Mictonorm

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 15.10.2007
Hersteller: APOGEPHA Arzneimittel GmbH
Wirkstoff: Propiverin
Darreichnungsform: überzogene Tablette
Rezeptpflichtig

Wirkung

Mictonorm enthält den Wirkstoff Propiverin. Zu beachten ist außerdem die besondere Wirkung von Mictonorm.

Propiverin wird vor allem bei Kindern mit Harninkontinenz angewendet, wenn diese durch eine zu hohe Anspannung des Harnblasenmuskels verursacht wird. Zu den dabei auftretenden Krankheitszeichen gehören neben Dranginkontinenz mit plötzlichem Harndrang und Urinverlust, nächtlichem Einnässen (Enuresis) und häufiger Entleerung kleiner Harnmengen (Pollakisurie) auch häufiges nächtliches Wasserlassen (Nykturie).

Bei gesteigerter Erregbarkeit der Harnblase (Hyperreflexie) infolge von multipler Sklerose, Querschnittlähmung oder Rückenmarkschäden anderer Ursache wird der Wirkstoff ebenfalls eingesetzt.

Ein weiteres Anwendungsgebiet ist die Behandlung von Blasenschäden nach einer Bestrahlung und nach operativen Eingriffen.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Propiverin sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Spasmolytika, Muskelrelaxanzien, zu welcher der Wirkstoff Propiverin gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • überaktiver und schwacher Blasenmuskel
  • vermehrter Drang zum Wasserlassen mit oder ohne unwillkürlichem Abgang von Urin
  • Bettnässen bei überaktivem Schließmuskel der Blase und/oder vermindertem Fassungsvermögen der Blase
  • Reizblase mit häufigem Wasserlassen und Entleerung von kleinen Urinmengen
  • starker, unkontrollierbarer Harndrang und nächtliches Wasserlassen
  • übermäßige Steigerung der Reflexe des Blasenmuskels
  • unterstützende Behandlung von frischen Schrumpfblasen (bedingt durch Tuberkuloseerkrankung oder Strahlenbehandlung sowie nach Operationen an der Harnblase).

Dosierung

Erwachsene nehmen als Standarddosis zweimal täglich eine überzogene Tablette (15 Milligramm Propiverin-Hydrochlorid) ein; einige Patienten können allerdings bereits auf eine Dosis von 15 Milligramm täglich (eine überzogene Tablette) ansprechen. Eine Steigerung auf dreimal täglich ist möglich, diese ist bei nervlich bedingter Schließmuskel-Überaktivität sogar notwendig.

Die maximal empfohlene Tagesdosis liegt bei 45 Milligramm Propiverin-Hydrochlorid.

Für die Behandlung von Kindern und Erwachsenen mit geringem Körpergewicht
(unter 35 Kilogramm) ist das Medikament aufgrund der hohen Wirkstärke nicht geeignet. Für diese Patienten empfiehlt sich die Gabe eines schwächer dosierten Präparates.

Die gleichzeitige Einnahme von Propiverin mit einer fettreichen Mahlzeit verbessert die Aufnahme des Wirkstoffes in den Körper. Die Einnahme
sollte deshalb vor den Mahlzeiten erfolgen.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • Titandioxid (E 171)
  • Arabisches Gummi
  • Calciumcarbonat
  • Cellulosepulver
  • gelbes Wachs
  • Glucose
  • Lactose-Monohydrat
  • Macrogol 6000
  • Magnesiumstearat
  • Ponceau 4R (E 124)
  • Saccharose
  • Siliciumdioxid
  • Talkum
  • weißer Ton

Nebenwirkungen

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Speichelproduktionshemmung, Mundtrockenheit.

Häufige Nebenwirkungen:
Sehstörungen, Sehschärfeverminderung, Kopfschmerzen, Verstopfung, Bauchschmerzen, Verdauungsstörungen, Müdigkeit, Erschöpfung.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Geschmacksstörungen, Schwindel, Zittern, Erröten, Blutdrucksenkung, Benommenheit, Übelkeit und Erbrechen, Harnverhalt.

Seltene Nebenwirkungen:
Ausschlag (bei Überempfindlichkeit gegen Propiverin).

Sehr seltene und vereinzelte Nebenwirkungen:
Unruhe, Verwirrtheit, Herzklopfen.

Wechselwirkungen

Die gleichzeitige Einnahme von Propiverin mit manchen Psychopharmaka wie link="G">tri- und tetrazyklischen Antidepressiva (Beispiel: Imipramin), Benzodiazepinen und Neuroleptika führt zu einer Wirkungsverstärkung.

