Gut leben mit Arthrose: Tipps für den Alltag
Wer mit Arthrose lebt, muss mit Schmerzen leben? Nicht unbedingt. Es gibt Dinge, die den Betroffenen das Leben leichter machen können. Eine ausgewogene Ernährung, Sport und die richtigen Schuhe zum Beispiel. Auch im Alltag können ein paar Änderungen Entlastung verschaffen. Aber es ist auch wichtig, sich rechtzeitig Hilfe beim Arzt zu suchen. Welche Behandlungsmöglichkeiten es bei Arthrose gibt, wann eine Operation ratsam ist und welche Tipps für Linderung sorgen – wir haben die Antworten.

Dass wir uns wie selbstverständlich bewegen und unseren Alltag meistern können, verdanken wir zu einem großen Teil unseren Gelenken. Das merken wir häufig erst, wenn der Bewegungsablauf nicht mehr reibungslos funktioniert. Kann der Gelenkknorpel den darunterliegenden Knochen nicht mehr schützen, treten Probleme und Schmerzen auf.
Ein Knorpelschaden steht am Anfang jeder Arthrose-Erkrankung. Doch erst, wenn auch der Knochen in Mitleidenschaft gezogen ist, sprechen Ärzte von einer Arthrose – einem Gelenkverschleiß über das normale Maß hinaus. Das Gelenk schwillt an, entzündet sich, wird steif und tut weh.
Theoretisch kann jedes Gelenk im Körper von Arthrose betroffen sein. Am häufigsten aber trifft es die Knie („Gonarthrose“) und die Hüfte („Coxarthrose“).
Ursachen
Manche Menschen haben einfach Pech. Sie bekommen Arthrose ohne erkennbare Ursache, meist in der zweiten Lebenshälfte. Vermutlich steckt eine genetische Veranlagung dahinter, dass sich die Gelenke schneller als üblich abnutzen. Ärzte sprechen dann von der „primären Arthrose“.
Bei der „sekundären Arthrose“ rührt die Arthrose von einer Fehlbelastung her, von Übergewicht, Überlastung bei Sport oder körperlicher Arbeit oder von Verletzungen.
Ein Orthopäde kann mithilfe eines CTs, MRTs oder Röntgenaufnahmen feststellen, ob eine Arthrose vorliegt und falls ja, wie weit sie bereits fortgeschritten ist.
Egal was der Grund für die Gelenkerkrankung ist: Der Knorpelschaden lässt sich nicht mehr rückgängig machen und ist nicht heilbar.
Was können Betroffene tun?
Dennoch sollten sich Betroffene nicht einfach mit der Diagnose abfinden, da es einige Dinge gibt, die das Leben mit Arthrose zumindest etwas leichter machen können. Hier kommt ein Überblick:
Abnehmen: Viel Gewicht belastet die Gelenke. Wer Übergewicht hat, sollte deshalb abnehmen, um sich zu entlasten.
Sich bewegen: Es mag paradox klingen, weil gerade Bewegung bei Arthrose schmerzt, aber: Sport tut den Gelenken gut. Denn dabei verteilt sich die Gelenkschmiere besser auf dem Gelenk und versorgt den Knorpel mit Nährstoffen. Wichtig ist, gelenkschonenden Sport zu treiben, zum Beispiel: Aquagymnastik, Fahrradfahren oder Nordic Walking. Gewichtheben oder Fußballspielen dagegen sind weniger geeignet, weil sie die Gelenke zu sehr belasten. Ideal wäre es, etwa drei Mal pro Woche eine halbe Stunde aktiv zu sein.
Gelenke entlasten: Falls Sie an einer Fehlstellung leiden, können Ihnen vielleicht orthopädische Einlagen für die Schuhe helfen. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt. Tragen Sie generell bequeme Schuhe mit dicken, stoßdämpfenden Sohlen.
Nutzen Sie Hilfsmittel: Es gibt eine Vielzahl von Haushalts-, Anzieh-, Geh- und Greifhilfen, die Ihnen den Alltag leichter machen können. Möglicherweise können Sie auch Ihren Haushalt etwas umgestalten, damit Sie sich beispielsweise nicht mehr so viel bücken oder etwas von oben runterholen und dafür über Kopf greifen müssen.
