Man sieht die Hände und Fingernägel einer Frau
© Getty Images/ Anna Efetova

Nagelbettentzündung an Zeh oder Finger: Hausmittel und was tun?

Von: Jasmin Krsteski (Biologin und Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 05.01.2024

Bei einer Nagelbettentzündung ist das weiche Gewebe um den Nagel an Zeh oder Finger entzündet. Dabei kann sich ein Abszess mit Eiter bilden. Welche Salben helfen, wann ärztlicher Rat nötig ist und wie es zu einem sogenannten Panaritium kommt, erfahren Sie hier.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zur Nagelbettentzündung

Leichte Entzündungen am Nagelbett können von alleine heilen. Allerdings kann eine unbehandelte Infektion zu ernsthaften Komplikationen führen. Falls die Entzündung sich verschlimmert und zu eitern beginnt, sollte deshalb ärztlicher Rat eingeholt werden.

Handelt es sich um eine Paronychie im Anfangsstadium, reichen möglicherweise Umschläge mit einer desinfizierenden Polyvidon-Jod-Salbe (z. B. Betaisodona) oder einer Zugsalbe mit Ammoniumbituminosulfonat aus, um die Entzündung einzudämmen. Schwere Fälle müssen jedoch mit einem Antibiotikum oder einem Hautschnitt behandelt werden.

Bleibt eine Nagelbettentzündung unbehandelt, kann sich die Entzündung in tiefere Hautschichten ausbreiten (Phlegmone), auf den Knochen übergehen (Osteomyelitis), die Nägel können sich ablösen und es kann zu dauerhaften Wachstumsstörungen der Nägel kommen.

Im schlimmsten, aber sehr seltenen Fall kann es zu einer Blutvergiftung kommen, wenn eine Entzündung am Nagelbett unbehandelt bleibt. Diese kann unter Umständen tödlich ausgehen.

Nagelbettentzündung: Was tun? Hausmittel, die helfen

Bei einer leichten Nagelbettentzündung (Panaritium oder Paronychie) reicht es womöglich aus, folgende Hausmittel auszuprobieren, bevor ärztlicher Rat eingeholt wird:

  • Warme Seifenbäder: Der betroffene Zeh beziehungsweise Finger sollte dreimal täglich in warmem Seifenwasser gebadet werden. Dafür am besten Kernseife verwenden. So wird die Hornschicht gelöst und vorhandener Eiter kann sich leichter entleeren. Hände bzw. Füße anschließend sorgfältig abtrocknen.
  • Weitere Zusätze: Kamille, Salz oder Zwiebeln wirken als Badezusätze entzündungshemmend und beruhigend.
  • Salben aus der Apotheke: Antiseptische Salben mit Polyvidon-Jod (z. B. Betaisodona), Zink- oder Zugsalben mit Ammoniumbituminosulfonat helfen gegen Nagelbettentzündungen. Nach einem Fuß- oder Handbad wirken sie besonders gut.
  • Kühlen: Kühle, aber nicht eiskalte Umschläge wirken abschwellend und helfen gegen die Schmerzen.

Nagelbettentzündung geht nicht weg

Eine akute Nagelbettentzündung dauert höchstens sechs Wochen. Hält die Entzündung länger an, liegt eine chronische Entzündung vor. Bei einer chronischen Entzündung können mehrere Zehen oder Finger betroffen sein, während eine akute Entzündung sich meist auf ein Finger- oder Zehenglied beschränkt.

Nagelbettentzündung: Ärztliche Behandlung

Je nach Schweregrad der Entzündung stehen neben den antiseptischen Salben folgende Mittel zur Therapie einer bakteriellen Nagelbettentzündung zur Verfügung:

In schweren Fällen kann es auch nötig sein, ein Antibiotikum in Tablettenform einzunehmen. Liegt ein Abszess vor, der sich nicht mit Seifenbädern und Salben behandeln lässt, muss ein*eine Ärztin*Arzt ihn mit einem kleinen Schnitt öffnen und spülen.

Chronische Paronychie behandeln

Bei einer chronischen Nagelbettentzündung gilt es, herauszufinden, ob Reizstoffe die Ursache der Entzündung sind und diese in Zukunft zu vermeiden. Zur Behandlung eignen sich Kortisonsalben oder, bei einer Pilzinfektion, Antipilzmittel.

Verursachen Medikamente die chronische Nagelbettentzündung, ist in ärztlicher Rücksprache zu überlegen, ob die Wirkung die Nebenwirkung überwiegt oder gegebenenfalls ein anderes Medikament infrage kommt. Das Medikament auf eigene Faust abzusetzen, ist dagegen nicht ratsam.

Liegt ein Zinkmangel vor, kann nach ärztlicher Absprache die Einnahme von Zinkpräparaten angebracht sein.

Bei einer schweren chronischen Nagelbettentzündung kann unter Umständen eine Operation nötig sein. Dabei werden das entzündliche Gewebe sowie ein Teil des Nagels entfernt.

