Frau mit Magengeschwür liegt mit Schmerzen im Bauch auf dem Sofa.
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Magengeschwür: Anzeichen und Behandlung eines Ulcus ventriculi

Von: Wiebke Posmyk (Medizinjournalistin, Diplom-Pädagogin, M.A. Media Education), Jessica Rothberg (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 16.10.2023

Bei einem Magengeschwür (Ulcus ventriculi) liegt ein Defekt in der Magenwand vor. Oft geht dem Geschwür eine Magenschleimhautentzündung voran. Welche Anzeichen sprechen für ein Magengeschwür, wie erfolgt die Behandlung und welche Folgen drohen, wenn ein Magengeschwür platzt?

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

FAQ: Fragen und Antworten zum Thema Magengeschwür

Anzeichen eines Magengeschwürs sind insbesondere Schmerzen im Oberbauch, Völlegefühl und Appetitlosigkeit. Auch Sodbrennen, Übelkeit und Erbrechen können dazukommen. 

Ein Magengeschwür kann gefährlich werden, wenn es zu Blutungen kommt, was sich durch Bluterbrechen und Teerstuhl äußern kann. Heftige Schmerzen im Oberbauch können für einen Magendurchbruch sprechen. Beide Komplikationen sollten umgehend notärztlich versorgt werden. 

Magengeschwüre heilen ohne Behandlung innerhalb von zwei bis drei Monaten ab, sofern es zu keinen Komplikationen kommt. Mit einer entsprechenden Therapie lässt sich die Dauer um ein bis drei Wochen verkürzen.

Was ist ein Magengeschwür?

Bei einem Magengeschwür ist die Magenschleimhaut so sehr beschädigt, dass aggressive Magensäure eine Wunde in der Magenwand verursacht. Der Defekt in der Magenschleimhaut muss per Definition einen Durchmesser von mindestens fünf Millimetern aufweisen. Das Geschwür (Ulcus) ragt dabei in tiefe Schleimhautschichten der Magenwand und durchbricht oft auch die Muskelschicht. 

Besonders häufig sind Magengeschwüre im unteren Magenabschnitt (Korpus). Auch hinter dem Magenausgang können Geschwüre entstehen – im Zwölffingerdarm, dem ersten Abschnitt des Dünndarms. Zwölffingerdarmgeschwüre verursachen ganz ähnliche Beschwerden wie Magengeschwüre.

Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre zählen zu den häufigsten Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts. Rund 30.000 – 40.000 Menschen erkranken in Deutschland jährlich daran. Jedoch sinken die Zahlen stetig, da vor allem Infektionen mit dem Bakterium Helicobacter pylori rückläufig sind.

Magengeschwür: Mögliche Anzeichen und Symptome

Ein Magengeschwür kann mit unterschiedlichen Symptomen einhergehen. Typische Beschwerden sind:

  • Schmerzen im Oberbauch, vor allem bei oder nach der Nahrungsaufnahme, die in Brust, Unterbauch und Rücken ausstrahlen können
  • Völlegefühl
  • Appetitlosigkeit
  • Übelkeit
  • saures Aufstoßen (Sodbrennen)
  • Blähungen
  • unregelmäßiger Stuhlgang 
  • gelegentlich Erbrechen, wenn das Magengeschwür nahe dem Magenausgang liegt

Ein Magengeschwür kann zu Magenblutungen führen. Mögliche Anzeichen einer Magenblutung sind Bluterbrechen (Hämatemesis) oder schwarzer Stuhlgang (Teerstuhl).

Wer derartige Symptome hat, sollte umgehend ärztlichen Rat einholen. Eine Magenblutung kann lebensgefährlich werden, wenn sie nicht entsprechend behandelt wird.

