Kind mit Masern
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Masern: Ansteckung, Verlauf und Spätfolgen

Von: Wiebke Posmyk (Medizinjournalistin, Diplom-Pädagogin, M.A. Media Education), Miriam Funk (Medizinredakteurin und Redaktionsleitung)
Letzte Aktualisierung: 31.03.2023

Die Masern sind nicht nur hoch ansteckend, sie können auch zu verschiedenen Komplikationen führen. Welche Risiken für Spätfolgen bestehen, Symptome und Ansteckung, auch bei Erwachsenen.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

FAQ: Masern

6 bis 8 Jahre nach einer Masern-Erkrankung kann es zu einer sogenannten subakuten sklerosierende Panenzephalitis (SSPE) als Spätfolge kommen. Dabei handelt es sich um eine schwere Gehirnentzündung, die immer tödlich endet. 4 bis 11 von 100.000 Menschen sind betroffen, für Kinder ist die Gefahr höher als für Erwachsene.

Außerdem besteht die Gefahr einer postinfektiösen Enzephalitis, die bei 1 von 1.000 Betroffenen auftritt und die in 10 bis 20 Prozent der Fälle tödlich endet.

Bei Erwachsenen verlaufen die Masern schwerer als bei Kindern. Die Schwere nimmt mit steigendem Lebensalter zu. 1 von 2.000 Personen im Erwachsenenalter, die an Masern erkranken, versterben daran.

Charakteristische Symptome der Masern sind

  • ein dunkelroter, großfleckiger, unregelmäßig begrenzter Ausschlag (Exanthem),
  • weißliche Flecken an der Mundschleimhaut und
  • zweimal hohes Fieber.

Zunächst kommt es bei einer Maserninfektion zu Fieber und allgemeinen, unspezifischen Symptomen. Typisch sind auch Entzündungen im Mund oder Rachenbereich. Dann sinkt das Fieber vorübergehend ab, um dann erneut anzusteigen. Gleichzeitig zum erneuten Temperaturanstieg tritt der typische Hautausschlag bei Masern auf. Fußsohlen und Handflächen sind vom Ausschlag nicht betroffen.

Die Masern (Morbilli) sind eine typische Kinderkrankheit, die durch das Masernvirus verursacht wird. Bei diesem Virus handelt es sich um ein RNA-Virus, das zur Gattung der Morbilliviren der Familie der Paramyxoviren gehört.

Symptome bei Masern

Die ersten Symptome der Masern treten etwa zehn Tage nach der Ansteckung auf (Inkubationszeit). Diese Zeitspanne kann jedoch auch kürzer oder länger ausfallen. Etwa 3 bis 4 Tage nach den ersten Beschwerden zeigt sich der typische Ausschlag.

Die Masernerkrankung verläuft in zwei Stadien:

  • Im Anfang- oder Vorläuferstadium (auch Prodromalstadium) treten grippeähnliche Symptome auf.
  • Im darauffolgenden Hauptstadium zeigt sich unter anderem der charakteristische Ausschlag.

Typisch sind zudem die beiden Fieberanstiege im Verlauf der Erkrankung (sog. zweigipfliges Fieber):

  • Im Vorläuferstadium steigt das Fieber zum ersten Mal an und sinkt anschließend wieder.
  • Etwa zeitgleich mit Erscheinen des Hautausschlags steigt die Temperatur ein zweites Mal an.

Vorläuferstadium

Typisch für das Vorläuferstadium der Masern sind allgemeine, eher grippeähnliche Symptome wie:

Das Gesicht der Betroffenen kann aufgedunsen sein. Auch eine Bindehautentzündung kann auftreten. Dann reagieren die Erkrankten empfindlich auf Helligkeit (lichtscheu) und ihre Augen tränen.

Weitere charakteristische Symptome sind die sogenannten Koplik-Flecken:

  • Sie treten ab dem zweiten bis dritten Tag an der Mundschleimhaut auf.
  • Es bilden sich dabei weißliche, kalkspritzerähnliche, fest haftende Beläge, umgeben von einem geröteten Hof.
  • Amdritten Erkrankungstag rötet sich die übrige Mund- und Rachenschleimhaut. Das Fieber steigt erstmals stark an.

Das Vorläuferstadium dauert etwa 3 bis 5 Tage. Am Ende dieses Stadiums sinkt die Körpertemperatur wieder auf normale Werte.

Exanthemstadium: Der Masern-Ausschlag wird sichtbar

Mit einem zweiten steilen Fieberanstieg kündigt sich das Hauptstadium der Masern an. Die Symptome des Vorläuferstadiums verstärken sich. Die Lymphknoten im Bereich des Halses können geschwollen sein.

