Frau mit Morbus Crohn liegt mit Bauchschmerzen auf dem Sofa.
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Morbus Crohn: Behandlung, Diagnose und Ursachen

Von: Jessica Rothberg (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 12.10.2023

Bei Menschen mit Morbus Crohn liegt eine chronische Darmentzündung vor. Die Symptome treten meist in Schüben auf und halten manchmal über mehrere Wochen an. Oft ist die Krankheit mit einem starken Leidensdruck verbunden. Doch mit der richtigen Ernährung und Behandlung lassen sich die Symptome bei Morbus Crohn in der Regel gut lindern. Was kann Betroffenen helfen?

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

FAQ: Fragen und Antworten rund um Morbus Crohn

Rund 7 von 100.000 Menschen in Deutschland erhalten jährlich die Diagnose Morbus Crohn. Im Durchschnitt sind sie dabei 33 Jahre alt, wobei Männer und Frauen gleichermaßen betroffen sind.

Grundsätzlich wirkt sich Morbus Crohn nicht auf die Lebenserwartung aus. Allerdings ist das Risiko für Darmkrebs erhöht, der sich wiederum negativ auf die Lebenserwartung auswirken kann.

Morbus Crohn ist eine chronische Erkrankung, die nicht heilbar ist. Jedoch gibt es verschiedene Behandlungsmaßnahmen, die Betroffenen dabei helfen, ein möglichst uneingeschränktes Leben zu führen.

Was ist Morbus Crohn?

Morbus Crohn ist, wie Colitis ulcerosa, eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung (CED). Dabei kann die chronische Entzündung in jedem Abschnitt des Verdauungstrakts – von Mund bis After – entstehen. In den meisten Fällen ist jedoch der Übergang zwischen Dünn- und Dickdarm betroffen. 

Die Entzündungen hinterlassen mitunter Narben auf der Schleimhaut im Darm, was wiederum zu Komplikationen führen kann. Was genau Morbus Crohn auslöst, ist bislang nicht bekannt. Allerdings lassen sich die Symptome mit einer angepassten Ernährung und entsprechenden Behandlung meist gut lindern.

Morbus Crohn: Symptome können in Schüben kommen

Der genaue Verlauf von Morbus Crohn und welche Symptome auftreten, ist individuell. In den meisten Fällen verläuft die Krankheit jedoch in Schüben: Beschwerdefreie Zeiten (Remissionsphasen) wechseln sich mit starken Symptomen ab. Halten die Beschwerden über einen Zeitraum von sechs Monaten an, handelt es sich um einen chronisch aktiven Krankheitsverlauf. Jedoch gibt es auch Betroffene, bei denen Morbus Crohn jahrelang unentdeckt bleibt, da sie nur leichte Beschwerden haben.

Mitunter sind bei Morbus Crohn folgende Symptome möglich:

  • Bauchschmerzen: Typisch sind vor allem Schmerzen im rechten Unterbauch.

  • Durchfall: Betroffene haben mitunter mehrmals täglich und teils über Wochen hinweg wässrigen, schleimigen Durchfall. Auch zu Blut im Stuhl kann es kommen, welcher jedoch häufiger bei Colitis ulcerosa ist.

  • Stuhldrang: Auch häufiger, schmerzhafter Stuhldrang zählt zu möglichen Symptomen. 

  • Übelkeit und Erbrechen: Bei vielen Menschen mit Morbus Crohn kommt es zu Übelkeit und Erbrechen.

  • Gewichtsverlust und Appetitlosigkeit: Infolge der anhaltenden Durchfälle verlieren Betroffene oft ungewollt Gewicht. Appetitlosigkeit ist ein weiteres Symptom des Morbus Crohn. 

  • Mangelerscheinungen: Da der Darm aufgrund der Entzündung schlechter Nährstoffe aufnehmen kann, sind verschiedene Nährstoffmängel möglich. Insbesondere ein Vitamin-B12-Mangel ist typisch.

  • Müdigkeit und Erschöpfung: Charakteristisch für Morbus Crohn sind auch Müdigkeit und Erschöpfung, die unter anderem Folge der Mangelerscheinungen sein können.

  • Veränderungen am After: Weiterhin können Veränderungen am After entstehen, wie Analfissuren (kleine Schleimhautrisse), Fisteln (Verbindungen zu anderen Organen) oder Abszesse. Zudem kann es zu Darmverengungen (Stenosen) oder Geschwüren kommen.

Bei einem akuten Schub sind die Symptome meist stark ausgeprägt. Auch Fieber und Schüttelfrost sind dann möglich. Kinder mit Morbus Crohn wachsen langsamer als gesunde Gleichaltrige. Zudem kann die Geschlechtsreife bei ihnen später einsetzen.

