Frau mit Zungenkrebs wird ärztlich untersucht.
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Zungenkrebs: Anzeichen, Ursachen und Behandlung

Von: Jessica Rothberg (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 22.03.2024

Zungenkrebs bereitet anfangs nur selten Beschwerden. Erst wenn er weiter fortschreitet, können Symptome im Mund- und Rachenraum auftreten. Welche Ursachen können Zungenkrebs auslösen und was sind mögliche Anzeichen?

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

FAQ: Fragen und Antworten zum Thema Zungenkrebs

In der Regel macht sich Zungenkrebs erst im fortgeschrittenen Stadium bemerkbar. Dann kann es auch zu Schmerzen im Bereich des Rachens und der Zunge kommen, die teilweise bis in die Ohren ausstrahlen.

Zungenkrebs ist in manchen Fällen heilbar, sofern er frühzeitig erkannt und vollständig entfernt wurde.

Zungenkarzinome können grundsätzlich in jedem Alter auftreten, meist sind Betroffene jedoch zwischen 60 und 70 Jahre alt.

Was ist Zungenkrebs?

Als Zungenkrebs, auch Zungenkarzinom, bezeichnen Fachleute bösartige, jedoch relativ seltene Tumoren der Zunge. Diese Krebserkrankung wird der Gruppe der Kopf-Hals-Tumoren zugeordnet. In 95 Prozent der Fälle handelt es sich um ein Plattenepithelkarzinom der Zunge. Das heißt, die Tumoren entwickeln sich aus Zellen der oberen Schleimhautschicht.

Oft sind die vorderen zwei Drittel der Zunge betroffen, selten kann auch ein Tumor am hinteren Zungendrittel (Zungengrund) entstehen. Zungenkrebs tritt häufiger am Zungenrand auf als am Zungenrücken oder Zungengrund.

Im weiteren Verlauf können sich die Tumoren ausbreiten und etwa Lymphknoten am Hals befallen oder zu anderen Krebsarten wie Kehlkopfkrebs führen.

Häufigkeit

Bislang gibt es keine zuverlässigen Zahlen zur Häufigkeit von Zungenkrebs. Schätzungen zufolge erkranken in Deutschland jedes Jahr etwa 10.000 Menschen an Mundhöhlenkrebs, wozu auch Zungenkrebs zählt. Männer sind deutlich häufiger betroffen als Frauen. Patient*innen sind meist zwischen 60 und 70 Jahre alt. 

Zungenkrebs: Ursachen und Risikofaktoren

Die genauen Ursachen von Zungenkrebs sind bislang nicht erforscht. Jedoch gibt es einige Faktoren, die das Risiko eines Zungenkarzinoms erhöhen. Dazu zählen:

  • Rauchen
  • regelmäßiger Alkoholkonsum, insbesondere von hochprozentigem Alkohol
  • Infektion mit Hochrisikotypen humaner Papillomviren (HPV)
  • anhaltende, chronische Entzündungen der Schleimhäute im Mundraum
  • mangelnde Mundhygiene
  • schlechtsitzende Zahnprothesen

Zungenkrebs: Erste Anzeichen und Symptome

Zu Beginn der Erkrankung verursacht Zungenkrebs nur selten Symptome. Im fortgeschrittenen Stadium sind erste Anzeichen mitunter:

  • Fremdkörpergefühl im Mund oder Rachen
  • Zungenbrennen
  • Brennen im Mund

Im weiteren Verlauf von Zungenkrebs sind weitere Symptome möglich, wie:

  • Schmerzen im Bereich der Zunge und des Rachens, die bis zu den Ohren ausstrahlen
  • Schluckstörungen
  • Probleme beim Sprechen
  • Mundgeruch
  • vermehrter Speichelfluss
  • eingeschränkte Beweglichkeit der Zunge
  • wunde, blutende Stellen seitlich oder unterhalb der Zunge, die nicht abheilen
  • geschwollene Lymphknoten am Hals oder Unterkiefer
  • allgemeine Beschwerden wie Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Appetitlosigkeit oder ungewollter Gewichtsverlust

Diese Symptome können auch harmlose Ursachen haben. Um sicherzugehen, sollten Betroffene derartige Beschwerden jedoch ärztlich abklären lassen. 

Wie sieht Zungenkrebs aus?

Zungenkrebs kann unterschiedliche Formen annehmen. Tumoren können flach in die Schleimhaut einwachsen oder blumenkohlartig über die Schleimhaut herausragen. In manchen Fällen macht sich ein Zungenkarzinom auch durch einen Knubbel auf der Zunge hinten oder durch verhärtete Stränge in der Zunge bemerkbar. 

Unter Umständen können geschwürartige Veränderungen oder nicht entfernbare, weiße Flecken (Leukoplakie) sowie rötliche, samtartige Flecken (Erythroplakie) Anzeichen von Zungenkrebs sein.

Wie wird Zungenkrebs diagnostiziert?

Um bei Verdacht eines Zungenkarzinoms die Diagnose zu sichern, untersucht die*der Ärztin*Arzt die Mundhöhle und den Rachenraum. In der Regel lassen sich die vorderen zwei Drittel der Zunge bereits mit bloßem Auge genauer beurteilen. Der hintere Zungenbereich wird mithilfe eines Spiegels kontrolliert. 

Fachleute können aus veränderten Hautbereichen Gewebe entnehmen (Biopsie) und dieses anschließend nach Krebszellen mikroskopisch untersuchen.

