Jemand hält eine Tasse in der Hand.
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Tremor (Zittern)

Von: Wiebke Posmyk (Medizinjournalistin, Diplom-Pädagogin, M.A. Media Education)
Letzte Aktualisierung: 23.12.2021

Wenn der Arzt von einem Tremor spricht, meint er nichts anderes als Zittern. Ob und wie ein Zittern behandelt werden muss, hängt vor allem von der Ursache ab.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Tremor (Zittern)

Wenn Füße, Hände oder andere Körperteile zittern, ist das häufig harmlos. Zittern ist zunächst einmal eine ganz normale körperliche Reaktion auf verschiedene Einflüsse, zum Beispiel auf Kälte, Angst oder Schmerz. Ein Tremor kann aber auch durch oder Erkrankungen hervorgerufen werden, etwa durch Parkinson.

Was ist ein Tremor?

Unter Tremor (Zittern) versteht man ganz allgemein eine unwillkürliche, rhythmisch schwingende Bewegung eines oder mehrerer Körperteile. Zittern entsteht, wenn sich entgegengesetzt wirkende Muskelgruppen immer wieder zusammenziehen.

Genau genommen zittern wir ständig – ohne es zu bemerken: Der sogenannte physiologische Tremor tritt bei jeder Muskelbewegung eines Menschen auf. In der Regel nehmen wir den physiologischen Tremor gar nicht wahr. Man kann ihn jedoch zum Beispiel sehen, wenn man einen Finger ausstreckt und diesen beobachtet.

Erst, wenn Zittern ungewöhnlich stark ist, wird der Mensch darauf aufmerksam. Ein Tremor kann sich auf ganz unterschiedliche Weise äußern. Er kann etwa

  • sehr ausgeprägt oder kaum spürbar sein
  • in Ruhe, in Aktion, beim Halten oder nur bei bestimmten Bewegungen auftreten
  • er kann schnell oder langsam sein, also eine hohe oder niedrige Frequenz aufweisen
  • bestimmte Körperteile betreffen (z.B. die Hände, Füße, den Kiefer, den Kopf oder die Stimme) oder am ganzen Körper auftreten

Es gibt ganz verschiedene Tremor-Formen, z.B.:

  • Haltetremor: Tremor beim Hochhalten des betroffenen Körperteils
  • Bewegungstremor: Tremor bei jeder Bewegung des betroffenen Körperteils
  • Ruhetremor: Tremor beim Ruhighalten des betroffenen Körperteils, z.B. der Hände; geht bei Bewegung zurück
  • Intentionstremor: Tremor bei der Annäherung eines Körperteils an ein Ziel

Tremor: Ursachen

Tremor (Zittern) kann ganz unterschiedliche Ursachen haben. Er kann

  • eine normale Körperreaktion sein (z.B. durch Kälte),
  • durch Krankheiten oder Medikamente ausgelöst werden oder aber
  • ohne erkennbaren Grund auftreten (sog. essenzieller Tremor).

Ein leichtes, kaum wahrnehmbares Zittern tritt bei jeder Muskelbewegung eines Menschen auf und ist eine gesunde Körperreaktion. Dieser physiologische Tremor ist harmlos.

Verstärkter physiologischer Tremor: Vielfältige Ursachen

Der normale, physiologische Tremor, der bei jedem Menschen auftritt, kann durch verschiedene Ursachen verstärkt werden, sodass wir das Zittern wahrnehmen. Ärzte sprechen dann von einem verstärkten physiologischen Tremor.

Dieser tritt etwa auf bei

  • Kälte,
  • Angst und anderen starken Emotionen,
  • Stress und
  • starker körperlicher Überanstrengung, z.B. beim Sport oder nach einer Geburt.

Auch bei bestimmten Erkrankungen oder Mangelerscheinungen kann der physiologische Tremor verstärkt sein. Mögliche Ursachen des Zitterns sind etwa

Verstärktes physiologisches Zittern kann darüber hinaus als Nebenwirkungverschiedenster Medikamente oder Substanzen in Erscheinung treten. Hierzu zählen zum Beispiel:

Essenzieller Tremor: Ursachen unbekannt

Wenn ein Mensch stark zittert, ohne dass der Arzt körperliche Ursachen dafür feststellen kann, sprechen Ärzte von einem essenziellen Tremor. Der essenzielle Tremor kommt in manchen Familien gehäuft vor.

Typisch für den essenziellen Tremor sind die unkontrollierten Bewegungen verschiedener Körperteile. Zum Beispiel zittern die Hände, wenn die Person aus einer Tasse trinken will.

Der essenzielle Tremor zählt zu den häufigsten Formen des Zitterns. Die Ursachen sind unbekannt.

