Auf einem Holztisch liegen verschiedene Teile einer Shisha, mehrere Sternfrüchte sowie verschiedene Zitrusfrüchte.
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Wasserpfeifen (Shishas): Ein oft unterschätztes Gesundheitsrisiko

Von: Astrid Clasen (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 19.01.2022

Die vielen Shisha-Bars zeigen: Wasserpfeife zu rauchen ist in. Manche halten Wasserpfeifen sogar für weniger schädlich als Zigaretten – vor allem, wenn darin tabakfreie Produkte zum Einsatz kommen. Doch stimmt das auch?

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Wasserpfeife rauchen: So geht's

Knapp ein Drittel aller 12- bis 17-Jährigen in Deutschland hat schon einmal Wasserpfeife geraucht – obwohl es gesetzlich verboten ist, Shishas an Kinder und Jugendliche unter 18 zu verkaufen oder abzugeben. Gleichzeitig ist der Umsatz mit Pfeifentabak gestiegen. Grund genug, sich näher mit dem Thema zu befassen.

Wasserpfeife rauchen – wie geht das?

Die Wasserpfeife – auch Shisha, Hookah oder Hubble Bubble genannt – besteht aus vier Teilen:

  • einem Wassergefäß (Bowl),
  • einer Rauchsäule mit Ventil,
  • einem Gefäß für den Tabak (Kopf) und
  • einem Schlauch mit Mundstück.

In den Kopf der Wasserpfeife kommen ein spezieller Wasserpfeifentabak und darüber ein Metallsieb oder eine durchlöcherte Alufolie. Darauf legt man glühende Holzkohle, die den feuchten Tabak verschwelen lässt. Der entstehende Rauch wird durch das Wasser hindurch in den Schlauch gesogen und eingeatmet.

Der Tabak in der Wasserpfeife wird also nicht wie bei der Zigarette direkt verbrannt, sondern bei niedrigen Temperaturen verschwelt.

Video: Wie schädlich sind Wasserpfeifen?

Der Tabak für Wasserpfeifen ist oft aromatisiert – zum Beispiel mit Früchten, Fruchtessenzen oder Sirup. Damit der Tabak nicht austrocknet, enthält er als Feuchthaltemittel sehr hohe Mengen Glyzerin.

Statt Tabak gibt es für Wasserpfeifen auch nikotinfreie Tabakersatzprodukte – wie Kräutermischungen, Früchte oder aromatisierte Dampfsteine (Shiazo-Steine), Gele oder Flüssigkeiten. Zudem verwendet man in manchen Shishas eine elektronische Heizquelle anstelle von Wasserpfeifenkohle.

Eine Shisha-Sitzung dauert etwa eine Stunde. In der Regel werden Wasserpfeifen nicht täglich geraucht, sondern nur gelegentlich – und typischerweise in der Gruppe. Wasserpfeife zu rauchen ist trotzdem ungesund, wie die folgenden fünf Fakten zeigen.

Wie schädlich sind Wasserpfeifen? 5 Fakten

Fakt 1: Wer Wasserpfeife raucht, nimmt Schadstoffe zu sich

Beim Verschwelen von Shisha-Tabak entstehen zahlreiche Schadstoffe – aus dem Tabak selbst, aus seinen Zusätzen und/oder aus der in der Wasserpfeife verwendeten Kohle. Beim Rauchen gelangen diese Schadstoffe schnell und tief in die Lunge. Dazu gehören zum Beispiel:

  • Acetaldehyd, das sich nach dem Einatmen im Körper rasch in alle Organe einschließlich der Leber verteilt und unter dem Verdacht steht, krebserregend zu sein
  • Acrolein, das die Atemwege reizt und dort – wenn diese dem Giftstoff länger ausgesetzt sind (z. B. bei langjährigen Rauchern), Krebs verursachen kann
  • Benzol, das krebserregend ist und bei langfristiger Aufnahme innere Organe sowie das Knochenmark schädigen kann
  • Formaldehyd, das die oberen Atemwege sowie die Augen reizt und ebenfalls krebserregend ist
  • Kohlenmonoxid, das in höheren Konzentrationen als starkes Atemgift wirkt und das Gehirn schädigen kann
  • polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), die Krebs verursachen können
  • giftige Schwermetalle (wie Blei, Chrom und Nickel), die der Körper nicht abbauen kann und daher in den Knochen und im Fettgewebe ablagert

Tabakrauch ist also ein Giftgemisch – auch wenn er aus einer Wasserpfeife kommt.

Fakt 2: Tabakrauch enthält immer Teer

Auf manchen Tabakpäckchen steht zwar „Enthält 0 g Teer“ oder „Enthält 0 % Teer“. Solche Hinweise sind jedoch irreführend. Denn Teer steckt nicht im Tabak, sondern entsteht erst, wenn der Tabak verbrennt.

Teer bildet sich durch Schwelung, Verkokung oder Vergasung organischer Substanzen – wie Kohle, Holz oder eben Tabak. Wer Wasserpfeife raucht, nimmt also immer viel Teer in die Lunge auf.

