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Albumin

Von: Till von Bracht (Medizinredakteur, M.A. Sportwissenschaften)
Letzte Aktualisierung: 08.03.2022

Albumin ist ein kugelförmiges Eiweiß, ohne das der Mensch nicht überleben könnte. Albumin sorgt dafür, dass keine Flüssigkeit aus den Blutgefäßen in das umliegende Gewebe austritt. Befindet sich zu wenig Albumin im Blut, können sogenannte (Hunger-)Ödeme entstehen.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Allgemeines

Darüber hinaus transportiert Albumin wasserunlösliche Substanzen (z.B. Vitamine und Fette) durch die Blutbahnen zu ihrem jeweiligen Bestimmungsort – ohne Albumin würden diese Stoffe verklumpen.

Albumin (von lat. albus = weiß) wird ausschließlich in der Leber produziert und von da aus ins Blut abgegeben. Dafür benötigt die Leber eiweißhaltige Lebensmittel, zum Beispiel Eier, Milch oder Fleisch. Wer sich über einen längeren Zeitraum sehr eiweißarm ernährt, bei dem kann die Leber nicht ausreichend Albumin produzieren. Die Folge: Der Albuminspiegel im Blut sinkt.

Beim gesunden Erwachsenen befindet sich etwa 40 Prozent des gesamten Albumins im Blut – genauer gesagt im Blutplasma. Der Rest befindet sich hauptsächlich im Gewebe (z.B. Muskeln oder Haut) und im Liquor. Zudem lässt sich Albumin auch im Gallensaft, im Schweiß und im Speichel nachweisen – geringer Mengen Albumin kommen wahrscheinlich sogar in jeder Körperflüssigkeit vor.

Albumin erfüllt im Körper verschiedene Aufgaben. Es

  • bindet Wasser in den Blutbahnen,
  • transportiert wasserunlösliche Stoffe im Blut,
  • dient als Reserveeiweiß und
  • stabilisiert den pH-Wert des Blutes.

Wenn sich im Körper zu wenig Albumin befindet, kann das verschiedene Ursachen haben – nicht immer steckt eine Krankheit dahinter.


Albumin im Blut

Albumin macht mit etwa 80 Prozent den größten Teil der im Blut vorkommenden Proteine aus. Ein niedriger Albuminspiegel im Blut beruht darauf, dass entweder

  • die Leber zu wenig Albumin produziert oder
  • zu viel Albumin über die Niere verloren geht.

Wer sich etwa über einen längeren Zeitraum sehr eiweißarm ernährt, bei dem kann die Leber nicht ausreichend Albumin produzieren. Die Folge: Der Albuminspiegel im Blut sinkt. Auch während einer Schwangerschaft kann ein niedriger Albuminwert vorliegen, ohne dass eine Krankheit dahinter steckt. Das liegt daran, dass in dieser Zeit das Blutvolumen um etwa einen Liter steigt – die Albuminkonzentration fällt demzufolge durch den Verdünnungseffekt.

Ein niedriger Albumingehalt kann jedoch auch Zeichen einer Erkrankung sein. Dazu zählen:

Zu hohe Albuminwerte im Blut kommen nur äußerst selten vor.

Albumin im Urin

Normalerweise scheidet der Körper über den Urin nur wenig Albumin aus (höchstens 20 Milligramm pro Tag). Steigt die Albuminkonzentration im Urin auf 30 bis 300 Milligramm pro Tag, spricht man von einer sogenannten Mikroalbuminurie. Die Mikroalbuminurie gilt bei Menschen mit Diabetes als das erste klinisch nachweisbare Zeichen einer Nierenschädigung.

Daher ist es vor allem für Diabetiker wichtig, regelmäßig den Albumingehalt im Urin überprüfen zu lassen.

Die Albuminmengen im Urin sind allerdings zu gering, um sie mit bloßem Auge zu erkennen oder mit einem "normalen" Urin-Teststreifen messen zu können. Daher benötigen Ärzte spezielle Teststreifen, um die Albuminmengen im Urin zu messen.

Je stärker die Niere geschädigt ist, desto mehr Albumin scheidet der Körper über den Urin aus – man spricht dann von einer Makroalbuminurie (eine Form der sog. Proteinurie). Eine Makroalbuminurie liegt vor, wenn jemand mehr als 300 Milligramm Albumin täglich über den Urin ausscheidet. Dies erkennen Betroffene oft daran, dass sich ihr Urin trübt.

Eine krankhafte Proteinurie tritt vor allem bei Nierenerkrankungen, bei Diabetes mellitus und bei Schwermetallvergiftungen auf.

