Rapibloc 300 mg Pulver zur Herstellung einer Infusionslösung

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 07.09.2017
Hersteller: Amomed Pharma GmbH
Wirkstoff: Landiolol
Darreichnungsform: Pulver zur Herstellung einer Injektionslösung
Rezeptpflichtig

Wirkung

Rapibloc 300 mg Pulver zur Herstellung einer Infusionslösung enthält den Wirkstoff Landiolol. Zu beachten ist außerdem die besondere Wirkung von Rapibloc 300 mg Pulver zur Herstellung einer Infusionslösung.

Landiolol kommt in der Intensivmedizin zum Einsatz, weil es schnell, aber nur kurzfristig wirkt. Beispielsweise bekommen manche Patienten während oder nach Operationen Vorhofflimmern oder Vorhofflattern. Diese Zustände äußern sich meist durch Herzrasen, welches der Arzt mithilfe von Landiolol lindern kann.

Als Mittel gegen chronische Herzerkrankungen eignet sich Landiolol nicht, weil seine Wirkung nur von kurzer Dauer ist. Auch bei natürlichem Herzrasen verordnet der Arzt Landiolol normalerweise nicht.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Landiolol sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Betablocker, zu welcher der Wirkstoff Landiolol gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • Herzrasen, das von einer Stelle über der Herzkammer ausgeht
  • während und nach Operationen oder und anderen Bedingungen auftretende Herzrhythmusstörungen (Vorhofflattern, Vorhofflimmern)
  • Herzrasen, das nicht natürlicherweise einen zu niedrigen Blutdruck ausgleicht

Dosierung

Das Medikament darf nur in einer überwachten Umgebung (Krankenhaus) angewendet werden. Nur spezialisiertes medizinisches Fachpersonal darf das Medikament verabreichen und die Dosierung ist individuell auf den Patienten einzustellen.

Die Infusion in die Vene startet mit einer Dosis von 100 Mikrogramm/Kilogramm Körpergewicht innerhalb von einer Minute. Dann folgt eine langsame Infusion von 10 bis 40 Mikrogramm/Kilogramm Körpergewicht/Minute.

Wenn der verlangsamende Effekt auf den Herzschlag nicht rasch - innerhalb von zwei bis vier Minuten - eintreten sollte, wird der Arzt eine Infusion von 10 bis 40 Mikrogramm/Kilogramm Körpergewicht/Minute innerhalb von zehn bis 20 Minuten verabreichen.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • Mannitol
  • Natriumhydroxid

Nebenwirkungen

Häufige Nebenwirkungen:
verlangsamter Herzschlag, niedriger Blutdruck.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Lungenentzündung, Natrium-Mangel im Blut, Durchblutungsstörungen des Gehirns, Kopfschmerzen, Herzstillstand, Ausfall der Sinusknoten-Funktion, Herzrasen, Bluthochdruck, Wasseransammlungen in der Lunge, Übelkeit und Erbrechen, Lebererkrankungen, veränderte Laborwerte.

Seltene Nebenwirkungen:
Mittelfell-Entzündung, Blutplättchen-Mangel, Funktionstörung der Blutplättchen, Unterzuckerung, Hirninfarkt, Schlaganfall, Krampfanfall, Herzinfarkt, verschiedene Formen von Herzrhythmusstörungen, Schock, Hitzewallungen, Asthma, Atemnot, Atemwegserkrankung, Bronchialkrampf, Atemnot, Sauerstoffmangel im Blut, Bauchbeschwerden, Absonderungen im Mund, Mundgeruch, Bilirubin-Überschuss im Blut, Hautrötung, kalter Schweiß, Muskelkrämpfe, Funktionsstörung der Nieren, akutes Nierenversagen, Harnverminderung, Fieber, Schüttelfrost, Beklemmungen in der Brust, Schmerzen an der Injektionsstelle.

Nebenwirkungen unbekannter Häufigkeit:
Schmerzen an der Anwendungsstelle, Reaktion an der Injektionsstelle, Druckgefühl.

Besonderheiten:
Tritt niedriger Blutdruck auf, kann der Arzt dies schnell beheben, indem er die Dosis vermindert oder die Behandlung abbricht.

Wechselwirkungen

Blutdrucksenker aus der Wirkstoffgruppe der Calciumkanalblocker wie beispielsweise Nifedipin können das Risiko niedrigen Blutdrucks erhöhen. Bei Patienten mit Herzmuskelschwäche kann eine gleichzeitige Behandlung mit Betablockern zu einer Verschlimmerung führen. Bei ihnen muss der Arzt Landiolol vorsichtig dosieren und den Blutdruck sorgfältig überwachen.