Darüber hinaus kommen bildgebende Verfahren zum Einsatz, um herauszufinden, ob und wie weit sich der Zungenkrebs ausgebreitet hat. Möglich sind:

  • Ultraschall (Sonographie)
  • Computertomographie (CT)
  • Magnetresonanztomographie (MRT)

Zungenkrebs: TNM-Klassifikation

Mithilfe der sogenannten TNM-Klassifikation wird die Ausbreitung beziehungsweise das Ausmaß von Zungenkrebs (Staging) beurteilt:

  • Tumorgröße
  • Nodulus bzw. Lymphknotenbefall (von lat. nodus lymphoideus = Lymphknoten)
  • Metastasenbildung

Diese Einteilung ist wichtig, um anhand dieser Informationen die weitere Therapie zu planen und die Prognose und Heilungschancen einschätzen zu können.

Zungenkrebs: Maßnahmen zur Behandlung

Die genaue Behandlung von Zungenkrebs hängt davon ab, wie groß der Tumor ist und ob und wie weit er sich ausgedehnt hat. Entscheidend für die Therapie ist zudem, ob bereits Tochtergeschwulste (Metastasen), etwa in den Halslymphknoten oder Lymphknoten des Unterkiefers, vorliegen. 

Das Ziel jeder Therapiemaßnahmen ist immer, sowohl die Funktionalität der Zunge als auch eventuell in Mitleidenschaft geratenen Strukturen im Kopf-Hals-Bereich zu erhalten.

Operation und Strahlentherapie bei Tumoren der Zunge

Bei Zungenkrebs ist es zunächst wichtig, diesen möglichst vollständig operativ zu entfernen. Kleine Tumoren im vorderen (beweglichen) Teil der Zunge können Fachleute oft gut herausschneiden. Bei Tumoren im hinteren Bereich der Zunge ist eine Operation oftmals schwieriger. Das gilt insbesondere dann, wenn sich der Tumor bereits ausgedehnt und zum Beispiel auf den Kehlkopf übergegriffen hat. Hat der Krebs gestreut und Metastasen in den Lymphknoten gebildet, werden diese in der Regel mit entfernt (Neck Dissection). 

Im Anschluss an die Operation ist je nach Lage und Größe des Tumors eine Strahlentherapie nötig. Diese wird auch durchgeführt, wenn der Tumor nicht vollständig entfernt werden konnte.

Chemo- und Radiochemotherapie

Eine Chemotherapie beziehungsweise Radiochemotherapie (Kombination aus Bestrahlung und Therapie mit Zytostatika) kommt in der Regel bei fortgeschrittenem Zungenkrebs im Endstadium zum Einsatz oder wenn sich der Tumor nicht operativ entfernen lässt. 

Neben klassischen Krebsmitteln (Zytostatika) kommen bei Zungenkrebs auch sogenannte zielgerichtete Medikamente zum Einsatz. Ein typischer Wirkstoff ist beispielsweise Cetuximab.

Plastische Rekonstruktion bei Zungenkrebs

Im weiteren Verlauf der Erkrankung kann es zu Komplikationen wie Sprachproblemen und Schluckstörungen kommen. Geschädigte oder entfernte Strukturen im Mund-Rachen-Bereich können Chirurg*innen durch eine plastische Rekonstruktion ersetzen. Durch die Rekonstruktion und einer zusätzlichen Logopädie können Betroffene oftmals weitestgehend wieder normal sprechen, schlucken oder kauen.

Rehabilitation und psychologische Unterstützung

Nach der Behandlung empfehlen Ärzt*innen Betroffenen oftmals eine Rehabilitation. In speziellen Kliniken wird Patient*innen sowohl bei der Bewältigung körperlicher als auch psychischer Probleme geholfen.

Zungenkrebs: Verlauf, Prognose und Heilungschancen

Bei Zungenkrebs hängen der Verlauf, die Prognose und somit die Heilungschancen vor allem vom Stadium des Karzinoms ab und ob dieser bereits Metastasen gebildet hat. Liegen noch keine Tochtergeschwulste vor und konnte der Krebs vollständig entfernt werden, ist die Prognose meist gut. Die Heilungschancen sind hingegen schlechter, wenn der Zungenkrebs fortgeschritten ist.

Die 5-Jahres-Überlebensrate bei einem Tumor im hinteren Drittel der Zunge (Zungengrundtumor) liegt zwischen 15 und 25 Prozent. Bei Tumoren am Zungenrand leben rund 35 bis 50 Prozent der Betroffenen nach 5 Jahren noch. Bei etwa einem Fünftel der Betroffenen kommt es zu einem erneuten Tumor der Zunge (Rezidiv), in 76 Prozent der Fälle innerhalb der ersten zwei Jahre.

Nachsorge

Nach der Behandlung von Zungenkrebs ist eine regelmäßige Nachsorge besonders wichtig. Durch Kontrolluntersuchungen lässt sich ein mögliches Rezidiv frühzeitig erkennen und behandeln. 

Lässt sich Zungenkrebs vorbeugen?

Es ist nicht möglich, Zungenkrebs gezielt vorzubeugen. Indirekt lässt sich jedoch das Risiko reduzieren, indem folgende Punkte beachtet werden:

  • nicht Rauchen
  • Alkohol nur in Maßen, bestenfalls gar nicht konsumieren
  • auf Mundhygiene achten
  • schlechtsitzende Zahnprothesen ärztlich korrigieren lassen