Das Bild zeigt einen Korb mit Gemüse.
© Jupiterimages/PhotoDisc

Sekundäre Pflanzenstoffe

Von: Onmeda-Redaktion, Dr. rer. nat. Geraldine Nagel (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 18.01.2022

Man kann sie weder riechen, schmecken noch sehen: sekundäre Pflanzenstoffe. Sekundäre Pflanzenstoffe kommen in allen pflanzlichen Lebensmitteln vor – daher auch in Vollkornbrot, Hülsenfrüchten und Kaffee.

Allgemeines

Sekundäre Pflanzenstoffe sind chemisch sehr verschiedenartig und erfüllen in den Pflanzen eine Vielzahl von Funktionen. So dienen sie zum Beispiel als Farb- und Geschmacksstoffe, schützen die Pflanzen vor Schädlingen und Krankheiten oder regulieren ihr Wachstum.

Sekundäre Pflanzenstoffe konzentrieren sich meist

  • in der Schale oder
  • den äußeren Blättern.

Werden diese entfernt (z.B. durch Schälen von Äpfeln), geht ein Teil der sekundären Pflanzenstoffe verloren.

Auf den Menschen wirken einige sekundäre Pflanzenstoffe giftig, wie zum Beispiel das in gekeimten Kartoffelknollen vorkommende Solanin. Sehr viele sekundäre Pflanzenstoffe haben jedoch möglicherweise eine gesundheitsfördernde Wirkung.

Sekundäre Pflanzenstoffe heißen nicht etwa so, weil sie zweitrangig sind. Die Bezeichnung "sekundär" dient vielmehr dazu, um die sekundären Pflanzenstoffe von den primären Pflanzenstoffen zu trennen: Zu den primären Pflanzenstoffen zählen die Hauptbestandteile der Pflanzen, also Kohlenhydrate, Fette und Eiweiße.

Die Angaben darüber, wie viele sekundäre Pflanzenstoffe es gibt, sind sehr unterschiedlich. Man schätzt jedoch, dass es zwischen 60.000 und 100.000 Substanzen sind. Ob diese auch lebensnotwendig sind, ist bisher noch unbekannt. Bei den meisten sekundären Pflanzenstoffen ist bislang auch noch nicht bekannt, wie sich diese genau auf den menschlichen Körper auswirken können.

Interessant ist jedoch, dass einige der sekundären Pflanzenstoffe, wenn man sie isoliert und einzeln einnimmt, zum Teil ihre gesundheitsfördernde Wirkung verlieren. So führen etwa Sojaprodukte zu einer Senkung des Cholesterinspiegels, nachweislich verursacht durch die darin enthaltenen Isoflavone. Die isolierten Isoflavone allein können diese Wirkung jedoch nicht hervorrufen.

Demnach scheint es wichtig zu sein, die sekundären Pflanzenstoffe im Komplex aufzunehmen, damit diese zusammen wirken oder mit anderen Inhaltsstoffen der Pflanze wechselwirken können.

In Form von Nahrungsergänzungsmitteln können sekundäre Pflanzenstoffe ihre gesundheitsfördernden Wirkungen verlieren.

Aufgrund der noch relativ geringen Datenlage können bislang keine genauen Verzehrempfehlungen gegeben werden. Wer viel Obst und Gemüse isst und regelmäßig Nüsse oder Vollkornprodukte zu sich nimmt, fördert damit jedoch auf jeden Fall die eigene Gesundheit.

Übersicht über sekundäre Pflanzenstoffe und ihre möglichen gesundheitsfördernden Wirkungen

Sekundäre PflanzenstoffeEnthalten in ...Mögliche Wirkungen
FlavonoideÄpfeln, Birnen, Trauben, Kirschen, Pflaumen, Zwiebeln, Grünkohl, Auberginen, Soja, Tee• senken das Risiko für bestimmte Krebserkrankungen
• senken das Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten
• antioxidativ
blutdrucksenkend
• entzündungshemmend
• beeinflussen das Immunsystem
• antibakteriell
PhenolsäurenKaffee, Tee, Vollkornprodukten, Weißwein, Nüssen• senken das Risiko für bestimmte Krebserkrankungen
• antioxidativ
CarotinoideKarotten, Tomaten, Paprika, grünem Gemüse (Spinat, Grünkohl), Grapefruit, Aprikosen, Melonen, Kürbis• senken das Risiko für bestimmte Krebserkrankungen
• senken das Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten
• antioxidativ
• beeinflussen das Immunsystem
• senken das Risiko für altersbedingte Augenerkrankungen
• entzündungshemmend
PhytoöstrogeneKaffee, Tee, Vollkornprodukten, Weißwein, Nüssen• senken das Risiko für bestimmte Krebserkrankungen
• antioxidativ
PhenolsäurenGetreide und Hülsenfrüchten (z. B. Sojabohnen), Leinsamen• senken das Risiko für bestimmte Krebserkrankungen
• antioxidativ
• beeinflussen das Immunsystem
• positive Wirkung auf den Knochenstoffwechsel
Glucosinolateallen Kohlarten, Rettich, Radieschen, Kresse, Senf• senken das Risiko für bestimmte Krebserkrankungen
• beeinflussen das Immunsystem
• antibakteriell
• antioxidativ
SulfideZwiebeln, Lauch, Knoblauch, Schnittlauch• senken das Risiko für bestimmte Krebserkrankungen
• antibakteriell antioxidativ
• blutdrucksenkend
• positive Wirkung auf den Cholesterinspiegel
MonoterpeneMinze, Zitronen, Kümmel• positive Wirkung auf den Cholesterinspiegel
• antikanzerogen (senken das Krebsrisiko im Tierversuch)
SaponineHülsenfrüchten, Soja, Spargel, Hafer, Lakritze• antikanzerogen (senken das Risiko für bestimme Krebserkrankungen im Tierversuch)
• antibakteriell (antifungal)
PhytosterineNüssen und Pflanzensamen (Sonnenblumenkernen, Sesam, Soja), Hülsenfrüchten• positive Wirkung auf den Cholesterinspiegel

Einteilung

Die sekundären Pflanzenstoffe können in verschiedene Stoffklassen eingeteilt werden.

