Man sieht den Kopf und Nacken eines Mannes, der Schuppenflechte auf der Kopfhaut hat
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Schuppenflechte auf der Kopfhaut: Was tun?

Von: Julia Heidorn (Medizinautorin)
Letzte Aktualisierung: 22.01.2024

Schuppenflechte (Psoriasis) ist eine chronische Hauterkrankung, bei der es zu Entzündungen von Hautzellen kommt. Sie äußert sich durch Hautveränderungen und Juckreiz. Betrifft Schuppenflechte die Kopfhaut, kann sie zudem Haarausfall verursachen. Welche Mittel helfen gegen Schuppenflechte auf der Kopfhaut?

Zusammenfassung

  • Definition: Schuppenflechte (Psoriasis) ist eine chronisch-entzündliche Hauterkrankung, die unter anderem die Kopfhaut betreffen kann.
  • Symptome: Bei Psoriasis auf der Kopfhaut bilden sich erhabene, gerötete Stellen mit silbrigen Schuppen (Plaques) im Bereich der Haare, aber auch über die Haarränder hinaus. Juckreiz und Haarausfall können begleitend auftreten.
  • Ursachen: Schuppenflechte ist eine Autoimmunerkrankung, bei der das körpereigene Immunsystem Hautzellen angreift.
  • Diagnose: Die Psoriasis-Diagnose erfolgt anhand einer körperlichen Untersuchung in der dermatologischen Praxis.
  • Behandlung: Schuppenflechte auf der Kopfhaut ist nicht ursächlich heilbar. Sie wird mit Shampoos behandelt, die die Schuppen entfernen und die Bildung neuer Schuppen verhindern. Kortison-Präparate können den Juckreiz lindern. Reicht das nicht aus, sind eine UV-Therapie oder weitere Medikamente Optionen kommen, die die Entzündungsreaktionen hemmen.
  • Verlauf: Sind die Beschwerden schon bei jungen Betroffenen stark ausgeprägt, ist die Lebenserwartung um drei bis vier Jahre verringert, da das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen steigt. Ein Fünftel der Schuppenflechte-Betroffenen entwickelt im Verlauf Gelenkentzündungen (Psoriasis-Arthritis).
  • Prävention: Ein gesunder Lebensstil kann das individuelle Psoriasis-Risiko senken. Um einem akuten Schub von Schuppenflechte an der Kopfhaut vorzubeugen, sind milde Shampoos und Haarpflegeprodukte wichtig.

Schuppenflechte an der Kopfhaut: Was ist Psoriasis capitis?

Die häufigste Form der Schuppenflechte ist die Psoriasis vulgaris (gewöhnliche Schuppenflechte). Bei mehr als der Hälfte der Patient*innen ist der Kopfbereich von den charakteristischen Hautveränderungen betroffen. Fachleute sprechen dann von Psoriasis capitis (Schuppenflechte des Kopfes). In sieben von hundert Fällen ist ausschließlich die Kopfhaut betroffen.

Schuppenflechte ist eine der häufigsten Hauterkrankungen in den westlichen Ländern. Zwei bis drei von hundert Menschen sind betroffen. Sie verläuft chronisch und schubweise; die Symptome können also abklingen, bei einem erneuten Schub aber wieder aufflammen.

Den Entzündungen in den Hautzellen liegen Autoimmunprozesse zugrunde. Das bedeutet, dass das Immunsystem fälschlicherweise körpereigenes Gewebe attackiert und so Entzündungen auslöst.

Insbesondere im Kindesalter zeigt sich eine neu auftretende Schuppenflechte vor allem am Kopf. Erstmalig tritt Psoriasis vor allem im Alter von 10 bis 25 sowie von 40 bis 60 auf.

Treten die Symptome an der Kopfhaut auf, gehen sie meist über den Haaransatz hinaus. Die kosmetischen Einschränkungen bedeuten für Betroffene oft einen besonders großen Leidensdruck. Bei der Therapie von Psoriasis capitis gilt es daher, rasche Verbesserungen zu erzielen und gleichzeitig die Besonderheiten der behaarten Kopfhaut zu beachten.

Symptome von Schuppenflechte auf der Kopfhaut

Ein für Psoriasis typisches Symptom sind scharf begrenzte, erhabene Rötungen der betroffenen Hautstellen, auf denen sich silbrige Schuppen bilden. Auch Juckreiz kann auftreten.

Eine Ausnahme stellt die Pityriasis amiantacea dar. Hier ist die Schuppenbildung so stark, dass die Haarschäfte ummantelt werden.
Im Anfangsstadium von Schuppenflechte auf der Kopfhaut sowie bei leichten bis mittelschweren Fällen stehen die optischen Einschränkungen durch die Veränderungen der Haut im Fokus. Es kann jedoch bereits zu vorübergehend weniger dichtem Haarwuchs an den betroffenen Stellen der Kopfhaut kommen.