Funktion im Körper

Albumin ist ein kugelförmiges Eiweiß, das den größten Teil der im Blut vorkommenden Eiweiße ausmacht. Die Leber produziert täglich rund 12 Gramm Albumin. Im Körper erfüllt Albumin verschiedene Funktionen. Es

  • hält Wasser in den Blutgefäßen zurück,
  • transportiert wasserunlösliche Stoffe durch die Blutbahnen,
  • dient als Reserveeiweiß und
  • hält den pH-Wert des Blutes konstant.

Eine der wichtigsten Funktionen von Albumin ist es, zu verhindern, dass zu viel Flüssigkeit aus dem Blut in das umliegende Gewebe wandert.

Im Blutgefäß befindet sich normalerweise mehr Albumin als außerhalb des Gefäßes. Der Grund dafür liegt in der Größe der Albumin-Moleküle: Albumin ist zu groß, um aus den Blutgefäßen in das umliegende Gewebe zu treten.

In den Blutgefäßen bindet Albumin Wasser – so verhindert es, dass Wasser durch die Gefäßwände ins Gewebe gelangt. Mediziner sprechen davon, dass Albumin einen sogenannten "kolloidosmotischen Druck" innerhalb der Blutgefäße aufbaut. Dieser Druck spielt eine wichtige Rolle für die Verteilung der Flüssigkeiten im Körper.

Sinkt der Albumingehalt des Blutes, zum Beispiel bei Leber- und Nierenerkrankungen oder bei eiweißarmer Ernährung, tritt Wasser aus den Blutgefäßen in das Gewebe – es kommt zu sogenannten (Hunger-)Ödemen.

Eine weitere wichtige Funktion von Albumin: Es bindet wasserunlösliche Stoffe (z.B. Fette, Hormone, Vitamine, Mineralstoffe), um sie so durch die Blutbahn transportieren zu können. Ohne Albumin könnten sich diese Substanzen im Blut nicht frei bewegen – sie würden stattdessen zusammenklumpen.

Da Albumin eine große Anzahl verschiedener Stoffe bindet, spricht man auch von einer unspezifischen Transportfunktion. Zu diesen Stoffen gehören ganz unterschiedliche Substanzen wie:

Darüber hinaus dient Albumin im Körper als sogenanntes Reserveeiweiß. Diese Funktion verdankt es seiner relativ hohen Konzentration im Blut. Im Körper eines gesunden Erwachsenen mit etwa 70 Kilogramm Körpergewicht finden sich insgesamt etwa 320 bis 350 Gramm Albumin. Davon befinden sich knapp 40 Prozent in den Blutgefäßen, der übrige Teil im Gewebe (z.B. Muskeln) und im Liquor (Hirn- und Nervenwasser).

Albumin ist das häufigste Protein im Blutplasma – es macht etwa 60 Prozent der gesamten Proteine im Blut aus. Die übrigen 40 Prozent entfallen auf die sogenannten Globuline.

Sowohl Albumin als auch Globuline helfen dabei, den Blut-pH-Wert beim Menschen konstant zu halten – dieser beträgt durchschnittlich 7,4. Der pH-Wert hängt von der Konzentration an Wasserstoffionen ab. Albumin und Globuline können Wasserstoffionen im Körper binden und auch wieder abgeben – so tragen sie dazu bei, Schwankungen des pH-Werts abzupuffern und ihn zu stabilisieren.

Bestimmung von Albumin

Die Bestimmung von Albumin dient vor allem dazu, mögliche Nieren- oder Leberschäden schon frühzeitig erkennen zu können. Befindet sich zum Beispiel zu viel Albumin im Urin (mehr als 30 Milligramm pro Tag), deutet dies auf eine beginnende Nierenerkrankung hin.

Bei einer Leberschädigung hingegen produziert die Leber weniger Albumin – dadurch verrringert sich auch die Albuminkonzentration im Blut.

Bei bestimmten Erkrankungen, zum Beispiel bei Diabetes oder Bluthochdruck, ist es sinnvoll, den Albumingehalt im Urin mindestens einmal im Jahr untersuchen zu lassen. So können Patienten

Albumin lässt sich im Körper auf drei Arten bestimmen: Entweder misst der Arzt die Albuminkonzentration

  • im Blut,
  • im Urin
  • oder im Liquor (Hirn- und Nervenwasser).

 

 

 

Bestimmung der Albuminkonzentration im Blut

Die Konzentration von Albumin im Blut können Ärzte im Rahmen einer Blutuntersuchung ermitteln. Dazu muss der Arzt zunächst die vielen unterschiedlichen Eiweiße im Blut trennen – dies geschieht mit einer speziellen Technik, der sogenannten (Eiweiß-)Elektrophorese.

