Eine schlafende Frau.
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Schlaflähmung: Gefangen im schlafenden Körper

Von: Wiebke Posmyk (Medizinjournalistin, Diplom-Pädagogin, M.A. Media Education)
Letzte Aktualisierung: 25.11.2021

Der Geist ist schon hellwach – aber der Körper befindet sich noch im Schlafmodus: Bei einer Schlaflähmung ist man nicht in der Lage, sich zu bewegen, die Augen zu öffnen oder zu sprechen. Dieses Phänomen, das beim Aufwachen oder beim Einschlafen auftreten kann, hält Sekunden bis Minuten an.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Schlaflähmung: Gefangen im schlafenden Körper

Das morgendliche Aufwachen läuft in der Regel so selbstverständlich ab, dass man nicht darüber nachdenken muss. Während des Schlafs erschlafft der Großteil der Muskulatur und bewahrt den Schlafenden davor, Träume tatsächlich in Handlungen umzusetzen. Erwacht der Mensch, sind die Muskeln normalerweise wieder direkt einsatzbereit. Manchmal ist dieser Prozess jedoch gestört: Während der Geist wach ist, fühlt sich die Körpermuskulatur wie gelähmt an. Es gelingt trotz großer Bemühungen nicht, die Augen zu öffnen. Man kann sich nicht bewegen und auch nicht um Hilfe rufen.

Unterschiedliche Ursachen

Eine Schlaflähmung zeigt sich während des Übergangs vom Wachsein zum Schlafen oder umgekehrt. Meist entsteht sie beim Aufwachen (hypgnagoge Schlaflähmung), seltener macht sie sich während des Einschlafens bemerkbar (hypnapompe Schlaflähmung). Das Lähmungsgefühl betrifft meist die gesamte Skelettmuskulatur, mit Ausnahme der Atemmuskulatur und der Muskeln, welche die Augenbewegungen steuern. Viele der Betroffenen berichten auch von schlafbezogenen Halluzinationen, die sie während der Schlaflähmung erleben. So haben einige das Gefühl, es stehe eine Person an ihrem Bett. Manche nehmen Bilder wahr oder sie hören Geräusche, die objektiv nicht vorhanden sind.

Dass eine Schlaflähmung oft von Ängsten und Panik begleitet wird, dürfte nicht verwundern, vor allem, wenn sie zum ersten Mal erlebt wird. Wer würde nicht Angst bekommen, wenn plötzlich die Muskeln nicht mehr das tun, was man möchte? Gut zu wissen: Gefährlich ist der Zustand einer Schlaflähmung nicht – aber das Gefühl, den Körper nicht kontrollieren zu können und in ihm gefangen zu sein, kann erschrecken und sehr belastend sein.

Woher kommt eine Schlaflähmung?

Häufig tritt eine Schlaflähmung im Rahmen einer Narkolepsie auf. Die Narkolepsie ist eine Erkrankung, bei der der natürliche Schlaf-Wach-Rhythmus gestört ist. Typische Symptome sind eine exzessive Tagesschläfrigkeit, Schlafattacken aus heiterem Himmel und ein plötzliches Erschlaffen der Haltemuskulatur, sodass der Betroffene unwillkürlich in sich zusammensackt.

Eine Schlaflähmung kann aber auch unabhängig von einer Narkolepsie vorkommen. Manche Menschen sind nur ein einziges Mal in ihrem Leben betroffen, bei anderen wiederholt sich das Phänomen – manchmal mehrmals pro Nacht. Störungen im Schlaf-Wach-Rhythmus können eine Schlaflähmung begünstigen, so etwa durch Schichtarbeit, nach einem Jetlag oder bei Schlafstörungen. Aber auch Stress und manche psychische Erkrankungen wie Angststörungen können die Wahrscheinlichkeit für eine Schlaflähmung erhöhen.

Was hilft bei Schlaflähmung?

Wenn eine Schlaflähmung häufiger auftritt, sollten Sie sich untersuchen lassen. Schlafmediziner und Schlafmedizinerinnen können herausfinden, ob möglicherweise eine Narkolepsie oder eine andere körperliche Erkrankung dahintersteckt, und die Ursache entsprechend behandeln.

Bisher gibt es keine Therapie gegen Schlaflähmung, deren Wirksamkeit durch Studien ausreichend belegt werden konnte. Möglicherweise können Antidepressiva helfen, welche die REM-Phase des Schlafs unterdrücken.

Wichtig ist, die möglichen Auslöser so gut es geht zu vermeiden. Dazu gehört zum Beispiel, für einen ausgewogenen Schlaf-Wach-Rhythmus zu sorgen, unter anderem durch regelmäßige Schlafenszeiten und ausreichend Schlaf. Wenn Stress die Schlaflähmung auslöst oder verstärkt, kann ein Training zur Stressbewältigung nützlich sein, bei psychischen Erkrankungen kann eine Psychotherapie helfen.

Manche Betroffenen können die Lähmungsphase verkürzen, indem sie sich darauf konzentrieren, ein Körperteil zu bewegen, etwa ein Bein oder einen Finger. Ist die Person in der Lage, auf ihre Situation aufmerksam zu machen, etwa durch ein Stöhnen oder Grunzen (Sprechen ist in der Regel nicht möglich), kann der Partner entsprechend reagieren: Durch Berührung des Partners oder ein lautes Geräusch kann die Schlaflähmung häufig beendet werden.