Nagelpsoriasis: Bild eines Daumens mit Schuppenflechte am Nagel.
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Nagelpsoriasis: Schuppenflechte an den Nägeln

Von: Jessica Rothberg (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 02.10.2023

Bei einer Nagelpsoriasis handelt es sich um eine Form der Schuppenflechte, die an Fuß- oder Zehennägeln auftritt. Eine schwere Form ist oft Vorbote einer Psoriasis-Arthritis, bei der es zu Gelenkentzündungen kommt. Umso wichtiger ist, dass Betroffene Symptome ernst nehmen und die Nagelpsoriasis behandeln lassen. Lesen Sie hier, welche Symptome möglich sind und wie die Behandlung erfolgt.

Zusammenfassung

  • Definition: Bei einer Nagelpsoriasis handelt es sich um Schuppenflechte an Zehen- und/oder Fingernägeln.
  • Symptome: Möglich sind veränderte Nagelstrukturen wie Tüpfel- und Krümelnägel, Ölflecken und eine Ablösung der Nägel.
  • Behandlung: Zum Einsatz kommen äußerlich aufgetragene Salben, Cremes und Nagellack oder auch innerlich angewendete Medikamente in Form von Tabletten, Injektionen oder Infusionen. 
  • Ursachen: Die Auslöser sind nicht vollständig geklärt. Vermutet wird eine genetische Veranlagung in Kombination mit Risikofaktoren wie Stress, mechanische Reize oder Infektionen.
  • Verlauf: Die Behandlung ist langwierig und nicht immer erfolgreich. Betroffene müssen viel Geduld aufbringen und sich an die verordnete Therapie halten.
  • Diagnose: Fachleute können bereits anhand der typischen Symptome an Zehen- und Fingernägeln eine Diagnose stellen. 

Was ist Nagelpsoriasis?

Kommt es zu einer Schuppenflechte (Psoriasis) an den Nägeln, sprechen Fachleute von einer Nagelpsoriasis. Diese kann sowohl an Zehen- als auch Fingernägeln auftreten und diese etwa brüchig und weich machen. Bei rund 40 bis 50 Prozent der Menschen mit Schuppenflechte kommt es neben Hautbeschwerden auch zu Nagelveränderungen – bei Psoriasis-Arthritis-Betroffenen sind es 70 bis 80 Prozent.

Verschiedene Formen der Nagelpsoriasis

Je nachdem, wo die entzündlichen Prozesse im Nagel vorliegen, unterscheiden Fachleute zwischen einer

  • Nagelbettpsoriasis und
  • Nagelmatrixpsoriasis.

Die Nagelmatrix ist dabei der sichtbare Teil der Nägel, der mit dem Nagelbett – der darunterliegenden Haut – verwachsen ist. Kommt es zu psoriatischen Nagelveränderungen, zeigt sich das etwa durch veränderte Form und Farbe der Nagelplatte. 

Nagelpsoriasis: Symptome im Anfangsstadium und Verlauf

Eine Nagelpsoriasis zeigt sich bereits im Anfangsstadium durch typische Veränderungen an den Nägeln. Häufig betrifft sie zunächst einen Fuß- und/oder Zehennagel. Im Verlauf sind meist mehrere Nägel betroffen.

Neben verformten Nägeln sind folgende Symptome bei einer Nagelpsoriasis möglich:

  • Ölflecke: braun-gelbe Verfärbungen unter dem Nagel
  • Tüpfelnägel: punktförmige, kleine Einsenkungen/Grübchen in der Nagelplatte
  • Splitterhämorrhagien: vertikal verlaufende Einblutungen unter dem Nagelbett
  • Krümelnägel: angesammelte Schuppen unter dem Nagel, die das Nagelbett anheben, im Verlauf wird die Nagelplatte krümelig
  • Onycholyse: teilweise oder vollständige Ablösung des Nagels

Begleitend kann es auch zu Schmerzen oder einer Druckempfindlichkeit der Nägel kommen. Zudem kann ebenso die Haut, die den Nagel umgibt, betroffen sein. Bei dieser sogenannten Nagelfalzpsoriasis sind die Nägel zudem oft stark verdickt und geriffelt.

Wichtig: In vielen Fällen zeigt sich Schuppenflechte an den Nägeln, bevor sie auf die Gelenke übergeht. Sie kann deshalb als Vorbote einer Psoriasis-Arthritis gesehen werden. Nagelveränderungen sollten demnach immer ernst genommen und ärztlich untersucht werden. 

Nagelpsoriasis ist oft sehr belastend

Für viele Betroffene gehen die Nagelveränderungen mit einer psychischen Belastung einher. Die Erkrankung lässt sich meist nicht verstecken und ist somit für andere Personen sichtbar, was oft zusätzlich belastet. Betroffene ziehen sich mitunter immer mehr aus dem sozialen Umfeld zurück. Eine Schuppenflechte an den Nägeln hat jedoch nichts mit mangelnder Hygiene zu tun – sie ist auch nicht ansteckend.

Nagelpsoriasis oder Nagelpilz?

Die Symptome von Nagelpilz (Onychomykose) und einer Nagelschuppenflechte können sich stark ähneln. Für Betroffene ist es meist nicht möglich, die Erkrankungen sicher zu unterscheiden. Wichtig sind deshalb eine ärztliche Untersuchung und entsprechende Behandlung.