Bei der Eiweiß-Elektrophorese tropft der Untersucher eine kleine Menge Blut auf eine papierähnliche Folie, um anschließend die einzelnen Blutbestandteile mithilfe eines elektrischen Stromfelds auftrennen zu können.

Normalerweise lassen sich beim gesunden Erwachsenen in einem Liter Blut etwa 40 bis 50 Gramm Albumin nachweisen. Eine niedrigere Albuminkonzentration im Blut kann verschiedene Ursachen haben, wie zum Beispiel:

  • eiweißarme Ernährung,
  • Schwangerschaft
  • sowie Leber- oder
  • Nierenschäden.

Viele Ärzte bestimmen im Rahmen der Eiweiß-Elektrophorese auch das Verhältnis zwischen Albumin und Globulin – den sogenannten Albumin/Globulin-Quotienten. Der Albumin/Globulin-Quotient gibt Hinweise darauf, ob im Körper Entzündungen vorliegen. Bei einer Entzündung steigt die Globulin-Konzentration im Blutplasma, die Albumin-Konzentration hingegen sinkt.

Bestimmung der Albuminkonzentration im Urin

Jeden Tag scheiden die Nieren rund 20 Milligramm Albumin über den Urin aus. Eine erhöhte Albuminkonzentration kann ein Hinweis darauf sein, dass etwas mit den Nieren nicht stimmt.

Für die Bestimmung der Albuminkonzentration im Urin reicht ein einfacher Urin-Teststreifen jedoch häufig nicht aus. Denn mit einem üblichen Teststreifen lässt sich Albumin erst dann im Urin nachweisen, wenn der Körper mehr als 200 Milligramm Albumin pro Tag ausscheidet. Daher nutzen Ärzte in der Regel spezielle Teststreifen, mit denen sie schon geringe Mengen Albumin messen können.

Prinzipiell lässt sich die Albuminkonzentration im Urin über zwei Arten bestimmen: Entweder untersuchen Ärzte nur eine einzige Urinprobe (Spontanurin) oder sie verwenden die gesammelte Menge eines Tages (24-Stunden-Sammelurin).

Der Albumingehalt im Urin hängt von vielen Faktoren ab und schwankt tagsüber sehr stark. Daher liefert die Messung im 24-Stunden-Sammelurin zwar genauere Ergebnisse, ist jedoch auch wesentlich aufwändiger und fehleranfälliger – insbesondere bei Kindern.

Aus diesem Grund verzichten die meisten Ärzte heutzutage darauf, den Urin über 24 Stunden zu sammeln. Stattdessen verwenden sie den Morgenurin und messen nicht nur, wie viel Albumin, sondern auch wie viel Kreatinin er enthält. Anschließend errechnet der Arzt das Verhältnis zwischen Albumin und Kreatinin.

Dieser sogenannte Albumin-Kreatinin-Quotient hat den Vorteil, dass er – unabhängig von der Harnkonzentration – verlässliche Werte zur Albuminausscheidung im Urin liefert. Denn die Albuminkonzentration hängt unter anderem auch von der Harnkonzentration in der jeweilgen Urinprobe ab – und die Harnkonzentration schwankt von Tag zu Tag.

Dieser sogenannte Albumin-Kreatinin-Quotient dient somit als guter Nachweis für den Albumingehalt im Urin – unabhängig von der Harnkonzentration der jeweiligen Urinprobe.

Bestimmung der Albuminkonzentration im Liquor

Liquor ist der Fachbegriff für die wasserklare Flüssigkeit, die Gehirn und Rückenmark umgibt. Diese Flüssigkeit ist von einer Barriere umgeben, die sie vor schädlichen Stoffen aus dem Blut schützt: die sogenannte Blut-Liquor-Schranke.

Albumin wird in der Leber produziert und gelangt von da aus in den Blutkreislauf – ein Austausch zwischen Liquor und Blut findet im Körper kaum statt. Daher befindet sich im Liquor normalerweise nur wenig Albumin.

Bei einigen Krankheiten kann die Blut-Liquor-Schranke gestört sein, sodass bestimmte Blutbestandteile – zum Beispiel Albumin – in das Hirnwasser übertreten können.

Ein erhöhter Albuminwert im Liquor weist also auf eine Störung der Blut-Liquor-Schranke hin.

Da die Albuminkonzentration im Liquor mit der Albuminkonzentration im Blut zusammenhängt, muss der Arzt beide Werte messen. Anschließend berechnet er das Verhältnis von Albumin im Liquor zu Albumin im Blutserum – den sogenannten Liquor/Serum-Albumin-Quotienten.