Nicht immer macht sich ein Magengeschwür bemerkbar

Manche Betroffene bemerken über lange Zeit keine Symptome. Insbesondere Menschen, die bestimmte Schmerzmittel (nicht-steroidale Antirheumatika wie Acetylsalicylsäure) einnehmen, haben teilweise wenig bis keine Beschwerden. Das gilt ebenso bei schweren Begleiterkrankungen, die im Vordergrund stehen. Dann wird ein Ulcus ventriculi meist nur als Zufallsbefund im Rahmen anderer Untersuchungen oder aufgrund einer plötzlichen Magenblutung entdeckt.

Magengeschwür: Wie erfolgt die Behandlung?

Zur Behandlung eines Magengeschwürs kommen in der Regel Säureblocker zum Einsatz. Falls eine Infektion mit Helicobacter pylori vorliegt, sind gegebenenfalls weitere Medikamente nötig. Zudem ist es wichtig, dass Patient*innen den Magen schonen.

Hemmung der Säureproduktion mit Medikamenten

Säureblocker hemmen die Magensäureproduktion, wodurch sich die Magenschleimhaut erholen kann und die Schmerzen zugleich gelindert werden.

Betroffene erhalten meist sogenannte Protonenpumpenhemmer mit Wirkstoffen wie Omeprazol, Pantoprazol oder Lansoprazol. Protonenpumpenhemmer gelten als Mittel der Wahl bei Magengeschwüren. Patient*innen nehmen diese Medikamente über einen Zeitraum von vier bis acht Wochen ein.

Magengeschwür: Behandlung bei Infektion mit Helicobacter pylori

Wenn das Bakterium Helicobacter pylori das Magengeschwür verursacht hat, ist eine Antibiotikatherapie nötig, um das Bakterium abzutöten. Fachleute sprechen von einer Eradikationstherapie (Lateinisch eradicare = ausreißen, ausradieren).

In der Regel erfolgt die Therapie dann als Kombination mehrerer Medikamente: 

Bei einigen Personen hilft das Antibiotikum Clarithromycin nicht, da die Erreger dagegen resistent geworden sind (Antibiotikaresistenz). Dies kann zum Beispiel der Fall sein, wenn das Arzneimittel zuvor bereits eingenommen wurde. Ist das Risiko hoch, dass Clarithromycin voraussichtlich nicht wirkt oder aber nicht gewirkt hat, kann eine Vierfachtherapie verordnet werden, mit

  • einem Protonenpumpenhemmer,
  • Bismut,
  • dem Antibiotikum Metronidazol und
  • dem Antibiotikum Tetracyclin.

Grundsätzlich müssen Antibiotika und die weiteren verordneten Medikamente für ein bis zwei Wochen eingenommen werden. Tritt dann keine Besserung ein, erhalten Patient*innen möglicherweise weiterhin Protonenpumpenhemmer. 

Nach rund vier Wochen kann durch einen Atemtest überprüft werden, ob das Bakterium eliminiert wurde. Bei mehr als 90 Prozent der Fälle war die Therapie erfolgreich – ansonsten muss die Eradikationstherapie erneut erfolgen.

Magengeschwür: Wann ist eine Operation nötig?

In seltenen Fällen ist bei einem Ulcus ventriculi eine Operation sinnvoll oder sogar unumgänglich. Eine Operation kommt vor allem infrage bei:

  • Komplikationen wie Blutungen, Magenverengung oder Magendurchbruch
  • Verdacht auf Magenkrebs
  • einem Magengeschwür, das sich trotz konservativer Behandlung nicht zurückbildet

In den meisten Fällen wird das Magengeschwür minimalinvasiv durch eine Endoskopie operiert. Dabei können Fachleute etwa Adrenalin einspritzen (Injektionstherapie) oder die entsprechende Stelle veröden oder abklemmen. Seltener ist eine offene Operation mit einem Bauchschnitt nötig.

Was können Betroffene mit Magengeschwür selbst tun?

Menschen mit Magengeschwür sollten zumindest vorübergehend alles meiden, was die Schleimhaut des Magens schädigt und reizt. Dazu gehören zum Beispiel:

  • Kaffee
  • Alkohol
  • Nikotin
  • scharfe und stark angebratene Speisen

Auch kann es hilfreich sein, viele kleine Mahlzeiten, anstatt weniger große Portionen zu sich zu nehmen. Zudem sollte Stress möglichst vermieden werden.

