Frau im Gespräch mit der Ärztin
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Punktion: Ablauf, Formen und Nebenwirkungen

Von: Paula Vradelis (Medizinautorin)
Letzte Aktualisierung: 09.04.2024 - 14:34 Uhr

Bei einer Punktion werden mithilfe einer feinen Nadel Körperflüssigkeiten oder kleinste Gewebeteile entnommen. Dieses Verfahren hilft bei der Diagnose verschiedener Erkrankungen oder bei deren Behandlung. Wie der Ablauf einer Punktion ist und welche möglichen Nebenwirkungen auftreten können, lesen Sie hier.

FAQ: Häufige Fragen zur Punktion

Während einer Punktion kann es zu einem Gefühl des Drucks oder zu einem kurzen stechenden Schmerz kommen. Um den Eingriff so angenehm wie möglich zu gestalten, verwendet der*die Arzt*Ärztin in der Regel eine lokale Betäubung an der Stelle, an der die Nadel eingeführt wird, sodass der*die Patient*in kaum Schmerzen verspürt.

Bei einer Punktion werden Körperflüssigkeiten wie beispielsweise Blut, Nervenwasser (Liquor), Gelenkflüssigkeiten oder auch Fruchtwasser entnommen, um diese auf Krankheitserreger oder Entzündungen zu untersuchen.

Bei einer Biopsie werden kleine Gewebeprobe aus dem Körper entnommen, zum Beispiel aus der Haut, Schleimhaut, Lymphknoten oder Muskelgewebe. Anschließend erfolgt die detaillierte Untersuchung, die Aufschluss über verschiedene Krankheitsbilder geben kann.

Was ist eine diagnostische Punktion?

Eine diagnostische Punktion ist ein medizinischer Eingriff, bei dem ein*eine Arzt*Ärztin mit einer speziellen Nadel, oft einer Hohlnadel, in ein Blutgefäß oder einen Hohlraum des Körpers eindringt, um Blut oder Flüssigkeit aus dem Gewebe zu entnehmen. Dieses Verfahren dient der gezielteren Untersuchung von Krankheiten wie Infektionen, Entzündungen oder Krebs. Bildgebende Verfahren wie beispielsweise eine Computertomographie (CT) oder eine Magnetresonanztomographie (MRT) können Strukturen (Flüssigkeitsansammlungen, Tumoren) identifizieren, die genauer untersucht werden müssen. Die Punktion dient dazu, eine Probe für weitere Tests zu entnehmen.

Wie läuft eine Punktion ab und welche Nebenwirkungen sind möglich?

Grundsätzlich ist die diagnostische Punktion ein kurzer und in aller Regel unkomplizierter Eingriff. Dennoch sollte der*die Patient*in, wenn nicht anders ärztlich besprochen, vor der Punktion nüchtern bleiben, damit im seltenen Fall einer Komplikation notfalls auch eine Narkose eingeleitet werden kann.

Zunächst wird die zu punktierende Stelle desinfiziert und dann mittels Lokalanästhesie örtlich betäubt. Somit bleibt die anschließende Punktion weitestgehend schmerzfrei. Die sterile Umgebung sorgt für eine sichere Durchführung und verringert das Risiko von Infektionen.

Diagnostische Punktionen können unter Kontrolle verschiedener bildgebender Verfahren, wie Computertomographie oder Ultraschall stattfinden, um die Lokalisation der zu punktierenden Stelle präzise zu bestimmten und das Risiko für Komplikationen zu minimieren.

Nach der Punktion erfolgt eine Überwachungsphase, in welcher der*diePatient*in beobachtet wird, um frühzeitig auf eventuelle Komplikationen wie Verletzung von Blut- oder Nervengefäßen oder ungewöhnliche Schmerzreaktionen reagieren zu können.

Die mittels der Punktionsnadel gewonnene Körperflüssigkeit (Punktat) wird meist an ein Labor gesendet, wo sie auf spezifische Merkmale hin analysiert wird, die zur Diagnosestellung beitragen.

Patient*innen werden über die notwendige Nachsorge informiert, einschließlich der richtigen Pflege der Punktionsstelle und der Erkennung möglicher, später auftretender Symptome, um eine sichere Heilung zu gewährleisten.