Fakt 3: Auch nikotinfreie Tabakersatzprodukte sind schädlich

Wenn statt Shisha-Tabak nikotinfreier Tabakersatz zum Einsatz kommt, enthält der Rauch zwar kein Nikotin. Ansonsten entstehen aber praktisch die gleichen Schadstoffe wie beim echten Wasserpfeifentabak.

Fakt 4: Das Wasser in Shishas hat keine Filterfunktion

Das Wasser in der Wasserpfeife hat nur einen Zweck: Es kühlt den Rauch, der sich so leichter einatmen lässt, ohne im Hals zu kratzen. Der Rauch wird durch das Wasser weder verdünnt noch gereinigt. Die darin enthaltenen Schadstoffe gelangen beim Rauchen also völlig ungefiltert in die Lunge.

Fakt 5: Shisha-Raucher atmen mehr Schadstoffe ein als Zigarettenraucher

Nach 11 bis 15 Zügen ist eine Zigarette aufgeraucht – das dauert höchstens zehn Minuten. Eine Shisha-Sitzung hingegen dauert bis zu 60 Minuten, wobei die Raucher bis zu 290 Züge machen. Beim Rauchen einer Wasserpfeife nimmt man also viel mehr Rauch auf als beim Rauchen einer Zigarette – und damit mehr Schadstoffe.

  • Während einer Shisha-Sitzung atmet man etwa so viel Rauch ein wie beim Rauchen von 100 Zigaretten.
  • Dabei gelangt etwa so viel Nikotin in den Körper wie beim Rauchen von 10 Zigaretten.

Das Rauchen von Wasserpfeifen ist also genauso schädlich wie das Rauchen einer Zigarette. Das kann sowohl kurz- als auch langfristig negative Folgen für die Gesundheit haben.

Welche Folgen hat das für die Gesundheit?

Akute Gesundheitsrisiken

Veränderungen an Lunge & Herz-Kreislauf-System

Beim Shisha-Rauchen erhöht sich der Blutdruck und das Herz schlägt schneller. Zudem gelangt viel Teer in die Lunge und verklebt dort die lebenswichtigen Lungenbläschen. Dadurch funktioniert die Lunge schlechter.

Kohlenmonoxidvergiftung

Beim Verbrennen der Kohle in der Wasserpfeife entsteht Kohlenmonoxid (CO). Das ist ein geruchsloses Gas, das in hohen Konzentrationen lebensbedrohlich sein kann. Das Risiko einer solchen Kohlenmonoxidvergiftung besteht vor allem in geschlossenen Räumen wie schlecht gelüfteten Shisha-Bars: Dann sammelt sich das Kohlenmonoxid schnell in der Raumluft an.

Ansteckungsgefahr

Sich eine Wasserpfeife mit anderen zu teilen und dabei nur ein Mundstück zu verwenden, ist ein Infektionsrisiko. Denn am Mundstück der Wasserpfeife bleiben immer Speichelreste hängen, die Krankheitserreger enthalten können.

Zu den Krankheiten, die während einer Shisha-Sitzung übertragbar sind, gehören zum Beispiel:

Langfristige Gesundheitsrisiken

Atemwegserkrankungen

Der beim Rauchen von Wasserpfeifen eingeatmete Teer lagert sich im Lungengewebe ab. Das kann die Atemwege mit der Zeit so schädigen, dass sie dauerhaft erkranken. Typische Folgen von langfristigem Shisha-Rauchen sind:

Weitere Erkrankungen

Wer über längere Zeit regelmäßig Wasserpfeife raucht, hat auch ein erhöhtes Risiko für weitere Erkrankungen – zum Beispiel für:

Zudem kann Shisha-Rauchen in der Schwangerschaft dazu führen, dass das Kind bei der Geburt zu wenig wiegt.

Suchtpotenzial

Nikotinhaltiger Rauch von Wasserpfeifen kann nachweislich ebenso abhängig machen wie Zigarettenrauch. Darum kann es durchaus passieren, dass Shisha-Raucher früher oder später zur Zigarette greifen.

Passivrauchen: Gesundheitsrisiko für andere

Die Schadstoffe aus dem Rauch von Wasserpfeifen gelangen auch in die Umgebungsluft. Vor allem in geschlossenen Räumen belastet Shisha-Rauchen also nicht nur die eigene Gesundheit, sondern ebenso die aller anderen Anwesenden.

Denn auch durch Passivrauchen gelangen die Schadstoffe in die Atemwege. Zu den möglichen Folgen gehören:

Fazit:

Wasserpfeifen sind keine gesündere Alternative zur Zigarette. Shishas zu rauchen kann süchtig machen und ist sogar mit einer höheren Schadstoffbelastung verbunden als Zigarettenrauchen. Wer kein Gesundheitsrisiko eingehen will, sollte daher die Finger davonlassen. Das gilt ganz besonders für Schwangere und für Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen.