen Geschlechtsorgane
  • Infektionen des Magen-Darm-Bereichs wie Cholera, Yersinieninfektiosen (bestimmte Infektionserkrankungen) und Campylobacter-Infektionen (bestimmte Durchfallerkrankungen), Bazillenruhr (eine infektiöse Durchfallerkrankung)
  • Rickettsieninfektionen wie Fleckfieber (bestimmte Infektionserkrankungen)
  • Borrelieninfektionen (eine Infektionskrankheit) wie die nach Zeckenbiss entstehende, sich langsam ausbreitende Wanderröte
  • Brucellose (eine bei Menschen und Tieren vorkommende Infektionserkrankung)
  • Listerieninfektionen (besondere bei Menschen und Tieren vorkommende Allgemeinerkrankungen)
  • Pseudorotz (eine Infektionskrankheit von Ratten, Schweinen und Katzen, die selten auf den Menschen übertragen wird)
  • Pest (eine hochansteckende Infektionserkrankung)
  • Carrión-Krankheit (eine Infektionskrankheit)
  • Hasenpest (Infektionskrankheit, die von Bremsen und Zecken von Nagetieren auf den Menschen übertragen wird)
  • Bindehautentzündung durch Chlamydien
  • ägyptische Körnerkrankheit (eine meldepflichtige Bindehautentzündung)
  • schwer entzündliche Akne
  • Rosazea (bevorzugt die Haut von Stirn, Wange, Kinn und Nase befallende chronische Hauterkrankung), wenn eine innerliche antibiotische Behandlung erforderlich ist
  • Nahrungsaufnahmestörung bei tropischer Sprue (eine tropische Erkrankung mit Fettdurchfall) und der Whipplekrankheit (eine bakterielle Darmerkrankung mit Fettresorptionsstörung und Verdauungsstörung)

Dosierung

Erwachsene, Jugendliche und Kinder über 50 Kilogramm Körpergewicht nehmen viermal täglich ein bis zwei Kapseln ein. Dies entspricht einer Tagesdosis von 1000 bis 2000 Milligramm Tetrazyklin-Hydrochlorid.
Kinder ab dem achten Lebensjahr mit einem Körpergewicht über 50 Kilogramm erhalten täglich 25 bis 35 Milligramm Tetrazyklin-Hydrochlorid je Kilogramm Körpergewicht.
Die Kapseln sollten unzerkaut mit viel Flüssigkeit geschluckt werden.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • Chinolingelb
  • Erythrosin
  • Gelatine
  • Indigocarmin
  • Laktosemonohydrat
  • pflanzliches Magnesiumstearat
  • Titandioxid

Nebenwirkungen

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Überempfindlichkeitsreaktionen der Haut wie Ausschlag, Rötung, Juckreiz, Heiserkeit, Schluckbeschwerden, Magen-Darm-Störungen wie Sodbrennen, Magendruck, Blähungen, Übelkeit und Erbrechen oder Durchfall (Diarrhöe).

Häufige Nebenwirkungen:
Hautveränderungen bei Sonnenlichtempfindlichkeit (Phothodermatose, Erytheme, Blasenbildung), Flüssigkeitsansammlungen in den Gefäßen (Ödeme (Angioödem, Hautödem), Atemstörungen wie Bronchospasmen, anaphylaktischer Schock mit Fieber, Kopfschmerzen und Gelenkschmerzen.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Magen-Darm-Beschwerden mit massiven schleimigen und blutigen Durchfällen (Pseudomembranöse Enterokolitis), schwere Hautreaktionen wie Lyell-Syndrom oder Erythema exudativum multiforme.

Seltene Nebenwirkungen:
Nagelablösungen und Nagelverfärbungen, Gehirndrucksteigerung, Mundschleimhautentzündungen (Stomatitis), Zungenentzündungen (Glossitis) auch schwarze Haarzunge, Rachenentzündungen (Pharyngitis), Scheidenentzündungen (Vulvo-Vaginitis), Dünndarmentzündungen, Dickdarmentzündungen, oberflächliche Venenentzündungen (Thrombophlebitis).

Sehr seltene und vereinzelt auftretende Nebenwirkungen:
Bauchspeicheldrüsenentzündungen (Pankreatitis), Sehnerventzündungen (Papillenödem), vorübergehende Kurzsichtigkeit (passagere Myopie), Blutbildveränderungen wie Verminderung der weißen Blutkörperchen (Leukopenie, atypische Lymphozyten, Leukozytosen), Verminderung der Bluttplättchen (Thrombopenie), Blutatmut (Anämie).

Besonderheiten:
Bei Kindern unter acht Jahren können in seltenen Fällen nicht mehr rückgängig zu machende (irreversible) Zahnschäden (Zahnverfärbungen und Zahnschmelzschädigungen) sowie Knochenwachstumsverzögerungen auftreten.

Bei langfristiger oder wiederholter Anwendung von Tetracyclin kann es zu einer Superinfektion durch Bakterien beziehungsweise Sprosspilze, wie zum Beispiel Mundsoor, Scheidenentzündungen (Vulvo-Vaginitis) kommen.

Bei der Einnahme von überalteten Medikamenten mit dem Wirkstoff kann durch die Zersetzungsprodukte ein sogenanntes Pseudo-Fanconi-Syndrom auftreten. Dies äußert sich durch massive Veränderungen des Blutbildes mit Verlust von weißen und roten Blutkörperchen (Anämie) sowie Nierenversagen. Deshalb dürfen die Arzneiformen nach Ablauf ihres Verfalldatums nicht mehr angewandt werden.

Wechselwirkungen

Bei der lokalen Anwendung des Wirkstoffs Tetracyclin in der empfohlenen Dosierung sind kaum Wechselwirkungen zu erwarten.

