Leberzirrhose: Mediziner hält ein Modell einer Leber in der Hand.
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Leberzirrhose: Symptome, Ursachen, Stadien und Lebenserwartung

Von: Lydia Klöckner (Medizinredakteurin), Jessica Rothberg (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 30.01.2023

Fett verdauen, Energie speichern, entgiften: Die Leber erfüllt im Körper vielerlei Aufgaben – wenn sie gesund ist. Bei einer Leberzirrhose kann das Organ seiner Funktionen nicht mehr oder nur bedingt nachgehen. Durch welche Symptome sich eine Leberzirrhose äußert, weitere Ursachen sowie Stadien und wie die Lebenserwartung ist.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Was ist eine Leberzirrhose?

Bei einer Leberzirrhose ist die Leber aufgrund einer chronischen Lebererkrankung so stark geschädigt, dass sie nicht mehr richtig arbeiten kann. Gewebe und Zellen der Leber bauen sich zunehmend in funktionsloses Bindegewebe um, was auch als Vernarbung bezeichnet wird. Das Organ wird dadurch fester und kleiner, weshalb ebenso der Begriff Schrumpfleber geläufig ist.

Durch die zunehmende Vernarbung des Gewebes sind Leberfunktionen stark eingeschränkt. Dies ist vor allem im Endstadium der Leberzirrhose der Fall. Kommt es zu einem vollständigen Leberversagen, kann das schlimmstenfalls tödlich enden.

Wie häufig kommt es zu einer Leberzirrhose?

In Deutschland leiden etwa 500.000 Menschen an einer Leberzirrhose – jährlich sterben etwa über 20.000 Betroffene an den Folgen von Lebererkrankungen. Die häufigste Ursache ist Alkoholmissbrauch. Männer sind etwa doppelt so häufig wie Frauen betroffen.

Leberzirrhose: Welche Symptome sind Anzeichen?

Betroffene mit Leberzirrhose bemerken im Anfangsstadium oftmals noch keine Anzeichen. Je weiter die Erkrankung fortschreitet, umso deutlicher zeigen sich dann Symptome. 

Typische Symptome einer Leberzirrhose sind:

Darüber hinaus kann sich im Rahmen einer Leberzirrhose die Haut verändern. Zu diesen sogenannten Leberhautzeichen zählen:

  • spinnenförmige Blutgefäß-"Muster", etwa an Oberkörper, Hals und im Gesicht
  • deutlich rot gefärbte Handballen
  • auffallend glänzende und gerötete Lippen und Zunge (Lacklippen, Lackzunge)
  • Juckreiz
  • Weißfärbung der Nägel (Weißnägel)
  • eingerissene Mundwinkel
  • dünne, knittrige Haut 

Auch eine Wasseransammlung im Bauch (Aszites) ist ein mögliches Anzeichen für eine Leberzirrhose. Der Umfang des Bauchs vergrößert sich dadurch und Betroffene nehmen rasch zu.

Bei Männern sind mitunter hormonelle Störungen und Potenzprobleme möglich. Manchmal verändert sich dadurch die Behaarung (sogenannte Bauchglatze). Eventuell können sich bei ihnen auch die Brustdrüsen vergrößern. Bei Frauen treten manchmal Unregelmäßigkeiten bei der Regelblutung, sie kann etwa ausbleiben (Amenorrhö).

Leberzirrhose: Symptome in späteren Stadien und Endstadium

Die gelbe Verfärbung der Haut und des Augenweißes sind typische Anzeichen für eine fortgeschrittene Leberzirrhose (Gelbsucht). Da die geschädigte Leber den orangefarbenen Gallenfarbstoff Bilirubin schlechter aufnehmen und verarbeiten kann, lagert sich dieser im Körpergewebe ab. 