Symptome einer Nagelbettentzündung

Eine Nagelbettentzündung – auch Umlauf genannt – macht sich durch folgende Symptome an der Haut um den betroffenen Zehen- oder Fingernagel bemerkbar:

  • Schmerzen
  • der betroffene Hautbereich ist gerötet und überwärmt
  • es kann sich eine Schwellung entwickeln
  • mitunter sammelt sich Eiter in einem Abszess am Finger oder Zeh
  • die betroffene Stelle kann pochen

Betrifft die Entzündung ausschließlich die Nagelfalz oder den Nagelwall, sprechen Fachleute von einer Paronychie. Breitet sich die Entzündung weiter auf und betrifft auch das umliegende Gewebe oder das Nagelbett, ist von einem Panaritium die Rede.

Wie kommt es zu einer Nagelbettentzündung?

Fast immer sind kleine Wunden die Ursache einer Nagelbettentzündung. Durch sie gelangen Erreger wie Bakterien (vor allem Staphylococcus aureus und Streptococcus pyogenes,seltener Staphylokokken) oder Pilze (vor allem der Hefepilz Candida) in die Haut und können eine Infektion verursachen. Häufig kommt es bei einer unprofessionellen Maniküre oder Pediküre zu solchen Verletzungen.

Eine akute Entzündung des Nagelbetts wird meist durch Bakterien ausgelöst, während Pilze, andauernde Feuchtigkeit oder Reizstoffe häufig eine chronische Paronychie herbeiführen.

Manchmal steckt hinter immer wiederkehrenden akuten Nagelbettentzündungen eine Infektion mit dem Herpes-Virus.

Ein erhöhtes Risiko für Nagelbettentzündungen haben Personen

  • mit Diabetes,
  • mit einer Immunschwäche,
  • mit Raynaud-Syndrom,
  • mit Zinkmangel
  • sowie Personen, die aus beruflichen Gründen häufig mit Wasser oder hautreizenden Substanzen in Kontakt kommen (etwa Küchen- oder Reinigungspersonal).

Risikofaktoren sind außerdem:

  • unsachgemäße Nagelpflege, bei der es zu Verletzungen unterhalb und an den Rändern des Nagels kommt
  • künstliche Nägel
  • Nägelkauen
  • an Nagelhäutchen herumknibbeln
  • Daumenlutschen bzw. Fingerlutschen
  • eingewachsene Nägel
  • zu enge Schuhe
  • starker Hand- bzw. Fußschweiß

Auch einige Medikamente können Auslöser von Nagelbettenzündungen sein, so zum Beispiel Mittel:

Nagelbettentzündung: Wann zum Arzt?

Falls einer oder mehrere dieser Punkte zutreffen, sollte Rat in einer hausärztlichen oder hautärztlichen Praxis gesucht werden:

  • die Beschwerden klingen nicht innerhalb weniger Tage ab
  • es bestehen starke Schmerzen
  • Schwellung und Rötung nehmen weiter zu
  • es ist Eiter zu sehen
  • es kommt womöglich sogar Fieber hinzu

Bei Menschen mit bekannter Immunschwäche, Diabetes mellitus oder einer Wundheilungsstörung sollten auch geringe Entzündungszeichen ärztlich kontrolliert werden.

Nagelbettentzündung: Darf man den Eiter ausdrücken?

Hat sich ein Abszess gebildet, sollte dieser in keinem Fall selbst ausgedrückt werden. Es besteht die Möglichkeit, dass dabei Keime in die Wunde eindringen und eine noch schlimmere Infektion verursachen. Stattdessen sollte eine ärztliche Praxis aufgesucht werden. Dort kann der Abszess aufgeschnitten und behandelt werden.

Nagelbettentzündung: Dauer und Prognose

Wird eine Nagelbettentzündung rasch behandelt, heilt sie in der Regel innerhalb von einer Woche folgenlos ab. Sie kann allerdings wiederkehren.

Chronische Paronychien können sich hingegen lange hinziehen und lassen sich häufig schwer behandeln. Chronische Verläufe haben außerdem mitunter akute Phasen. Sind ständige Reizungen durch Reinigungsmittel die Ursache chronischer Paronychien, müssen diese ab sofort vermieden werden. Im schlimmsten Fall kann ein Berufswechsel nötig werden, da es sonst immer wieder zu Beschwerden kommt.

Mögliche Komplikationen

Werden Nagelbettentzündungen nicht oder nicht rechtzeitig behandelt, können Komplikationen auftreten, zum Beispiel:

  • die Entzündung kann in tiefere Hautschichten übergehen (Phlegmone),
  • sie kann sich auf Knochen, Sehnen oder Gelenke ausweiten,
  • die Nägel können sich ablösen
  • es kann zu dauerhaften Wachstumsstörungen der Nägel kommen
  • in äußerst seltenen Fällen kann aus einer bakteriellen Nagelbettentzündung eine lebensgefährliche Blutvergiftung entstehen

Einer Nagelbettentzündung vorbeugen

Damit eine Nagelbettentzündung nicht wieder auftritt, sollten Betroffene auf verschiedene Dinge achten:

  • längeren Kontakt mit Seife oder seifenfreien Wasch- und Spülmitteln sowie Feuchtigkeit vermeiden und gegebenenfalls Handschuhe tragen
  • nicht an den Nägeln kauen oder an den Fingern lutschen
  • die Nagelhaut nicht zurückschneiden
  • Nägel regelmäßig kurz schneiden (die Zehennägel nicht rund)