Mutter stillt ihr Baby.
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Jodbedarf in Schwangerschaft und Stillzeit

Von: Onmeda-Redaktion
Letzte Aktualisierung: 03.09.2021

Jod ist ein lebensnotwendiges Spurenelement, das der Körper braucht, um Schilddrüsenhormone aufzubauen. Während der Schwangerschaft und der Stillzeit sollten Frauen daher ausreichend Jod zu sich nehmen – schließlich müssen sie nicht nur sich selbst versorgen, sondern auch ihr Kind.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Der tägliche Jodbedarf

Jod gehört zu den essenziellen, also lebensnotwendigen Spurenelementen. Diese braucht der Körper, damit seine Stoffwechselprozesse reibungslos ablaufen. Allerdings kann er sie nicht selber herstellen, sondern muss sie mit der Nahrung aufnehmen.

Jod benötigt der Körper vor allem, um Schilddrüsenhormone aufzubauen. Diese haben eine zentrale Funktion: Sie sind zum Beispiel am Wachstum, an der Knochenbildung und der Entwicklung des Gehirns sowie am Energiestoffwechsel beteiligt.

Der normale Tagesbedarf eines Erwachsenen liegt bei rund 200 Mikrogramm (µg) Jod. Während der Schwangerschaft und der Stillzeit brauchen Frauen allerdings mehr Jod: Sie sollten 230 bis 260 µg Jod täglich zu sich nehmen.

Mutter und Kind brauchen das Jod, um Schilddrüsenhormone herzustellen. Bildet der Körper zu wenig davon, wirkt sich das negativ auf das Wachstum und die Entwicklung des Körpers aus. Gerade in frühen körperlichen Entwicklungsphasen, also in der Zeit im Mutterleib und im Kindesalter, kann ein Mangel an Schilddrüsenhormonen zu schwerer körperlicher und geistiger Unterentwicklung führen, in sehr seltenen Fällen sogar zum sogenannten Kretinismus.

Die beiden wichtigsten Schilddrüsenhormone sind Trijodthyronin (T3) und Tetrajodthyronin (T4, kurz Thyroxin gennant). Beide bestehen zu einem Großteil aus Jod: T3 enthält drei (griech. tri(- = 3) Jodmoleküle und T4 dementsprechend vier (griech. tetra- = 4).

Video: Anatomie, Funktion und Erkrankungen der Schilddrüse

In der Schwangerschaft scheidet die Schwangere vermehrt Jod mit dem Urin aus, sodass hierdurch ein Jodmangel entstehen kann. Außerdem beginnt die Schilddrüse des Kindes bereits in der 14. Schwangerschaftswoche (SSW) zu arbeiten. Schon zwei bis vier Wochen vorher, also zwischen der 10. SSW und der 12. SSW, speichert der Körper des Kindes für diesen Zweck Jod.

In der Stillzeit wird das Neugeborene über die Muttermilch mit allen lebenswichtigen Nährstoffen versorgt – also auch mit Jod. Daher sollten Sie auch in dieser Zeit darauf achten, dass Sie ausreichend Jod (260 µg pro Tag) zu sich nehmen. Nur so können Sie sicher gehen, dass Ihr Kind genügend Jod für eine gesunde Entwicklung erhält.

Babys, die nicht gestillt, sondern mit einem Fläschchen ernährt werden, sind in der Regel ausreichend mit Jod versorgt, da das Spurenelement der Nahrung zugesetzt wird.

Empfohlene Jodzufuhr pro Tag

  • Säuglinge:
  • Kinder:
    • 1 bis 4 Jahre: 100 µg
    • ab 4 Jahren bis 7 Jahre: 120 µg
    • 7 bis 10 Jahre: 140 µg
    • ab 10 Jahren bis 13 Jahre: 180 µg
    • ab 13 Jahren bis 15 Jahre: 200 µg
  • Jugendliche und Erwachsene:
    • ab 15 Jahren bis 51 Jahre: 200 µg
    • ab 51 Jahren: 180 µg
  • Schwangere: 230 µg
  • Stillende: 260 µg

Jodbedarf decken

Damit Sie genügend Jod zu sich nehmen, ist vor allem eines wichtig: eine ausgewogene Ernährung. So gut wie alle Lebensmittel enthalten Jod, die meisten jedoch nur in geringen Mengen. Deshalb sollten Sie im Haushalt konsequent Jodsalz verwenden und bevorzugt Produkte kaufen, die mit Jodsalz hergestellt wurden.