Darüber hinaus können weitere Beschwerden hinzukommen, zum Beispiel:

  • Blutungsneigung durch gestörte Blutgerinnung
  • starker Gewichtsverlust
  • Krampfadern der Speiseröhre, die zu Blutungen neigen (Ösophagusvarizen) und mit Bluterbrechen und dunklem Stuhlgang einhergehen können

Kommt es aufgrund von Giftstoffen im Blut zu einer gestörten Hirnfunktion (hepatische Enzephalopathie) sind weitere Symptome möglich wie Verwirrtheit und Sprachstörungen. Möglicherweise droht auch eine Bewusstlosigkeit beziehungsweise ein sogenanntes Leberkoma (hepatisches Koma). Dabei fallen Patient*innen in ein Koma aufgrund der schädlichen Stoffe im Gehirn.

Leberzirrhose: Ursachen und Risikofaktoren

Grundsätzlich kann jede lang andauernde Lebererkrankung im Endstadium zu einer Zirrhose führen. Häufige Ursachen sind 

Leberzirrhose: Ursache Fettleber

Die häufigste Ursache der Leberzirrhose ist der Konsum von Alkohol: Bei etwa 60 Prozent der Betroffenen geht der Zirrhose eine alkoholische Fettleber voraus. Alkohol kann die Leber derart beeinträchtigen, dass sie Fett nicht mehr richtig verstoffwechseln kann. Das Fett sammelt sich dann in den Leberzellen an. Diese Verfettung führt auf Dauer dazu, dass sich das Lebergewebe in funktionsloses Bindegewebe umbaut.

Eine Zirrhose kann jedoch auch durch eine nicht-alkoholische Fettleber entstehen, die wiederum Folge von starkem Übergewicht und Diabetes mellitus ist. In Industriestaaten ist die nicht-alkoholische Fettlebererkrankung inzwischen die häufigste Ursache chronischer Lebererkrankungen.

Hepatitis als Ursache einer Leberzirrhose

Bei etwa 40 von 100 Betroffenen ist die Krankheit Folge einer durch Viren ausgelösten Entzündung (Virushepatitis). Je nachdem, welches Virus die Leberentzündung auslöst, unterscheiden Fachleute zwischen Hepatitis A, B, C, D oder E.

Weitere Ursachen von Leberzirrhose

Bei einigen Betroffenen lässt sich die Zirrhose auf andere Erkrankungen zurückführen. Dazu zählen: 

Leberzirrhose: Stadien und Lebenserwartung

Die Lebenserwartung hängt in erster Linie davon ab, wie stark die Leberfunktion bereits beeinträchtigt ist. Fachleute teilen die Zirrhose je nach Schweregrad in drei Stadien ein:

  • Child A
  • Child B
  • Child C

Child A steht dabei für das Anfangsstadium, Child C für das Endstadium der Leberzirrhose. "Child" steht dabei für den Namen einer der Ärzte, welche die Einteilung entwickelt haben. 

Anhand des Stadiums und von Statistiken lässt sich etwa abschätzen, wie wahrscheinlich es ist, dass Patient*innen die nächsten ein bis zwei Jahre überleben: Befindet sich die Krankheit noch im Anfangsstadium (Child A), überleben fast alle das erste und zweite Jahr. Im Endstadium (Child C) ist die Lebenserwartung gering: Nur 35 von 100 Betroffenen leben länger als ein Jahr.

Mithilfe der Punktzahl – dem sogenannten Child-Pugh-Score – wird das Stadium der Lebererkrankung ermittelt.

Child-Stadium: Stadien und Lebenserwartung bei Leberzirrhose

GesamtpunktzahlChild 1-Jahres-Überlebensraten2-Jahres-Überlebensraten
5 - 6Afast 100 %90 %
7 - 9B85 %70 %
10 - 1535 %38 %

Leberzirrhose: Maßnahmen zur Diagnose

Zu Beginn der Diagnose steht ein ausführliches Gespräch über genaue Beschwerden, Vorerkrankungen und Medikamenteneinnahme an. Auch der individuelle Konsum von Alkohol, Nikotin oder Drogen ist im Rahmen der Anamnese von Interesse. Dann folgt eine körperliche Untersuchung, bei der beispielsweise der Bauchraum abgetastet und die Haut nach Anzeichen kontrolliert wird. 