Wer ein Magengeschwür hat und Medikamente einnimmt, die den Magen angreifen (nicht-steroidale Antirheumatika), sollte auf diese möglichst verzichten. Arzneimittel sollten jedoch nur nach ärztlicher Rücksprache abgesetzt werden. Gegebenenfalls kann eine magenschonendere Alternative verschrieben werden.

Magengeschwür: Ursachen und Risikofaktoren

Ein Magengeschwür kann verschiedene Ursachen haben. Mehrere Faktoren begünstigen, dass Magensäure und Keime die Wände des Magens angreifen können. 

Allen Entstehungsmechanismen gemeinsam ist ein gestörtes Gleichgewicht zwischen den aggressiven und den schützenden Mechanismen der Magenschleimhaut. Ein Übermaß an Magensäure auf der einen und eine gestörte Schleimhautproduktion auf der anderen Seite spielen dabei eine Rolle. Oft entwickelt sich ein Ulcus auch infolge einer Magenschleimhautentzündung.

Die häufigsten Auslöser eines Magengeschwürs sind:

  • Infektion mit Bakterium Helicobacter pylori: Nisten sich die Bakterien in der Schleimhaut ein, können sie dort eine Entzündung hervorrufen. Dadurch wird die Magenschleimhaut beschädigt und die Säureproduktion erhöht – die Schleimhaut kann so der schützenden Funktion nicht mehr nachgehen. Eine Infektion mit Helicobacter pylori liegt bei etwa drei Viertel der Betroffenen vor.

  • langfristige Einnahme bestimmter Medikamente: Insbesondere Schmerzmittel aus der Gruppe der nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR), wie Acetylsalicylsäure, Ibuprofen oder Diclofenac, begünstigen ein Ulcus ventriculi.

Was begünstigt zudem ein Ulcus ventriculi?

Zudem gibt es einige weitere Ursachen und begünstigende Faktoren für ein Magengeschwür. Dazu zählen: 

  • Alkohol und Nikotin: Nikotin und Alkohol können das Gleichgewicht zwischen aggressiven (Magensäure) und schützenden Faktoren (gesunde Magenschleimhaut) stören. 

  • Ernährung: Auch Nahrungsmittel können die Schleimhaut im Magen reizen, dazu zählen vor allem Kaffee oder scharfe Speisen.

  • Medikamente: Auch Kortison, Antidepressiva sowie bestimmte Medikamente, die bei einer Chemotherapie oder gegen Osteoporose verabreicht werden, begünstigen ein Magengeschwür.

  • genetische Vorbelastung: In manchen Familien kommt es gehäuft zu einem Geschwür im Magen.

  • Blutgruppe: Personen mit der Blutgruppe 0 erkranken eher an einem Magengeschwür als andere. Die Ursachen hierfür sind bislang unbekannt

  • Vorerkrankungen: Beim Zollinger-Ellison-Syndrom wird etwa zu viel Magensäure produziert. Auch eine Nebenschilddrüsenüberfunktion (Hyperparathyreoidismus) und Infektionen mit Herpes-simplex-Viren begünstigen ein Magengeschwür. 

  • Operationen im Magen: Wurde etwa im Rahmen einer Magenoperation die Schleimhaut verletzt, besteht ein erhöhtes Risiko für ein Geschwür.

Stressulcus: Magengeschwür durch körperlichen Stress

Körperliche Stressreaktionen können ein Ulcus ventriculi fördern. Solche Reaktionen entstehen vor allem bei intensivmedizinischer Behandlung, zum Beispiel nach

  • schweren Unfällen,
  • großen Operationen,
  • Verbrennungen oder
  • Blutvergiftung.

Wie wird ein Magengeschwür diagnostiziert?

