Parkotil 1

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 13.12.2007
Hersteller: Lilly Deutschland GmbH
Wirkstoff: Pergolid
Darreichnungsform: Tablette
Rezeptpflichtig

Wirkung

Parkotil 1 enthält den Wirkstoff Pergolid. Zu beachten ist außerdem die besondere Wirkung von Parkotil 1.

Pergolid wird in der Therapie der Parkinson-Krankheit zur Verminderung von Bewegungstarre und Zittern eingesetzt.

Meist wird der Wirkstoff mit Levodopa und Decarboxylasehemmern kombiniert. Dies ist nur dann ratsam, wenn eine Behandlung mit Nicht-Mutterkorn-Alkaloiden nicht oder nicht ausreichend wirksam ist, nicht vertragen wird oder sich verbietet.

Selten und nur als Therapie der zweiten Wahl wird Pergolid als Einzelsubstanz zur Parkinson-Behandlung verwendet.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Pergolid sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Dopaminrezeptor-Agonisten, Mutterkornalkaloide, Parkinson-Mittel, zu welcher der Wirkstoff Pergolid gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • Therapie der zweiten Wahl zur Behandlung der Parkinson-Krankheit mit dem Einzelwirkstoff (ohne Levodopa/ Decarboxylasehemmer)
  • Zusatztherapie zusammen mit Levodopa/ Decarboxylasehemmern, wenn die Therapie mit Nicht-Ergotamin-Dopaminagonisten nicht ausreichend wirksam ist, nicht vertragen wird oder erlaubt ist

Dosierung

Pergolid wird sehr langsam aufdosiert: In klinischen Studien werden nach vier Wochen Tagesdosen von 1,5 bis 2 Milligramm erreicht. Dies (ca. 2 Milligramm) ist meist auch die Erhaltungsdosis.

In Kombination mit einem anderen Parkinsonmittel wird der Arzt meist eine Anfangsdosis von 0,05 Milligramm pro Tag verordnen. Alle drei Tage wird die Dosis um ca. 0,1 Milligramm erhöht. Die Tabletten werden auf drei Einzelgaben verteilt. Die mittlere Tagesdosis beträgt 1 bis 3 Milligramm, individuell nach Verträglichkeit und Wirksamkeit verordnet.

Bei abruptem Absetzen können innerhalb einiger Tage Halluzinationen und Verwirrtheit ausgelöst werden, daher die Behandlung mit Parkotil ausschleichend beenden.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • Farbstoff E 172
  • Lactose 1H2O
  • Magnesiumstearat
  • Povidon
  • Croscarmellose-Natrium

Nebenwirkungen

Häufige Nebenwirkungen:
Zappeligkeit, Wahnvorstellungen (manchmal auch nach Absetzen der Substanz), Verwirrtheitszustände, Schläfrigkeit, Schlaflosigkeit, Schwindel, Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen, Verstopfung, Durchfall, Verdauungsstörungen, Atemnot, Schnupfen , niedriger Blutdruck, Herzrhythmusstörungen, Herzklopfen, Herzjagen, Extrasystolen, Herzklappenveränderungen (und damit verbundene Krankheiten), Doppeltsehen.

Seltene Nebenwirkungen:
Vorübergehende Leberwerterhöhung (SGOT, SGPT), Überempfindlichkeitsreaktionen wie Hautausschlag, Fieber, Tagesmüdigkeit, Schlafattacken, Raynaud-Syndrom.

Vereinzelte Nebenwirkungen:
Gleichzeitiges Auftreten von Fieber, Muskelsteifheit, Bewusstseinsveränderung, Blutdruckerhöhung, Herzrasen, Brustfellentzündung, Brustfellerguss, Brustfellumwandlung in Bindegewebe, Herzbeutelentzündung, Herzbeutelerguss, bindegewebige Umwandlung von Lungengewebe, Herzklappenentzündungen an einer oder mehreren Klappen.

Besonderheiten:
Die Patienten sollten vom Arzt und ihren Angehörigen regelmäßig hinsichtlich Verhaltensauffälligkeiten wie krankhafte Spielsucht, krankhaft gesteigerter Geschlechtsdrang, zwanghaftes Geldausgeben oder Einkaufen, Essattacken und Esszwang beobachtet werden. Wenn solche Symptome auftreten, sollte die Behandlung möglicherweise geändert werden.

Der Verdacht, dass Pergolid und ähnliche Wirkstoffe krankhafte Veränderungen an den Herzklappen hervorrufen können, wurde im Januar 2007 durch zwei klinische Studien bestätigt. Die Schädigung scheint durch die Wirkung auf eine spezielle Bindungsstelle für den Nervenbotenstoff Serotonin verursacht zu sein. Die Herzklappenschädigung tritt den Studien nach sehr häufig auf (bei 23,4 % der Pergolid-Anwender).

Wechselwirkungen

Werden gleichzeitig andere Wirkstoffe gegeben, die sich wie Pergolid stark an die Eiweißkörper im Blut binden, muss vielleicht deren Dosis verändert werden. Zu solchen Substanzen gehören Herzmittel (Digitoxin) und Antikoagulantien vom Cumarin-Typ.