Gleiches gilt für die gemeinsame Verabreichung von Mitteln, die auf das unbewußte Nervensystem wirken wie Muskarinrezeptor-Antagonisten (darunter viele muskelentspannende Wirkstoffe) und Beta-2-Sympathomimetika (dazu gehören viele Asthma-Mittel) sowie für Amantadin (gegen Parkinson-Krankheit) und Chinidin (gegen Herzrhythmusstörungen).

Wird Propiverin zusammen mit Cholinesterase-Hemmstoffen (Einsatz bei Demenz) gegeben, kann seine Wirkung aufgehoben werden.

Bei gleichzeitiger Einnahme von Propiverin mit Metoclopramid wird die Wirkung beider Stoffe abgeschwächt.

In der Kombination mit Isoniazid kann es in sehr selten Fällen zu einem Blutdruckabfall kommen.

Psychopharmaka können die Benommenheit verstärken, die durch Propiverin hervorgerufen wird. Das ist besonders beim Autofahren und der Maschinenbedienung zu berücksichtigen.

Gegenanzeigen

Der Wirkstoff darf nicht angewendet werden bei
  • Überempfindlichkeit gegen Propiverin
  • Darmverschluss
  • ausgeprägte Blasenentleerungsstörungen durch Verengung der Harnwege mit vorhersehbarem Harnverhalt
  • Myasthenia gravis
  • mangelnder Darmbewegung
  • schwerer entzündlicher Darmerkrankung wie Colitis ulcerosa
  • massiver Erweiterung des Dickdarms mit Besiedelung durch Bakterien (toxisches Megacolon)
  • unbehandelter spezieller Form des Grünen Stars (Engwinkel-Glaukom)
  • mäßiger oder ausgeprägter Leberfunktionsstörung.
Bei Funktionsstörungen der Nerven und Nieren sollte der Wirkstoff nur unter strenger ärztlicher Nutzen-Risiko-Abwägung eingesetzt werden.

Durch Propiverin können Herz-Beschwerden (schwere Herzmuskelschwäche, Herzrhythmusstörung, Herzrasen), eine gutartige Prostatavergrößerung sowie Sodbrennen und Speiseröhrenentzündung verstärkt werden.

Bei Personen mit engem Kammerwinkel der vorderen Augenkammer kann Propiverin durch seine pupillenerweiternde Wirkung einen Glaukom-Anfall auslösen.

Zur Behandlung von häufigem und nächtlichem Harndrang infolge von Nierenerkrankungen, einer Herzmuskelschwäche oder organischer Blasenerkrankungen wie Harnwegsinfektionen oder Blasenkrebs ist der Wirkstoff nicht geeignet.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

In der Schwangerschaft und Stillzeit sollte der Wirkstoff nur nach strenger ärztlicher Abwägung von Nutzen und Risiko angewendet werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Der Wirkstoff ist für Kinder geeignet, muss aber dem Körpergewicht angepasst dosiert sein. Die Gabe von Propiverin an Kinder unter einem Jahr wird aufgrund fehlender Studien zu Wirkung und Risiken in dieser Altersgruppe nicht empfohlen.

Warnhinweise

  • Das Medikament kann das Reaktionsvermögen beeinträchtigen, so dass Autofahren sowie das Bedienen von Maschinen gefährlich sind. Das gilt besonders zusammen mit Beruhigungsmitteln.
  • Patienten mit Neigung zu Grünem Star können durch das Medikament einen Glaukomanfall erleiden.
  • Aufgrund der hohen Wirkstärke sollte das Medikament nicht bei Kindern unter zwölf Jahren und einem Patienten-Gewicht unter 35 Kilogramm angewendet werden.
  • Der enthaltene Farbstoff Ponceau 4R kann allergische Reaktionen auslösen.
  • Das Medikament enthält Lactose (Milchzucker) sowie Glucose (Traubenzucker) und ist daher nicht für Patienten mit Zuckerverwertungsstörungen geeignet.
  • Eine überzogene Tablette enthält 0,61 Milligramm Glucose (Traubenzucker).

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.

Packungsgrößen

Packungsgröße und Darreichungsform
Wirkstoffgehalt (Dosierung pro überzogene Tablette überzogene Tablette)
28 überzogene Tablette überzogene Tabletten
13,65 Propiverin
49 überzogene Tablette überzogene Tabletten
13,65 Propiverin
98 überzogene Tablette überzogene Tabletten
13,65 Propiverin

Vergleichbare Medikamente

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Mictonorm sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Propiverin (ggf. auch Generika).

Medikament
Darreichungsform
überzogene Tabletten
überzogene Tabletten

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.