Mädchen dehnt sich im Sitzen.
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Welche Sportart passt zu Ihrem Kind?

Von: Till von Bracht (Medizinredakteur, M.A. Sportwissenschaften)
Letzte Aktualisierung: 11.04.2019 - 09:37 Uhr

Wenn Kinder Sport treiben, wirkt sich dies positiv auf ihre körperliche und geistige Entwicklung aus. Doch wie findet Ihr Kind die passende Sportart? Und welche Sportart eignet sich in welchem Alter am besten? Eine kleine Orientierungshilfe ...

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Überblick

Regelmäßige Bewegung tut Ihrem Kind gut! Ein paar Beweise gefällig? Sport stärkt die Muskulatur und bringt Herz und Kreislauf in Schwung. Das verbessert die körperliche Verfassung allgemein. Kinder, die sich regelmäßig bewegen, haben außerdem ein gesundes Körpergefühl und neigen seltener zu Übergewicht. Auch Haltungsschäden können durch regelmäßige Bewegung vermieden werden.

Darüber hinaus lernen Kinder beim gemeinsamen Sporteln soziale Fähigkeiten kennen genauso wie Werte wie Geduld und Disziplin. Wenn Kinder ein Mitglied in einem Sportverein sind, können sie auf diese Weise soziale Kontakte knüpfen und Freunde finden.

Wenn Kinder sportlich aktiv sind, so kann auch der Charakter nur profitieren. Zum Beispiel Beispiel können schüchterne Kinder an Selbstbewusstsein gewinnen und lernen, sich in einer Gruppe durchzusetzen. Unruhigen Kindern wiederum tut es gut, wenn ihre Konzentration und Selbstbeherrschung gefordert werden – vor allem bei Sportarten, in denen Präzision gefragt ist wie beim Bogenschießen oder Golfen.

Am wichtigsten vielleicht ist aber, Spaß daran zu haben. Natürlich können Sie Ihr Kind zum Sport ermutigen – erzwingen Sie aber nichts! Nur dann wird es dauerhaft dabei bleiben.

Schmerzen sollten beim Kinder-Sport keinen Platz haben. Achten Sie also darauf, dass das Training an die körperlichen Fähigkeiten und den Entwicklungsstand des Kindes angepasst ist.

Sicherlich, meist ist der Stundenplan schon so vollgepackt, dass kaum noch Zeit für weitere Aktivitäten bleibt. Gerade aus diesem Grund ist ein Ausgleich aber sehr wichtig – solange die Schule dadurch nicht zu kurz kommt. Außerdem gilt natürlich: Sicherheit geht vor! Vergewissern Sie sich, dass Ihr Kind beim Training gut aufgehoben ist und eine Betreuung durch geschulte und kompetente Trainer garantiert ist.

Ab wann ist welcher Sport sinnvoll?

Die motorische und neurologische Entwicklung bei Kindern läuft nach einem sehr genauen Schema ab. Dies sollte unbedingt berücksichtigt werden, wenn es um den Einstieg in eine Sportart geht.

Es gibt Sportangebote, deren Programm speziell auf (Klein-)kinder im Alter zwischen zwei und sieben Jahren ausgelegt ist. Ziel dieser Angebote (z.B. Kinderturnen, Bambini-Fußballtraining, Ski-Kindergarten) ist es, die Entwicklung motorischer Fähigkeitenzu fördern – natürlich unter Rücksichtnahme auf das jeweilige Entwicklungsstadium des Kindes).

Im Alter zwischen sechs und acht Jahren ist das Köperschema bereits so weit entwickelt, dass das Kind langsam bereit ist, sich eineSportart seiner Wahlauszusuchen. Mit acht Jahren können Sie ihr Kind dann – je nach Sportart und nur, wenn das Kind dies möchte – durchaus auch schon mal ein wenigWettkampfluftschnuppern lassen.

