Das Bild zeigt den Ausschnitt eines Kalenders, auf dem ein Tag rot umrandet wird.
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Knaus-Ogino-Methode (Kalendermethode)

Von: Onmeda-Redaktion
Letzte Aktualisierung: 05.01.2022

Mithilfe der Knaus-Ogino-Methode (Kalendermethode) lässt sich durch Beobachten des Menstruationszyklus der ungefähre Zeitpunkt der fruchtbaren Tage bestimmen.

Allgemeines

Die Knaus-Ogino-Methode geht davon aus, dass bei einem Menstruationszyklus von 28 Tagen der Eisprung immer am 15. Tag vor der nächsten Menstruationsblutung erfolgen wird und daher theoretisch mit einem Menstruationskalender errechnet werden kann.

Da Spermien im Körper der Frau im Durchschnitt drei bis vier Tage überleben können, kann also auch ein zeitnaher Geschlechtsverkehr vor dem Eisprung zu einer Schwangerschaft führen. Aus diesem Grund erweitert man bei der Knaus-Ogino-Methode den fruchtbaren Zeitraum um drei Tage vor dem eigentlichen Eisprung. Die befruchtungsfähige Eizelle, die beim Eisprung aus dem Eierstock ausgestoßen wird, hat nur eine durchschnittliche Lebensdauer von etwa sechs bis zwölf Stunden. Daher rechnet man einen zusätzlichen Tag nach dem Eisprung zu dem fruchtbaren Zeitraum hinzu. Insgesamt gibt es bei der Kalendermethode also 5 fruchtbare Tage, sofern der Zyklus der Frau 28 Tage hat.

Nicht immer erfolgen Menstruationszyklen mit exakter Regelmäßigkeit. Um die fruchtbaren Tage mit der Kalendermethode zu berechnen, verwendet man deshalb die Daten des längsten und des kürzesten Zyklus der letzten 6 bis 12 Monate:

  • Erster fruchtbarer Tag: Anhand des Menstruationskalenders lässt sich feststellen, wie viele Tage der kürzeste Zyklus hat. Von dieser Zahl zieht man 18 Tage ab. Das Ergebnis ist der erste fruchtbare Tag.
  • Letzter fruchtbarer Tag: Von der Anzahl der Tage des längsten Zyklus werden 11 Tage abgezogen. Das Ergebnis gibt an, welches der letzte Tag fruchtbare Tag ist.
  • Auch die weiteren Zyklen müssen zur Berechnung herangezogen werden. Gegebenenfalls ist eine Neuberechnung nötig, wenn sich beispielsweise plötzlich kürzere Zyklen ergeben.

Beispielrechnung:

Kürzester Zyklus hat 28 Tage: 28 Tage minus 18 = 10
Längster Zyklus hat 34 Tage: 34 Tage minus 11 = 23

Daraus ergibt sich eine fruchtbare Zeit vom 10. bis zum 23. Zyklustag, während die unfruchtbaren Tage vor dem 10. und nach dem 23. Zyklustag liegen.

Die Kalendermethode kann vor allem hilfreich sein, wenn man die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft erhöhen möchte, da sich so der Zeitraum für die Empfängnisbereitschaft berechnen lässt.

Wer mithilfe der Knaus-Ogino-Methode verhüten möchte, muss an den fruchtbaren Tagen entweder abstinent bleiben oder andere Verhütungsmethoden anwenden (z.B. Kondome). Allerdings muss man sich bewusst sein, dass die Knaus-Ogino-Methode mit einem Pearl-Index von 9 bis 30 als sehr unsicher gilt. Denn ein Pearl-Index von 9 bis 30 bedeutet, dass 9 bis 30 von 100 Frauen, die ausschließlich mit der Kalendermethode verhüten, im Laufe eines Jahres schwanger werden, obwohl sie eine Schwangerschaft verhindern wollten.

Die Kalendermethode gilt vor allem deswegen unsicher, weil es viele Faktoren gibt, die den Menstruationszyklus und damit auch den Eisprung beeinflussen können. Für Frauen mit unregelmäßigen Zyklen ist diese Methode zu Verhütungszwecken generell nicht zu empfehlen.

