Bunte Kompressionsstrümpfe
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Kompressionsstrümpfe: Unterstützung für die Venen

Von: Miriam Funk (Medizinredakteurin und Redaktionsleitung)
Letzte Aktualisierung: 23.12.2022

Kompressionstrümpfe unterstützen die Venen. Dennoch sind sie manchmal unbequem, rutschen oder bereiten beim Anziehen Probleme. Wir haben Tipps und erklären, für wen sie geeignet sind, wann sie getragen werden sollten und was beim Anziehen hilft.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Was sind Kompressionsstrümpfe?

Medizinische Kompressionsstrümpfe üben von außen Druck auf die erweiterten Venen aus, der ihren Durchmesser verringern soll. Durch den verengten Venenquerschnitt können die Venenklappen wieder besser schließen.

Darüber hinaus erhöhen Kompressionsstrümpfe die Fließgeschwindigkeit des Bluts und unterstützen die Muskelpumpe, wodurch Stauungen vermieden und die Venen vor weiterer Überdehnung geschützt werden.

Der bessere Rückfluss des Bluts zum Herzen senkt die Thrombose- und folglich auch die Emboliegefahr. Die Stoffwechselvorgänge im Bein werden günstig beeinflusst und das Risiko für offene Beine sinkt. Der kontinuierliche Druck von außen wirkt zudem einem Austritt von Flüssigkeit ins Gewebe und damit einer Wasseransammlung (Ödembildung) entgegen.

Für wen kommen Kompressionsstrümpfe infrage?

Kompressionsstrümpfe können sowohl bei bereits bestehender Venenschwäche als auch vorbeugend angewendet werden. Weitere Indikationen für Thrombosestrümpfe sind:

Mit Kompressionsstrümpfen vorbeugen sollten Personen, bei denen bestimmte Risikofaktoren vorliegen. Hierzu zählen vor allem:

  • genetische Belastung
  • vorwiegend sitzende oder stehende Tätigkeit
  • erhöhte Blutgerinnungsneigung
  • Schwangerschaft
  • lange Reisen mit Flugzeug, Auto oder Bahn (Reisethrombose)
  • Bettlägerigkeit

Kompressionsstrümpfe gibt es als Wadenstrümpfe, Oberschenkelstrümpfe, Radlerhosen und Strumpfhosen.

Arten von Kompressionskleidung

Kompressionsstrümpfe zählen zu Kompressionskleidung. Hiervon gibt es verschiedene Arten. Kompressionsstrümpfe sind zu unterscheiden von sogenannten Stützstrümpfen. Stützstrümpfe bewirken lediglich eine leichte Kompression der Beine, sie üben einen deutlich niedrigeren Druck aus als Kompressionsstrümpfe und sind insbesondere bei kranken Venen nicht geeignet. Weiterhin abzugrenzen sind sogenannte Thromboseprophylaxestrümpfe, die zum Beispiel im Krankenhaus angewendet werden.

Kompressionsstrümpfe werden in vier Kompressionsklassen eingeteilt. Außerdem gibt es sie als flachgestrickte (beispielsweise bei Lymphödem) und rundgestrickte (beispielsweise bei Lipödem) Strümpfe.

Einteilung der Kompressionsklassen

Kompressions-klasseDruck in kPADruck in mmHGWofür geeignet?
12,4-2,818-21beginnende Krampfadern, Schwangerschaft, schwere Beine (ohne Ödeme)
23,1-4,323-32Krampfadern, Ödeme, Venenentzündung, nach OP
34,5-6,134-46nach Thrombose, Abheilen von Geschwüren (Ulcus), chronische Veneninsuffizienz
4> 6,5 49schwere Krankheitsbilder und Lymphödeme

Welche Kompressionsklasse die individuell richtige ist, hängt von der Diagnose beziehungsweise dem Einsatz ab.

Um den richtigen Kompressionsstrumpf anzupassen, muss das Bein im Sanitätshaus ausgemessen werden, und zwar stehend und möglichst frei von Schwellungen. Da Beine sich in der Regel in Länge und Durchmesser unterscheiden, müssen – wenn Kompressionsstrümpfe für beide Beine notwendig sind – auch beide Beine ausgemessen werden. Falsch angepasste Kompressionsstrümpfe können Gewebezerstörung (Hautnekrosen) und andere Druckschäden verursachen.

Kompressionsstrümpfe sind in vielen Farben und Formen erhältlich und haben nichts mehr mit den hautfarbenen Omastrümpfen von früher zu tun. Das Aussehen gleicht dem von farbigen Strumpfhosen.

Kompressionsstrümpfe anziehen

Die Kompressionsstrümpfe werden am besten nach dem Aufwachen vor dem Verlassen des Betts angezogen – also bevor sich zum Beispiel Schwellungen an den Beinen entwickelt haben. Damit der Stoff beim Anziehen nicht beschädigt wird, sollten Betroffene keinen Schmuck an den Händen tragen. Beim Anziehen ist darauf zu achten, den Strumpf nicht zu überdehnen. Als Erstes immer den Fuß und die Ferse an die richtige Stelle ziehen. Dann den Kompressionsstrumpf gleichmäßig nach oben abrollen, ohne ihn zu stark nach oben zu ziehen.

Weitere Tipps zum Anziehen:

  • Gummihandschuhe tragen: Sie erleichtern das Greifen des Stoffs
  • Frisch gewaschene Strümpfe anziehen: Kompressionsstrümpfe sollten immer abends gewaschen werden, da sich Hautschüppchen in ihnen absetzen und die Strümpfe dann rutschiger werden und nicht mehr gut sitzen.
  • Pflegeschaum nutzen: Spezieller Pflegeschaum für Menschen, die Kompressionsstrümpfe tragen, kann auf die Beine aufgetragen werden. Die beanspruchte Haut wird gepflegt und die Strümpfe sitzen besser.

Im Sanitätshaus sind außerdem spezielle Anziehhilfen erhältlich.

Wer sollte keine Kompressionsstrümpfe tragen?

Ungeeignet sind Kompressionsstrümpfe bei:

  • fortgeschrittener arterieller Verschlusskrankheit
  • schweren Funktionsstörungen des Herzens
  • nässenden Hauterkrankungen 
  • schweren Störungen der Nervenfunktion in Armen und Beinen

Haltbarkeit von Kompressionsstrümpfen

Üblicherweise halten Kompressionsstrümpfe etwa ein halbes Jahr, bis das Gewebe an Festigkeit verliert und die medizinische Wirkung nachlässt. Die regelmäßige Wäsche ist nicht nur aus hygienischen Gründen wichtig, sie stellt auch die Festigkeit der durch das Tragen geweiteten Strümpfe wieder her. Kompressionsstrümpfe können von Hand oder in der Maschine gewaschen werden. Entscheidend sind die zu den jeweiligen Strümpfen gehörigen Waschanweisungen.

Jährlich übernehmen die Krankenkassen für zwei Paar Kompressionsstrümpfe die Kosten, wenn diese ärztlich verordnet werden.