Man sieht ein Baby über der Schulter seines Vaters hervorschauen
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Schluckauf: Ursachen für Singultus bei Babys und Erwachsenen

Von: Jasmin Krsteski (Biologin und Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 31.01.2024

Bei einem Schluckauf (Singultus) handelt es sich um krampfartige Kontraktionen des Zwerchfells. Besonders häufig haben Babys im Mutterleib und Neugeborene Schluckauf. Aber auch noch im Erwachsenenalter tritt Singultus auf und geht in der Regel schnell wieder vorbei. Chronischer Schluckauf ist dagegen behandlungsbedürftig. Wie entsteht Schluckauf und welche Ursachen kommen infrage?  

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zum Schluckauf

In seltenen Fällen kann Schluckauf ein Begleitsymptom einer neurologischen Erkrankung wie einem Schlaganfall sein. Treten zusätzlich zum Schluckauf Symptome wie Übelkeit, Schwindel und Lähmungserscheinungen auf, sollte deshalb ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden.

Normalerweise hört ein Schluckauf innerhalb weniger Minuten auf. Hält er länger als 48 Stunden an, sollte er ärztlich untersucht werden. In seltenen Fällen stecken Erkrankungen wie die Refluxkrankheit hinter chronischem Singultus.

Fachleute nehmen an, dass ungeborene Babys und Neugeborene mit Schluckauf die Atmung trainieren. Sie haben darum besonders häufig Schluckauf. Bei Erwachsenen tritt Schluckauf zwar noch hin und wieder auf, hat aber vermutlich keine Funktion mehr.

Was ist Schluckauf?

Bei einem Schluckauf verkrampft sich das Zwerchfell, es kommt zu hastiger Einatmung, während sich gleichzeitig die Stimmlippen im Kehlkopf verschließen. Wenn die Atemluft nun gegen die verschlossene Stimmritzen stößt, entsteht das typische "Hicksen". Ausgelöst wird Singultus durch eine Reizung des Vagusnervs (Nervus vagus), der vom Gehirn bis in den Bauch verläuft, oder des Zwerchfellnervs (Nervus phrenicus). Akuter Schluckauf tritt häufig auf, geht jedoch schnell wieder vorbei und ist ohne Krankheitswert.

Bleibt ein Schluckauf länger als 48 Stunden bestehen, wird er als chronisch bezeichnet. Dann gilt es, die Ursachen herauszufinden und zu behandeln.

Schluckauf beim Baby und Neugeborenen

Bei Babys kommt Schluckauf besonders häufig vor. Schon im Mutterleib haben ungeborene Babys etwa ab der neunten Woche Schluckauf. Sie bekommen auf diese Weise ein Gefühl für ihre Atemmuskulatur und trainieren das Atmen. Spürbar sind die Kontraktionen für die Mutter etwa ab der 22. Schwangerschaftswoche.

Auch nach der Geburt haben Neugeborene noch sehr häufig Schluckauf, bis Zwerchfell und Atmung vollständig ausgebildet sind. Frühgeborene sind besonders oft davon betroffen. Das ist ganz normal und fast immer unbedenklich.

Häufig kommt es nach dem Füttern zum Schluckauf bei Babys. Denn dabei kann sich der Magen mit verschluckter Luft füllen und drückt dann aufs Zwerchfell.

Helfen kann es, beim Füttern Pausen einzulegen und das Baby Luft aufstoßen zu lassen. An einem Schnuller zu nuckeln, kann ebenfalls dazu beitragen, dass sich die Verkrampfung des Zwerchfells löst.

Mit zunehmendem Alter tritt der Schluckauf immer seltener auf. Im Erwachsenenalter kommt er schließlich nur noch hin und wieder vor.

Ursachen: Wie entsteht Schluckauf?