Carotinoide

Früchte, die viele Carotinoide enthalten, erkennt man schon an der intensiven gelben oder roten Farbe, aber auch in Blättern können Carotinoide vorkommen. Die meisten Carotinoide liegen in den Früchten als Provitamin A vor, also einer Vorstufe, die im Körper zu Vitamin A umgewandelt wird.

Carotinoide haben eine krebsvorbeugende und entzündungshemmende Wirkung.

Glucosinolate

Glucosinolate werden auch Senfölglykoside oder Thioglucoside genannt und sind vorwiegend in Pflanzen enthalten, die zur Familie der Kreuzblütler gehören (z.B. Senf, Kresse, Kohlgemüse, Meerrettich). Sie führen auch zu dem charakteristischen Geschmack dieser Pflanzen. Glucosinolate wirken krebsvorbeugend, schützen vor freien Radikalen und senken den Lipidgehalt im Blut.

Monoterpene

Monoterpene sind Bestandteil von ätherischen Ölen und kommen in Zitrusfrüchten wie Orangen vor, aber auch in Pfefferminze, Fenchel, Kümmel, Aprikosen, Weintrauben und vielem mehr. Monoterpene sollen krebsvorbeugend und cholesterinsenkend wirken.

Saponine

Der Begriff Saponine leitet sich vom lateinischen Wort sapon für Seife ab. In wässrigen Lösungen können sie stark schaumbildend wirken. Saponine kommen vor allem in Hülsenfrüchten sowie in Soja, Hafer, Spargel und Lakritze vor. Sie haben unter anderem eine entzündungshemmende, cholesterinsenkende und krebsvorbeugende Wirkung.

Sulfide

Sulfide entstehen aus chemischen Vorstufen – die vor allem in Zwiebelgewächsen wie zum Beispiel Knoblauch vorkommen – im Laufe der Verdauungsvorgänge. Im Falle des Knoblauchs entstehen die Sulfide aus dem in den Knoblauchzehen enthaltenem Allicin. Sulfide beugen der Entstehung von Krebs vor und wirken wachstumshemmend auf Mikroorganismen. Durch ihre antioxidative Wirkung schützen sie vor freien Radikalen. Außerdem wirken Sulfide der Entstehung von Blutgerinnseln entgegen und können den Cholesterinspiegel senken.

Phytoöstrogene

Phytoöstrogene sind pflanzliche Stoffe, die ähnlich wie die weiblichen Sexualhormone (Östrogene) wirken. Im Körper können sie die Wirkung der Östrogene imitieren oder auch behindern.

Phytoöstrogene finden sich zum Beispiel in Soja, Hülsenfrüchten, Leinsamen, Getreide oder Beeren.

Über die positiven Wirkungen von Phytoöstrogenen gibt es bisher keine eindeutigen Daten. Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass Phytoöstrogene das Krebsrisiko senken können. Einzig sicher scheinen jedoch Phytoöstrogene aus Sojaprodukten, die chemisch zur Gruppe der Isoflavone zählen, eine cholesterinsenkende Wirkung zu haben.

Phytosterole

Phytosterole sind Sterole, die in Pflanzen vorkommen. Zu den tierischen Sterolen zählt zum Beispiel das Cholesterin. In der menschlichen Nahrung sind Phytosterole vor allem in Sonnenblumenkernen, nativem Sonnenblumenöl, Sesamsamen, Brokkoli und Rosenkohl vorhanden.

Im Unterschied zum tierischen Cholesterin haben Phytosterole eine positive Wirkung auf den Cholesterinspiegel und können diesen sogar senken. Wer Cholesterinsenker einnimmt, sollte allerdings Lebensmittel mit Phytosterolen erst nach Absprache mit dem Arzt zu sich nehmen. Phytosterole sollen außerdem krebsvorbeugend wirken.

Polyphenole

Polyphenole findet man insbesondere in den Randschichten und in Blättern von Pflanzen. Das liegt vor allem der antioxidativen Wirkung der Polyphenole, welche die Pflanzen so vor oxidativen Schäden durch freie Radikale schützen sollen. Zu den Polyphenolen zählen die Phenolsäuren und die Flavonoide.

Phenolsäuren haben zahlreiche positive Auswirkung auf die Gesundheit. Sie wirken unter anderem krebsvorbeugend, wachstumshemmend auf Mikroorganismen, thrombosevorbeugend, blutdruckregulierend und schützen vor freien Radikalen.

Flavonoide kommen in vielen Gemüsearten und Obstsorten vor, zum Beispiel in Soja, Zwiebeln, Oliven, Brokkoli, Äpfeln, Zitrusfrüchten oder in grünem und schwarzem Tee. Phenolsäuren findet man vor allem in Kaffee (Kaffeesäure – eine Tasse Kaffee enthält etwa 7 mg), aber auch in Nüssen und Früchten.