Wenn der Patient Landiolol gleichzeitig mit Blutdrucksenkern wie Verapamil und Diltiazem, Antiarrhythmika wie Amiodaron oder Herzglykosiden verabreicht bekommt, kann es passieren, dass die Herzfunktion zu stark gedämpft wird. Auch Herzrhythmusstörungen sind möglich.

Landiolol kann die blutzuckersenkende Wirkung von Insulin oder oralen Antidiabetika beeinflussen. Es ist wichtig, dass der Arzt auf die Blutzuckerwerte des Patienten achtet. Normalerweise äußert sich eine Unterzuckerung unter anderem durch Herzrasen. Da Landiolol den Herzschlag verlangsamt, verschleiert es dieses Anzeichen der Unterzuckerung.

Bekommt der Patient zu Beginn und am Ende einer Narkose sowie der künstlichen Beatmung Landiolol verabreicht, besteht ein geringeres Risiko, dass er Herzrhythmusstörungen bekommt.

Für Patienten, die Blutdrucksenker einnehmen oder eine zu geringe Blutmenge haben, kann Landiolol das Risiko niedrigen Blutdrucks erhöhen.

Der Narkose-Arzt muss informiert werden, wenn der Patient zusätzlich zu Landiolol einen Betablocker erhält.

Ladniolol kann die blutdrucksenkende Wirkung mancher Narkosegase verstärken. Der Spezialist muss dann deren Dosierung entsprechend anpassen, um den gewünschten Blutdruck aufrechtzuerhalten.

Der Arzt muss Landiolol mit Vorsicht dosieren, wenn er es zusammen mit Wirkstoffen verabreicht, die den Herzschlag verlangsamen. Dazu zählen manche Narkosemittel, das MuskelrelaxansSuxamethonium oder Cholinesterase-Hemmstoffe wie Neostigmin. Sonst wird unter Umständen der Herzschlag zu stark gedämpft oder die Wirkungsdauer von Landiolol verlängert. Auch kann sich die Wirkungsdauer von Suxamethonium verlängern.

Nicht-steroidale Antirheumatika können die blutdrucksenkenden Wirkungen von Betablockern wie Landiolol verringern.

Bei gleichzeitiger Anwendung den nicht-steroidalen Antirheumatikums Floctafenin oder des NeuroleptikumsAmisulprid und Betablockern wie Landiolol ist besondere ärztliche Vorsicht erforderlich.

Landiolol kann die blutdrucksenkende Wirkung von trizyklischen Antidepressiva, Barbituraten, manchen Psychopharmaka sowie Blutdrucksenkern verstärken. Der Arzt muss Landiolol daher mit Vorsicht dosieren, um einen unerwarteten Blutdruckabfall zu verhindern.

Beta-2-Sympathomimetika können die Wirkung von Landiolol verringern. Möglicherweise muss der Arzt die Dosis beider Wirkstoffe je nach Reaktion des Patienten angepassen oder andere Wirkstoffe verwenden.

Landiolol verstärkt die Wirkung des Beruhigungsmittels Dexmedetomidin, der Blutdrucksenker Reserpin und Clonidin sowie von Muscarinrezeptor-Antagonisten (werden häufig gegen die Parkinson-Krankheit eingesetzt). Patienten, die gleichzeitig mit diesen Wirkstoffen behandelt werden, muss der Arzt sehr sorgfältig auf Anzeichen von niedrigem Blutdruck oder ausgeprägt langsamem Herzschlag überwachen.

Bei gleichzeitiger Anwendung des Blutdrucksenkers Clonidin und Betablockern ganz allgemein besteht ein hohes Risiko, dass der Blutdruck nach Behandlungsende plötzlich steigt. Möglicherweise besteht diese Gefahr auch bei Landiolol.

Manche Patienten reagieren allergisch auf bestimmte Wirkstoffe. Betablocker wie Landiolol können diese Reaktion verstärken. Es kann sein, dass das Gegenmittel Epinephrin bei diesen Patienten in der normalen Dosis nicht wirksam ist. Ihnen hilft dann eine Injektion von Glucagon in die Vene.

Wird Patienten während einer Landiolol-Infusion in die Vene Heparin verabreicht (das ist bei Operationen der Herzkranzgefäße üblich), sinkt der Landiolol-Gehalt im Blut um 50% ab.

