Ein Mann fasst sich an die Brust.
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Erste Hilfe bei Herzinfarkt

Von: Onmeda-Redaktion , Dr. rer. nat. Geraldine Nagel (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 23.12.2021

Kommt bei einem Herzinfarkt die medizinische Hilfe zu spät, kann das schnell tödlich enden. Umgekehrt gilt: Wer im Notfall besonnen reagiert und alles richtig macht, kann Leben retten. Woran erkennt man einen Herzinfarkt und welche Fehler sollte man vermeiden?

Wie erkenne ich einen Herzinfarkt?

Ein Herzinfarkt kommt oft aus heiterem Himmel. Nur die richtige Behandlung in den ersten Stunden nach dem Infarkt kann verhindern, dass die unterversorgten Herzmuskelzellen absterben. Kein Wunder also, dass der Herzinfarkt hierzulande eine der häufigsten Todesursachen ist. Mögliche Anzeichen für einen Herzinfarkt sind:

  • länger als fünf Minuten anhaltende, starke Schmerzen hinter dem Brustbein, die auch linksseitig in die Schulter, den Arm, Hals, Kiefer, Rücken oder Bauch ausstrahlen können
  • Gefühl von Druck oder Enge in der Brustgegend
  • Übelkeit, Erbrechen, Schwächegefühl
  • kalter Schweiß
  • blassgraue Haut
  • Atemnot
  • Todesangst

Zudem kann die Person bewusstlos werden.

Wichtig zu wissen:
Frauen
haben bei einem Herzinfarkt häufig keine typischen Symptome, sondern leiden eher unter allgemeinen Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen, Atemnot oder Oberbauchschmerzen. Auch der starke Schmerz hinter dem Brustbein tritt bei Frauen nicht unbedingt auf, stattdessen verspüren sie möglicherweise ein Druck- oder Engegefühl hinter dem Brustbein. Ein Herzinfarkt wird bei Frauen deshalb nicht immer sofort als solcher erkannt.

Erste-Hilfe-Maßnahmen – das können Sie tun:

Auch wenn die Herzinfarkt-Symptome nur mäßig ausgeprägt oder unspezifisch sind, kann die Situation lebensbedrohlich sein. Nehmen Sie verdächtige Beschwerden immer ernst, auch wenn Sie nicht sicher sind, ob es sich tatsächlich um einen Herzinfarkt handelt!

Bei Verdacht auf einen Herzinfarkt sollten Sie folgende Maßnahmen ergreifen:

  • Alarmieren Sie umgehend den Notarzt (112).
  • Lagern Sie den Betroffenen mit erhöhtem Oberkörper, um das Herz zu entlasten.
  • Lockern Sie enge Kleidung und decken Sie die Person ggf. zu.
  • Beruhigen und betreuen Sie die Person, bis der Rettungswagen eintrifft – lassen Sie sie nicht allein.
  • Kontrollieren Sie regelmäßig, ob der Betroffene noch bei Bewusstsein ist. Falls der Betroffene bewusstlos ist, aber

Wann ist professionelle Hilfe notwendig?

Je rascher bei ersten Symptomen gehandelt wird, desto günstiger ist auch die Prognose. Alarmieren Sie daher bereits bei Verdacht auf einen Herzinfarkt in jedem Fall umgehend den Notarzt.

Drei häufige Fehler

Fehler Nr. 1: Zögerliches Handeln

Manche Menschen warten trotz starker Beschwerden erst einmal ab, ob sich der Zustand vielleicht von alleine bessert – zum Beispiel, weil es schon so spät oder Wochenende ist. Andere scheuen sich, den Notarzt zu rufen, und ziehen lieber zuerst Freunde oder Nachbarn zurate oder versuchen, beim ihnen vertrauten Hausarzt Hilfe zu bekommen.

Richtig ist: Sofort handeln

Egal, welcher Tag und wie viel Uhr es ist oder ob Sie nicht sicher sind, dass es wirklich ein Notfall ist: Lieber einen Fehlalarm absetzen als Leben aufs Spiel setzen – denn bei einem akuten Herzinfarkt zählt jede Minute! Rufen Sie also sofort den Rettungsdienst: Wählen Sie dazu die europaweite Notrufnummer 112 (oder die örtliche Notrufnummer).

Achtung – nicht verwechseln:

Bei einem Herzinfarkt kann nur der Rettungsdienst (unter 112) die richtige Hilfe leisten. Ein ärztlicher Notdienst oder Bereitschaftsdienst ist kein Rettungsdienst, sondern dient nur dazu, außerhalb der normalen Praxisöffnungszeiten den Hausarzt zu ersetzen. Der diensthabende Bereitschaftsarzt kann – wenn er endlich die Zeit findet, zu kommen – bei einem Herzinfarktpatienten auch nicht viel mehr tun, als die 112 zu alarmieren.

Fehler Nr. 2: Fehlende Angaben

Wenn jemand Anzeichen für einen Herzinfarkt entwickelt, verursacht das in der Regel große Aufregung – vor allem bei engen Angehörigen, Freunden oder Kollegen. Dann kann es schnell passieren, dass derjenige, der den Notruf absetzt, unverständliche oder unvollständige Angaben macht und zu schnell auflegt. Im schlimmsten Fall weiß der Rettungsdient dann gar nicht, wohin er den Rettungswagen schicken soll

Richtig ist: Ruhig bleiben und Rückfragen abwarten

Versuchen Sie, langsam, laut und deutlich zu sprechen und klare Angaben zu machen:

  • Wo sind Sie? Nennen Sie Ort und Ortsteil, Straße, Hausnummer und – falls nötig – weitere Einzelheiten wie Stockwerk, Eingang oder Namensschild.
  • Wer benötigt warum Hilfe? Sagen Sie, um welche Person es geht (Mann oder Frau, Alter, bekannte Erkrankungen wie Diabetes usw.), beschreiben Sie möglichst genau deren Beschwerden und Zustand (z. B. Bewusstlosigkeit) und erwähnen Sie den Herzinfarktverdacht – dann schickt die Leitstelle sofort einen Rettungswagen mit Notarzt.
  • Wie heißen Sie?
  • Was fehlt noch? Warten Sie, ob die Leitstelle Rückfragen hat, und geben Sie Ihre Telefonnummer an. Legen Sie erst auf, wenn die Leitstelle das Gespräch beendet hat! Die Leitstelle kann Ihnen per Telefon auch Hilfestellung zu Erste-Hilfe-Maßnahmen geben und Sie anweisen, falls Sie sich hierbei unsicher fühlen.

Fehler Nr. 3: Eigentransport zum Krankenhaus

Entscheiden Sie sich im Notfall bloß nicht dafür, den Transport ins Krankenhaus selber (oder mithilfe von Freunden, Bekannten oder Verwandten) zu übernehmen – zum Beispiel, weil Sie glauben, damit Zeit zu sparen. Denn der Zustand von Herzinfarktpatienten kann sich schnell verschlimmern. Kommt es dann zu Komplikationen (z. B. in Form von Herzrhythmusstörungen, können Sie nichts dagegen tun.

Richtig ist: Auf den Rettungswagen warten

Wenn Rettungswagen und Notarzt eintreffen, kann der Notarzt sofort prüfen, ob tatsächlich Anzeichen für einen Herzinfarkt vorliegen, und entsprechende Erste-Hilfe-Maßnahmen ergreifen. Zudem ist jeder Rettungswagen mit einem Defibrilator ausgestattet: Dieses Gerät kann lebensrettend sein, weil sich damit Herzrhythmusstörungen (Kammerflimmern) schnell beheben lassen.