Manche Paare fühlen sich bei der Knaus-Ogino-Methode zudem in ihrer sexuellen Spontaneität einschränkt. Denn wer keinen Kinderwunsch hat, muss sich bewusst sein, dass man mit dieser Methode je nach Zykluslängen an circa 10 Tagen im Monat auf ungeschützten Geschlechtsverkehr verzichten sollte.

Voraussetzungen und Sicherheit

Voraussetzungen für die Knaus-Ogino-Methode (Kalendermethode) als Verhütungsmethode sind:

  • Die Menstruationszyklen treten sehr regelmäßig auf.
  • Die Frau führt ihren Menstruationskalender sehr sorgfältig.
  • Die Frau und auch der Partner sind sehr diszipliniert und verhüten in den fruchtbaren Tagen mit anderen Methoden (z.B. mit Kondomen).

Die Knaus-Ogino-Methode gilt als sehr unsicher, denn es gibt vielfältige Gründe für Zyklusschwankungen – und diese erschweren eine Vorhersage der fruchtbaren Tage. Mögliche Ursachen für Zyklusschwankungen sind zum Beispiel:

  • Stress (körperlich oder psychisch)
  • Ortsveränderungen
  • umweltbedingte Faktoren
  • fieberhafte Erkrankungen
  • Operationen
  • Diäten
  • Medikamente
  • Zeitverschiebungen bei Langstreckenflügen
  • unregelmäßiger Tagesrhythmus (z.B. Schichtarbeit)
  • Pille erst vor Kurzem abgesetzt
  • zeitnah zurückliegende Geburt

Die Kalendermethode empfiehlt sich daher weniger zur Empfängnisverhütung – sie lässt sich aber zur Errechnung des optimalen Empfängniszeitraums im Falle eines Kinderwunschs nutzen (natürliche Familienplanung).

Der Pearl-Index der Knaus-Ogino-Methode beträgt (je nach Literaturquelle) 9 bis 30 und ist damit als sehr unsicher einzustufen.

Wer mit der Knaus-Ogino-Methode verhüten möchte, sollte diese mit anderen natürlichen Verhütungsmethoden kombinieren, wie zum Beispiel mit der Temperaturmess-Methode und der Billings-Methode. Das kann den Pearl-Index deutlich verbessern.

Nach einer Geburt lässt sich die Knaus-Ogino-Methode nicht sofort wieder anwenden, da man erst nach Ablauf einiger Zyklen die sicheren (unfruchtbaren) Tage neu berechnen kann.

Historisches

Die Knaus-Ogino-Methode (Kalendermethode) ist nach ihren Entdeckern benannt: dem japanischen Arzt Kyusaku Ogino und dem österreichischen Arzt Hermann Knaus. Die beiden Gynäkologen entdeckten die Methode fast zeitgleich und unabhängig voneinander.

Kyusaku Ogino (1882-1975) entwickelte die Kalendermethode mit dem Ziel, bei Paaren mit Kinderwunsch die Wahrscheinlichkeit einer Empfängnis zu erhöhen. Er veröffentlichte seine Methode 1923. Ogino war sich der Unsicherheiten der Methode in puncto Verhütung bewusst und sprach sich gegen eine Verwendung im Rahmen einer Empfängnisverhütung aus.

Hermann Knaus (1892-1970), der zum Thema Menstruationszyklus forschte, entwickelte eine quasi identische Methode zu Zwecken der Verhütung. Er präsentierte die Kalendermethode, die er damals "Zeitwahlmethode" nannte, erstmals 1928 in Leipzig auf einem Gynäkologenkongress.

1951 erklärte Papst Pius XII., die Knaus-Ogino-Methode sei die einzige Form der Empfängnisverhütung, die die katholische Kirche tolerieren könne. Da die Knaus-Ogino-Methode als sehr unsichere Verhütungsmethode gilt, bekam sie auch Beinamen wie "Römisches Roulette" oder "Katholiken-Roulette".