Neuroleptika können den Effekt von Pergolid vermindern.

Nehmen Patienten gleichzeitig Levodopa, kann Pergolid eventuell Verwirrtheit, Wahnvorstellungen und unkontrollierte Bewegungen verstärken.

Bei gleichzeitiger Verordnung von blutdrucksenkenden Medikamenten kann es bei der Behandlung mit Pergolid zu einer starken und lang anhaltenden Blutdrucksenkung kommen.

Gegenanzeigen

Pergolid sollte nicht angewendet werden bei
  • Überempfindlichkeit gegen Mutterkornalkaloide
  • schweren Nierenfunktionsstörungen
  • schweren Leberfunktionsstörungen
  • gleichzeitiger Anwendung blutdrucksenkender Mittel
  • schweren Herzrhythmusstörungen
  • schwerer Herzmuskelschwäche, Herzmuskelentzündung oder Erguss im Herzbeutel
  • Veränderungen an den Herzklappen, die sich vor Beginn der Behandlung im EKG zeigen
  • Entzündung oder Erguss im Brustfell oder einer Lungenerkrankung mit bindegewebiger Durchsetzung der Lunge (Lungenfibrose).
Die beiden letzten Einschränkungen sind reine Vorsichtsmaßnahmen. Eine seltene Nebenwirkung des Pergolid sind nämlich Bindegewebsbildungen mit Austritt von Gewebsflüssigkeit im Brustraum, im Herzbeutel oder Herzmuskel.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Pergolid darf in der Schwangerschaft nicht angewendet werden. Vor Beginn der Behandlung ist das Bestehen einer Schwangerschaft auszuschließen und ihr Eintreten während der Behandlung durch geeignete Maßnahmen zu verhüten.

Aufgrund der Wirkung von Pergolid ist auch mit einer Beeinträchtigung der Milchbildung zu rechnen. Es ist nicht bekannt, ob Pergolid und seine Stoffwechselprodukte in die Muttermilch übertreten. Aufgrund der Möglichkeit von Nebenwirkungen für den Säugling sollte entweder abgestillt werden oder, wenn es der Arzt nicht für die Mutter für schädlich hält, das Medikament
abgesetzt werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Kinder und Jugendliche dürfen Pergolid nicht einnehmen.

Warnhinweise

  • Das Reaktionsvermögen kann durch Pergolid herabgesetzt werden. Die Patienten müssen sich im Straßenverkehr vorsehen. Sehr selten kann es zu plötzlichem Einschlafen kommen.
  • Blutdrucksenkende Mittel und Pergolid können einen schweren und anhaltenden Blutdruckabfall auslösen.
  • Bei gleichzeitiger blutverdünnender Therapie muss vom Arzt regelmäßig die Gerinnungszeit (INR) überprüft werden.
  • Zusätzliche Parkinsonmittel können die Wirkungen von Pergolid auf das Gehirn verstärken (Verwirrung, Wahnvorstellungen).
  • Bei Atemnot oder Brustschmerzen sollte sofort ein Arzt aufgesucht werden, um mit klinischer Untersuchung und Ultraschall einen Rippenfellerguss oder Bindegewebsverwachsungen an Herzklappen/Lunge überprüfen zu lassen.
  • Vor jedem Behandlungsbeginn und später regelmäßig sind ärztliche EKG- und Blutdruckkontrollen nötig. Zeigen sich krankhafte Veränderungen, darf die Therapie nicht begonnen, beziehungsweise muss beendet werden.
  • Bei Auftreten von krankhafter Spielsucht, gesteigertem Geschlechtsdrang, zwanghaftes Geldausgeben oder Einkaufen, Essattacken und Esszwang sollte die Behandlung möglicherweise geändert werden.
  • Bei Herzbeschwerden, Atembeschwerden, Atemnot zum Arzt bzw. zur klinischen und Ultraschall-Untersuchung gehen (Verdacht auf Bindegewebsneubildungen und -verwachsungen im Brustraum).
  • Achtung: In Kombination mit Levodopa-Therapie kann es zu Verwirrtheit, Halluzinationen und Bewegungsstörungen kommen.
  • Das Mittel darf nicht abrupt abgesetzt werden.
  • Bei Herzklappenveränderungen oder Fibrose absetzen.
  • Blut-Elektrolyt-Kontrolle, Blutbildkontrolle und Echokardiogramm alle 6 Monate.
  • Leber- und Nierenfunktion kontrollieren.
  • Therapie langsam ausschleichen.
  • Vor der Behandlung ist eine Herzuntersuchung inklusive Echokardiographie notwendig.
  • Jährliche ärztliche Untersuchung und gynäkologische Untersuchung.

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.

Packungsgrößen

Packungsgröße und Darreichungsform
Wirkstoffgehalt (Dosierung pro Stück Tablette)
20 Stück Tabletten
1 Milligramm Pergolid
100 Stück Tabletten
1 Milligramm Pergolid

Vergleichbare Medikamente

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Parkotil 1 sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Pergolid (ggf. auch Generika).

Medikament
Darreichungsform
Tabletten
Tabletten
Tabletten

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.