Man sieht ein neugeborenes Baby.
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Saugglocke & Zangengeburt

Von: Onmeda-Redaktion
Letzte Aktualisierung: 29.12.2021 - 12:44 Uhr

Manchmal ist es nötig, eine Geburt mit Geburtszange oder Saugglocke zu beschleunigen oder zu unterstützen – zum Beispiel wenn die Wehen nachlassen oder die Mutter zu erschöpft ist. Die Geburtszange kommt mittlerweile seltener zum Einsatz.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Saugglocke & Zangengeburt

Geburtszange und Saugglocke sind in Deutschland nur in wenigen Fällen nötig: 2015 kamen 5,9% der Kinder mit Saugglocke, 0,3% mithilfe der Geburtszange zur Welt. Sowohl bei der Zangengeburt als auch bei einer Saugglockenentbindung wird häufig auch ein Dammschnitt vorgenommen, um das Kind nicht unnötig zu belasten und es einfacher zur Welt zu bringen.

Wann sind Geburtszange oder Saugglocke notwendig?

  • Wenn die Geburt ins Stocken gerät, das Kind aber schon sehr tief im Becken sitzt und es nicht mehr zu lange dauern sollte, bis das Baby auf der Welt ist, damit es keine Komplikationen gibt.
  • Wenn das Kind besonders gestresst ist.
  • Wenn die Mutter von einer sehr langen oder anstrengenden Geburt so erschöpft ist, dass sie die Unterstützung von Geburtszange oder Saugglocke braucht.
  • Wenn die Wehen zu schwach sind, um das Kind zur Welt zu bringen.

Unter welchen Voraussetzungen werden die Hilfsmittel eingesetzt?

  • Die Fruchtblase ist bereits gesprungen oder wurde geöffnet.
  • Der Muttermund ist vollständig geöffnet.
  • Der Kopf des Babys ist nicht zu groß für das mütterliche Becken.
  • Das Baby ist mit Zange oder Saugglocke gut erreichbar.
  • Das Baby ist schon weit ins mütterliche Becken eingetreten, das heißt, die Geburt ist weit vorangeschritten und ein Kaiserschnitt somit nicht mehr möglich.

Wann dürfen Saugglocke und Zange nicht verwendet werden?

  • Der Kopf von Frühchen ist zu klein und zu empfindlich für die Geburtszange.
  • Damit die Saugglocke eingesetzt werden kann, muss das Baby möglichst mit dem Hinterkopf nach unten liegen (es gibt auch Kinder, die mit dem Gesicht voran zur Welt kommen). So kann die Saugglocke am Hinterkopf angesetzt werden.

Saugglockengeburt

Bei der Saugglockengeburt oder Vakuum-Extraktion wird das Kind mithilfe einer Saugglocke, die am Hinterkopf angesetzt wird, zur Welt gebracht. Da Neugeborene unterschiedlich große Köpfe haben, gibt es verschieden große Ausführungen der Saugglocke. Es gibt außerdem Saugglocken aus Metall und aus Silikon:

  • Silikonglocken passen sich besser der Kopfform an,
  • bei der Metallglocke kann der Unterdruck schneller aufgebaut werden.

Der Unterdruck ist nötig, um den Kopf des Kindes aus der Vagina ziehen zu können. Der Unterdruck entsteht dort, wo die Saugglocke ansetzt: am Hinterkopf. Hier kann sich eine Geschwulst bilden, die vielen Eltern besorgnisserregend erscheint. Aber keine Sorge: Diese Veränderung ist vorübergehend und unbedenklich.

Durchführung

Vor der Saugglockengeburt wird der Unterkörper der werdenden Mutter betäubt. Die Betäubung kann entweder über eine bereits vorhandene PDA erfolgen oder, wenn keine PDA eingesetzt wurde, über den sogenannten Pudendusblock. Beim Pudendusblock handelt es sich um eine lokale Betäubung die dazu dient, den Bereich von Vagina, Beckenboden und Damm unempfindlicher für Schmerzen zu machen, ohne die Wehen oder den Pressdrang zu beeinflussen. Außerdem wird die Blase mithilfe eines Katheters entleert.

Eine Saugglockenentbindung ist nur dann möglich, wenn

  • der Kopf des Babys gut zu erreichen ist und
  • die Saugglocke am Hinterkopf aufgesetzt werden kann.