Dann veranlassen Ärzt*innen bei Verdacht auf eine Leberzirrhose in der Regel eine Blutuntersuchung. Mit der Bestimmung verschiedener Leberwerte lässt sich das Stadium bestimmen. Ebenso wichtig ist ein Ultraschall des Bauchraums, wobei freie Flüssigkeit im Bauchraum ein Anzeichen sein kann. 

Weitere Schritte zur Diagnose

Um die Diagnose zu sichern, erhalten Patient*innen meist eine Überweisung in eine gastroenterologische oder hepatologische Fachpraxis. Dort wird mithilfe einer sogenannten transienten Elastographie das Organ untersucht. Mittels dieser speziellen Ultraschalluntersuchung können Ärzt*innen Arzt feststellen, wie groß der Anteil an Bindegewebe in der Leber ist und wie fortgeschritten die Zirrhose ist. 

Weitere mögliche Untersuchungen sind: 

  • Magnetresonanztomographie (MRT)
  • Computertomographie (CT)
  • Magenspiegelung (Gastroskopie) 
  • Gewebeprobe der Leber (Leberbiopsie)

Leberzirrhose: Wie erfolgt die Behandlung?

Wird die Zirrhose in einem frühen Stadium bemerkt und behandelt, kann sich die Leber in vielen Fällen wieder erholen. Entscheidend ist dafür vor allem, dass Erkrankte 

  • auf Alkohol verzichten,
  • ein gesundes Körpergewicht erreichen und halten,
  • sich ausgewogen ernähren und
  • alle leberschädigenden Substanzen wie bestimmte Medikamente und Giftstoffe meiden.

Die weitere Behandlung richtet sich der Ursache der Erkrankung: Hat eine Hepatitis B oder C die Erkrankung verursacht, stehen zur Therapie bestimmte Medikamente zur Verfügung. Diese hemmen die Vermehrung der Hepatitisviren.

Bei anderen Erkrankungen kommen andere Mittel und Maßnahmen zum Einsatz. Gegen die Flüssigkeitsansammlung im Bauch können etwa harntreibende Medikamente (Diuretika) helfen. Auch andere Komplikationen lassen sich häufig durch Medikamente und andere Maßnahmen in den Griff bekommen. 

Lebertransplantation bei Leberzirrhose

Für Menschen mit einer Leberzirrhose im Stadium Child B oder C kann eine Lebertransplantation die Überlebenschancen deutlich verbessern. Wenn der Eingriff erfolgreich verläuft und danach keine Komplikationen auftreten, verschafft die Transplantation Betroffenen häufig viele Jahre oder sogar Jahrzehnte Lebenszeit.

Für viele Menschen mit einer Child-C-Zirrhose kommt eine Transplantation allerdings nicht mehr infrage: Ihr gesundheitlicher Zustand ist oft so schlecht, dass sie die Operation wahrscheinlich nicht überleben würden. Hinzu kommt, dass die Wartezeit auf ein Spenderorgan meist viele Monate bis Jahre beträgt.

Neben der klassischen Lebertransplantation besteht jedoch auch noch die Möglichkeit einer Teilleber-Lebendspende, das heißt: Betroffene erhalten Lebergewebe von einer gesunden Person. Das verpflanzte Stück Leber wächst, wenn alles gut läuft, wieder zu einem vollständigen Organ heran – ebenso wie der verbliebene Teil der Leber der spendenden Person.

Tipps: Ernährung bei Leberzirrhose

Durch eine Leberzirrhose erhöht sich der Energie- und Eiweißbedarf des Körpers. Zugleich kann der Körper aufgenommene Nährstoffe nicht mehr richtig verwerten. Deshalb sollten sich Betroffene bei der Ernährung an einige Tipps halten: 

  • auf die Kalorien achten: Die tägliche Kalorienzufuhr sollte etwa 35 bis 40 Kilokalorien pro Kilogramm Körpergewicht betragen. Ein 70 Kilogramm schwerer Mensch benötigt demnach 2.450 bis 2.800 Kilokalorien.

