Gilurytmal 50mg/10ml Injektionslösung

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 15.04.2013
Hersteller: Carinopharm GmbH
Wirkstoff: Ajmalin
Darreichnungsform: Injektionslösung
Rezeptpflichtig

Wirkung

Gilurytmal 50mg/10ml Injektionslösung enthält den Wirkstoff Ajmalin.

Ajmalin wird gegen Herzrhythmusstörungen eingesetzt. Die Herzrhythmusstörungen müssen mit einem beschleunigten Puls einhergehen und von den Herzvorhöfen ausgehen. Solche Rhythmusstörungen sind beispielsweise Herzrasen, das vom AV-Knoten ausgeht, Herzrasen bei WPW-Syndrom oder auch anfallsweise Rhythmusstörungen (Vorhofflimmern).

Bei starken Beschwerden durch Herzrasen der Herzkammern wird Ajmalin nur eingesetzt, wenn diese nach Beurteilung des Arztes lebensbedrohlich sind.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Ajmalin sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Antiarrhythmika, zu welcher der Wirkstoff Ajmalin gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • Herzrhythmusstörungen mit zu schneller Aktion der Herzvorhöfe, die Beschwerden verursachen und behandlungsbedürftig sind
  • viel zu schnelle Aktion der Herzkammern, die Beschwerden verursachen und nach Beurteilung des Arztes lebensbedrohlich sind

Dosierung

Die Dosierung und die Entscheidung, ob das Medikament als Injektion in die Vene oder zur Infusion verwendet wird, hängt grundsätzlich von der Diagnose durch den Arzt ab.

Die genaue Dosierung wird vom Arzt für den einzelnen Patienten individuell festgelegt. Der Beginn der Behandlung mit dem Antiarrhythmikum bedarf bei Herzrhythmusstörungen der Herzkammern einer sorgfältigen Überwachung durch einen spezialisierten Arzt (Kardiologen) und darf nur bei Vorhandensein einer kardiologischen Notfallausrüstung sowie der Möglichkeit einer Monitorkontrolle erfolgen. Während der Behandlung werden in regelmäßigen Abständen Kontrolluntersuchungen vorgenommen (beispielsweise mit Standard-, mit Langzeit-EKG und/oder Belastungs-EKG). Bei Verschlechterung einzelner Werte oder einer Zunahme der Anzahl oder des Schweregrades der Herzrhythmusstörungen, wird eine Überprüfung der Therapie erfolgen.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • Natriumhydroxid
  • Phosphorsäure 84 – 90%
  • Propylenglykol
  • Wasser für Injektionszwecke

Nebenwirkungen

Seltene Nebenwirkungen nach schneller Gabe in die Vene:
Krampfanfälle, nervliche Missempfindungen, Atemstillstand, vorübergehender
Anstieg von bestimmten Leber-Enzymen (Transaminasen) bis zum dreifachen der Normalwerte innerhalb der ersten Wochen bei Behandlungsbeginn.

Sehr seltene Nebenwirkungen:
Auslösung oder Verschlechterung einer Herzmuskelschwäche, Veränderungen oder Verstärkung der Herzrhythmusstörungen (mit der möglichen Folge des Herzstillstandes), bedrohlicher Anstieg der Kammerfrequenz (bei Vorhofflimmern oder Vorhofflattern), krankhaft verlangsamter Herzschlag durch herabgesetzte Erregung am Sinusknoten (Sinusbradykardie), Blockierungen des Sinusknotens, Hemmung der Reizausbreitung in den Herzkammern, Erregungsleitungsstörungen zwischen Herzvorhöfen und -kammern (AV-Block) verschiedener Schweregrade, Ausfall von Pumpbewegungen des Herzens, erheblicher Blutdruckabfall (nach schneller Gabe in die Vene), Gallestauungen in der Leber (bilden sich sofort nach Absetzen des Wirkstoffs zurück).

Vereinzelte Nebenwirkungen:
Blutbildveränderungen (Fehlen von Granulozyten), Blutplättchenmangel), zu viele unreife Blutzellen, Schäden an den Leberzellen.