Ein hoher Liquor/Serum-Albumin-Quotient deutet darauf hin, dass mehr Albumin durch die Blut-Liquor-Schranke in den Liquor gelangt als üblich. Dies kann die Folge verschiedener Erkrankungen sein, wie zum Beispiel

  • multiple Sklerose (chronisch entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems),
  • Enzephalitis (Entzündungen im zentralen Nervensystem, insbesondere im Gehirngewebe ) oder
  • Meningitis (akute Entzündung der weichen Häute des Gehirns und Rückenmarks).

Um die Albuminkonzentration im Liquor bestimmen zu können, ist eine sogenannte Lumbalpunktion (Liquorpunktion) notwendig. Unter einer Lumbalpunktion versteht man die Entnahme von Liquor aus dem Wirbelkanal im Bereich der Lendenwirbel.

Albuminurie (Albumin im Urin)

Der Körper scheidet über den Urin normalerweise nur geringe Mengen Albumin aus (höchstens 20 Milligramm pro Tag). Eine vermehrte Ausscheidung von Albumin deutet darauf hin, dass die Nieren nicht richtig funktionieren – Ärzte sprechen dann von einer sogenannten Albuminurie.

Vor allem für Diabetiker ist es wichtig, eine Albuminurie rechtzeitig festzustellen: Eine erhöhte Albuminkonzentration im Urin ist das erste Anzeichen einer beginnenden Nierenschädigung (diabetische Nephropathie). Die diabetische Nephropathie zählt zu den weit verbreiteten Diabetes-Folgeerkrankungen.

Normalerweise filtern die Nieren – ähnlich wie ein Sieb – nicht benötigte Stoffe aus dem Blut und entsorgen sie mit dem Urin. Im Blut befindliche Eiweiße, zum Beispiel Albumine und Globuline, halten die Nieren fast vollständig zurück: Zu große Proteine passen nicht durch den "Filter", kleinere Eiweiße werden dem Körper nach dem Filtern wieder zugeführt.

Unter bestimmten Umständen funktioniert die Filterfunktion der Nieren aber nicht mehr richtig. Dann werden übermäßig viele Eiweiße im Urin ausgeschieden – allgemein bezeichnet man dies als Proteinurie.

Die Eiweiße, die eine geschädigte Niere als erstes durchlässt, sind Albumine. Der Grund: Das Gewicht eines Albuminmoleküls enspricht genau der Grenze, ab der Proteine in den Nieren nicht mehr gefilert werden. Die Albuminurie ist somit eine bestimmte Form der Proteinurie.

Je nachdem, wie viel Albumin die Nieren über den Urin ausscheiden, unterscheidet man zwischen

  • einer Mikroalbuminurie (30 bis 300 Milligramm Albumin pro Tag beziehungsweise 20 bis 200 Milligramm Albumin pro Liter Urin)
  • und einer Makroalbuminurie (mehr als 300 Milligramm Albumin pro Tag beziehungsweise mehr als 200 Milligramm Albumin pro Liter Urin).

Von einer Proteinurie spricht man, wenn im Urin innerhalb von 24 Stunden generell mehr als 150 Milligramm Eiweiß nachgewiesen werden.

Die Ursachen für eine Albuminurie sind vielfältig. Verschiedene Erkrankungen können zum Beispiel zu einer erhöhten Albuminkonzentration im Urin führen, wie etwa

  • Nierenerkrankungen,
  • Lebererkrankungen
  • oder Entzündungen.

Doch nicht immer steckt eine Krankheit dahinter: Auch schwere körperliche Anstrengung oder eine Schwangerschaft kommen als Ursache der Mikroalbuminurie in Betracht.

Wenn Ärzte in zwei von drei Urinproben im Abstand von mehreren Wochen eine erhöhte Albuminausscheidung im Urin feststellen, spricht man von einer dauerhaft anhaltenden Mikroalbuminurie. Vor allem Menschen mit Bluthochdruck oder Diabetes sind häufig von einer Mikroalbuminurie betroffen. Die Häufigkeit der Mikroalbuminurie nimmt mit Alter, Höhe des Blutdrucks und Dauer der Diabeteserkrankung zu.

Ohne Therapie geht eine Mikroalbuminurie nach durchschnittlich drei bis sieben Jahren in eine Makroalbuminurie über – meist infolge einer zunehmenden Schädigung der Nieren. Von einer Makroalbuminurie spricht man, wenn der Körper täglich mehr als 300 Milligramm Albumin über den Urin ausscheidet.

Wenn Ärzte eine Mikroalbuminurie früh genug feststellen, lässt sich das Fortschreiten in eine Makroalbuminurie mit gezielten Methoden aufhalten oder verlangsamen. Dazu gehören:

Daher ist es vor allem für Diabetiker wichtig, dass sie regelmäßig ihre Albuminkonzentration im Urin überprüfen lassen.