  • genügend Eiweiß essen: Täglich sollten 1 bis 1,2 Gramm Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht auf dem Speiseplan stehen. Bei 70 Kilogramm Körpergewicht müssen es also zwischen 70 und 84 Gramm Eiweiß sein. Entscheidend ist auch die Eiweißquelle: Das in Milch, Soja, Tofu, Getreide, Hülsenfrüchten und Gemüse enthaltene Eiweiß besteht aus sogenannten verzweigtkettigen Aminosäuren, die für die Leber weniger belastend und besser verträglich sind als die aromatischen Aminosäuren, die in Fleisch, Ei oder Fisch stecken.

  • Salz meiden: Salz bindet Wasser im Körper und kann somit Flüssigkeitsansammlungen begünstigen, die häufig als Begleiterscheinung auftreten. Insgesamt sollten pro Tag nicht mehr als fünf Gramm Salz auf dem Speiseplan stehen.

Leberzirrhose: Verlauf und Prognose

Sowohl Verlauf als auch Prognose bei einer Leberzirrhose hängen davon ab, in welchem Stadium sich Betroffene befinden und wie konsequent sie sich an den Alkoholverzicht halten. Die Sterblichkeit von Betroffenen mit einer alkoholischen Leberkrankheit ist erhöhter, als bei anderen Formen der Zirrhose. 

In vielen Fällen ist die Zirrhose der Leber jedoch irreversibel. Die Prognose hängt auch davon ab, ob Komplikationen und weitere Erkrankungen auftreten.

Die häufigsten Folgen eines fortgeschrittenen Stadiums sind:

  • Bauchwasser, also eine Ansammlung von Flüssigkeit im Bauch
  • Blutungen aus Krampfadern der Speiseröhre (Ösophagusvarizen)
  • Störungen des Gehirns (hepatische Enzephalopathie) durch Anstieg von Giftstoffen wie Ammoniak im Gehirn
  • Pfortaderhochdruck (portale Hypertension), wenn sich Blut der Bauchorgane vor der Pfortader (Vene, die nährstoffreiches, sauerstoffarmes Blut aus Bauchorganen zur Leber bringt) sammelt

Deutlich schlechter sind die Überlebenschancen, wenn zusätzlich zu den erwähnten Komplikationen noch weitere Folgeerkrankungen hinzukommen, wie:

  • Leberkrebs
  • Infektionen, etwa eine durch Bakterien verursachte Bauchfellentzündung (mögliche Folge des Bauchwassers)
  • akutes Nierenversagen

Eine Leberzirrhose kann tödlich enden. Es ist aber nicht die Zirrhose selbst, die zum Tod führt, sondern die möglichen Folgen. Der Sterbeverlauf hängt somit auch davon ab, woran genau Betroffene letztlich sterben. Als häufigste Todesursachen gelten Leberversagen, Leberkrebs oder blutende Krampfadern in Speiseröhre und Magen.

Lässt sich einer Leberzirrhose vorbeugen?

Einer Leberzirrhose lässt sich vorbeugen, indem vor allem Alkohol nur in Maßen oder bestenfalls gar nicht konsumiert wird. Zudem sollten grundsätzlich leberschädigende Substanzen wie Drogen gemieden, Medikamente wie Paracetamol nur gelegentlich verwendet werden. Menschen mit einer bereits bestehenden Lebererkrankung sollten diese konsequent behandeln lassen und regelmäßige Kontrolluntersuchungen wahrnehmen. 

Mitunter kann eine Zirrhose auch durch eine Hepatitis ausgelöst werden. Eine Hepatitis-Impfung kann somit auch der Zirrhose vorbeugen. Vor Geschlechtskrankheiten können Kondome schützen.