Nebenwirkungen unbekannter Häufigkeit:
Augenzwinkern, Übelkeit und Erbrechen, Durchfall, Appetitlosigkeit, Verstopfung, Wärmegefühl, Hautrötung, Reaktionen der körpereigenen Abwehr wie Hauterscheinungen, Gelenkschmerzen, Nierenerkrankungen (Glomerulonephritis), beschleunigter Abbau von roten Blutkörperchen, Nierenfunktionsstörung, Herabsetzung der blutbildenden Funktion des Knochenmarks, Anstieg von bestimmten Antikörpern im Blut, akute Leberentzündung.

Besonderheiten:
Treten innerhalb der ersten zwei bis vier Behandlungswochen zunächt erhöhte Temperaturen, dann Fieber, Juckreiz, Gelbfärbung der Augen, brauner Urin und heller Stuhl auf, muss die Behandlung sofort abgebrochen werden.

Wechselwirkungen

Die Kombination von Ajmalin mit anderen Antiarrhythmika, mit Betablockern oder Calciumkanalblockern (Mitteln zur Behandlung der Angina pectoris und von Bluthochdruck) verstärkt die Wirkung auf die Erregungsleitung vom Herzvorhof auf die Herzkammern (AV-Überleitung), die Erregungsleitung innerhalb der Herzkammer und senkt die Pumpleistung des Herzens zusätzlich. Eine Kombination von Ajmalin mit anderen Antiarrhythmika der Klasse I sollte wegen der Gefahr des Auftretens schwerwiegender Nebenwirkungen unterbleiben.

Bei gleichzeitiger Anwendung von Ajmalin und Chinidin kommt es zu einer Erhöhung der Blutkonzentration von Ajmalin und erhöhter Wirkung.

Ajmalin verstärkt dosisabhängig die Wirkung von Herzglykosiden auf die Erregungsleitung, was vermehrt zu Herzrhythmusstörungen führen kann.

Die gleichzeitige Gabe von Substanzen, die den Abbau von Ajmalin im Körper fördern wie Rifampicin (Tuberkulose-Mittel), Phenobarbital, Phenytoin und Carbamazepin (Mittel gegen Epilepsie) schwächt die Wirkung erheblich ab.

Die Häufigkeit von lang anhaltenden Gallestauungen nimmt bei gleichzeitiger Behandlung mit Hormonen, Sulfonamiden (als Antibiotika, aber auch orale Antidiabetika), Salicylaten (Entzündungshemmer) und Diazepam (Beruhigungs- und Epilepsie-Mittel) zu.

Eine gleichzeitige Verabreichung von Medikamenten, die zu einer Verlängerung der QTc-Zeit führen, wird der Arzt wegen eines möglichen Auftretens lebensbedrohlicher Herzrhythmusstörungen (Torsade-de-pointes) vermeiden.

Ajmalin verstärkt die Wirkung von Betablockern, Antidepressiva sowie Neuroleptika, weil es deren Abbau im Körper behindert. Dies ist vom Arzt insbesondere bei der Gabe als Dauertropfinfusion zu berücksichtigen.

