Votrient 400 mg Filmtabletten

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 27.02.2017
Hersteller: Novartis Pharma GmbH
Wirkstoff: Pazopanib
Darreichnungsform: Filmtablette
Rezeptpflichtig

Wirkung

Votrient 400 mg Filmtabletten enthalten den Wirkstoff Pazopanib. Zu beachten ist außerdem die besondere Wirkung von Votrient 400 mg Filmtabletten.

Pazopanib wird zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit fortgeschrittenem Nierenzellkrebs eingesetzt. Entweder kommt es ohne andere Vorbehandlung zur Anwendung oder nach einer Therapie bei fortgeschrittenen Erkrankung mit Zytostatika aus der Wirkstoffgruppe der Zytokine.

Des Weiteren wird der Wirkstoff zur Behandlung von Erwachsenen mit bestimmten Formen von fortgeschrittenem Krebs der Weichteile (Muskeln, Sehnen, Bänder) verwendet. Voraussetzung ist, dass schon Tochtergeschwulste aufgetreten sind und der Krebs mit einem anderen Zytostatikum behandelt wurde oder nach einer solchen Behandlung weiterwuchs.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Pazopanib sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Zytostatika, zu welcher der Wirkstoff Pazopanib gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • fortgeschrittener Nierenkrebs Erwachsener nach vorheriger Therapie mit Zytokinen
  • fortgeschrittener Nierenkrebs Erwachsener - zur Erstbehandlung
  • ausgewählte Formen eines fortgeschrittenen Krebses der Weichteile (Muskeln, Sehnen, Knorpel) bei Erwachsenen, die vorher eine Krebstherapie der Erkrankung und ihrer Tochtergeschwulste erhalten hatten oder bei denen die Krankheit trotz Behandlung nach zwölf Monaten fortschritt

Dosierung

Die empfohlene Dosis von Pazopanib beträgt für die Behandlung des Krebses der Niere oder von Weichteilen (Muskeln, Sehnen, Knorpel) 800 mg Pazopanib einmal täglich. Dies stellt gleichzeitig auch die Tageshöchstdosis dar.

Zur Linderung von Nebenwirkungen wird der Arzt die empfohlene Dosis abhängig von der individuellen Verträglichkeit in 200mg-Schritten vermindern. Dies gilt besonders für Leberfunktionsstörungen, da der Wirkstoff vorwiegend in der Leber abgebaut wird. Dafür stehen auch schwächer dosierte Filmtabletten zur Verfügung.

Nehmen Sie das Medikament auf nüchternen Magen, entweder mindestens eine Stunde vor oder mindestens zwei Stunden nach einer Mahlzeit ein. Die Filmtabletten müssen unzerkaut eingenommen und dürfen nicht zerbrochen oder zerkleinert werden. Trinken Sie während der Behandlung keinen Grapefruitsaft.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • Carboxymethylstärke-Natrium (Typ A)
  • Hypromellose
  • Magnesiumstearat
  • mikrokristalline Cellulose
  • Titandioxid (E 171)
  • Macrogol 400
  • Polysorbat 80
  • Povidon (K 30)

Nebenwirkungen

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Verminderter Appetit, Geschmacksstörung, Kopfschmerzen, Bluthochdruck, Durchfall, Übelkeit und Erbrechen, Bauchschmerzen, Verfärbung der Haare, Missempfindungen der Hand- und Fußflächen, Haarausfall, Hautausschlag, Erschöpfung, erhöhte Leberwerte (ASAT, ALAT).