Hier eine kleine Orientierungshilfe:

Sportartab ... Jahren
Turnen, Eislaufenab 3 Jahren
Schwimmen, Skifahrenab 3 bis 4 Jahren
Tanzen, Judo, Voltigierenab 4 Jahren
Leichtathletikab 5 Jahren
Ballsportarten wie Basketball, Handball und Fußballab 5 bis 6 Jahren
Koordinations- und Kontaktsportarten wie Tennis, Tischtennis, Leichtkontakt-Kampfsport wie Taekwondo oder Karate (im Einzel- oder Teamsport)ab 6 bis 8 Jahren
Ausdauersport wie Laufen (längere Distanzen), Radrennen oder Skilanglaufab 8 bis 9 Jahren

... um nur einige der populärsten Sportarten zu nennen. Je nach Alter und Entwicklungsstand können Sie Ihrem Kind einige dieser Aktivitäten vorschlagen.

Die Qual der Wahl

Kleiner Tipp: Am besten lassen Sie Ihr Kindverschiedene Sportarten ausprobieren, um es nicht in eine bestimmte Richtung zu drängen. Wenn ein Kind in einer Sportart erfolgreich ist, neigen Eltern in ihrem Enthusiasmus unter Umständen dazu, ihr Kind zu überfordern und Druck auszuüben.

Die Liste der Sportarten ist lang. Sicherlich wird etwas Passendes für Ihr Kind dabei sein. Auf jeden Fall sollte esselbst entscheidendürfen. Kinder sind von Natur aus neugierig, und gerade im Alter von sechs bis zehn Jahren ist ihr Entdeckungsdrang so stark ausgeprägt, dass sich ihre Vorlieben schnell ändern. Geben Sie Ihrem Kind die Zeit, die es braucht, umlangfristig die richtige Sportart für sich zu finden, und akzeptieren Sie auch, wenn es sich nicht direkt festlegen kann.

Als erste Anlaufstelle können Sie sich direkt bei einem Sportverein erkundigen. Dort wird man Ihnen jede Frage beantworten und Ihnen auch Auskunft über Preise und Trainingszeiten erteilen. Viele Sportvereine bietenspezielle Gruppen für Kinderan. Beispielsweise gibt es in fast jedem Fußball-, Handball- oder Tennisverein das sogenannte Bambini-Training. Auch beim Kampfsport gibt es häufig Kindergruppen.

Folgeschäden durch zu hohe Belastungen

Wenn zu intensiv und leistungsorientiert trainiert wird (zum Beispiel beim Turnen, Eiskunstlaufen, Tanzen oder Tennis), kann die körperliche Entwicklung des Kindes beeinträchtigt werden, da diese vorübergehend zum Stillstand kommt: Das Wachstum des Kindes wird gehemmt, wenn sich Knochen- und Knorpelstrukturen durch einen zu schnellen Muskelaufbau nicht richtig ausbilden können.

Wenn durch zu hohe körperliche BelastungenFolgeschädenentstehen (wie zum BeispielVerletzungen der Wirbelsäule), sollte das Kind die Sport-Dosis herunterschrauben. Im Zweifelsfall sollte dies ein Arzt abklären. EineSkoliosemuss zum Beispiel nicht zwingend ein generelles Sportverbot nach sich ziehen – lediglich dieArt und Weise, wie eine Sportart ausgeübt wird, muss angepasst werden.

Kommt es aber beispielsweise zu Verletzungen, die das Wachstum der Rückenwirbel oder der Oberschenkelknochen beeinträchtigen, kann es sein, dass der Sport komplett aufgegeben werden muss – zumindest vorübergehend.

Achten Sie also darauf, dass Ihr Kind in erster LinieFreude am Sport hat, diesen in einem gesunden Maß ausübt und sich nicht unter Druck gesetzt fühlt. Auf diese Weise wird die Entwicklung Ihres Kindes positiv unterstützt und kann denGrundstein für ein gesundes Lebensetzen.

Ach ja, und letztlich tut Sport natürlich auch Ihnen selbst gut: Gehen Sie doch einfach mit gutem Beispiel voran!

Übersetzte Version von unserem französischen Partnerportal Onmeda.fr (Original)