Ernähren Sie sich gesund: Eine gesunde Ernährung ist natürlich immer wichtig. Speziell bei Arthrose gibt es jedoch einige Dinge, auf die Betroffene achten können. Vor allem sollten sie nicht zu viel Fett, Fleisch und tierische Produkte zu sich nehmen. In ihnen stecken Omega-6-Fettsäuren, die als entzündungsfördernd gelten.
Stattdessen sollte zum Beispiel hin und wieder fettreicher Fisch, zum Beispiel Lachs, auf ihrem Speiseplan stehen. Darin enthalten sind Omega-3-Fettsäuren, die Entzündungsprozessen entgegenwirken. Empfohlen wird Arthrose-Patienten auch Leinöl. Dieses eignet sich zwar nicht zum Braten. Stattdessen können Sie aber zum Beispiel einen Teelöffel in Ihren Joghurt geben.
Auch eine calciumreiche Ernährung gilt als förderlich bei Arthrose, da der Mineralstoff ein wichtiger Knochenbaustein ist.
Eiweiß ist wichtig für den Muskelaufbau, sollte jedoch weniger aus Fleisch, sondern vor allem aus fettarmen Milchprodukten stammen. Auch Hülsenfrüchte sind gute Proteinquellen.
Was kann der Arzt tun?
Wichtig ist, sich rechtzeitig Hilfe zu holen, um die Symptome zu lindern und das Fortschreiten der Arthrose zu verlangsamen. „Man sollte nicht warten, bis das Kniegelenk steif wird, sondern man sollte wirklich frühzeitig zum Arzt gehen“, rät Dr. Eric Röhner, Oberarzt am Deutschen Zentrum für Orthopädie im thüringischen Eisenberg und Experte auf dem Gebiet der Kniearthrose.
Der Arzt kann zunächst versuchen, das Fortschreiten der Arthrose zu verlangsamen und die Beschwerden des Patienten zu verbessern. Zum Beispiel mit Physiotherapie, manueller Therapie oder medikamentöser Therapie. „Im Anfangsstadium der Arthrose sind konservative Maßnahmen durchaus angezeigt“, sagt Dr. Steffen Brodt, Oberarzt und Spezialist für Hüftarthrose am Deutschen Zentrum für Orthopädie.
In der Physiotherapie kann zum Beispiel die gelenkführende Muskulatur gestärkt werden, die das Gelenk stabilisiert. Medikamente wie nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wirken entzündungshemmend und schmerzlindernd und können den Patienten vorübergehend helfen.
Welche Behandlungsmöglichkeiten einer Kniegelenksarthrose es gibt und wie sie ablaufen, erfahren sie hier.
Mehr über die Behandlungsmöglichkeiten bei Hüftarthrose erfahren Sie hier.
Wann ist eine Operation bei Arthrose sinnvoll?
„Man muss nicht jede Arthrose operativ behandeln, denn nicht jede Arthrose tut gleich weh“, sagt Kniespezialist Dr. Eric Röhner.
Doch wenn die oben genannten Möglichkeiten ausgeschöpft sind, die Arthrose weiterhin fortschreitet und die Betroffenen unter den Schmerzen leiden, kommt vielleicht auch eine Operation infrage, um Beweglichkeit und Lebensqualität zu erhalten.
Mithilfe einer Arthroskopie kann der Arzt schonend die Knorpelflächen glätten. Diese Operation kann die Schmerzen reduzieren und den Gelenkersatz hinauszögern.
Manchmal ist es auch sinnvoll, eine Fehlstellung operativ zu korrigieren, die zu der Arthrose führt. Das hat den Vorteil, dass das Gelenk erhalten werden kann, sofern es noch nicht zu stark in Mitleidenschaft gezogen wurde.
Ist der Verschleiß jedoch zu weit fortgeschritten, kann es nötig sein, ein Implantat einzusetzen. Ob das nötig ist, entscheiden natürlich vor allem die Patienten selbst. Können sie mit den Schmerzen nicht mehr leben und leiden zu sehr, dann kann eine Prothese wieder Lebensqualität zurückgeben und dafür sorgen, dass sie sich schmerzfreier bewegen können.
Quellen
Online-Informationen des Deutschen Zentrums für Orthopädie: www.deutsches-zentrum-fuer-orthopaedie.de (Abrufdatum: 31.8.2020)
Arthrose. Broschüre der Rheumaliga Schweiz (2019)
Hüttmann, D.: Fünf Ernährungstipps bei Arthrose. Online-Information der Pharmazeutischen Zeitung: www.pharmazeutische-zeitung.de (Stand: 10.1.2020)