Eine Frau hält die Hände vor dem Schritt
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Juckreiz im Intimbereich: Was hilft?

Von: Jasmin Krsteski (Biologin und Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 02.02.2023

Juckreiz im Intimbereich ist zwar lästig, aber meist harmlos. Hält das Jucken länger an, kann es jedoch ein Anzeichen für eine Erkrankung sein, die eine Behandlung erfordert. Was hinter dem Juckreiz im Intimbereich stecken kann und was dagegen hilft.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Juckreiz im Intimbereich: Was hilft?

Wichtig bei anhaltendem Juckreiz im Genitalbereich ist es, sich nicht zu scheuen, ärztliche Hilfe zu suchen. Frauenärztliche, urologische und hautärztliche Praxen sind die richtigen Anlaufstellen. 

Die gegen Juckreiz im Genitalbereich eingesetzte Therapie zielt auf die Ursache ab:

  • Pilzinfektionen: Hier helfen eine Salbe und gegebenenfalls zusätzlich Zäpfchen, die pilzabtötende Wirkstoffe (Antimykotika) enthalten – wie beispielsweise Clotrimazol oder Nystatin
  • Infektionen mit Bakterien: Sie lassen sich mit Antibiotika behandeln (z. B. mit Metronidazol oder Amoxicillin). Diese werden örtlich am Penis oder an der äußeren Vagina aufgetragen oder in Tablettenform eingenommen.
  • Ekzeme und entzündliche Hauterkrankungen wie Lichen Sclerosus:  Kortisonhaltige Salben schaffen Abhilfe.
  • Virale Infektionen: Virostatika wirken gegen die meisten Viren. Der durch Herpes-simplex-Viren verursachte Genitalherpes lässt sich zwar nicht heilen, jedoch können die Symptome gelindert werden.
  • Östrogenmangel: Eine örtliche Hormontherapie mit 17-beta-Estradiol oder Estriol in Form von Salben kann gegen das Jucken im Schambereich helfen. Besteht gleichzeitig eine Infektion mit Bakterien oder Pilzen, können zur Behandlung entsprechend wirkende Kombinationspräparate (also Östrogene + Antibiotika bzw. Östrogene + Antimykotika) zum Einsatz kommen.
  • Grunderkrankungen wie Diabetes mellitus oder Eisenmangel müssen gezielt behandelt werden.

Steckt eine sexuell übertragbare Infektion hinter dem Juckreiz im Genitalbereich, ist eine Therapie in jedem Fall auch für die*den Sexualpartner*in wichtig, um eine erneute Infektion auszuschließen. 

Frauen mit Juckreiz im Genitalbereich können zudem Präparate mit Milchsäure oder Milchsäurebakterien einsetzen, um allgemein die Scheidenflora zu verbessern und Infektionen zu verhindern. Bei einer Pilzinfektion sollten diese Mittel jedoch erst nach der Anti-Pilz-Behandlung zum Einsatz kommen.

Juckreiz im Intimbereich: Hausmittel

Neben der ursächlichen Behandlung sind bei Juckreiz im Intimbereich auch einige allgemeine Maßnahmen sinnvoll:

  • Nicht zu häufig baden und nicht in die Sauna gehen, da dies die Haut austrocknen kann.
  • Kontakt mit irritierenden Stoffen oder Substanzen meiden.
  • Für die Intimhygiene reicht klares Wasser in der Regel völlig aus. 
  • Zum Duschen und Baden milde, nicht-alkalische Seifen oder rückfettende Dusch- und Badeöle verwenden.
  • Beim Abtrocknen vorsichtig vorgehen (tupfen statt rubbeln).
  • Luftige Wäsche tragen, beispielsweise aus Baumwolle.
  • Kein parfümiertes Waschmittel verwenden. Das kann zu Reizungen im Intimbereich führen.
  • Zum Rasieren regelmäßig den Rasierkopf wechseln, in Wuchsrichtung und nicht trocken rasieren und eventuell anschließend den Bereich mit feuchten Tüchern kühlen, um Rasurbrand im Intimbereich zu vermeiden.
  • Bei wechselnden Intimpartner*innen beim Geschlechtsverkehr Kondome verwenden.

Juckreiz in der Scheide: Hausmittel Joghurt?

Mit Joghurt getränkte Tampons, die in die Scheide eingeführt werden, sind zwar ein beliebtes Hausmittel. Fachleute raten davon jedoch ab, denn Joghurt kann neben Milchsäurebakterien auch andere Bakterien, Keime und Zusatzstoffe enthalten, die eher schaden als helfen. 
 

Juckreiz im Intimbereich: Mögliche Ursachen bei Frau und Mann

Wenn die äußere Scheide, der Penis oder die Eichel kurzfristig jucken, ist dies meist harmlos. Hingegen ist ein langanhaltender Juckreiz im Intimbereich als Warnsymptom zu betrachten. 

