Seebri Breezhaler 44 Mikrogramm

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 28.09.2016

Hersteller: Novartis Pharma GmbH
Wirkstoff: Glycopyrronium
Darreichnungsform: Inhalationskapsel

Rezeptpflichtig

Wirkung

Seebri Breezhaler 44 Mikrogramm enthält den Wirkstoff Glycopyrronium. Zu beachten ist außerdem die besondere Wirkung von Seebri Breezhaler 44 Mikrogramm.

 

Glycopyrronium wird in Form von Inhalationen bei erwachsenen Patienten mit COPD zu Erweiterung der Bronchien und Linderung der Beschwerden eingesetzt.

Des Weiteren wird der Wirkstoff als Injektion in der Klinik verwendet. Dort dient er zum Schutz vor den Nebenwirkungen beispielsweise von Neostigmin und Pyridostigmin, die zur Aufhebung der Wirkung von Muskelrelaxanzien eingesetzt werden.

Außerdem wird Glycopyrronium in der Narkosevorbehandlung verwendet, um die Absonderung von Speichel sowie von Schleim im Rachen- und Bronchialbereich zu verringern und die Magensäureproduktion zu bremsen.

Vor und während Operationen hilft der Wirkstoff, eine plötzlich auftretende gefährliche Verlangsamung des Herzschlags zu vermeiden oder abzuschwächen.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Glycopyrronium sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Muscarinrezeptor-Antagonisten, zu welcher der Wirkstoff Glycopyrronium gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • Dauertherapie zur Erweitung der Bronchien bei Erwachsenen mit chronisch verengten Atemwegen (COPD)

Dosierung

Die Kapseln dürfen nur mit dem beiliegenden Inhalator angewendet werden. Jeder Patient wird von seinem Arzt in der richtigen Anwendung von Kapseln und Inhalator unterwiesen. Die empfohlene Dosis besteht aus der einmal täglichen Inhalation des Inhalts einer Kapsel. Es wird empfohlen, die Inhalation jeden Tag zur gleichen Tageszeit durchzuführen. Wenn eine Dosis ausgelassen wurde, ist die nächste Dosis so bald wie möglich anzuwenden; allerdings dürfen Sie nicht mehr als eine Dosis pro Tag inhalieren.

Zur Inhalation ziehen Sie die Schutzkappe vom Inhalator ab und öffnen sie durch Aufklappen. Entnehmen Sie eine Kapsel aus der Blisterfolie, indem Sie die untere Schutzfolie abziehen. Die Kapsel nicht durchdrücken, da sie so beschädigt werden könnte! Legen Sie die Kapsel in das Kapselfach und schließen Sie den Inhalator, bis Sie ein Klicken hören. Nun durchstechen Sie die Kapsel beidseitig, indem Sie die Tasten rechts und links am Inhalator drücken. Auch hier sollte ein Klicken zu hören sein.

Atmen Sie dann vollständig aus, nehmen Sie das Mundstück zwischen die Lippen und atmen Sie rasch und gleichmäßig so tief wie möglich ein. Ein schwirrendes Geräusch und ein süßer Geschmack im Mund zeigen Ihnen die Entleerung der Kapsel an. Nach der Inhalation des Arzneimittels halten Sie Ihren Atem mindestens fünf bis zehn Sekunden an oder zumindest so lange, wie dies bequem möglich ist. Nehmen Sie den Inhalator aus dem Mund und atmen Sie anschließend aus.

Entnehmen Sie die leere Kapsel aus dem Kapselfach.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • Magnesiumstearat
  • Lactose-Monohydrat

Nebenwirkungen

 

Anwendung zur Inhalation:
Häufige Nebenwirkungen:
Nasen-Rachen-Entzündung, Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen, Mundtrockenheit, Magen-Darm-Entzündung, Harnwegsinfektionen

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Schnupfen, Harnblasenentzündung, Überempfindlichkeit, Gesichtsschwellung, Blutzuckerüberschuss, Empfindungsmangel, Vorhofflimmern, Herzklopfen, Sekretstau in den Nasennebenhöhlen, Husten mit Auswurf, Rachenreizung, Nasenbluten, Verdauungsstörung, Karies, Hautausschlag, Juckreiz, Arm- oder Beinschmerz, Brustmuskelschmerz, verminderte Harnausscheidung, Harnverhalt, Ermüdung, Schwäche

Nebenwirkungen unbekannter Häufigkeit:
paradoxer Bronchialkrampf

Besonderheiten:
Bei ersten Anzeichen einer Überempfindlichkeitsreaktion (einschließlich Schwierigkeiten beim Atmen oder Schlucken, Anschwellen von Zunge, Lippen und Gesicht), einer Nesselsucht oder eines Hautausschlags muss die Anwendung des Wirkstoffs sofort abgebrochen werden.