Der genaue Mechanismus des Schluckaufs ist noch nicht abschließend geklärt. Sehr wahrscheinlich geht der Reflex jedoch von Zwerchfellnerv und Vagusnerv aus. Das Zwerchfell ist die wichtigste Atemmuskulatur des Menschen. Zwerchfellnerv und Vagusnerv spielen eine entscheidende Rolle bei dessen Steuerung. Bestimmte Reize können diese Nerven irritieren und zu fehlgeleiteten Signalen führen, die Kontraktionen des Zwerchfells auslösen: Schluckauf entsteht mit dem typischen Hicks-Geräusch. Eine Funktion hat der Schluckauf im Körper von Erwachsenen vermutlich nicht mehr.

Warum bekommt man Schluckauf?

Ein akuter Schluckauf, der meist innerhalb von wenigen Minuten von selbst wieder verschwindet, hat häufig folgende Auslöser:

  • Sehr kalte oder heiße Speisen und Getränke
  • Kohlensäurehaltige Getränke
  • Hastiges Essen
  • Sehr große Essensmengen
  • Scharfe Speisen
  • Verschlucken von Luft
  • Alkohol
  • Rauchen
  • Stress oder große Aufregung
  • Plötzliche Temperaturänderungen
  • Schwangerschaft
  • Bestimmte Medikamente wie Beruhigungs- oder Narkosemittel

Schluckauf als Warnsignal

In seltenen Fällen kann der Schluckauf Begleiterscheinung von einem Herzinfarkt oder neurologischen Erkrankungen wie einem Schlaganfall sein. Dann wird er jedoch in der Regel von weiteren Symptomen wie Schwindel, Druckgefühl im Brustraum, Übelkeit oder Lähmungserscheinungen begleitet.

Welche Krankheiten stecken hinter chronischem Schluckauf?

Anhaltendem Schluckauf liegt meist eine Refluxkrankheit zugrunde. Dabei fließt Magensäure in die Speiseröhre und reizt Vagusnerv und Zwerchfellnerv.

Weitere mögliche Ursachen für chronischen Schluckauf sind:

Nicht immer lässt sich die genaue Ursache für Schluckauf finden.

Schluckauf: Wann zum Arzt?

Klingt der Schluckauf nach 48 Stunden nicht von alleine ab oder kommen Symptome wie Übelkeit und Schwindel hinzu, sollte er ärztlich abgeklärt werden. Dort wird man zunächst durch eine ausführliche Befragung versuchen herauszufinden, welche Faktoren den Schluckauf ausgelöst haben könnten. 

Vermuten Fachleute eine Krankheit als Ursache des Schluckaufs, können folgende Untersuchungen Aufschluss darüber geben:

Was tun gegen Schluckauf?

Ein Schluckauf ist in der Regel harmlos und verschwindet nach einigen Minuten von allein. Es gibt jedoch einige Tricks, um Schluckauf schneller loszuwerden, zum Beispiel: 

  • Sehr kaltes Wasser in kleinen Schlücken trinken
  • Einen Teelöffel Zucker essen
  • An der Zunge ziehen
  • Einige Male in eine Tüte atmen

Bei chronischem Schluckauf ist es wichtig, die Ursache zu finden und diese gezielt zu behandeln. Es stehen auch einige Medikamente zur Verfügung, die den Schluckauf möglicherweise stoppen können, beispielsweise:

  • muskelentspannende Wirkstoffe, z. B. Baclofen
  • die Magenentleerung fördernde Mittel, z. B. Metoclopramid
  • Medikamente gegen epileptische Anfälle, z. B. Carbamazepin

Infrage kommen außerdem die Betäubung der Rachenhinterwand oder die Blockade eines Nervs, der die Kontraktionen des Zwerchfells kontrolliert. Für beide Verfahren kann ein Lokalanästhetikum zum Einsatz kommen.

Nur in wenigen Fällen ist bei Schluckauf eine operative Therapie nötig, beispielsweise wenn eine Blockade des Zwerchfellnervs vorliegt.