Amöbenruhr: Frau sitzt auf dem Sofa und hat Bauchschmerzen.
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Amöbenruhr: Symptome und Behandlung

Von: Jessica Rothberg (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 19.10.2023

Amöbenruhr ist eine Durchfallerkrankung, die vor allem in den Tropen und Subtropen unter schlechten hygienischen Verhältnissen vorkommt. Auslöser sind Parasiten, die sich in erster Linie durch verunreinigtes Trinkwasser verbreiten. Welche Symptome Anzeichen sind und wie die Behandlung erfolgt, erfahren Sie hier.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Zusammenfassung

  • Definition: Bei Amöbenruhr handelt es sich um eine Durchfallerkrankung, die vorwiegend in tropischen und subtropischen Ländern auftritt. 
  • Symptome: Je nach Form unterscheiden sich die Symptome. Möglich sind blutiger Durchfall, Bauchschmerzen, in schweren Fällen auch Fieber und Leberabszesse. 
  • Ursache: Auslöser ist eine Infektion mit der Amöbe Entamoeba histolytica
  • Behandlung: Zum Einsatz kommen Antibiotika und gegebenenfalls Infusionen mit Elektrolyten und Flüssigkeit.
  • Diagnose: Eine Stuhlprobe und Blutuntersuchung sichern die Diagnose.
  • Prognose: Frühzeitig erkannt und behandelt, ist die Prognose gut. Bei Komplikationen und Leberabszessen drohen lebensbedrohliche Verläufe.
  • Vorbeugen: Bei Reisen in tropische und subtropische Regionen sollte besonders auf Hygiene geachtet werden.

Was ist Amöbenruhr?

Amöbenruhr, auch Amöbiasis genannt, ist eine Durchfallerkrankung, die vorwiegend in tropischen und subtropischen Regionen mit schlechten hygienischen Verhältnissen vorkommt. Auslöser ist die Amöbenart Entamoeba histolytica.  

Fachleute gehen davon aus, dass rund 500 Millionen Menschen weltweit mit den Amöben infiziert sind. Jährlich kommen etwa 50 Millionen neue Erkrankungen hinzu, die bei 40.000 bis 100.000 Betroffenen tödlich verlaufen. 

Welche Symptome sind bei Amöbenruhr möglich?

Bei einer Amöbenruhr unterscheiden sich die Symptome abhängig davon, welche Form der Erkrankung vorliegt.

Symptome bei intestinaler Amöbenruhr

Handelt es sich um eine sogenannte Darmlumen-Infektion, bleibt die Erkrankung ohne Symptome. Das heißt, Betroffene bemerken in der Regel nichts von der Infektion, scheiden jedoch den Erreger mit dem Stuhl aus und können so andere Menschen infizieren. Diese symptomlose Variante der intestinalen Amöbenruhr liegt bei 90 Prozent der Betroffenen vor.

Wie äußert sich die invasiv intestinale Amöbenruhr?

Bei einer invasiven intestinalen Amöbenruhr haben die Amöben das Darmgewebe befallen. Dadurch kommt es zu Beschwerden wie:

  • blutig-schleimiger, himbeergeleeartiger Durchfall
  • krampfartigen Bauchschmerzen
  • schmerzhafter Stuhldrang
  • Gewichtsverlust
  • Fieber (bei etwa 30 bis 40 Prozent der Betroffenen)

Extraintestinale Amöbenruhr: Mögliche Symptome

Von einer extraintestinalen Amöbenruhr sprechen Fachleute, wenn die Erreger nicht nur das Darmgewebe befallen, sondern auch andere Organe. Meist betrifft das die Leber, eher selten andere Organe wie Gehirn oder Milz.

Bei einem Befall der Leber kann sich ein faustgroßer, meist einzelner Abszess bilden (Amöbenleberabszess), also eine mit Eiter gefüllte Entzündungshöhle im Gewebe. Ein Amöbenleberabszess macht sich häufig durch folgende Symptome bemerkbar:

  • Fieber
  • Husten
  • Druckgefühl oder teilweise auch Schmerzen im rechten Oberbauch
  • vergrößerte Leber
  • allgemeines Schwächegefühl

Magen-Darm-Beschwerden wie Durchfall oder Übelkeit treten dagegen nur selten auf.

Ursachen und Risikofaktoren einer Amöbenruhr

Ursache der Amöbenruhr sind bestimmte Parasiten – die Amöbenart Entamoeba histolytica. Diese kommt vor allem in den Tropen und Subtropen vor. 

Die Parasiten gehören zu den sogenannten Protozoen (Urtierchen). Von dieser Amöbenart gibt es zwei verschiedene Varianten:

  • die Minutaform und
  • die Magnaform.

Die Minutaform ist in der Regel harmlos und bildet dauerhafte Zysten, weshalb sie auch Dauerform genannt wird. Die Zysten bleiben oft jahrelang im Dickdarm, ohne dass es zu Krankheitszeichen kommt, und werden teilweise mit dem Stuhl ausgeschieden. Somit können Infizierte trotz fehlender Symptome den Erreger übertragen. Durch noch nicht gänzlich bekannte Auslöser kann sich die Minutaform in die krankheitsauslösende Magnaform umwandeln.