Gleiches gilt, wenn es bei der Behandlung zu einem sogenannten paradoxen Bronchialkrampf kommt.

Anwendung zur Injektion
Sehr häufige Nebenwirkungen:
Mundtrockenheit, vermindertes Schwitzen, Unterdrückung der Milchproduktion

Häufige Nebenwirkungen:
Herzrhythmusstörungen (bei höherer Dosierung von 10 Mikrogramm/Kilogramm Körpergewicht und gemeinsamer Gabe mit Neostigmin und Pyridostigmin)

Nebenwirkungen unbekannter Häufigkeit:
schwere allergische Reaktionen (allergischer Schock, Nesselsucht und andere Hauterscheinungen), Überempfindlichkeit, Gesichtsschwellung, Nervosität, Schlaflosigkeit, Schläfrigkeit, Verwirrtheit und / oder Erregtheit (v.a. bei älteren Patienten), Kopfschmerzen, Mattigkeit, Schwindel, Sehstörungen infolge von Pupillenerweiterung, Pupillenlähmung, erhöhter Augeninnendruck, Herzrasen, Herzklopfen, Geschmacksverlust, Übelkeit und Erbrechen, Verstopfung, Völlegefühl, Hitzestau (bei hoher Außentemperatur infolge eingeschränkter Schweißentwicklung), verzögertes Harnlassen, Harnverhalten, Impotenz

Besonderheiten:
Jeder Fall von Herzrasen muss vor der Anwendung des Wirkstoffs vom Arzt genau untersucht werden, da Glycopyrronium den Herzschlag beschleunigen kann.

Wechselwirkungen

Die gleichzeitige Anwendung von Glycopyrronium zur Inhalation und anderen Muskarinrezeptor-Antagonisten (z.B. manche Parkinson-Mittel) ist nicht untersucht worden und wird daher nicht empfohlen.

Mit anderen Wirkstoffen, die zur Behandlung der COPD eingesetzt werden (Alpha-Sympathomimetika, Theophyllin und Glukokortikoide zum Einnehmen und Inhalieren) ergaben sich keine Wechselwirkungen.

Glycopyrronium zur Injektion kann die beschleunigende Wirkung von Beta-Sympathomimetika auf den Herzschlag verstärken.

Bei Kombination mit anderen Muskarinrezeptor-Antagonisten verstärken sich die Nebenwirkungen von Glycopyrronium. Gleiches gilt für die Gabe zusammen mit Psychopharmaka (wie Phenothiazin und trizyklischen Antidepressiva), mit Antiarrhythmika wie Disopyramid, Procainamid und Chinidin, mit H1-Antihistaminika oder im Gehirn wirksamen Schmerzmitteln wie Meperidin.

Glycopyrronium kann, wie andere Muskarinrezeptor-Antagonistan auch, die Aufnahme anderer gleichzeitig verabreichter Wirkstoffe in den Körper verzögern.

Die gleichzeitige Verwendung des Wirkstoffs mit Glukokortikoiden kann zu einem erhöhten Augeninnendruck führen.

Die gleichzeitige Verwendung mit Herzmedikamenten mit langsam freisetzendem Digoxin kann zu erhöhten Digoxin-Werten im Blut und damit zu mehr Nebenwirkungen führen.

Gegenanzeigen

Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff darf Glycopyrronium weder inhaliert noch gespritzt werden.

