Frau mit Gallenkolik sitzt auf Sofa und hält sich vor Schmerzen den Oberbauch.
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Gallenkolik: Symptome, Selbsthilfe und Ursachen

Von: Till von Bracht (Medizinredakteur, M.A. Sportwissenschaften), Jessica Rothberg (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 27.07.2022

Eine Gallenkolik zeichnet sich durch sehr starke und dumpfe Schmerzen im rechten Oberbauch aus, die wenige Minuten bis mehrere Stunden anhalten können. Normalerweise verschwindet eine Gallenkolik von allein und verursacht keine Folgeschäden, dennoch sollte umgehend ein Krankenhaus aufgesucht werden. Welche Symptome und Ursachen sind typisch und wie lässt sich eine Gallenkolik behandeln?

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Was ist eine Gallenkolik?

Bei einer Gallenkolik verkrampfen Gallenblase und Gallengang meist aufgrund eines Gallenflusstaus. Zu einer Anstauung von Gallenflüssigkeit kommt es etwa durch Gallensteine oder einer Gallenblasenentzündung. Die plötzlich einsetzenden krampfartigen Schmerzen treten dann auf, wenn die Muskelkontraktion im Organ nicht ausreicht, um die Flüssigkeit weiterzutransportieren. Grundsätzlich halten bei einer Gallenkolik die Symptome so lange an, bis der Gallenfluss wieder hergestellt ist, was individuell sehr unterschiedlich ausfallen kann.

Die Leber produziert Gallenflüssigkeit (Galle), die wiederum in der Gallenblase gespeichert wird. Über den Gallenblasengang (Ductus choledochus) gelangt die Flüssigkeit dann in den Zwölffingerdarm (Duodenum), wo sie ihrer Funktion der Fettverdauung nachgeht.

Gallenkolik: Welche Symptome sind möglich?

Bei einer Gallenkolik stehen vor allem Schmerzen im mittleren oder rechten Oberbauch im Vordergrund, die in den Rücken und die Schulter ausstrahlen können. Betroffene beschreiben die Schmerzen mitunter als nahezu unerträglich und können sich an den Beginn der Beschwerden gut erinnern. Die Schmerzen halten zwischen 15 Minuten bis mehrere Stunden an, zudem entstehen Gallenkoliken meist nachts. 

Neben Schmerzen sind bei einer Gallenkolik weitere Symptome möglich:

Menschen mit Gallenkolik weisen oftmals einen erhöhten Bewegungsdrang auf, dem nachgegangen werden sollte, da er sich schmerzlindernd auswirken kann.

Eine Gallenkolik wird häufig durch eine üppige, fetthaltige Mahlzeit ausgelöst. Um das Fett bestmöglich verdauen zu können, zieht sich das Organ stark zusammen und produziert vermehrt Gallensaft, was wiederum zu einem Flüssigkeitsstau und schließlich einer Kolik der Gallenblase verbunden sein kann.

Ursachen: Wie entsteht eine Gallenkolik?

Es gibt unterschiedliche Auslöser von Gallenkoliken, die organischer oder psychischer Natur sein können. Verschiedene Erkrankungen, die mit einem verminderten Transport von Gallenflüssigkeit verbunden sind, gehen mit einer Gallenkolik einher. Dazu gehören:

  • Gallensteine (Gallenkonkremente): Die häufigste Ursache für eine Gallenkolik sind Gallensteine, die von der Gallenblase aus durch die Gallengänge wandern. Etwa 5 bis 25 Prozent der deutschen Bevölkerung hat Gallensteine, doch nur bei etwa einem Viertel sind diese mit Beschwerden verbunden. Gallensteine sind kristalline Ansammlungen in der Gallenblase oder den Gallengängen, die aus Cholesterin (fettähnliche Substanz) oder Bilirubin (Abbauprodukt roter Blutkörperchen) bestehen. Meist bilden sie sich aufgrund einer ungünstigen Zusammensetzung der Gallenflüssigkeit. Erreichen die Steine eine gewisse Größe und verstopfen sie die Gallenblase oder Gänge, verhindern sie so den Abfluss von Gallenflüssigkeit. Gallensteine können auch die Bauchspeicheldrüse, die in den Gallengang mündet, verstopfen und folglich eine Entzündung verursachen.

  • Gallenblasenentzündung (Cholezystitis): Bei einer Entzündung der Gallenblase verdicken sich möglicherweise die Wände des Organs, was sich negativ auf den Gallenfluss auswirken kann. Ursache einer Cholezystitis sind mitunter Gallenblasensteine. 

In den seltensten Fällen entsteht eine Gallenkolik ohne Einwirkung eines Gallensteins. Zu diesen sogenannten alkulösen Ursachen (ohne Stein) zählen:

  • Funktionsstörungen der Gallenblase
  • langandauernde künstliche Ernährung
  • fortgeleitete Infektionen (z.B. der Leber)
  • Tumoren in der Gallenblase (Gallenblasenkrebs)

Psychische Ursachen einer Gallenkolik

Gallenkoliken durch psychische Ursachen sind ebenso mit einem verringerten Gallenfluss verbunden. Auslöser sind mitunter Stress oder innere Unruhe, was sich negativ auf die Funktion der Muskulatur rund um die Gallenblase auswirken kann (Gallenwegsdyskinesie).