Häufige Nebenwirkungen:
Blutplättchenmangel, Mangel an Neutrophilen Blutzellen, Mangel an weißen Blutkörperchen, Schilddrüsenunterfunktion, Mangel an Phosphat im Blut, Austrocknung, Schlaflosigkeit, Schwindel, Antriebslosigkeit, nervliche Missempfindungen, Nervenstörungen, verschwommenes Sehen, Hitzewallungen, Venenverstopfung, Hautrötung, Nasenbluten, Sprechstörung, Atemstörung, Blutspucken, Schleimhautentzündung, Verdauungsstörungen, Blähbauch, Blähungen, Geschwüre im Mund, trockener Mund, Bilirubin-Überschuss im Blut, Leberfunktionsstörung, Leberversagen, Hellfärbung der Haut, trockene Haut, Juckreiz (auch allgemein), Hautrötung, Pigmentverlust der Haut, übermäßiges Schwitzen, Gelenkschmerzen, Muskelschmerzen, Muskelkrämpfe, Eiweiß im Urin, Schleimhautentzündung, Schwäche, Wasseransammlungen im Gewebe (Ödeme), Brustschmerzen, Gewichtsverlust, veränderte Blutwerte (Bilirubin, Kreatinin, Lipase, Amylase, Gamma-GT), Blutdruckerhöhung, Erhöhte Harnstoff-Werte im Blut, unnormaler Leberfunktionstest.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Infektionen, Zahnfleischinfektion, Bauchfellentzündung, Überschuss an allen Blutzellen, Magnesium-Mangel im Blut, Empfindungslosigkeit, vorübergehende Durchblutungsstörung des Gehirns, Schläfrigkeit, Schlaganfall (auch blutig), Netzhautablösung, Netzhautriss, Verfärbung der Wimpern, verlangsamter Herzschlag, Herzinfarkt, Herzfunktionsstörung, Bluthochdruck-Krise, Blutung, Naselaufen, Lungenblutung, Lungenzusammenfall, Bauchspeicheldrüsenentzündung, Blutung aus dem After, Magen-Darm-Blutung, Blut im Stuhl, häufiger Stuhlgang, Dickdarmdurchbruch, Blutungen im Mund, Darmfisteln, Bluterbrechen, Blutung aus Hämorrhoiden, Dünndarmdurchbruch, Speiseröhrenblutung, Bauchfellblutung, Gelbsucht, Leberschädigung (medikamentenbedingt), Leberversagen, Nagelerkrankung, Hautabschälung, Lichtempfindlichkeit der Haut, Hautausschläge (gerötet, fleckig, juckend, mit Bläschen oder Papeln), Hauterkrankung, Rötung der Fußflächen, Muskel- und Knochenschmerzen, Harnwegsblutung, Störungen der Regelblutung (zu heftig, zu wenig), Blutungen aus der Scheide, Schüttelfrost, Erkrankung der Schleimhäute, erniedrigter Blutzucker-Wert, QT-Verlängerung im EKG, unnormaler Schilddrüsenfunktionstest.

Seltene Nebenwirkungen:
Gehirnschädigung (Posteriore reversible Enzephalopathie/reversibles posteriores Leukoenzephalopathie-Syndrom), Lungenentzündung.

Besonderheiten:
Patienten, die aufgrund der Blutbildveränderungen eine Verstopfung feinster Blutgefäße (thrombotische Mikroangiopathie) entwickeln, dürfen nicht weiter mit Pazopanib beahndelt werden.

Bei Ausbildung einer Lungenentzündung während der Behandlung mit Pazopanib muss die Einnahme sofort abgebrochen werden.

Kommt es während der Therapie mit dem Medikament zu Gehirnstörungen, die sich in Kopfschmerzen, Bluthochdruck, Krampfanfällen, Teilnahmslosigkeit, Verwirrtheit, Erblindung und anderen nervlichen Funktionsstörungen äußern, ist die Einnahme sofort zu beenden und darf nicht wieder aufgenommen werden.

Da der Wirkstoff die Wundheilung verzögern kann, sollte eine Behandlung mit Pazopanib mindestens sieben Tage vor einer geplanten Operation beendet werden.

Während der Behandlung mit Pazopanib wird der Arzt den Patienten regelmäßig auf Anzeichen einer Schilddrüsenfehlfunktion überwachen.

Pazopanib darf nicht weiter eingenommen werden, wenn sich Anzeichen einer Nierenschädigung zeigen.

Wechselwirkungen

Pazopanib wird von einem leicht beeinflussbaren Enzym-System abgebaut. Starke Hemmstoffe dieses Systems führen zu mehr Wirkung und Nebenwirkungen. Dazu gehören
  • die Pilzmittel Ketoconazol, Itraconazol und Voriconazol
  • die AntibiotikaClarithromycin und Telithromycin
  • die virenhemmenden MittelAtazanavir, Indinavir, Nelfinavir, Ritonavir und Saquinavir
  • das Psychopharmakon Nefazodon
  • das ZytostatikumLapatinib.
  • Grapefruitsaft.
Wirkstoffe, die das Enzymsystem aktivieren, führen hingegen zu einer starken Wirkungsminderung von Pazopanib. Dazu gehören:Pazopanib selbst kann aber auch die Wirkung mancher Substanzen verändern, weswegen der Arzt die Kombination nur mit Vorsicht vornehmen wird. Dies ist der Fall bei
  • dem Psychopharmakon Midazolam
  • dem Hustenmittel Dextrometorphan
  • den ZytostatikaPaclitaxel, Irinotecan und Cetuximab
  • Statinen und besonders Simvastatin (gegen Fettstoffwechselstörungen)
Hinweis:
Weil die gleichzeitige Nahrungsaufnahme ebenfalls zu mehr Nebenwirkungen von Pazopanib führt, sollte der Wirkstoff entweder mindestens eine Stunde vor oder zwei Stunden nach einer Mahlzeit eingenommen werden.