Nagelpsoriasis: Behandlung erfordert Geduld

Eine zeitnahe Behandlung einer Nagelpsoriasis ist essenziell, damit diese nicht fortschreiten und gegebenenfalls eine Psoriasis-Arthritis begünstigen kann. Zur Therapie stehen sowohl äußerliche (topische) und ganzheitliche (systemische) Maßnahmen zur Verfügung, die auch kombiniert werden können.

Wie lässt sich Nagelpsoriasis äußerlich behandeln?

Insbesondere bei leichten Formen können bereits lokal aufgetragene Salben, Cremes, Lösungen oder Nagellacke hilfreich sein. Diese enthalten mitunter folgende Wirkstoffe:

  • Harnstoff (Urea)
  • Salicylsäure 
  • Kortison
  • Calcipotriol (Vitamin D3)
  • Schwefel- oder Schachtelhalm

Fachleute können zudem eine Behandlung mit UV-Licht oder Röntgenstrahlen verordnen. Auch eine mechanische Behandlung, bei der die Nägel abgefräst werden, kann infrage kommen, um weitere Veränderungen zu verhindern.

Systemische Therapie bei Nagelschuppenflechte

Bei ausgeprägter Nagelpsoriasis oder einer erfolglosen äußeren Behandlung ist oft eine innerliche Therapie notwendig. Betroffene erhalten dann Wirkstoffe in Form von Tabletten, Spritzen oder Infusionen. Mittel der Wahl ist der Wirkstoff Methotrexat. Aber auch sogenannte Biologika, die gegen Entzündungsbotenstoffe vorgehen können, haben sich zur Behandlung bewährt. Auch Kortison, Ciclosporin oder Fumarsäureester können zum Einsatz kommen.

Was Betroffene bei Nagelpsoriasis selbst tun können

Neben der ärztlichen Behandlung können Patient*innen selbst aktiv werden, um die Heilung bestmöglich zu unterstützen. Wichtig ist vor allem, auf Hygiene zu achten, um einen zusätzlichen Befall mit Keimen wie Bakterien zu verhindern. 

Folgende Tipps können einem Schub und einer Verschlechterung vorbeugen: 

  • selbstständige Nagelpflege: Nägel stets kurzhalten, bestenfalls feilen und nur vorsichtig schneiden. Wichtig: Nicht an den Fingernägeln kauen.

  • professionelle Nagelpflege: Zudem ist eine regelmäßige podologische Fußpflege ratsam. Fachleute können dabei etwa Verdickungen der Nägel abfräsen.

  • Hände richtig abtrocknen: Nach dem Händewaschen sollten die Hände stets gründlich abgetrocknet und anschließend mit einer entsprechenden Creme gepflegt werden.

  • Schuhwerk: Betroffene sollten auf leichtes, nicht einengendes Schuhwerk setzen, um die Nägel nicht einzuengen.

  • Hände schützen: Beim Putzen oder während der Gartenarbeit sollten Handschuhe getragen werden.

  • Stress reduzieren: Da sich Stress negativ auswirken kann, sollten Betroffene diesen bestmöglich reduzieren. Entspannungsübungen wie Progressive Muskelentspannung oder Yoga können dabei helfen.

Ursachen und Risikofaktoren einer Nagelpsoriasis

Die genauen Ursachen einer Psoriasis und somit auch einer Nagelpsoriasis sind nicht abschließend geklärt. Fachleute vermuten jedoch eine genetisch bedingte Fehlsteuerung des Immunsystems.

Neben der genetischen Veranlagung müssen jedoch weitere Faktoren hinzukommen, damit sich eine Psoriasis an den Nägeln entwickelt oder verschlechtert. Risikofaktoren sind zum Beispiel:

  • Stress
  • Infektionen
  • mechanische Reize, beispielsweise Kratzen oder Druck
  • Sonnenbrand
  • Hormonschwankungen, etwa während der Pubertät oder Wechseljahre 
  • Arzneimittel wie Malaria- oder Rheuma-Medikamente, blutdrucksenkende Arzneimittel oder Antidepressiva

Nagelpsoriasis: Verlauf und Prognose

Vor allem bei ausgeprägten Fällen kann es mehrere Monate dauern, bis sich Behandlungserfolge zeigen. Betroffene müssen deshalb oft viel Geduld aufbringen. Mitunter lässt sich eine Schuppenflechte der Nägel auch nicht vollständig behandeln. Der genaue Verlauf ist jedoch individuell. Schwere Formen gehen grundsätzlich mit einer schlechteren Prognose einher, symptomfreie Phasen sind selten.

Wie erfolgt die Diagnose bei Nagelpsoriasis?

Wer Veränderungen an den Nägeln bei sich feststellt, sollte einen Termin in einer dermatologischen Praxis vereinbaren. Hautärzt*innen erkennen eine Schuppenflechte an den Nägeln meist bereits auf den ersten Blick. 

Um andere Nagelerkrankungen wie eine Pilzinfektion oder Ekzem sicher auszuschließen, werden zunächst einige Fragen zu den genauen Beschwerden und möglichen familiären Vorerkrankungen gestellt (Anamnese). 

Dann schließen sich weitere Untersuchungen an, um die Diagnose zu sichern. Oftmals wird eine Gewebeprobe (Biopsie) der betroffenen Nägel entnommen. Um den Schweregrad der Nagelpsoriasis zu bestimmen, können Fachleute auf Scoring-Systeme zurückgreifen. Mithilfe dieser Zahlenwerte lässt sich dann eine individuelle Therapie empfehlen. Zur Dokumentation des Verlaufs der Nagelpsoriasis werden meist Bilder gemacht.