Auf einem Holztisch liegt ein Schneidebrett mit Thymianzweigen und angeschnittener Ingwerwurzel, daneben steht ein Glas mit Thymian-Ingwer-Tee.
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Von Anis bis Zimt: 7 Gewürze, die wie Arzneien wirken

Von: Astrid Clasen (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 07.02.2022

Gewürze sind nicht nur geschmacklich eine Bereicherung. Alle Würzkräuter sind auch Heilkräuter: Viele ihrer Inhaltsstoffe verbessern Gesundheit und Wohlbefinden. Wir stellen Ihnen 7 Beispiele vor, die Sie teils auch im eigenen Kräuterbeet anbauen können.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Anis

Die Gewürzpflanze Anis (Pimpinella anisum) wächst 30 bis 80 Zentimeter hoch und blüht im Juli mit vielen kleinen weißen Blüten. Ihre Samen sind im reifen Zustand graubräunlich, drei bis fünf Millimeter lang und haben leicht kantig hervortretende, hellere Rippen. Man erntet das junge Kraut und die reifen Samen.

In der Küche ist Anis ein beliebtes Gewürz für Brot, Kuchen und Gebäck (Anisplätzchen). Es passt auch zu Gemüse (Rotkohl) oder Salat (Rote Rüben) und macht – in kleinen Mengen – deftige Fleischgerichte bekömmlicher. Zudem verleiht Anis verschiedenen alkoholischen Getränken ihr typisches Aroma – wie Anisschnaps, Pernod, Pastis und Ouzo.

In der Heilkunde verwendet man die trockenen, reifen Samen, deren typischer Anisgeruch beim Zerreiben deutlich zu riechen ist. Der Duft kommt von dem darin enthaltenen ätherischen Öl.

Anis und Anisöl lindern leichte Magen-Darm-Krämpfe und Blähungen und können sowohl den Appetit als auch die Verdauung anregen. Zudem hilft Anis gegen leichte Entzündungen der oberen Luftwege und wirkt bei Husten schleimlösend.

Ingwer

Ingwer (Zingiber officinale) ist eine schilfartig wachsende Staude, die sich mit ihrem Wurzelstock (der unterirdischen Sprossachse) vegetativ vermehrt. Diesen Ingwerwurzelstock verwendet man sowohl in der Küche als auch medizinisch – die daran anhaftenden fadenförmigen Wurzeln trennt man ab.

In der Küche passt Ingwer mit seinem zitronenähnlichen scharfen Aroma sowohl zu herzhaften Gerichten (z. B. Hühnersuppe, Kürbissuppe oder Möhrensuppe) als auch zu süßen Speisen (z. B. Ingwerkeksen). Auch in manchen Getränken (wie Ingwerbier bzw. Gingerale) ist Ingwer enthalten. Mit frischem Ingwer kann man Wasser selbst aromatisieren.

In der Heilkunde ist der Wurzelstock von Ingwer nützlich, weil er die Verdauungsfunktion unterstützt und gegen Übelkeit hilft. Damit kann Ingwerwurzelstock zum Beispiel die Symptome der Reisekrankheit oder leichte krampfartige Magen-Darm-Beschwerden mit Blähungen lindern. Eine Tasse Ingwertee vor dem Essen kann das anschließende Völlegefühl verringern.

Kümmel

Echter Kümmel (Carum carvi) – auch Wiesenkümmel genannt – ist eine zweijährige Pflanze: Im ersten Jahr bildet sich nur eine Blattrosette, aus der dann im zweiten Jahr ein bis zu 100 Zentimeter hoher, verzweigter und beblätterter Spross herauswächst.

Kümmel blüht von Mai bis Juli mit vielen kleinen weißen bis rosafarbenen Blüten. Man verwendet die im reifen Zustand braunen, drei bis sechs Millimeter langen Samen.

In der Küche passt Kümmel zu Kohl, Fleisch, Kartoffeln, Käse, Quark, Brot, Gemüse, Suppen, Salaten, Likör und Sauerkraut. Das Gewürz verleiht ein leicht süßliches, anisähnliches Aroma und eine gewisse Schärfe. Wer nicht so gerne auf ganze Kümmelsamen beißt, kann stattdessen Kümmelpulver verwenden oder die Samen in einem Leinensäckchen mitkochen.

In der Heilkunde verwendet man Kümmelsamen und Kümmelöl: Kümmel hat eine appetitanregende und krampflösende Wirkung. Entsprechend ist das Gewürz als Arzneimittel gegen Verdauungsbeschwerden wie Blähungen und Völlegefühl geeignet. Kümmelöl lässt sich auch äußerlich anwenden (d. h. im Bauchbereich einreiben).

Kurkuma

Kurkuma kann von zwei Pflanzen stammen: der Gelbwurzel (Curcuma longa) und der Javanischen Gelbwurz (Curcuma zanthorrhiza). Ihre großen Blätter wachsen mit einem langen Stiel vom Sprossengrund bis zu 120 Zentimeter hoch. Beide Pflanzen sind dem Ingwer sehr ähnlich. Ihre Wurzelstöcke sind aber safrangelb.