Haarausfall durch Schuppenflechte?

Bei zwei von drei Betroffenen tritt die sogenannte reversible psoriatische Alopezie auf: Die Haare sind im Bereich der Hautveränderungen weniger dicht, weil die Haarwurzeln in ihrer Funktion eingeschränkt sind oder sich ungewöhnlich viele von ihnen in der Ruhephase befinden.

Ist der Juckreiz stark, neigen Betroffene dazu, vermehrt zu kratzen. Dadurch entstehen Verletzungen, die wiederum Narbenbildung zur Folge haben können. Im Bereich der Narben kommt es zu bleibendem Haarverlust.
 

Woher kommt Psoriasis am Kopf?

Tritt die Schuppenflechte erstmalig im Alter von 10 bis 25 Jahren auf, liegt der Erkrankung meist eine erbliche Veranlagung zugrunde. Bei später auftretender Psoriasis ist eine genetische Ursache weniger wahrscheinlich.

In beiden Fällen handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung. Eine Fehlsteuerung des Immunsystems sorgt dafür, dass in der Haut und an den Innenwänden der Gefäße entzündliche Prozesse angeregt werden.
Von diesen Entzündungen sind besonders die Keratinozyten betroffen. Das sind Hautzellen, die Keratin bilden, eine wichtige Bausubstanz für Hornzellen. Diese werden für die Hautbarriere benötigt, die die Haut vor äußeren Einflüssen schützt. Durch die Entzündungen wird ihre Produktion vorangetrieben, sodass sich zunehmend Schuppen bilden.

Für einen akuten Psoriasis-Schub kann es verschiedene Auslöser geben, etwa:

  • UV-Strahlung
  • hautreizende Pflege, etwa aggressive Shampoos und alkoholhaltige Produkte
  • Stress
  • Infekte
  • Verletzungen
  • Medikamente, beispielsweise Betablocker und ACE-Hemmer
  • Alkohol, Rauchen

Wie lässt sich Psoriasis capitis feststellen?

Die Diagnose erfolgt in der hautärztlichen Praxis auf Grundlage einer körperlichen Untersuchung. Selten ist eine Biopsie nötig, also die Untersuchung einer kleinen Hautprobe unter dem Mikroskop.
Treten im Zusammenhang mit den Hautveränderungen auch Gelenkschmerzen und/oder Bewegungseinschränkungen auf, sind Röntgenuntersuchungen angezeigt. Diese dienen dazu, eine Psoriasis-Arthritis auszuschließen, also eine Gelenkentzündung.
 

Was hilft gegen Schuppenflechte auf der Kopfhaut?

Das Behandlungsziel bei Schuppenflechte auf der Kopfhaut ist, die bereits entstandenen Schuppen zu lösen und die Neubildung von weiteren zu verhindern. Die Therapie erfolgt zunächst lokal. Bei Bedarf ist aber auch die Einnahme von Medikamenten möglich.

Schuppenflechte auf der Kopfhaut: Shampoos lösen die Schuppen

Grundlage der Therapie von Psoriasis auf der Kopfhaut sind Shampoos, die beispielsweise schuppenlösend (keratolytisch) wirken. Sie enthalten Wirkstoffe wie:

Wegen des unangenehmen Geruchs werden teerhaltige Shampoos von einigen Betroffenen nicht gern verwendet. Während der Schwangerschaft darf zudem keine Behandlung mit teerhaltigen Präparaten erfolgen.

Gegebenenfalls kommen zusätzlich Wirkstoffe zum Einsatz, die ansonsten der Behandlung von Kopfhaut-Pilz dienen, sogenannte Antimykotika.
Bei starker Schuppenbildung ist eine stationäre Behandlung angezeigt. Hier können Präparate eingesetzt werden, die sich für die Anwendung zu Hause nicht eignen.

Schuppenflechte auf der Kopfhaut: Was hilft gegen Juckreiz?

Bei starkem Juckreiz können kortisonhaltige, aber alkoholfreie Präparate helfen. Die Lösungen oder auswaschbaren Cremes werden idealerweise abends angewendet. Um die Wirkung zu verstärken, kann ein Verband angelegt werden. Am nächsten Morgen waschen die Betroffenen das Präparat aus. Die Anwendungszeit beträgt zwei bis drei Wochen.