Mithilfe einer kleinen Pumpe wird ein Unterdruck zwischen Glocke und Babykopf erzeugt, um das Baby sicher ziehen zu können. Wenn die nächste Wehe einsetzt, zieht die Hebamme oder der Frauenarzt an der Saugglocke. Da diese nur am Hinterkopf ansetzt und nicht wie die Zange den ganzen Kopf umfasst, üben die Wehen weiterhin Druck auf das Kind aus und unterstützen die Geburt und die natürliche Drehung des Kindes. Ist der Kopf des Babys geboren, ist auch die Saugglocke nicht mehr nötig und die Geburt kann normal zu Ende geführt werden.

Risiken

Eine Saugglockenentbindung ist mit wenig Risiko verbunden. Am Hinterkopf kann sich durch den Unterdruck lediglich eine Geschwulst bilden, die aber unbedenklich ist und mit der Zeit wieder verschwindet. Eine Saugglockengeburt dauert länger als eine Zangengeburt – unter anderem, weil der Unterdruck innerhalb einiger Minuten langsam aufgebaut werden muss.

Seltene Komplikationen bei der Saugglockenentbindugn sind Blutungen im Schädel oder in der Netzhaut der Augen, die durch den Unterdruck entstehen können. Außerdem darf die Saugglocke nur direkt auf den Schädelplatten angesetzt werden, also nicht im Bereich der Fontanelle, um den Druck nur auf die Schädelknochen auszuüben.

Zangengeburt

Bei einer Zangengeburt wird das Neugeborene mithilfe einer Geburtszange (Forzeps), die aus zwei Löffeln besteht, auf die Welt gebracht. Entgegen dem Begriff "Zange", unter dem man sich erst einmal das Werkzeug im heimischen Werkzeugkasten vorstellt, sind die Löffel aber nicht scharfkantig und legen sich großflächig um den Kopf des Kindes.

Es gibt verschiedene Zangenmodelle, bei denen die Löffel auf unterschiedliche Art und Weise miteinander verbunden sind. Allen gemeinsam ist aber, dass die Löffel entsprechend gekrümmt sind, um möglichst wenig Druck auf den Kopf des Säuglings auszuüben.

Durchführung

Eine Zangengeburt kann nur dann durchgeführt werden, wenn

  • der Kopf des Babys gut erreichbar ist,
  • die Zange nicht zu klein für den Kopf ist und
  • das Becken der Mutter nicht zu eng ist.

Bevor die Geburtszange eingesetzt wird, wird der Unterkörper der werdenden Mutter betäubt. Die Betäubung kann entweder über eine bereits vorhandene PDA erfolgen oder, wenn keine PDA eingesetzt wurde, über den sogenannten Pudendusblock. Beim Pudendusblock handelt es sich um eine lokale Betäubung die dazu dient, den Bereich von Vagina, Beckenboden und Damm unempfindlicher für Schmerzen zu machen, ohne die Wehen oder den Pressdrang zu beeinflussen. Außerdem wird die Blase mithilfe eines Katheters entleert.

Der Geburtshelfer (Hebamme oder Frauenarzt) legt die Zange um den Kopf des Kindes (seitlich jeweils ein Löffel). Dann zieht er mit der nächsten Wehe das Baby vorsichtig aus der Vagina. Reicht die Wehe nicht aus, wartet er die nächste Wehe ab, bevor er weiter zieht. Bei einer normalen Geburt dreht sich das Baby, unterstützt von den Wehen, durch den Geburtskanal. Bei einer Zangengeburt nimmt der Geburtshelfer diese Drehung vor. Wenn der Kopf des Kindes da ist, ist die Zange nicht mehr nötig und die Geburt wird auf normalem Weg beendet.

Risiken

Eine Zangengeburt ist mit geringem Risiko verbunden. Um unkontrollierte Verletzungen der Mutter an Scheide um Damm zu vermeiden, wird meistens ein Dammschnitt vorgenommen. Durch den Druck der Zange können Blutergüsse und leichte Lähmungen entstehen, die sich aber in den folgenden Tagen selbstständig zurückbilden.

Verletzungen bei einer Zangengeburt sind zwar selten, aber häufiger als bei der Saugglockenentbindung. Deshalb und weil bei der Zangengeburt immer ein Dammschnitt nötig ist, wird häufiger die Saugglocke eingesetzt.