Eine Schwangere sitzt mit Tablet und Medizintasche auf dem Sofa und liest einen Beipackzettel.
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Paracetamol in der Schwangerschaft

Von: Astrid Clasen (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 22.07.2020

Schwangere greifen bei Schmerzen oder Fieber oft zu Paracetamol. Doch jüngere Studien weisen darauf hin, dass Paracetamol in der Schwangerschaft auch ein Risiko sein könnte. Was heißt das jetzt?

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Pro und Kontra

Paracetamol ist ein bewährtes und gut verträgliches Medikament, das schmerzstillend und fiebersenkend wirkt. Langjährige Erfahrungen zeigen, dass auch werdende Mütter Paracetamol einnehmen können, ohne damit die Schwangerschaft oder das Ungeborene zu gefährden.

Zwar kann Paracetamol – ebenso wie die meisten anderen Medikamente – über die Plazenta auf das Kind im Mutterleib übergehen. Nach aktuellem Wissensstand besteht dadurch aber kein erhöhtes Risiko für Fehlbildungen.

In der üblichen Dosierung gilt Paracetamol in der Schwangerschaft derzeit als eines der sichersten Mittel gegen Schmerzen oder Fieber.

Doch in den letzten Jahren haben Studien wiederholt die Sicherheit des Medikaments infrage gestellt. Danach könnte Paracetamol in der Schwangerschaft das Risiko erhöhen, dass …

  • … Jungen mit einem Hodenhochstand zur Welt kommen.
  • … die betroffenen Kinder später Asthma bekommen.
  • … (nach mindestens 4-wöchiger Einnahme) die betroffenen Kindern im Alter zwischen 3 und 7 Jahren Verhaltensauffälligkeiten (wie überaktives Verhalten) entwickeln.
  • … (schon nach wenigen Tabletten) bei Mädchen die Sprachentwicklung beeinträchtigt ist.

Allerdings liefert keine dieser Studien eine überzeugende Erklärung für die beobachteten Zusammenhänge. Das gehäufte Auftreten von Auffälligkeiten allein ist noch kein Beweis dafür, dass tatsächlich die Einnahme von Paracetamol in der Schwangerschaft schuld daran ist.

Doch immerhin können solche Studienergebnisse ein Hinweis darauf sein, dass es sich lohnt, an dem Thema dranzubleiben und die Auswirkungen von Paracetamol in der Schwangerschaft weiterhin zu untersuchen.

Wie lautet das Fazit?

Wenn eine Schwangere so starke Schmerzen oder so hohes Fieber hat, dass sie ein Medikament dagegen benötigt, gehört Paracetamol in jeder Phase der Schwangerschaft zu den am besten geeigneten Mitteln.

Auch die jüngeren Studien liefern keinen Grund, die Schmerzmittelempfehlungen für Schwangere zu ändern. Zumal die Studienergebnisse noch lange nicht bedeuten, dass andere Mittel gegen Schmerzen und/oder Fieber in der Schwangerschaft sicherer sind als Paracetamol.

Das heißt nicht, dass die Einnahme von Paracetamol in der Schwangerschaft völlig unbedenklich ist. Darum ganz auf das Mittel zu verzichten kann aber auch nicht die Lösung sein. Denn wenn ernsthafte Erkrankungen, Schmerzen und Fieber bei einer Schwangeren unbehandelt bleiben, könnte sich das ebenfalls negativ auf ihr Kind auswirken.

Mit diesen Tipps sorgen Sie für größtmögliche Sicherheit: Nehmen Sie Paracetamol in der Schwangerschaft ...

  • … nur dann ein, wenn es wirklich nötig ist. (So lassen sich z. B. Schmerzen oft durch alternative Methoden lindern.)
  • … nicht in Eigenregie ein, sondern lassen Sie sich am besten ärztlich beraten.
  • … immer nur in der üblichen Dosis und nur für kurze Zeit ein.