Dauertherapie bei Psoriasis auf der Kopfhaut

Zur Langzeitanwendung – auch nach einer Kortisontherapie – eignen sich Vitamin D-haltige Produkte wie Lösungen oder Salben, etwa Calcipotriol. Auf Dauer können sie ein- bis dreimal in der Woche angewendet werden. Vitamin D gehört zu den fettlöslichen Vitaminen. Anders als bei wasserlöslichen Vitaminen kann ein Überschuss nicht einfach über den Urin ausgeschieden werden. Aus diesem Grund darf die Behandlung mit einem Vitamin-D-haltigen Präparat nur auf maximal einem Drittel der Körperfläche erfolgen. Andernfalls kann es zu einer Vitamin-D-Überdosierung kommen.

UV-Therapie bei Psoriasis capitis

Um die entzündlichen Prozesse in der Haut zu lindern und die Zellteilung zu verlangsamen, kann eine Lichttherapie mit UV-Strahlung eingesetzt werden. Zum Beispiel mit einem Lichtkamm, einem Gerät mit UV-Licht zur Behandlung der Kopfhaut, das wie eine Bürste eingesetzt werden kann. Vor einer solchen Behandlung müssen alle vorhandenen Schuppen entfernt werden.

Außerdem ist zu bedenken, dass die UV-Therapie Vitamin-D-Präparate unwirksam macht. Eine Kombination dieser beiden Behandlungsformen ist daher nicht sinnvoll.

Eine Nebenwirkung der Lichttherapie ist ein erhöhtes Hautkrebsrisiko.

Medikamentöse Behandlung: Was tun bei Schuppenflechte auf der Kopfhaut?

Eine systemische Behandlung – also die Anwendung von Medikamenten, die auf den gesamten Organismus wirken – erfolgt bei Schuppenflechte in der Regel erst ab einem mittelschweren Verlauf. Sind die kosmetischen Einschränkungen bei einem leichten Verlauf von Psoriasis auf der Kopfhaut aber stark, ist der Leidensdruck für die Betroffenen groß. In solchen Fällen kann auch bei leichter Schuppenflechte bereits eine systemische Therapie eingesetzt werden.

Die Behandlung erfolgt dann mit:

  • Immunsuppressiva, die die Entzündungsreaktionen unterdrücken, indem sie die Aktivität des Immunsystems hemmen
  • Fumarsäureestern, die die Aktivität der Keratozyten herunterfahren und entzündliche Prozesse hemmen
  • Retinoiden, die Entzündungen und Zellteilungsprozesse hemmen

Führt eine Behandlung mit den oben genannten Wirkstoffen nicht zum gewünschten Erfolg, können auch Biologika verordnet werden, die gezielt in Entzündungsprozesse eingreifen, ohne das gesamte Immunsystem zu beeinträchtigen.

Haarausfall durch Medikamente gegen Schuppenflechte?

Bei der medikamentösen Behandlung von Schuppenflechte auf der Kopfhaut ist es wichtig, mögliche Nebenwirkungen der Medikamente zu bedenken. Das gilt insbesondere, wenn das Haar durch die Erkrankung an den betroffenen Stellen bereits dünner geworden ist. Folgende Nebenwirkungen sind möglich:

  • Haarausfall: Das Immunsuppressivum Methotrexat (MTX) und das Retinoid Acitretin können Haarausfall verursachen.
  • Hypertrichose: Das Immunsuppressivum Ciclosporin kann das Haarwachstum – nicht nur dort, wo es erwünscht ist – verstärken.

Wie verläuft Schuppenflechte an der Kopfhaut?

Bei rechtzeitigem Behandlungsbeginn und konsequenter Therapie ist die Prognose gut. Bei einer von fünf betroffenen Personen kommt es jedoch im weiteren Verlauf zu Entzündungen der Gelenke, der sogenannten Psoriasis-Arthritis.

Sind die Schuppenflechte-Symptome bereits bei jungen Betroffenen stark ausgeprägt, sinkt die Lebenserwartung im Vergleich zum Rest der Bevölkerung um drei bis vier Jahre, da das Risiko für Herz- und Kreislauferkrankungen steigt.

Psoriasis an der Kopfhaut vorbeugen

Ein gesunder Lebenswandel kann das allgemeine Psoriasis-Risiko senken. Wichtig sind etwa Rauchverzicht, ein geringer Alkoholkonsum und das Vermeiden von Sonnenbränden.

Wer bereits unter Schuppenflechte leidet und weitere Schübe an der Kopfhaut verhindern möchte, sollte auf eine geeignete Haarpflege achten. Milde Shampoos und Spülungen ohne Alkohol, vorzugsweise mit keratolytischen Zusätzen, verhindern Reizungen der Kopfhaut und können so auch vermehrter Schuppenbildung vorbeugen.

Haarfarbe oder andere chemische Behandlungen der Haare sollten höchstens dann angewendet werden, wenn die Kopfhaut sich vollständig von einem Schub erholt hat.