Gegenanzeigen

Ajmalin darf nicht angewendet werden bei
  • Überempfindlichkeit gegen Ajmalin
  • stärkeren Störungen der Erregungsleitung zwischen Herzvorhöfen und -kammern (AV-Block II. und III. Grades)
  • vorbestehenden Erregungsleitungsstörungen innerhalb der Herzkammern
  • kurzer Bewusstlosigkeit durch Herzstillstand (Adams-Stokes-Anfälle)
  • bestehender Herzmuskelschwäche, weil diese verschlimmert werden könnte
  • erheblicher Zunahme der Erregungsausbreitung in den Herzkammern oder Verlängerung der gesamten elektrischen Herzkammeraktion, weil diese weiter verzögert werden könnte
  • Vergiftungen mit Herzglykosiden
  • Myasthenia gravis (Bildung von Antikörpern gegen körpereigene Substanzen mit der Folge einer gestörten Reizübertragung vom Nerv auf den Muskel)
  • krankhafter Vergrößerung des Herzmuskels
  • zu langsamer Schlagfolge des Herzens (unter 50 Schläge/Minute)
  • zu schneller Schlagfolge des Herzens (Tachykardien), die durch eine Herzmuskelschwäche bedingt ist
  • Zustand innerhalb der ersten drei Monate nach Herzinfarkt
  • Patienten mit einer Leistungsminderung der linken Herzkammer auf weniger als 35% (Ausnahme: Patienten mit lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen, die von der Herzkammer ausgehen).
Nur nach sorgfältiger Abwägung von Nutzen und Risiko durch den Arzt, unter seiner Kontrolle und mit angepasster Dosierung darf Ajmalin angewendet werden bei
  • eingeschränkter Leberfunktion
  • gestörter Nierenfunktion
  • Erkrankung des körpereigenen Schrittmachers für die Herztätigkeit (Syndrom des kranken Sinusknotens)
  • leichteren Störungen der Erregungsleitung zwischen Herzvorhöfen und Herzkammern (AV-Block I. Grades)
  • nicht vollständiger Blockade der Erregungsleitung innerhalb der Herzkammern (inkompletter Schenkelblock)
  • niedrigem Blutdruck (unter 90 mmHg systolisch)
  • verminderter Leberdurchblutung durch Herzmuskelschwäche, akuten Herzinfarkt oder niedrigen Blutdruck).
Besonderheiten:
Bei der Verabreichung als Dauertropfinfusion ist zu berücksichtigen, dass sieben bis acht Prozent der Patienten Ajmalin langsamer verstoffwechseln als üblich. Bei länger dauernder Anwendung kann es bei diesen Patienten zu erheblich höheren Konzentrationen des Wirkstoffs im Körper kommen. Verschlechtert sich das Befinden während einer Infusion, wird der Arzt sie daher sofort unterbrechen.

Ajmalin macht den Herzmuskel empfindlicher für die Taktgebung durch eingesetzte Herzschrittmacher. Dies muss der Arzt berücksichtigen, wenn er den Wirkstoff Schrittmacher-Patienten verschreibt.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Ajmalin sollte in den ersten drei Monaten der Schwangerschaft nicht angewendet werden, weil es keine Studien aus Tierversuchen und auch keine Behandlungserfahrungen dazu gibt. Die Anwendung von Ajmalin in der fortgeschrittenen Schwangerschaft wird vom Arzt nur in schwerwiegenden Fällen erwogen werden, wenn der Nutzen für die Mutter das Risiko des Ungeborenen überwiegt. Ganz allgemein können Wirkungen auf Herz- und Nerventätigkeit des Kindes nicht ausgeschlossen werden. Daher sollte Ajmalin in der Schwangerschaft nur bei unbedingter Notwendigkeit und in niedriger Dosis angewendet werden und wenn die Patientin ärztlich überwacht werden kann.

Es gibt keine Studien zum Übertritt von Ajmalin in die Muttermilch. Eine Anwendung des Wirkstoffs während der Stillzeit liegt daher im Ermessen des Arztes.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Da keine ausreichenden Daten aus klinischen Studien zur Wirksamkeit und Sicherheit bei Kindern vorliegen, sollte Ajmalin nicht in dieser Altersgruppe eingesetzt werden.

Warnhinweise

  • Das Medikament kann Autofahren und das Bedienen von Maschinen vor allem zu Beginn der Behandlung sowie bei Veränderung der Verordnung gefährlich machen. Dies gilt besonders im Zusammenwirken mit Alkohol.
  • Bei Anzeichen von Gallestau (Fieber, Juckreiz, Gelbfärbung der Augen, brauner Urin und heller Stuhl) ist die Behandlung sofort abzubrechen.
  • Die Ampullen sind im Umkarton aufzubewahren, um den Inhalt vor Licht zu schützen.
  • Das Medikament darf nicht mit alkalischen Injektions- oder Infusionslösungen gemischt werden

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.

Packungsgrößen

Packungsgröße und Darreichungsform
Wirkstoffgehalt (Dosierung pro Ampulle Injektionslösung)
5 Ampulle Injektionslösung
50 Milligramm Ajmalin

Vergleichbare Medikamente

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Gilurytmal 50mg/10ml Injektionslösung sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Ajmalin (ggf. auch Generika).

Medikament
Darreichungsform

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.