Gegenanzeigen

Landiolol darf nicht verwendet werden bei
  • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
  • stark verlangsamtem Herzschlag (weniger als 50 Schläge pro Minute)
  • Erkrankung des Haupttaktgebers im Herzen (Sinusknoten-Syndrom)
  • schwere Störungen der Reizweiterleitung am Herzen (AV-Block 2. oder 3. Grades)
  • herzbedingtem Schock
  • sehr niedrigem Blutdruck
  • unbehandelter Herzmuskelschwäche
  • Lungenhochdruck
  • unbehandeltem Tumor der Nebenniere (Phäochromozytom)
  • akutem Asthma-Anfall
  • schwerer, nicht behebbarer Übersäuerung des Körpers (metabolische Azidose)
  • Störung der Reizleitung am Herzen im Sinne einer Überempfindlichkeit (vorzeitiges Erregungssyndrom), weil solche Patienten zu Kammerflimmern neigen
  • AV-Block ersten Grades
  • anfallsweisen Krämpfen der Herzkranzgefäße (Prinzmetal-Angina), weil diese sich verstärken können
  • behandelter Herzmuskelschwäche, weil sich diese dennoch verschlechtern kann
  • allen Formen von Herzrhythmusstörungen, die von Stellen über den Herzkammern ausgehen
  • unzureichender Nierenfunktion, weil dies die Ausscheidung von Landiolol und seiner Abbauprodukte stark verzögert
  • behandeltem Tumor der Nebenniere und dann auch nur nach Vorbehandlung mit einem Alpha-Sympatholytikum
  • Neigung zu Krämpfen der Bronchialmuskulatur
  • arteriellen Durchblutungsstörungen (Raynaud-Syndrom, "Schaufensterkrankheit")
  • Neigung zu allergischen Reaktionen, weil die Gegenmittel wie Epinephrin durch die Behandlung möglicherweise weniger wirksam sind.
Landiolol kann den Blutzucker erhöhen. Bei Menschen mit erhöhtem Blutzucker oder Diabetes sollte der Arzt Landiolol nur nach einer sorgfältigen Nutzen-Risiko-Abwägung einsetzen.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Zwar haben sich in Tierstudien keine nachteiligen Auswirkungen auf die Nachkommen gezeigt, doch wenden Ärzte Landiolol bei Schwangeren in der Regel vorsichtshalber nicht an. Besonders in den letzten Schwangerschafts-Monaten kann der Wirkstoff bei den Neugeborenen zu Blutzucker-Überschuss, niedrigem Blutdruck und verlangsamter Herztätigkeit führen. Falls der Arzt eine Behandlung mit Landiolol als notwendig erachtet, wird er die Durchblutung des Mutterkuchens, das Wachstum des Ungeborenen und die Entwicklung des Neugeborenen sorgfältig überwachen.

Bei Tieren geht Landiolol bzw. seine Abbauprodukte in die Muttermilch über. Ob das auch bei Menschen der Fall ist, ist nicht bekannt. Es ist nicht auszuschließen, dass für Neugeborene/Säuglinge ein Risiko besteht. Der Arzt wird entscheiden, ob die Patientin mit dem Stillen aufhören oder die Landiololtherapie abbrechen/unterlassen sollte. Zu berücksichtigen ist dabei der Nutzen des Stillens für das Kind und der Nutzen der Therapie für die Frau.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Die Sicherheit und Wirksamkeit von Landiolol bei Kindern im Alter bis 18 Jahren sind bisher noch nicht erwiesen. Eine Dosierungsempfehlung kann nicht gegeben werden.

Warnhinweise

  • Das Medikament darf nur von spezialisiertem Fachpersonal und in einem Krankenhaus verabreicht werden.
  • Nach der Verdünnung ist das Medikament noch 24 Stunden bei 25 Grad haltbar.
  • Ist das Pulver gelöst, darf die Lösung nicht eingefroren werden.

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.

Packungsgrößen

Packungsgröße und Darreichungsform
Wirkstoffgehalt (Dosierung pro Flasche Pulver zur Herstellung einer Injektionslösung)
1 Flasche Pulver zur Herstellung einer Injektionslösung
280 Milligramm Landiolol

Vergleichbare Medikamente

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Rapibloc 300 mg Pulver zur Herstellung einer Infusionslösung sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Landiolol (ggf. auch Generika).

Medikament
Darreichungsform
Pulver zur Herstellung einer Injektionslösung

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.