Die chronische Erkrankung belastet Betroffene mitunter stark. Viele ziehen sich aus dem sozialen Umfeld zurück. Die psychische Belastung kann schlimmstenfalls mit depressiven Verstimmungen oder Depressionen einhergehen. Auch Zwangs- und Angststörungen sind möglich.

Wie kann sich Morbus Crohn noch äußern?

Morbus Crohn beschränkt sich nicht nur auf den Verdauungstrakt. Auch andere Beschwerden sind möglich. Bei etwa einem Drittel der Betroffenen kommt es auch zu:

  • Entzündungen an der Haut
  • Aphthen (kleine entzündliche Geschwüre im Mund)
  • Sprunggelenk- oder Knieschmerzen
  • Augenentzündungen
  • Funktionsstörungen der Galle oder Leber
  • Osteoporose
  • Nierensteinen

Ernährung ist bei Morbus Crohn entscheidend

Mithilfe der richtigen Ernährung können Menschen mit Morbus Crohn die Beschwerden oft lindern und möglicherweise Schüben vorbeugen. Eine allgemein empfohlene Ernährungsweise gibt es jedoch nicht.

In der Akutphase kann es helfen, auf Ballaststoffe wie Vollkornprodukte zu verzichten – dann kann eine Schonkost sinnvoll sein. Vor allem gedünstetes Gemüse wie Karotten, Zucchini oder Fenchel vertragen Betroffene meist gut. Insbesondere sollten sie auf Alkohol und Nikotin verzichten. Auch zuckerhaltige Lebensmittel wie Gebäck oder Limonaden sind ungünstig bei Morbus Crohn.

Was Menschen mit Morbus Crohn vertragen, ist unterschiedlich. Eine professionelle Ernährungsberatung kann dabei helfen, herauszufinden, was individuell auf dem Ernährungsplan stehen sollte. So lässt sich nicht zuletzt auch Mangelerscheinungen entgegensteuern. 

Morbus Crohn: Welche Behandlung hilft?

Morbus Crohn ist eine chronische Krankheit, die sich nicht heilen lässt. Ziel der Behandlung ist, die Symptome zu lindern, das Fortschreiten der Erkrankung einzudämmen und Schüben vorzubeugen.

Morbus Crohn mit Medikamenten behandeln

Bei Morbus Crohn stehen verschiedene Medikamente zur Verfügung. Zum Einsatz kommen etwa Mittel gegen akuten Durchfall oder Bauchschmerzen. Auch Nahrungsergänzungsmittel wie etwa Vitamin-B12-Präparate verschreiben Ärzt*innen bei einem vorliegenden Mangel.
Zudem gibt es einige Medikamente, welche die Entzündung im Darm eindämmen können. Was genau verschrieben wird, hängt davon ab, ob ein akuter Schub vorliegt.

Mögliche Arzneimittel sind etwa:

  • Kortison: Stark entzündungshemmende Kortikosteroide wie Prednisolon, Prednison und Budesonid sind bei Morbus Crohn das Mittel der Wahl. Diese werden per Infusion verabreicht oder in Tablettenform eingenommen, wobei die genaue Dosierung individuell festgelegt wird. Meist erhalten Betroffene Kortison bei akuten Schüben über mehrere Wochen hinweg.

  • Antikörper (Biologika): Auch Biologika wie TNF-alpha-Antikörper, beispielsweise Infliximab, oder andere Antikörper wie Vedolizumab oder Ustekinumab können bei starken Schüben verschrieben werden. Diese Antikörper können als Injektion verbreicht werden, wenn Kortison keine ausreichende Wirkung erzielt.

  • Salizylate: Wirkstoffe wie Mesalazin wirken ebenso entzündungshemmend und können bei leichteren Verläufen hilfreich sein. Diese sind meist besser verträglich als Kortison.

  • Immunsuppressiva: Erzielen andere Arzneimittel keine Besserung oder treten vermehrt Schübe auf, kann das die Behandlung mit Immunsuppressiva erfordern. Dabei kommen Wirkstoffe (etwa Azathioprin) zum Einsatz, die das Immunsystem unterdrücken und so die Entzündungsaktivität hemmen sollen.

  • Antibiotika: Bei bestehenden Abszessen oder Fisteln erhalten Patient*innen mitunter auch Antibiotika.

Morbus Crohn: Operative Behandlung

Kommt es bei Morbus Crohn zu Komplikationen, wie Darmverengungen, Fisteln oder ausgeprägten Abszessen, raten Fachleute häufig zu einer Operation. Auch bei stark entzündeten Darmabschnitten erfolgt oft ein operativer Eingriff, bei dem der betroffene Teil des Darms entfernt wird. 

Vor einer Operation wägen Fachleute die Vor- und Nachteile des Eingriffs genau ab und prüfen, ob andere Behandlungsmaßnahmen hilfreich sein könnten. Oft verbessert sich die Lebensqualität von Betroffenen, denen eine stark entzündete Darmpassage entnommen wurde, deutlich.