Nach der Punktion: Welche Nebenwirkungen sind möglich?

Nach einer Punktion können in einigen Fällen Symptome auftreten wie:

  • anhaltende Schmerzen
  • Schwellungen oder Rötungen an der Punktionsstelle
  • Fieber
  • Anzeichen einer allergischen Reaktion

Diese Symptome können beispielsweise auf eine Infektion oder eine Reaktion auf das Betäubungsmittel hinweisen. Ebenfalls sollte auf Anzeichen von Blutungen oder Taubheitsgefühlen im Bereich der Punktionsstelle geachtet und beim Auftreten dieser Symptome medizinischer Rat eingeholt werden.

Welche Arten von diagnostischen Punktionen gibt es?

Es gibt mehrere Arten der diagnostischen Punktion:

  • Venen- oder Arterienpunktion: Venöses Blut wird in der Regel entnommen, um die Konzentration von zumeist Blutzellen und Proteinen zu bestimmen. Das gibt Aufschluss über den allgemeinen Gesundheitszustand und die Funktion verschiedener Organsysteme. Die Venenpunktion ist eine unaufwändige und komplikationsarme Form der Punktion. Arterielles Blut hingegen wird meist für die sogenannte Blutgasanalyse verwendet, um unter anderem den Sauerstoff- und Kohlendioxidgehalt im Blut zu messen. Dies ist wichtig für die Beurteilung der Lungenfunktion und des Säure-Basen-Haushalts des Körpers ist.

  • Lumbalpunktion: Entnahme von Nervenwasser (Liquor) aus dem Rückenmarkskanal im Bereich der Lendenwirbelsäule. Sie dient hauptsächlich der Diagnose von entzündlichen Erkrankungen wie Hirnhautentzündung (Meningitis) oder dem Nachweis von Hirnblutungen (Blut im Liquor). Zudem können auch Tumorzellen nachgewiesen werden.

  • Gelenkpunktion: Häufig handelt es sich hierbei um eine Hüft- oder Kniegelenkspunktion bei Vorliegen eines Gelenkergusses ("Wasser im Knie"). Bei der Gelenkpunktion wird die Punktionsnadel in das Gelenk eingeführt und die dort befindliche Flüssigkeit punktiert und entnommen. Diese wird dann analysiert, um diagnostische Informationen zu Gelenkbeschwerden zu erhalten, beispielsweise indem man die Gelenkflüssigkeit auf das Vorhandensein von Kristallen, Bakterien, Blut oder Eiter untersucht.

  • Knochenmarkpunktion: Diese wird vor allem am Beckenkamm, seltener auch am Brustbein durchgeführt. Dabei wird eine Probe des flüssigen Teils des Knochenmarks aus der Markhöhle des Knochens entnommen. Diese dient der Untersuchung von Knochenmarkzellen auf Anzeichen von Bluterkrankungen wie Leukämie oder anderen Störungen der Blutbildung und ist entscheidend für die Diagnosestellung.

  • Bauchpunktion (Aszitespunktion): Bei Flüssigkeitsansammlungen im Bauchraum (Aszites) kann eine diagnostische Punktion Aufschluss über die zugrunde liegende Ursache geben, wie beispielsweise bestimmte Erkrankungen der Leber. Dabei wird die Punktionsnadel meist zwischen Bauchnabel und Schambein durch die Bauchdecke hindurch bis in den Bauchraum vorgeschoben und die dort befindliche Flüssigkeit punktiert.

  • Pleurapunktion: Eine Pleurapunktion ist ein Eingriff, bei dem vermehrte Flüssigkeit unklaren Ursprungs aus dem schmalen Raum zwischen den beiden Schichten des Brustfells, die die Lunge umgeben, (Pleura) entnommen wird. Das Pleurapunktat kann auf Blut, Eiter, Bakterien oder Tumorzellen untersucht zu werden und dient der weiteren Identifizierung verschiedener Erkrankungen.