Zusätzlich tritt jetzt ein Hautausschlag (Exanthem) auf. Er entsteht, weil die Viren Blutgefäße schädigen und durchlässiger machen. Der Masern-Ausschlag

  • ist dunkelrot, großfleckig, unregelmäßig begrenzt,
  • beginnt hinter den Ohren und
  • breitet sich über Gesicht und Hals aus.

Nach drei Tagen bedeckt der Masern-Ausschlag auch den Rumpf sowie die Arme und Beine. Handflächen und Fußsohlen sind nicht betroffen.

Wenn der Hautausschlag etwa am vierten Tag die Füße erreicht, sinkt das Fieber in der Regel wieder. Wenn keine Komplikationen auftreten, klingt die Erkrankung mit dem Ausschlag ab. Die Haut schuppt, während der Ausschlag verblasst. Gleichzeitig bilden sich auch die übrigen Symptome langsam zurück. Diese Phase der Erholung dauert rundzwei Wochen.

Abgeschwächte Masern

Masern können auch in einer abgeschwächten Form in Erscheinung treten (mitigierte Masern). Der Körper hat dann zwar Antikörper gegen das Virus gebildet, die Zahl der Antikörper reicht aber nicht aus, um das Virus komplett zu bekämpfen. Dies kann zum Beispiel bei Säuglingen der Fall sein, die nicht mehr ausreichend durch die mütterlichen Antikörper geschützt werden. In seltenen Fällen treten abgeschwächte Masern auch bei geimpften Kindern auf.

Typisch für die abgeschwächte Form der Masern: Nach der Infektion dauert es länger, bis die Krankheit ausbricht (verlängerte Inkubationszeit) und die Symptome fallen milder aus. Zudem klingen die Beschwerden schneller ab.

Masern: Ansteckung

Das Masernvirus wird durch Tröpfcheninfektion übertragen, also zum Beispiel durch

Es gelangt über die Schleimhäute der Atemwege und die Bindehaut des Auges in den Körper.

Masern sind hochansteckend und breiten sich sehr schnell aus. Anstecken kann man sich schon, bevor der Hautausschlag bei erkrankten Personen sichtbar wird: Masern-Infizierte sind etwa vier Tage nach Auftreten des Ausschlags und vier Tage danach ansteckend.

Nach Kontakt mit Erkrankten: Ansteckung verhindern

Wer nicht gegen Masern geimpft ist, aber mit Erkrankten in Kontakt kommt, kann den Ausbruch der Erkrankung bis zum vierten Tag nach der Ansteckung durch eine ärztliche Impfung (sog. Postexpositionsprophylaxe, PEP) verhindern beziehungsweise den Verlauf der Erkrankung lindern.

Immunschwache, nicht geimpfte Personen, die mit Erkrankten in Kontakt gekommen sind, können spezielle Antikörper (Immunglobuline) gespritzt bekommen. So lässt sich möglicherweise verhindern, dass die Infektion ausbricht. Auch für Schwangere oder Säuglinge kommt dies unter Umständen infrage.

Diagnose von Masern

Die Masern werden von Fachleuten in der Regel anhand des charakteristischen Hautausschlags(Exanthem) und des typischen Krankheitsverlaufs mit zweimalig hohem Fieber (zweigipflige Fieberkurve) erkannt.

Ist der Verlauf mild und die Diagnose nicht eindeutig, kann eine Blutuntersuchung Aufschluss geben. Das Immunsystem reagiert auf die Viren, indem es Antikörper gegen sie bildet. Masern-Antikörperlassen sich in der Regel ab Auftreten des Hautausschlags für etwa sechs Wochen nachweisen.

Wie ist die Behandlung bei Masern?

Es gibt keine speziellen Medikamente, die Masern direkt bekämpfen. Vielmehr zielt die Behandlung darauf ab, die Symptome zu lindern und dem Körper Ruhe zu gönnen, damit er sich gegen das Virus wehren kann.

Behandelt werden Masern durch

  • allgemeine Maßnahmen wie Schonung und Bettruhe, solange Fieber besteht,
  • Medikamente, die Symptome wie Fieber, Schmerzen und Husten lindern, und
  • abgedunkelte Räume, wenn Betroffene aufgrund einer Bindehautentzündung sehr lichtempfindlich sind.

Normalerweise reichen diese Maßnahmen aus, um bald wieder gesund zu werden. Kommt es im Rahmen der Masern allerdings zu Komplikationen, ist es nötig, diese gezielt zu behandeln. So wird von ärztlicher Seite zum Beispiel Antibiotika verschrieben, wenn zusätzlich zu den Viren Bakterien ins Spiel kommen.