Bei Verdacht auf ein Magengeschwür sollte umgehend ärztliche Hilfe eingeholt werden. Um herauszufinden, ob hinter den Beschwerden wirklich ein Ulcus ventriculi steckt, stellt die*der Ärztin*Arzt Fragen zu den Symptomen, Vorerkrankungen und der Einnahme von Medikamenten. Nach der Anamnese folgt eine körperliche Untersuchung, bei welcher der Oberbauch abgetastet wird. 

Magenspiegelung sichert Diagnose

Um ein Magengeschwür sicher diagnostizieren zu können, ist in jedem Fall eine Magenspiegelung (Gastroskopie) nötig. Sie ermöglicht einen direkten Blick auf die Schleimhaut des Magens und auch des Zwölffingerdarms. Unter Umständen können Fachleute eine Gewebeprobe (Biopsie) entnehmen, um diese genauer zu untersuchen. 

Nachweis von Helicobacter pylori

Mithilfe eines Atemtests, einer Blutuntersuchung oder einer Stuhlprobe lässt sich herausfinden, ob hinter dem Geschwür im Magen Helicobacter pylori Bakterien stecken. Die Blutkontrolle kann zudem zugrunde liegende Erkrankungen wie das Zollinger-Ellison-Syndrom ausschließen.

Magengeschwür: Verlauf und Komplikationen

Ein Magengeschwür heilt in vielen Fällen auch ohne Behandlung von selbst. Allerdings ist dann das Risiko hoch, dass sich nach kurzer Zeit erneut ein Geschwür bildet. Daher sollte bei Verdacht immer ärztlichen Rat eingeholt werden. Durch eine entsprechende Therapie sinkt das Risiko für einen Rückfall, zudem heilt das Geschwür deutlich schneller ab. 

Komplikationen: Magengeschwür kann platzen

Zu möglichen Komplikationen eines Ulcus ventriculi zählen: 

  • Blutungen: Blutungen im Magen, die sich durch Bluterbrechen, Teerstuhl und Blutarmut mit Müdigkeit und Blässe äußern können. 

  • Magendurchbruch: Bricht das Geschwür durch die Magenwand (Magenperforation), kann der Mageninhalt in die Bauchhöhle geraten und eine Bauchfellentzündung (Peritonitis) verursachen. Anzeichen eines Magendurchbruchs können sehr starke, stechende Schmerzen im Bereich des Oberbauchs sein. Ein Magendurchbruch ist lebensbedrohlich und muss umgehend behandelt werden. Bei Verdacht sollte immer der Notruf (112) kontaktiert werden.

  • Magenpenetration: Das Geschwür kann bis in die Bauchspeicheldrüse eindringen, was sich durch Rückenschmerzen bemerkbar macht. Manchmal entsteht aufgrund der Penetration eine Bauchspeicheldrüsenentzündung.

  • Magenverengung: Wenn ein Magengeschwür im Bereich des Magenausgangs abheilt, kann sich eine narbige Verengung bilden (Stenose). Die Magenwand wird eingeengt.

  • Magenkrebs: Ein langanhaltendes (chronisches) Magengeschwür erhöht das Risiko für Magenkrebs.

Wie lässt sich einem Magengeschwür vorbeugen?

Mit einigen Tipps lässt sich das Risiko für ein Magengeschwür reduzieren. Vorbeugende Maßnahmen können sein: 

  • Verzicht auf Genussmittel: Nikotin und Alkohol begünstigen ein Ulcus ventriculi und sollten deshalb nicht konsumiert werden.

  • Ernährung anpassen: Speisen und Getränke, die den Magen reizen und schlecht vertragen werden, sollten vom Speiseplan gestrichen werden. Oftmals zählen dazu scharfe Speisen und Kaffee.

  • Stress reduzieren: Entspannungsübungen, Yoga oder Sport können dabei hilfreich sein. 

Wer regelmäßig magenschädigende Medikamente einnimmt wie etwa Ibuprofen, sollte diese nach ärztlicher Absprache gegebenenfalls absetzen oder besprechen, welche Alternativen es gibt.