Zittern bei Parkinson

Zittern ist ein häufiges Symptom bei Morbus Parkinson. Es tritt insbesondere auf, wenn die Erkrankung schon fortgeschritten ist. Auslöser der charakteristischen Beschwerden ist ein Mangel des Botenstoffs Dopamin im Gehirn.

Weitere Ursachen

Tremor kann noch viele weitere Ursachen haben, so etwa

  • starke motorische Beanspruchung eines Körperbereichs, zum Beispiel bei Spitzensportlern oder Profimusikern (sog. aufgabenspezifischer Tremor)
  • Fehlfunktionen bei der Kontrolle von Bewegungen, z.B. bei Schiefhals (sog. dystoner Tremor)
  • psychische Erkrankungen oder traumatische Erlebnisse (sog. psychogener Tremor)
  • Erkrankungen des peripheren Nervensystems (sog. neuropathischer Tremor)
  • Schäden des Kleinhirns oder des Hirnstamms, etwa bei multipler Sklerose, nach Unfällen oder bei degenerativen Erkrankungen des Kleinhirns

Tremor: Diagnose

Bei störendem und/oder ungewöhnlich starkem Tremor (Zittern) ist es wichtig, dass der Arzt der Ursache auf den Grund geht. Im Gespräch wird er etwa wissen wollen,

  • ob Sie einnehmen und wenn ja, welche,
  • ob Familienangehörige ebenfalls auffällig zittern,
  • wo das Zittern auftritt (Zittern z.B. die Hände, die Füße oder der ganze Körper? Tritt das Zittern einseitig auf?)
  • wann das Zittern auftritt (z.B. bei Kälte oder obwohl es warm ist, nach dem Aufwachen, im Schlaf, nach Alkoholkonsum, beim Sport, nach dem Essen, ...)
  • ob Sie weitere Beschwerden haben, z.B. Kopfschmerzen, Schwindel, Fieber…,
  • ob Sie bestimmte Erkrankungen haben (z.B. multiple Sklerose, Diabetes mellitus, ...) und
  • ob Sie Alkohol oder andere Drogen konsumieren und wenn ja, in welcher Menge.

Oft helfen dem Arzt die Antworten schon, um die mögliche Ursache einzugrenzen. Hilfreich ist es zudem, wenn Sie ihm die Situationen, in denen das Zittern auftritt, genau beschreiben oder demonstrieren können.

Zur Standarddiagnostik bei Zittern gehören eine Blutuntersuchung, eine Elektromyographie (EMG), also eine Messung der Muskelfunktion, und eine neurologische Untersuchung. Dabei prüft der Arzt unter anderem Nervenfunktionen, Sinnesorgane, Reflexe und Koordinationsfähigkeit.

Je nach vermuteter Ursache können für die Diagnose weitere Untersuchungen sinnvoll sein. Dazu zählen zum Beispiel

Tremor: Behandlung

Ob und wie ein Tremor (Zittern) behandelt wird, richtet sich vor allem nach der Ursache:

  • Der verstärkte physiologische Tremor, der zum Beispiel durch Angst, Kälte, verschiedene Erkrankungen und einige ausgelöst wird, verschwindet in der Regel, wenn die eigentliche Ursache beseitigt ist. In manchen Fällen kann die Behandlung mit einem Betablocker wie Propranolol hilfreich sein und das Zittern lindern. Haben Medikamente oder andere Substanzen den Tremor ausgelöst, sollten diese abgesetzt oder umgestellt werden.
  • Beim essenziellen Tremor, deren Ursache unbekannt ist, können ebenfalls Betablocker wie Propanolol und/oder auch der krampflösende Wirkstoff Primidon zum Einsatz kommen. Auch kann der Arzt den Wirkstoff Gabapentin verabreichen. Der Tremor wird durch diese Medikamente gedämpft, aber nicht geheilt. In schweren Fällen kann eine tiefe Stimulation bestimmter Bereiche im Hirn (Thalamus) zur Behandlung sinnvoll sein.
  • Ist das Zittern Begleitsymptom einer Grunderkrankung, wie der multiplen Sklerose oder einer Schilddrüsenüberfunktion, ist eine gezielte Behandlung dieser Krankheit notwendig.
  • Hat das Zittern psychische Ursachen, kann gegebenenfalls eine Psychotherapie und/oder eine psychiatrische Behandlung mit Antidepressiva hilfreich sein.

In bestimmten Fällen von essenziellem Tremor kommt eine Behandlung mit Botulinumtoxin infrage. Auch manche Personen, deren Tremor durch starke motorische Beanspruchung entstanden ist (z.B. Profimusiker), profitieren von dieser Therapie. Botulinumtoxin ist ein von Bakterien gebildetes Nervengift. Der Arzt spritzt die Substanz in die entsprechenden Körperteile. Das Nervengift lähmt die Muskeln, sodass das Zittern vorübergehend verschwindet.