Wie erfolgt die Ansteckung bei Amöbenruhr?

Die Infektion erfolgt meist über die Aufnahme von fäkal-verunreinigtem Wasser oder Speisen. Insbesondere Lebensmittel wie ungeschältes Obst oder rohes Gemüse sind häufig kontaminiert. Auch über anal-oralen Geschlechtsverkehr ist die Infektionskrankheit übertragbar.

Weitere Faktoren, die eine Amöbiasis begünstigen, sind: 

  • Mangel- und Unterernährung
  • Alkoholsucht
  • Reisen in tropische oder subtropische Regionen
  • schlechte Hygienezustände

Kleinkinder, Schwangere und Menschen mit Immunschwäche entwickeln häufiger schwere Verläufe und sind deshalb besonders gefährdet. 

Inkubationszeit

Wie viel Zeit zwischen Ansteckung und Ausbruch der Amöbenruhr verstreicht, ist sehr unterschiedlich: Die Inkubationszeit reicht von wenigen Tagen über mehrere Monate bis hin zu mehreren Jahren.

Amöbenruhr: Wie erfolgt die Behandlung?

Ziel der Behandlung ist, die auslösenden Amöben zu eliminieren. In der Regel kommt der Wirkstoff Metronidazol zum Einsatz – ein Antibiotikum aus der Gruppe der Nitroimidazole, das einzellige Parasiten wie Entamoeba histolytica abtöten kann. Da Metronidazol keine ausreichende Wirkung gegen sich im Darmgewebe befindende Amöben hat, wird zusätzlich mit dem Wirkstoff Paromomycin behandelt.

Zu Beginn der Therapie erhalten Betroffene die Medikamente meist über die Vene als Infusion (intravenös). Im weiteren Verlauf verschreiben Ärzt*innen Tabletten.
Da die Betroffenen aufgrund der Durchfälle viel Flüssigkeit verlieren können, ist es bei schweren Verläufen erforderlich, Flüssigkeit und Elektrolyte wieder zuzuführen – etwa über eine Infusion. Nur in seltenen Fällen werden zudem Abszesse in der Leber geöffnet und entfernt. 

Amöbenruhr: Verlauf und Prognose

Nur bei etwa zehn Prozent der Betroffenen mit Amöbenruhr kommt es zu Symptomen. Frühzeitig erkannt und behandelt, ist die Prognose gut. Kommt es zu einem Leberabszess oder wird die Erkrankung nicht therapiert, kann das schlimmstenfalls tödlich verlaufen. 

Welche Komplikationen sind möglich?

Gefährliche Komplikationen treten im Rahmen einer Amöbenruhr selten auf. In schweren Fällen ist ein Darmdurchbruch (Perforation) mit einer Bauchfellentzündung (Peritonitis) möglich. Außerdem kann es zu einer sogenannten nekrotischen Kolitis kommen. Dabei handelt es sich um eine Entzündung der Dickdarmschleimhaut mit Absterben des Gewebes, die von hohem Fieber und blutigen Durchfällen begleitet wird.

Zu den weiteren seltenen Komplikationen bei Amöbenruhr zählt auch das sogenannte toxische Megakolon. Dabei kommt es zu einer raschen Verschlechterung der Symptome mit:

  • Erbrechen
  • Schockzustand
  • Erweiterung des Dickdarms
  • Gefahr eines Darmdurchbruchs

Wie lässt sich eine Amöbenruhr diagnostizieren?

Bei Verdacht auf eine Amöbenruhr untersuchen Ärzt*innen den Stuhl und das Blut der betroffenen Person. Über die Stuhlprobe können die Erreger nachgewiesen werden. Mithilfe einer Blutuntersuchung können Entzündungswerte und Veränderungen des Elektrolythaushalts kontrolliert werden. 

In Einzelfällen kann eine Darmspiegelung (Koloskopie) sinnvoll sein, um die Diagnose zu sichern. Durch eine Ultraschalluntersuchung (Sonographie) des Oberbauchs lässt sich ein Amöbenabszess ausschließen.

Amöbenruhr: Maßnahmen zur Vorbeugung

Einer Amöbenruhr lässt sich nicht durch eine Impfung oder durch Medikamente vorbeugen. Daher ist Hygiene der beste Schutz vor einer Infektion, vor allem in Risikogebieten. Wer in die Tropen oder in Regionen mit schlechten hygienischen Verhältnissen reist, sollte folgende Maßnahmen beachten:

  • Regelmäßig und gründlich die Hände waschen, insbesondere nach dem Stuhlgang und vor dem Essen.
  • Nur abgekochtes Wasser oder Wasser aus versiegelten Trinkflaschen trinken.
  • Obst und Gemüse vor dem Verzehr schälen und die Lebensmittel nur mit sauberem Wasser reinigen.
  • Keine rohen Meeresfrüchte oder rohes Fleisch verzehren.
  • Auf Eiswürfel aus Leitungswasser verzichten.
  • Kondome beim Geschlechtsverkehr verwenden.