Masern: Was Eltern tun können

Ist ein Kind an Masern erkrankt, sollten Eltern folgende Tipps beachten:

  • Kinder nicht in den Kindergarten oder die Schule schicken und Kontakt mit Menschen vermeiden, die nicht gegen Masern geimpft sind. 
  • Für Bettruhe sorgen.
  • Vor allem bei Fieber sollte das Kind viel trinken. Bei Bedarf können auch Waden- oder Brustwickel helfen oder nach ärztlicher Absprache Fieberzäpfchen.
  • Direkten Lichteinfall vermeiden: Manche Kinder reagieren sehr empfindlich auf Licht. Sie fühlen sich in leicht abgedunkelten Räumen am wohlsten.
  • Hustenstillende Medikamente bei starkem Hustenreiz.
  • Feuchte Raumluft kann in der Nacht hilfreich sein (beispielsweise feuchte Handtücher im Zimmer aufhängen).
  • Bei folgenden Symptomen sollten Sie sofort ärztlichen Rat suchen:

Masern: Wann darf mein Kind wieder in die Schule oder Kita?

Wann ein Kind wieder eine Gemeinschaftseinrichtung besuchen darf, entscheidet der*die behandelnde Arzt*Ärztin. Bei einem komplikationslosen Verlauf kann ein Kind in der Regel wieder die Schule oder den Kindergarten besuchen, wenn die Symptome abgeklungen sind – frühestens ab dem fünften Tag nach Beginn des Hautausschlags. Das gilt auch für erkrankte Erwachsene oder Erwachsene mit einem Krankheitsfall in der Familie, die in Gemeinschaftseinrichtungen tätig sind.

Verlauf und Komplikationen bei Masern

Masern können sehr unterschiedlich verlaufen. Wie sich die Krankheit entwickelt, hängt vor allem davon ab, wie gut das Immunsystem auf die Infektion reagiert und wie schnell die Symptome behandelt werden. Bei Erwachsenen verlaufen die Masern gewöhnlich schwerer als bei Kindern.

Es gibt bei Masern verschiedene Formen von Komplikationen. Sie können durch das Virus selbst oder, weil das Immunsystem geschwächt ist, durch zusätzliche bakterielle Infektionen hervorgerufen werden.

Komplikation bei Masern: Mittelohrentzündung

Die Mittelohrentzündung zählt zu den häufigsten Komplikationen im Rahmen einer Masern-Erkrankung. In der Regel lässt sie sich gut behandeln.

Komplikation bei Masern: Lungenentzündung

An den Atemwegen kann eine Bronchitis oder eine schwere Lungenentzündung entstehen. Bei immungeschwächten Personen kann eine schwere Form der Lungenentzündung auftreten, die sogenannte Riesenzellpneumonie. Bei etwa 3 von 10 Erkrankten verläuft sie tödlich. Dies macht deutlich, wie wichtig eine vorbeugende Impfung ist.

Komplikation bei Masern: Entzündung des Gehirns (Enzephalitis)

Etwa 1 von 1.000 Erkrankten entwickelt eine postinfektiöse Enzephalitis. Diese Gehirnentzündung macht sich etwa 4 bis 7 Tage nach dem Hautausschlag bemerkbar. Mögliche Symptome sind Kopfschmerzen, Fieber und Bewusstseinsstörungen bis hin zum Koma. Die postinfektiöse Enzephalitis kann tödlich sein. Auch können Schäden am Nervensystem zurückbleiben.

Spätfolgen der Masern

Äußerst selten entwickeln kommt es als Spätfolge der Masern zu einer subakuten sklerosierende Panenzephalitis (SSPE): Diese Form der Gehirnentzündung entwickelt sich erst etwa 6 bis 8 Jahre nach der Maserninfektion und endet immer tödlich. Erst Symptome sind Beeinträchtigungen der kognitiven Fähigkeiten und psychische Veränderungen, im weiteren Verlauf treten immer schwerere neurologische Ausfälle auf.

Ebenfalls selten ist die sogenannte Masern-Einschlusskörper-Enzephalitis (MIBE), die vor allem Personen mit einem schwachen Immunsystem entwickeln können. Diese Form der Gehirnentzündung endet in 3 von 10 Fällen tödlich.

Vorbeugen mit der Masernimpfung

Die Masernimpfung ist die wirksamste Maßnahme zum Schutz vor Masern. Der Impfstoff wird in Kombination mit der Mumps- und Röteln-Impfung verabreicht (MMR-Impfung).

Masern: Säuglinge haben Nestschutz

Bis zu mehrere Monate nach der Geburt sind Babys in der Regel durch die mütterlichen Antikörper geschützt (Nestschutz), sofern die Mutter gegen Masern geimpft ist oder die Erkrankung einmal durchgemacht hat, also Immunität besteht.