  • Perikardpunktion : Das Herz befindet sich in einem Herzbeutel (Perikard), der normalerweise eine geringe Menge Flüssigkeit enthält. Bei der diagnostischen Perikardpunktion wird vermehrte Flüssigkeit aus dem Herzbeutel entnommen. Da dieser Eingriff jedoch sehr risikobehaftet ist, wird er nur in besonders begründeten Fällen durchgeführt, beispielsweise bei einem Perikarderguss.

  • Harnblasenpunktion: Hierfür wird eine Nadel durch die untere Bauchwand direkt in die Harnblase eingeführt, um Urin zu entnehmen. Dieses Verfahren wird eingesetzt, wenn herkömmliche Methoden zur Urinentnahme nicht möglich sind oder wenn sterile Urinproben benötigt werden, um Harnwegsinfektionen oder andere Blasenerkrankungen zu identifizieren.

  • Fruchtwasserpunktion (Amniozentese): Dabei wird Fruchtwasser mittels einer Nadel aus der Fruchthöhle entnommen, um genetische Informationen über das ungeborene Kind zu erhalten oder um den Entwicklungsstand der Lungen (Lungenreife) zu überprüfen. Sie wird üblicherweise im zweiten Trimester einer Schwangerschaft durchgeführt und kann Hinweise auf chromosomale Erkrankungen oder Infektionen geben.

  • Nabelschnurpunktion (Chordozentese): Bei diesem Verfahren wird Blut aus der Nabelschnur des ungeborenen Kindes entnommen. Dadurch können genetische Erkrankungen oder Infektionen diagnostiziert werden oder vermutete Erkrankungen des Fötus bestätigt werden.

Neben den hier beschriebenen diagnostischen Punktionen gibt es auch therapeutische Punktionen. Dabei werden Medikamente in Körperhöhlen oder Organe injiziert oder Flüssigkeit zur Entlastung abgeleitet.

Eine Sonderform der Punktion stellt die Follikelpunktion dar.

Was ist eine Follikelpunktion?

Eine Follikelpunktion wird im Rahmen von Kinderwunschbehandlungen zur künstlichen Befruchtung mittels IVF (In-vitro-Fertilisation) und ICSI (Intrazytoplasmatische Spermieninjektion) durchgeführt. Unter Ultraschallkontrolle punktiert der*die Arzt*Ärztin durch die Scheidenwand mit einer in das Ultraschallgerät integrierten Nadel die Eibläschen (Follikel) im Eierstock.

Ein Follikel ist eine Struktur, die eine unreife Eizelle umgibt und nährt. Während des weiblichen Menstruationszyklus reift der Follikel und die Eizelle entwickelt sich darin. Bei der Follikelpunktion werden reife Follikel punktiert, um die darin enthaltenen reifen Eizellen und Flüssigkeit zu gewinnen.

Dieser Eingriff kann auf Wunsch der Patientin unter einer kurzen Vollnarkose stattfinden. Vorab erfolgt eine hormonelle Behandlung, um die Eierstöcke zu stimulieren und so die Reifung mehrerer Eizellen zu fördern. Die Anzahl der entnommenen Eizellen variiert und liegt zwischen circa 3 und 15, wobei dies abhängig von individuellen Faktoren wie dem Alter der Frau und ihrer Reaktion auf die hormonelle Stimulation ist.

Die bei der Follikelpunktion gewonnenen Eizellen können entweder für eine Befruchtung im Labor genutzt werden, wenn eine sofortige Kinderwunschbehandlung geplant ist, oder für eine spätere Verwendung durch Kryokonservierung eingefroren werden.

Überstimulation der Eierstöcke: Was ist damit gemeint?

Die Überstimulation der Eierstöcke wird auch als ovarielles Überstimulationssyndrom (OHSS) bezeichnet und ist eine seltene, aber potenziell ernste Reaktion auf die vorangestellte hormonelle Stimulation der Eierstöcke bei Kinderwunschbehandlungen.

Diese Überstimulation kann dazu führen, dass zu viele Eizellen heranreifen. Dabei können verschiedene Symptome auftreten, wie:

Bei schwerwiegenderen Fällen mit starken Schmerzen, deutlicher Zunahme des Bauchumfangs und Atemproblemen ist eine sofortige ärztliche Behandlung erforderlich