Wechselwirkungen bestehen bei der innerlichen Einnahme des Wirkstoffs. Die Aufnahme von Tetracyclin in den Blutkreislauf aus dem Magen-Darm-Trakt wird durch Milch, Milchprodukte, Eisenpräparate, Aktivkohle und magensäurehemmende Wirkstoffe (Antazida) verzögert.

Blutzuckerspiegelsenkende Wirkstoffe (orale Antidiabetika) und Wirkstoffe zur Blutverdünnung (Antikoagulantien) werden in ihrer Wirkung durch Tetracyclin bei gleichzeitiger Verabreichung verstärkt.

Die Wirkung oraler Verhütungsmittel (orale Kontrazeptiva) wird bei gleichzeitiger Gabe beeinträchtigt.

Schlafmittel (Barbiturate) und krampflösende Wirkstoffe (Antiepileptika) beschleunigen den Abbau von Tetracyclin in der Leber und verringern dadurch seine Wirkung.

Bei gleichzeitiger Einnahme von Tetracyclin und Digoxin wird dessen Konzentration im Blut und damit die Wirkung erhöht.

Durch gleichzeitige Anwendung von Tetracyclin und Cyclosporin oder Methotrexat aus der Gruppe der Immunsuppressiva kann die giftige (toxische) Wirkung dieser Wirkstoffe verstärkt werden.

Bei gleichzeitiger Gabe Tetracyclin erhöht sich die Wirkung von Theophyllin und es können Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit und Erbrechen auftreten.

Die gleichzeitige Verabreichung von Methoxyfluran kann zu Nierenversagen führen.

Der Nachweis von Glukose, Eiweiß und Urobilinogen (Abbauprodukt des roten Blutfarbstoffes) und von zum Beispiel Adrenalin im Urin kann durch die Einnahme von Tetracyclin bei Harntests verfälscht sein.

Gegenanzeigen

Der Wirkstoff darf nicht angewendet werden bei Überempfindlichkeit gegen Tetracyclin oder andere Tetrazykline, bei schweren Leberschäden oder eingeschränkter Nierenfunktion (Niereninsuffizienz).

Bei Kindern unter acht Jahren darf der Wirkstoff nicht verabreicht werden, es sei denn, die Infektion ist lebensbedrohlich (vitale Indikation).

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Während der Schwangerschaft und Stillzeit darf der Wirkstoff Tetracyclin nicht eingenommen werden, weil das Kind geschädigt werden kann.

Insbesondere vom vierten Schwangerschaftsmonat an kann es durch Einlagerung von Tetrazyklinen beim Ungeborenen zu späteren nicht mehr rückgängig zu machenden (irreversiblen) Zahnverfärbungen, Schmelzdefekten und Verzögerungen des Knochenwachstums kommen. Während der Schwangerschaft besteht bei Anwendung von Tetracyclin außerdem eine erhöhte Gefahr von Leberschäden für das Kind.

Auch während der Stillzeit sind Einlagerungen in die Zähne (Zahnverfärbungen) und Störungen der Darmflora beim Kind möglich.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Bei Kindern unter acht Jahren darf der Wirkstoff Tetracyclin nicht angewendet werden, es sei denn, die Infektion ist lebensbedrohlich (vitale Indikation). Es kann zu nicht mehr rückgängig zu machenden (irreversiblen) Zahnverfärbungen sowie bei Kleinkindern zu einer Verzögerung des Knochenwachstums kommen.

Warnhinweise

  • Auch bei bestimmungsgemäßem Gebrauch kann das Sehvermögen und somit das Reaktionsvermögen im Straßenverkehr oder die Bedienung von Maschinen beeinträchtigt werden.
  • Die Aufnahme (Resorption) des Wirkstoffs wird durch milchhaltige Produkte und magensäurebindende Mittel verzögert. Es sollte daher ein zeitlicher Mindestabstand von zwei Stunden zwischen den Einnahmen eingehalten werden.
  • Intensive UV-Strahlung oder Sonnenbestrahlung sollte während der Behandlung vermieden werden.
  • Der Nachweis von Harnzucker, Harneiweiß, Urobilinogen und Katecholaminen im Urin kann verfälscht sein.
  • Bei Langzeitanwendung sollten regelmäßige ärztliche Kontrollen von Blutbild, Leberfunktion und Nierenfunktion erfolgen.
  • Die Wirksamkeit hormoneller Empfängnisverhütungsmaßnahmen kann herabgesetzt sein. Es wird daher empfohlen, zusätzlich nicht-hormonelle Verhütungsmaßnahmen zu treffen.
  • Das Medikament darf nach Ablauf des Verfallsdatums keinesfalls mehr angewendet werden.
  • Das Reaktionsvermögen kann während der Anwendung des Medikaments eingeschränkt sein. Die Teilnahme am Straßenverkehr und die Bedienung von Maschinen werden nicht empfohlen.
  • Eine Anwendung bei Lungenentzündung ist nur ratsam, wenn diese durch Mycoplasmen hervorgerufen wurde.
  • Eine Anwendung bei Bindehautentzündung empfiehlt sich nur, wenn diese durch Chlamydien ausgelöst wurde.
  • Das Medikament enthält Laktose.

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.

Packungsgrößen

Packungsgröße und Darreichungsform
Wirkstoffgehalt (Dosierung pro Stück Hartkapseln)
30 Stück Hartkapseln
250 Milligramm Tetracyclin
50 Stück Hartkapseln
250 Milligramm Tetracyclin

Vergleichbare Medikamente

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Tetracyclin Wolff 250 sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Tetracyclin (ggf. auch Generika).

Medikament
Darreichungsform

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.