In der Küche schätzt man die getrockneten, pulverisierten Wurzelstöcke der Kurkuma als scharfes Gewürz. Frische Knollen haben – ähnlich wie Ingwer – einen leicht brennenden und herben Geschmack. Kurkumapulver schmeckt etwas milder und eher bitter. Es ist ein wichtiger Bestandteil von Currypulver.

Kurkuma kann auch als Zutat in verschiedenen Lebensmitteln stecken – wie in Senf, Soßen und Teigwaren. Beim Kochen kann das Gewürz beispielsweise Risotto, Gemüsepfannen, Suppen, Eierspeisen und Chutneys eine besondere Geschmacksnote verleihen.

In der Heilkunde nutzt man Kurkuma wegen seiner anregenden Wirkung auf die Gallenproduktion und die Fettverdauung. So hilft Kurkumawurzelstock zum Beispiel gegen Verdauungsbeschwerden – wie Völlegefühl, Blähungen und Verstopfung.

Majoran

Majoran (Origanum majorana) ist eine einjährige Pflanze. Das Kraut wächst bis 50 Zentimeter hoch, ist verzweigt und meist behaart. Seine Blüten sind rosa oder weiß und erscheinen von Juli bis September. Man verwendet die jungen Triebe und das blühende Kraut – frisch oder getrocknet.

In der Küche ist Majoran ein beliebtes Gewürz für Kartoffelgerichte, Fleisch und Tomatensoße. In Tomatensoße und Pizza ist Majoran auch eine gute Alternative zu Oregano. Ferner passt Majoran zu Geflügel, Wurst und Rohkost. Das Gewürz ist eine gute Verdauungshilfe bei Hackbraten oder weißen Bohnen.

Schwer verdauliche Lebensmittel und Mahlzeiten – zum Beispiel Pilze, Zwiebeln, Hülsenfrüchte, Leberwurst, fette Fleischgerichte oder Bratkartoffeln – sind besser bekömmlich, wenn sie mit Majoran gewürzt sind. Um das Aroma des Gewürzkrauts nicht zu mindern, gibt man es am besten erst gegen Ende der Garzeit hinzu.

In der Heilkunde nutzt man getrocknetes Majorankraut. Seine Inhaltsstoffe wirken schleimlösend und appetitanregend. Entsprechend hilft Majoran beispielsweise bei Erkältungskrankheiten, Magen-Darm-Beschwerden (wie Völlegefühl und Blähungen) und Appetitlosigkeit. Entzündungen im Naseneingang kann man äußerlich mit Majoransalbe behandeln.

Thymian

Echter Thymian (Thymus vulgaris) ist ein aromatischer Zwergstrauch. Seine kleinen Blätter sind auf der Unterseite stark behaart und am Rand nach unten eingerollt, sodass sie nadelartig aussehen. Die Pflanze blüht rosaviolett ab Mai bis September. Man verwendet die Triebe und das Kraut – frisch oder getrocknet.

In der Küche kocht man trockene Thymianblätter mit, während man frische Zweige erst am Ende der Garzeit hinzufügt und vor dem Essen wieder entfernt. Thymian duftet intensiv und schmeckt eher herb. In getrockneter Form ist das Aroma stärker.

Junge Thymiantriebe passen zu Quark, Fleisch- und Gemüsegerichten (z. B. mit Tomaten und Auberginen). Auch Pizza, Pilzgerichte, Soßen und fruchtige Desserts kann man gut damit würzen. Thymian macht deftige Speisen bekömmlicher.

In der Heilkunde verwendet man das Kraut (z. B. als Thymiantee) und das darin enthaltene Thymianöl. Thymian wirkt schleimlösend, antibakteriell und krampflösend. Entsprechend kommt Thymiankraut beispielsweise bei erkältungsbedingtem Husten und Keuchhusten zum Einsatz (z. B. in Tee, Hustensaft oder -tropfen).

Thymiantee kann man auch äußerlich bei Entzündungen der Mundschleimhaut und gegen Mundgeruch einsetzen (als Mund- und Gurgelwasser). Thymianöl ist nur zur äußerlichen Anwendung gedacht: Als Badezusatz oder in Salben zum Einreiben kann es Erkältungssymptome lindern.

Zimt

Zimt ist die Zimtrinde, die von den dünneren Zweigen des immergrünen Zimtbaums (Cinnamomum verum) stammt.

In der Küche dient Zimt vor allem als klassisches Weihnachtsgewürz – zum Beispiel für Gebäck, Lebkuchen, Bratäpfel, Glühwein, Punsch und Tee. Das Gewürz passt aber auch zu Milchreis, Obstsalat und Pflaumenmus sowie zu vielen pikanten Speisen – wie Moussaka, Currys und Chutneys. Zimt hat ein leicht süßes bis feuriges Aroma.

In der Heilkunde nutzt man die Zimtrinde und das Zimtöl, um die Verdauungsfunktion zu unterstützen und Unwohlsein zu bekämpfen. So kann Zimt leichte krampfartige Beschwerden im Magen-Darm-Bereich mit Blähungen lindern. Zimtrinde kann zudem gegen leichten Durchfall helfen.