Risikofaktoren für Gallenkoliken

Gallenkoliken werden überwiegend durch Gallensteine ausgelöst, deren Entstehung durch einige Risikofaktoren begünstigt wird:

  • fetthaltige, ungesunde Ernährung
  • Übergewicht (Adipositas)
  • erhöhte Blutfettwerte (Cholesterinwerte)
  • Morbus Crohn
  • Störungen der Nebenschilddrüsen (Hyperparathyreoidismus)
  • Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus)
  • Konsum von Kaffee oder Alkohol
  • Schwangerschaft

Darüber hinaus bestimmen Fachleute mithilfe der sogenannten „sechs F’s“ das Risiko für Personen, Gallensteine zu entwickeln und somit an einer Gallenkolik zu leiden:

  • female: Frauen sind etwa doppelt so oft von Gallensteinen betroffen wie Männer.

  • forty: Menschen über 40 Jahre zeigen besonders oft Symptome durch Gallensteine.

  • fertile: Das weibliche Geschlechtshormon Östrogen scheint eine Rolle bei der Bildung von Gallensteinen zu spielen.

  • fat: Übergewicht steigert das Risiko für Gallensteinen.

  • fair: Menschen mit heller Haut und hellem Haar (nordischer Typ) bekommen besonders häufig Gallensteine. 

  • family: Da Gallensteine auch genetische Ursachen haben können, steht das sechste F für Familie.

Wie lässt sich eine Gallenkolik diagnostizieren?

Wer unter starken, krampfartigen und plötzlich eintretenden Schmerzen im Oberbauch leidet, sollte sich grundsätzlich sofort ärztlich untersuchen lassen. Auch weitere, für eine Gallenkolik typische Symptome müssen ärztlich abgeklärt werden.

Zunächst steht eine ausführliche Befragung zu den genauen Beschwerden und Vorerkrankungen (Anamnese) an. Eine Gallenkolik lässt sich oftmals bereits an den charakteristischen Anzeichen erkennen. Um sicherzugehen, dass es sich bei den Beschwerden um eine Gallenkolik handelt, wird die*der Ärztin*Arzt die betroffene Person zudem körperlich untersuchen. 

Weiterhin kann mithilfe einer Blutuntersuchung sowie bildgebender Verfahren wie einer Ultraschalluntersuchung (Sonographie) die Diagnose gesichert werden. Durch eine endoskopisch retrograde Cholanigiopankreatikographie (ERCP) wird ein Endoskop (kleines, schlauchartiges Gerät zur Untersuchung von Organen) durch den Mund bis zum Zwölffingerdarm und dem Gallengangsystem geschoben, in das ein Kontrastmittel gespritzt wird. Mithilfe einer anschließenden Röntgenaufnahme können so Gallensteine und andere krankhafte Veränderungen festgestellt werden.

Welche Möglichkeiten zur Therapie einer Gallenkolik gibt es?

Das Wichtigste bei einer Gallenkolik ist, die Schmerzen möglichst rasch zu lindern und die Verkrampfungen der Gallenblase zu lösen. Daher sollten sich Betroffene bei Verdacht umgehend ins Krankenhaus bringen lassen.

Die*der Ärztin*Arzt behandelt die Gallenkolik durch krampflösende Medikamente (Spasmolytika) und starke Schmerzmittel. Dadurch können die Steine ihren natürlichen Weg über den Gallengang in den Darm gehen und die Schmerzen lassen oftmals schnell nach.

Unter Umständen kann durch eine Endoskopie der Steinabgang erleichtert werden. Hierbei wird ein Endoskop Patient*innen über den Mund und die Speiseröhre in den Zwölffingerdarm geschoben und dort der ursächliche Gallenstein entfernt oder etwa die Gallenwege erweitert – ein minimalinvasiver Eingriff, der ohne Vollnarkose auskommt.

Bei einer Gallenblasenentzündung (Cholezystektomie) wird in manchen Fällen das Organ entfernt, um weitere Komplikationen zu vermeiden. Bei einer chronischen Gallenblasenentzündung ist das Risiko für ein Gallenblasenkarzinom erhöht. Auch dann ist eine Operation ratsam – ein Leben ohne Gallenblase ist problemlos möglich. Die Gallenblase vorbeugend zu entfernen, ist dagegen nicht sinnvoll.

Gallenkolik: Maßnahmen zur Selbsthilfe

Menschen mit Gallenkolik können den Symptomen mit einigen Maßnahmen zur Selbsthilfe bis zum Eintreffen in einer ärztlichen Praxis gegensteuern:

  • Ernährung: Während einer akuten Gallenkolik und unmittelbar danach sollten Betroffene keine Nahrung oder Flüssigkeit zu sich nehmen.

  • Wärmflasche: Mitunter wirkt sich das Auflegen einer Wärmflasche lindernd auf die Beschwerden aus.

  • warme Wickel: Auch Wickel mit in warmem Wasser getränkten Handtüchern lockern die Muskulatur und haben so möglicherweise einen schmerzlindernden Effekt.

Lässt sich einer Gallenkolik vorbeugen?

Einer Kolik der Gallenblase speziell kann nicht vorgebeugt werden, jedoch zu einem gewissen Grad Gallensteinen, die als häufigste Ursache gelten: 

  • Ernährung: Mit einer fettarmen, ausgewogenen und ballaststoffreichen Ernährung kann der Bildung von Gallensteinen und somit einer Kolik vorgebeugt werden.

  • ausreichend trinken: Wer auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr von mindestens zwei Litern Wasser oder ungesüßten Kräutertee täglich achtet, beugt so dem Risiko von Steinen und einer Kolik der Gallenblase vor. 

  • Übergewicht reduzieren: Menschen mit Übergewicht sollten versuchen, dieses durch eine angepasste Ernährung und Sport abzubauen.