Während der Behandlung mit dem Medikament darf kein Grapefruitsaft getrunken werden.

Gegenanzeigen

Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff und schwerer Leberfunktionsstörung darf Pazopanib nicht angewendet werden.

Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und unter seiner Kontrolle darf Pazopanib eingesetzt werden bei
  • Patienten mit leichten bis mäßigen Leberfunktionsstörungen
  • Patienten mit Bluthochdruck - dieser muss vor der Behandlung ausreichend gesenkt werden
  • Herzfunktionsstörungen wie beispielsweise Herzmuskelschwäche, weil diese sich verschlimmern können
  • Patienten mit Herzrhythmusstörungen (QT-Verlängerung) oder Herzerkrankungen in der Vorgeschichte, aber auch der Einnahme von Antiarrhythmika oder anderen Substanzen, die Herzrhythmusstörungen herbeiführen können
  • erhöhtem Risiko für Blutgefäßverstopfungen in den zurückliegenden sechs Monaten.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Bisher liegen keine hinreichenden Erfahrungen mit der Anwendung von Pazopanib in der Schwangerschaft bei Menschen vor. Tierexperimente haben jedoch Missbildungen bei den Nachkommen gezeigt. Das Risiko für den Menschen ist nicht bekannt. Pazopanib darf daher während der Schwangerschaft nicht angewendet werden, es sei denn, dass der Arzt eine Behandlung damit aufgrund des Zustandes der Patientin für unumgänglich hält.

Frauen im gebärfähigen Alter müssen während der Behandlung und mindestens zwei Wochen nach ihrer Beendigung eine zuverlässige Verhütungsmethode verwenden. Männliche Patienten (auch solche, die sich sterilisieren ließen) sollten während der Einnahme von Pazopanib und mindestens zwei Wochen nach der letzten Pazopanib-Dosis beim Geschlechtsverkehr Kondome verwenden, um einen möglichen Kontakt von Schwangeren und Frauen im gebärfähigen Alter mit dem Medikament zu vermeiden.

Es ist nicht bekannt, ob Pazopanib in die Muttermilch übergeht; es gibt daz auch keine Tierexperimente. Ein Risiko für den Säugling ist nicht auszuschliessen. Daher sollte während der Behandlung mit Pazopanib nicht gestillt werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Pazopanib beeinflusst aufgrund der Wirkungsweise das Organwachstum und die Reifung während der frühen Entwicklung nach der Geburt stark. Der Wirkstoff ist nur für die Therapie Erwachsener zugelassen. Nach Ermessen des Arztes kann er aber auch bei Kindern über zwei Jahren angewendet werden.

Warnhinweise

  • Vermeiden Sie es, ein Fahrzeug zu führen oder Maschinen zu bedienen, wenn Sie sich schwindlig, müde oder kraftlos fühlen.
  • Die Leberfunktion sollte während der Behandlung, unabhängig vom Alter, bei allen Patienten regelmäßig ärztlich überwacht werden.
  • Kommt es während der Behandlung zu einer Gehirnstörung mit Kopfschmerzen, Bluthochdruck, Krampfanfällen, Teilnahmslosigkeit, Verwirrtheit oder Sehstörungen, muss die Therapie sofort abgebrochen werden.
  • Treten während der Behandlung Anzeichen einer Lungenentzündung oder eines Lungenzusammenfalls auf, muss das Medikament sofort abgesetzt werden.
  • Bei Auftreten von Blutgerinnungsstörungen ist die Therapie mit dem Medikament sofort zu beenden.
  • Die Schilddrüsenfunktion muss regelmäßig während der Behandlung mit dem Medikament überprüft werden.
  • Das Medikament sollte entweder mindestens eine Stunde vor oder zwei Stunden nach einer Mahlzeit eingenommen werden.
  • Steht eine Operation bevor, muss die Einnahme des Medikaments mindestens sieben Tage davor beendet werden.
  • Während der Behandlung mit dem Medikament darf kein Grapefruitsaft getrunken werden.
  • Die Behandlung mit dem Medikament darf nur von erfahrenen Krebsärzten begonnen werden.

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.

Packungsgrößen

Packungsgröße und Darreichungsform
Wirkstoffgehalt (Dosierung pro Stück Filmtabletten)
30 Stück Filmtabletten
400 Milligramm Pazopanib
60 Stück Filmtabletten
400 Milligramm Pazopanib

Vergleichbare Medikamente

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Votrient 400 mg Filmtabletten sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Pazopanib (ggf. auch Generika).

Medikament
Darreichungsform

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.