Müssen größere Darmabschnitte entfernt werden, kann ein Kurzdarmsyndrom die Folge sein. Dann kann der Darm oftmals nicht mehr ausreichend Nährstoffe über die Nahrung aufnehmen, weshalb diese dem Körper fehlen. Patient*innen erhalten dann entsprechende Nährstoffpräparate.

Morbus Crohn: Darmspiegelung sichert Diagnose

Ein erster Verdacht auf Morbus Crohn besteht, wenn Menschen unter wiederkehrenden Durchfällen und Bauchschmerzen leiden. Zu Beginn der Diagnose stellt die*der Ärztin*Arzt Fragen zu den genauen Beschwerden, möglichen Vorerkrankungen und Erkrankungen in der Familie.

Um Morbus Crohn sicher diagnostizieren und andere entzündliche Darmerkrankungen ausschließen zu können, folgen weitere Untersuchungen an. Dazu zählen: 

Letztlich sichert jedoch nur eine Darmspiegelung die Diagnose. Während der Spiegelung des Dickdarms (Koloskopie) können Fachleute auch eine Gewebeprobe (Biopsie) der Darmwand entnehmen, um diese genauer zu untersuchen. 

Wurden im Dickdarm Anzeichen für Morbus Crohn festgestellt, ist es ratsam, auch den Dünndarm (Ileum) und den restlichen Verdauungstrakt zu untersuchen. Hierfür kann etwa eine Kapselendoskopie zum Einsatz kommen, bei der Patient*innen eine kleine Kapsel mit integrierter Kamera schlucken. Diese wird durch den Verdauungstrakt transportiert und liefert Fachleuten wichtige Bilder. Die Kamera wird mit dem Stuhlgang ausgeschieden und über die Spülung entsorgt.

Gut zu wissen: In manchen Fällen haben Menschen mit Morbus Crohn die Möglichkeit, einen Schwerbehindertenausweis zu bekommen. Dieser ist mit einigen Vorteilen verbunden, die Betroffene im Alltag und Berufsleben unterstützen. 

Welche Ursachen lösen Morbus Crohn aus?

Was genau Morbus Crohn auslöst, ist nicht abschließend geklärt. Fachleuten zufolge handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung beziehungsweise eine immunassoziierte Erkrankung, die aufgrund von mehreren Faktoren entstehen kann. Durch das fehlgesteuerte Immunsystem werden letztlich entzündliche Prozesse in der Darmwand in Gang gesetzt. 

Mögliche Faktoren, die im Zusammenspiel Morbus Crohn auslösen sollen, sind:

  • genetische Veranlagung: Rund 30 Prozent der Kinder, deren Eltern unter Morbus Crohn leiden, erkranken ebenso. Ist ein Elternteil betroffen, sind etwa 10 Prozent der Kinder betroffen.

  • Genmutationen: Bei etwa 20 Prozent der Patient*innen liegt eine Genveränderung vor. Insgesamt können 160 verschiedene Gene von Mutationen betroffen sein, beispielsweise NOD2/CARD 15, das für die Immunzellen der Darmschleimhaut wichtig ist.

  • gestörte Barrierefunktion der Darmschleimhaut: Besteht eine Barrierestörung in der Darmschleimhaut, können Bakterien in diese eindringen und so eine Entzündung begünstigen oder verstärken.

Weitere begünstigende Faktoren für Morbus Crohn

Zudem scheinen verschiedene Faktoren das Risiko für die chronische Darmerkrankung zu erhöhen: 

Verlauf und Prognose bei Morbus Crohn

Der Verlauf von Morbus Crohn ist individuell. Einige Betroffene sind lange beschwerdefrei, bei anderen kommt es regelmäßig zu Schüben. Fast alle Patient*innen erleben jedoch Rückfälle. Fest steht, dass sich die Erkrankung nicht auf die Lebenserwartung auswirkt. Bei einer konsequenten Behandlung haben Betroffene eine normale Lebenserwartung.

Welche Komplikationen sind möglich?

Morbus Crohn kann mit vielen Komplikationen einhergehen, weshalb etwa 70 Prozent der Betroffenen innerhalb der nächsten 15 Jahre operiert werden müssen. Möglich sind: 

  • Fisteln
  • Abszesse
  • Darmverengungen
  • Darmdurchbruch
  • Blutungen im Darmtrakt
  • Darmverschluss (Ileus)

Zudem ist das Risiko für Darmkrebs erhöht. Wichtig ist, dass regelmäßige Kontrollen wahrgenommen werden, um Komplikationen und Krankheitsschüben vorzubeugen. Diese sollten bestenfalls in einer spezialisierten Praxis für Gastroenterologie erfolgen.