Mögliche Ursachen für Juckreiz im Intimbereich sind:

  • Mangelnde oder übertriebene Hygiene im Intimbereich
  • Allergisches Kontaktekzem (z. B. bei Latexallergie: mögliche Auslöser = Kondome, bei Nickelallergie: mögliche Ursache = nickelhaltiger Intimschmuck)
  • Waschmittel mit Parfüm oder anderen Zusätzen
  • Eng anliegende, synthetische Unterwäsche 
  • Hauterkrankungen wie Knötchenflechte (Lichen ruber planus), Schuppenflechte (Psoriasis) oder Lichen Sclerosus im Genitalbereich
  • Infektionen (sowohl sexuell übertragbare als auch nicht sexuell übertragbare) wie Gonorrhoe, Chlamydien, Trichomonaden, Soor, Genitalherpes, Krätze, Filzläuse, Feigwarzen
  • Bakterielle Vaginose, ein Ungleichgewicht der Scheidenflora, bei dem sich bestimmte Mikroorganismen ansiedeln, überwiegend Gardnerella vaginalis in Mischkultur mit anderen Bakterien.
  • Madenwurm-Infektion (Enterobiasis)
  • Gutartige oder bösartige Neubildungen von Körpergewebe (Neoplasien) wie gutartige Tumorender Schweißdrüsen (Syringome), Hautkrebs, Vulvakrebs oder Gebärmutterhalskrebs
  • Diabetes mellitus
  • Eisenmangel
  • Manchmal ist auch ein Rasurbrand die Ursache für Jucken im Schamhaarbereich.

Bei beiden Geschlechtern kann der Juckreiz im Genitalbereich auch ohne erkennbare Ursachen auftreten – dann ist das Jucken vermutlich psychosomatisch bedingt.

Juckreiz im Intimbereich der Frau

Am häufigsten tritt ein länger anhaltender Juckreiz im Genitalbereich bei der Frau als Pruritus vulvae auf – der Schambereich (Vulva) juckt dabei überwiegend infolge von Pilzinfektionen. Verantwortlich dafür ist oft der Hefepilz Candida: Dieser besiedelt zwar auch die gesunde Schleimhaut des Menschen, kann sich aber unter bestimmten Umständen krankhaft vermehren und Beschwerden wie ein Jucken an der Scheide außen auslösen. Dies ist zum Beispiel durch die hormonellen Veränderungen während einer Schwangerschaft oder nach der Einnahme von Antibiotika der Fall.

Je nachdem, welche Stelle infiziert ist, entzündet sich
•    die Vulva (Vulvitis),
•    die Scheide (Kolpitis) oder
•    die Harnröhre (Urethritis).

Meist tritt in diesen Fällen begleitend zum Juckreiz im Genitalbereich ein weißlicher Ausfluss aus der Scheide auf. Zudem ist der Ausfluss bei einer Pilzinfektion häufig krümelig bis cremig und vermehrt.

Bei Frauen ist auch ein Östrogenmangel, zum Beispiel in den Wechseljahren, ein häufiger Grund für Jucken an der Scheide.

Tritt das Jucken in Zusammenhang mit Schmerzen im äußeren Intimbereich auf, ohne dass eine Ursache gefunden werden kann, sprechen Fachleute von Vulvodynie.

Juckreiz im Intimbereich bei Männern

Beim Mann kommt es seltener vor, dass der Genitalbereich juckt. Mögliche Gründe für Juckreiz speziell an Penis oder Eichel sind beispielsweise 

Ein ständiger Juckreiz im Genitalbereich kann eine Art Teufelskreis in Gang setzen:

  • Starkes Kratzen verringert kurzfristig das Jucken und fördert damit weiteres Kratzen.
  • Wer sich jedoch lange oder stark kratzt, schädigt die Haut.
  • Es entstehen neue entzündliche Hautveränderungen, die jucken und das Kratzen weiter fördern.
  • So verschlimmert sich der Hautzustand immer mehr.
     

Juckreiz im Genitalbereich: Diagnose

Bei Juckreiz im Genitalbereich besteht der erste Schritt zur Diagnose darin, die Krankheitsgeschichte zu erfassen (Anamnese). Dazu möchte die*der Ärztin* Arzt zum Beispiel Folgendes wissen:

  • Wie stark ist der Juckreiz im Intimbereich und wann tritt er auf?
  • Besteht gleichzeitig ein Ausfluss?
  • Wurden hormonhaltige Medikamente eingenommen?
  • Bestand in der letzten Zeit ein Risiko für sexuell übertragbare Krankheiten?
  • Sind Grunderkrankungen bekannt?

Durch diese und weitere Fragen ergeben sich erste Hinweise auf die mögliche Ursache für den Juckreiz im Genitalbereich. Es folgt eine körperliche Untersuchung, bei der vor allem der Zustand der äußeren Geschlechtsorgane überprüft wird.

Bei Frauen mit Juckreiz im Genitalbereich gehört es auch zur Untersuchung, die Scheide abzutasten und mit einem Scheidenspiegel (Spekulum) die Scheidenschleimhaut auf Auffälligkeiten wie Entzündungen oder Ausfluss zu untersuchen. Dabei wird auch ein Abstrich der Schleimhaut genommen, der unter dem Mikroskop auf mögliche Erreger (wie Pilze oder Bakterien) untersucht wird. Außerdem wird der pH-Wert des Schleimhautsekrets bestimmt.

Je nach vermuteter Ursache für den Juckreiz im Genitalbereich können weitere Untersuchungen folgen. Hierzu gehören beispielsweise:

Besteht der Verdacht, dass eine Krebserkrankung für den Juckreiz im Genitalbereich verantwortlich ist, kommen zudem bildgebende Verfahren wie eine Ultraschalluntersuchung oder Computertomographie (CT) zum Einsatz.