Weitere Anwendungseinschränkungen ergeben sich aus allen Erkrankungen, die durch einen Muskarinrezeptor-Antagonisten verschlimmert werden könnten. Dies sind für die Injektionsform im Einzelnen:

  • grüner Star (Glaukom)
  • Verengungen der Harnwege wie beispielsweise Verschluss des Harnblasenhalses infolge einer gutartigen Vergrößerung der Prostata
  • Verengungen im Bereich des Magen-Darm-Kanals (z.B. Krämpfe des Speiseröhrenschließmuskels)
  • lähmungsbedingter Dünndarmverschluss
  • fehlende Darmbewegung bei älteren oder geschwächten Patienten
  • geschwächte Herz-Kreislauf-Funktion bei akuten Blutungen
  • schwere Colitis ulcerosa (auch mit der Komplikation eines toxischen Megakolons)
  • die Muskelkrankheit Myasthenia gravis

Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und unter seiner Kontrolle darf der Wirkstoff eingesetzt werden bei

  • Herzrasen, verengten Herzkranzgefäßen, Herzmuskelschwäche, Herzrhythmusstörungen, Bluthochdruck
  • Schilddrüsenüberfunktion
  • schwerer Nierenfunktionsstörung, weil die Wirkung von Glycopyrronium länger anhalten kann, was bei Operationen nicht erwünscht ist
  • Durchfall, weil er ein frühes Anzeichen eines unvollständigen Darmverschlusses sein kann (v.a. bei Patienten mit künstlichen Darmausgängen) - in diesem Fall wäre die Behandlung ungeeignet und möglicherweise schädlich

Glycopyrronium darf nur mit Vorsicht inhaliert werden bei

  • einer speziellen Form des grünen Stars, dem Engwinkelglaukom
  • Harnverhalt
  • schwerer Nierenfunktionsstörung einschließlich Blutwäschepatienten im Endstadium
  • schlecht behandelbaren Durchblutungsstörungen des Herzmuskels
  • Herzmuskelschwäche der linken Herzkammer
  • Herzinfarkt in der Vorgeschichte
  • Herzrhythmusstörungen (auch QT-Verlängerung) mit Ausnahme von chronisch stabilem Vorhofflimmern)

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Es gibt keine Erfahrungen mit der Anwendung von Glycopyrronium bei Schwangeren. Tierexperimente ergaben keine Hinweise auf direkte oder indirekte gesundheitsschädliche Wirkungen auf die Leibesfrucht. Glycopyrronium darf dennoch während der Schwangerschaft nur angewendet werden, wenn der Arzt den erwarteten Nutzen für die Patientin über das mögliche Risiko für das Ungeborene stellt.

Es ist nicht bekannt, ob Glycopyrronium beim Menschen in die Muttermilch übergeht, wie es bei Ratten der Fall ist. Der Arzt wird die Anwendung bei stillenden Frauen nur in Betracht ziehen, wenn der erwartete Nutzen für die Frau größer ist als alle eventuellen Risiken für den Säugling.

 

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Da Kinder nicht unter COPD leiden, wird Glycopyrronium bei ihnen für diese Anwendung nicht eingesetzt. Allerdings kann der Wirkstoff in der Intensivmedizin auch bei Kindern und Jugendlichen bei der Narkose verwendet werden.

Warnhinweise

  • Bei jeglichen Anzeichen einer Überempfindlichkeit muss die Behandlung mit dem Medikament sofort abgebrochen werden.
  • Kommt es bei der Inhalation zu einem Bronchialkrampf, darf das Medikament nicht mehr eingesetzt werden.
  • Das Medikament enthält Laktose (Milchzucker), die von manchen Patienten schlecht vertragen wird.
  • Jeder Inhalator ist nach 30-tägigem Gebrauch zu entsorgen.
  • Das Medikament darf nicht bei Temperaturen von mehr als 25 Grad Celsius gelagert werden.

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.

 

Packungsgrößen

Packungsgröße und Darreichungsform
Wirkstoffgehalt (Dosierung pro Stück Inhalationskapsel)
30 Stück Inhalationskapseln
50 Milligramm Glycopyrronium
90 Stück Inhalationskapseln
50 Milligramm Glycopyrronium

 

Vergleichbare Medikamente

 

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Seebri Breezhaler 44 Mikrogramm sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Glycopyrronium (ggf. auch Generika).

 
Medikament
Darreichungsform
Robinul zur Injektion 0,2 mg/ml, Injektionslösung
Injektionslösung

 

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.