Der Jodbedarf schwangerer Frauen liegt bei etwa 230 Mikrogramm (µg) pro Tag, stillende Frauen sollten 260 Mikrogramm Jod pro Tag zu sich nehmen. Das ist zwar nicht wesentlich mehr als der normale Jodbedarf eines Erwachsenen von etwa 200 µg pro Tag. Doch der Unterschied ist dennoch entscheidend: Ein Jodmangel kann sowohl bei der Mutter als auch bei dem Kind schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben.

Hinzu kommt, dass Deutschland zwar nach den Kriterien der Weltgesundheitsorganisation WHO nicht mehr zu den Jodmangelgebieten zählt. Die meisten Menschen nehmen aber dennoch weniger Jod zu sich als empfohlen. Schwangere und stillende Mütter sollten daher etwa ab der 10. bis 12. Schwangerschaftswoche zusätzlich 100 bis 150 µg Jod täglich zu sich zu nehmen.

Um den täglichen Jodbedarf auch in Schwangerschaft und Stillzeit zu decken, sollten Sie auf eine Ernährung achten, die viele Jodquellen bietet:

  • Essen Sie mindestens zweimal wöchentlich Meeresfrüchte oder Seefisch, davon mindestens einmal wöchentlich fettreichen Fisch (wie Hering, Makrele, Lachs, Sardine). Aber Vorsicht, nicht alle Fische sind zum Verzehr in der Schwangerschaft geeignet und auf rohen Fisch sollten Sie in der Schwangerschaft lieber verzichten!
  • Bauen Sie Milch und Milchprodukte in Ihren täglichen Speiseplan ein.
  • Verwenden Sie jodiertes Speisesalz.
  • Verwenden Sie Lebensmittel, die mit Jodsalz hergestellt wurden.
  • Nehmen Sie, wenn nötig, nach Absprache mit Ihrem Arzt zusätzlich Jodtablettenein.

Aber Achtung: Frauen, die eine Schilddrüsenfehlfunktion (z.B. Schilddrüsenüberfunktion oder Schilddrüsenunterfunktion) haben und diese mit Tabletten behandeln, sollten auf keinen Fall nach eigenem Ermessen Jodtabletten oder Kombipräparate mit Jod einnehmen (z.B. wird häufig Folsäure für Schwangere in Kombination mit Jod angeboten). Sie sollten eine zusätzliche Jodzufuhr unbedingt vorher mit Ihrem Arzt besprechen!

Folgen von Jodmangel

Ein Jodmangel während der Schwangerschaft oder während der Stillzeit kann für das Kind schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben: Er kann körperliche und geistige Entwicklungsstörungen hervorrufen, außerdem erhöht ein Jodmangel in der Schwangerschaft das Risiko für eine Fehl-, Früh- oder Totgeburt.

Auch für die werdende Mutter ist ein Jodmangel nicht gesund: Sie kann, ebenso wie ihr Kind, eine Struma (Kropf) – also eine vergrößerte Schilddrüse – oder eine Schilddrüsenunterfunktion entwickeln. Folgeerkrankungen einer Schilddrüsenvergrößerung bei der Mutter können sein:

Beim Kind kann ein Jodmangel die körperliche Entwicklung beeinträchtigen und die Gehirnreifung behindern – das gilt sowohl für einen Jodmangel in der Schwangerschaft als auch in der Stillzeit. Im schlimmsten Fall kann sich dadurch ein sogenannter Kretinismus entwickeln. Diese Krankheit kommt in Deutschland jedoch mittlerweile so gut wie gar nicht mehr vor, da sie eindeutig diagnostiziert und medikamentös behandelt werden kann.

Das Wort Kretinismus leitet sich von dem französischen crétin ab, was so viel bedeutet wie Idiot. Der Grund: Ein voll ausgeprägter Kretinismus ist gekennzeichnet durch eine geistige Minderentwicklung. Dazu kommen Zwergwuchs, eine aufgestülpte Nase, eine dicke Zunge und kurze Finger.

In verschiedenen Entwicklungs- und Lebensphasen kann Jodmangel zu unterschiedlichen Erkrankungen führen:

  • Fötus:
    • Fehlgeburten
    • Fehlbildungen
    • Kretinismus (geistige Schäden, Kleinwuchs, Taubstummheit, Schielen)
  • Neugeborene:
    • erhöhte Sterblichkeit
    • angeborene Schilddrüsenunterfunktion
    • Taubheit im unteren Frequenzbereich
    • Entwicklungsverzögerung
  • Kinder und Jugendliche:
    • Struma (Kropf)
    • Schilddrüsenunterfunktion
    • verminderte geistige Leistungsfähigkeit
    • verzögerte körperliche Entwicklung
  • Erwachsene: